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Friedrich Wilhelm Spehr 2 November 1799 in Braunschweig 24 April 1833 ebenda war ein deutscher Mathematiker Geodat und Hochschullehrer Friedrich Wilhelm Spehr Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Geodatische Arbeiten 3 Mathematisches Werk 4 Bildungspolitisches Engagement 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSpehr war der alteste Sohn des Musikalienhandlers und verlegers Johann Peter Spehr Seine Mutter Luise geborene Fischer war die Tochter eines Beamten des Stiftes Gandersheim Sein jungerer Bruder war der Jurist und Historiker Ludwig Ferdinand Spehr Vom Vater zum Geschaftsnachfolger bestimmt musste er mit 14 Jahren das Gymnasium verlassen und eine Lehre als Tuchhandler beginnen Da Spehrs Interessen aber dem Bauwesen galten widersetzte er sich so dass der Vater gezwungen war ihn aus der Lehre zu nehmen und ihn schliesslich in das eigene Geschaft ubernehmen musste 1 Da der Vater sich nicht von der Absicht abbringen liess ihn zum Kaufmann auszubilden floh Spehr schliesslich nach Hamburg um sich dort nach Amerika einzuschiffen Er offenbarte sich aber dem Schiffskapitan der ihn uberzeugte reuig nach Hause zuruckzukehren Der erzurnte Vater liess sich aber nach Spehrs Ruckkehr uberzeugen seinem Sohn seinen Willen zu lassen 2 Spehr bereitete sich zunachst bei Baukommissar Kahnt gemeinsam mit seinem spateren Schwager Carl Theodor Ottmer auf das Studium vor und setzte die Vorbereitung ab 1817 am Collegium Carolinum fort Dort entdeckte er sein mathematisches Interesse so dass er ab 1819 ein Studium in Gottingen aufnahm wo Carl Friedrich Gauss Karl Ludwig Harding Tobias Mayer und Bernhard Friedrich Thibaut seine Lehrer waren 1 1822 kehrte er nach Braunschweig zuruck und setzte seine Studien als Privatgelehrter fort 1824 promovierte er bei Carl Friedrich Gauss 3 Anschliessend hatte er Schwierigkeiten eine adaquate Anstellung zu finden und uberlegte ins Ausland zu gehen Durch Vermittlung Thibauts wurde er 1825 als Lehrer und 1827 als ausserordentlicher Professor fur Mathematik ans Collegium Carolinum nach Braunschweig berufen Von 1828 bis 1833 leitete er eine Triangulation des Herzogtums Braunschweig 4 Spehr engagierte sich sowohl hochschulpolitisch 5 als auch literarisch zum Beispiel wurden Gedichte von ihm im Dresdner Abendblatt veroffentlicht 1 Am 15 Juli 1827 schloss er eine Neigungsheirat mit Johanne Juliane Louise Ottmer der Tochter eines Braunschweiger Arztes Die Ehe verlief aber unglucklich und wurde 1832 durch landesherrliche Machtvollkommenheit wieder aufgelost nachdem ein Scheidungsgericht zuvor keinen rechtlichen Grund feststellen konnte 2 Spehrs Gesundheit war durch sein privates Ungluck und die Strapazen der von ihm durchgefuhrten Vermessungsarbeiten geschwacht 1 so dass er bereits mit 34 an einem plotzlichen Schlaganfall verstarb Geodatische Arbeiten BearbeitenSchon wahrend seines Studiums beschaftigte sich Spehr mit Geodasie und Kartographie Im Verlag seines Vaters erschienen zahlreiche kartographische Arbeiten z B 1820 eine Karte des Herzogtums Braunschweig im Massstab 1 280 000 6 Spehr unterbreitete gemeinsam mit dem Kreiseinnehmer Heinemann am 22 August 1828 dem Herzogtum ein Gutachten das eine exakte Vermessung als sehr vorteilhaft darstellte Die Kosten wurden auf 4725 Thaler geschatzt und Spehr bot sich fur die Durchfuhrung an Bereits am 9 Oktober 1828 wurde das Vorhaben bewilligt 4 Ziel der von ihm geleiteten Commission zur Berichtigung der Gerlach schen Spezialkarte 7 des Herzogthums Braunschweig war die Erstellung einer topographischen Karte im Massstab 1 50 000 Ausserdem gehorten noch Oberst von Wachholtz Wegebau Inspektor Glahn Hofjagermeister Graf von Veltheim Cammerrath von Amsberg und Landessyndikus Pricelius dem Gremium an Spehr ubernahm die Ausfuhrung der Vermessung wofur ihm noch zwei Offiziere und Gehilfen zugeteilt wurden Er begann umgehend mit der