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Die Frisiavonen lateinisch Frisiavones Frisaves waren ein germanischer Stamm der im Rheindelta im Gebiet der heutigen niederlandischen Provinzen Zeeland Nordbrabant und Sudholland zur romischen Kaiserzeit siedelte Aufgrund des Namens werden sie den Frisii als ein Teil oder eine Gruppe dieser zugeordnet Cohortis Primae Frisavonum Centurio Valerius Vitalis Inschrift aus dem Kastell Melandra Derbyshire Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Kultur und Religion 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenName BearbeitenDer bei Plinius dem Alteren Naturalis historia 4 101 106 zuerst bezeugte Name in der Form Frisiavones mit n Stamm Variante Frisaevones 1 ist die mit Hilfe der germanischen schwachen Deklination gebildete Variante von Frisiavi diese gehort mit der suffixalen Erweiterung avo zum Namen der Frisii mit der Bedeutung die zu den Friesen Gehorenden von den Friesen abstammenden Das Suffix avo ist in keltischen Ethnonymen haufiger belegt wie bei Segus i avi sodass in Frisiavones wahrscheinlich eine hybride Fremdbenennung durch die keltischen Nachbarn vorliegt 2 Des Weiteren schliesst Gunter Neumann aus dem Beleg des Matronenbeinamen der matribus Frisavis paternis 3 dass das Ethnonym auch als ō Stamm in der Form Fris i avi prasent war Alexander Sitzmann und Friedrich E Grunzweig werten diesen einzigen Beleg fur einen ō Stamm kritischer und betonen die darin liegenden Unsicherheiten und Uberanstrengung Grundsatzlich weisen sie darauf hin dass das Suffix avo so weit verbreitet ist dass es moglich indogermanischen Ursprungs ist und keinesfalls ein Beleg fur keltisch oder germanisch sei noch eine Fremdbenennung vorliegt Des Weiteren weisen sie hin das entgegen avo in Frisi avon es das Suffix avon und ein n prasent sei und daher von diesem getrennt zu behandeln ist Sie konstruieren bei allen Unsicherheiten eine germanische Form Frisjawōniz 4 Geschichte BearbeitenDie Frisiavonen beschreibt Plinius Naturalis historia 4 101 106 als ein Volk der niederrheinischen Germanen das auf einer insula Frisiavones zwischen Waal und Vlie siedelte vermutlich um das heutige Colijnsplaat als Zentralort einer Civitas In einer Inschrift aus Bulla Regia werden die Frisiavonen in die Nachbarschaft Regione der Bataver und Tungerer gestellt 5 Diskussionsgegenstand in der Forschung zur Lokalisierung ist ob die Frisiavonen bei Plinius mit den Frisii minores die Tacitus Germania Kap 34 1 6 nennt identisch sind da insbesondere die Angaben von Plinius inkoherent wirken 7 Moglicherweise wurden die Frisiavonen in spatausgustaischer Zeit beziehungsweise unter Tiberius als Gruppe linksrheinisch angesiedelt 8 Die Frisiavonen werden nicht zu den Germani cisrhenani den Linksrheinischen Germanen gezahlt Historisch fassbar sind sie durch etliche inschriftliche Belege 9 Diese stammen mehrheitlich aus dem Kontext auxiliarer Militarangehoriger wie beispielsweise die Erwahnung des Ethnonyms im Beleg der Cohors I Frisiavonum siehe Bild 10 Die Frisii und mithin die Frisiavonen gelangten seit dem Drusischen Feldzug 12 v Chr zum Zweck der Ausbreitung des Einflussbereichs des Imperiums bis an die Elbmundung unter romische Abhangigkeit 11 In der Folge stellten die Frisiavonen wie andere Stamme in Niedergermanien unter anderen Bataver und Tungerer nach der Civilis Revolte Bataveraufstand 69 n Chr bis in die Spatantike militarische Kontingente bereit Als kleinerer ethnischer Verbund waren sie eine Klientelgruppe der bedeutend grosseren Stamme 12 In dieser Hinsicht wird der inschriftliche Name in spaterer Zeit ein militarischer Traditionsname als das diese Einheiten noch relevant aus Frisiavonen gebildet waren Kultur und Religion BearbeitenKulturelle und religiose Zeugnisse der Frisiavonen beziehungsweise in dem zugeordneten Siedlungsgebiet sind die zahlreichen Votivsteine fur die Gottin Nehalennia Die Inschriften der multinationalen Stifter zeugen von einer vielschichtigen kulturell ethnisch heterogenen germanisch keltischen und romanisierten Gesellschaft Der Hauptfundort der Weihesteine bei Colijnsplaat das inschriftlich belegte Ganuenta 13 zeigt neben einem religiosen Zentrum der Frisiavonen auch die Bedeutung als Hauptgottheit und Schutzgottheit der Civitas 14 Literatur BearbeitenQuellen C Plinius Secundus Naturalis historiae libri XXXVII Liber III IV C Plinius Secundus Naturkunde Lateinisch Deutsch Bucher 3 4 Geographie Europa Sammlung Tusculum Roderich Konig Hrsg Ubersetzung in Zusammenarbeit mit Gerhard Winkler 2 Auflage Artemis amp Winkler Verlag Dusseldorf Zurich 2002 ISBN 3 7608 1618 5 kostenpflichtig bei de Gruyter online Rudolf Much Die Germania des Tacitus 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Wolfgang Lange Hrsg unter Mitarbeit durch Herbert Jankuhn und Hans Fromm Universitatsverlag Carl Winter Heidelberg 1967 Gerhard Perl Tacitus Germania Lateinisch und Deutsch In Joachim Herrmann Hrsg Griechische und Lateinische Quellen zur Geschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1 Jahrtausends u Z Schriften und Quellen der Alten Welt 37 2 Akademie Verlag Berlin 1990 ISBN 3 05 000349 9 Forschungsliteraturen J E Bogaers Civitates und Civitas Hauptorte in der nordlichen Germania inferior In Bonner Jahrbucher 172 1972 S 311 339 Vollversion M C Galestin Frisii and Frisiavones In Palaeohistoria 49 50 2007 2008 S 687 708 Online Gunter Neumann Dieter Timpe Frisiavones In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 10 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015102 2 S 82 84 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Band I Teil 1 Textband Unter Mitarbeit von Wilibald Kraml Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1987 ISBN 3 7001 0931 8 S 292 293 Hermann Reichert Linksrheinische Germanen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 483 494 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Altgermanische Ethnonyme Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma Herausgegeben von Hermann Reichert Philologica Germanica 29 Fassbaender Wien 2008 ISBN 978 3 902575 07 4 S 134 136 Weblinks BearbeitenNamenbelege der Frisiavones im Katalog der RIB abgerufen am 20 Oktober 2014 Karte mit Lokalisierung der Frisiavonen und weiterer Stamme in der Gallia Belgica und Germania inferior www stilus nl Anmerkungen Bearbeiten CIL 6 3260 Gunter Neumann Frisiavones 1 Name In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 10 S 82 CIL 13 8633 Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Altgermanische Ethnonyme Fassbaender Wien 2008 S 134ff AE 1962 183 Tacitus Germania 34 1 Dieter Timpe Frisiavones 2 Geschichte In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 10 S 83 Anders Reinhard Wenskus Stammesbildung und Verfassung Die fruhmittelalterlichen Gentes 2 unveranderte Auflage Bohlau Koln Wien 1977 S 338 Harald von Petrikovits Germani Cisrhenani In Heinrich Beck Hrsg Germanenprobleme in heutiger Sicht Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 1 2 um ein Vorwort erweiterte Auflage de Gruyter Berlin New York 1999 ISBN 3 11 080031 4 S 95f 98 104 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Wien 1987 S 292f CIL 7 178 RIB 279 Klaus Peter Johne Die Romer an der Elbe Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch romischen Antike Akademie Verlag Berlin 2006 ISBN 3 05 003445 9 S 90f S 109 113 kostenpflichtig bei de Gruyter Carol van Driel Murray Ethnic Soldiers The Experience of the Lower Rhine Tribes In Thomas Grunewald Sandra Seibel Hrsg Kontinuitat und Diskontinuitat Germania inferior am Beginn und am Ende der romischen Herrschaft Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 35 de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017688 2 S 210 213 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter CIL 7 00068 RIB 109 AE 1973 380 Deae Neha le niae Gimio Ga nuent ae cons istens v otum s olvit l ibens m erito Wolfgang Spickermann Kultorganisation und Kultfunktionare im Gebiet der Colonia Ulpia Traiana In Thomas Grunewald Hrsg Germania inferior Besiedlung Gesellschaft und Wirtschaft an der Grenze der romisch germanischen Welt Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 28 de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016969 X S 214 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frisiavonen amp oldid 234361982