Errichtung der notwendigen Signale fur die Messpunkte so dass im Sommer 1829 mit der Vermessung begonnen werden konnte Insbesondere sollten Messpunkte und Daten von Gauss und einer Hannoveraner Triangulation zu Hilfe genommen werden Zur Minimierung von Fehlern wird die Methode der kleinsten Fehlerquadrate angewendet 4 Die Vermessung und die Berechnungen des nicht optimal konfigurierten Netzes gingen trotz Unterstutzung von Gauss insbesondere durch Uberlassung von Messdaten der Uberprufung der Genauigkeit von Messungen oder praktischen Ratschlagen zu Vermessungsinstrumenten 8 nur muhsam voran unter anderem auch wegen widriger Wetterbedingungen Im Sommer 1830 musste eine Nachbewilligung von 1800 Thalern beantragt werden Durch fortwahrende Verzogerung insbesondere durch den sich verschlechternden Gesundheitszustand Spehrs kam es zu Spannungen innerhalb der Kommission Auch personliche Abneigungen konnen dabei eine Rolle gespielt haben 9 denn der rasche Aufstieg Spehrs hatte ihm Neider und Feinde beschert und auch Spehrs Charakter insbesondere seine die Schranken des Umgangs ubertretende Geradheit 1 mag dazu beigetragen haben Schliesslich wurde Spehr im Marz 1832 gezwungen einen Statusbericht zu liefern Er berichtete dass die Vermessungen weitgehend abgeschlossen seien allerdings verzogerte sich die Lieferung der Messdaten an die Kartographen immer wieder bis das Unternehmen durch Spehrs Tod ganzlich in Frage gestellt wurde 4 Schliesslich kamen Zweifel an der Genauigkeit der zu Grunde gelegten Gerlachs chen Karte auf so dass 1835 die Arbeiten auch aufgrund einer Kostenschatzung von zusatzlichen 7900 Thalern bis zur Fertigstellung der Karte eingestellt wurden 9 Die Ergebnisse wurden im herzoglichen Planburo archiviert und nur 1857 noch einmal einer Durchsicht unterzogen Dabei ergab sich dass sich nur an zwei Messpunkten erhebliche Differenzen und Abweichungen zeigten Allerdings sah man von einer Fortfuhrung der Arbeiten ab da u a auch die Signale an den Messpunkten nicht mehr vorhanden waren 4 Mathematisches Werk BearbeitenSein mathematisches Hauptwerk ist seine Dissertationsschrift aus dem Bereich der Kombinatorik Vollstandiger Lehrbegriff der reinen Combinationslehre mit Anwendungen derselben auf Analysis und Wahrscheinlichkeitsrechnung 10 Diese Arbeit brachte ihm hohe Anerkennung ein und machte ihn zu einem der fuhrenden Kombinatoriker im deutschen Sprachraum 1 Auch uber die Analysis schrieb er ein umfangreiches Werk 11 das aufgrund seines fruhen Todes unvollendet blieb Bildungspolitisches Engagement BearbeitenAls Spehr 1825 Lehrer am Collegium Carolinum wurde diente diese vorwiegend der Ausbildung von hoheren Beamten fur das Herzogtum Braunschweig und der Vorbereitung von Schulern auf ein Universitatsstudium Sie war selbst keine Universitat und stand in direkter Konkurrenz zu den Braunschweiger Gymnasien Vorganger des heutigen Martino Katharineums Als 1825 der Sprachlehrer am Collegium Carolinum Dr August Brandes der Pastor Friedrich Mohle und der Buchhalter Friedrich Supke ein technisch ausgerichtetes Realgymnasium grundeten Vorganger der heutigen Neuen Oberschule das sehr starken Zulauf fand mussten die traditionellen Gymnasien um ihren Bestand furchten und auch die Immatrikulationen am Collegium Carolinum gingen zuruck Eine eilig einberufene Schulkommission unter Leitung von Gymnasialdirektor Friedeman und Magistratsdirektor Bode fuhrte 1828 zur Zusammenfassung der Gymnasien zu einem Gesamtgymnasium was den Druck auf das Collegium Carolinum weiter verscharfte 5 1831 unterbreitete Spehr in einer zunachst anonymen Veroffentlichung 12 einen Vorschlag zur Weiterentwicklung des Collegiums Carolinum zu einem Polytechnischen Institut der kontrovers diskutiert aber zunachst nicht umgesetzt wurde Spehr war seiner Zeit weit voraus erst im Jahr 1862 wurden mit der Umwandlung des Collegium Carolinum in eine Polytechnische Schule wesentliche Teile des Spehrschen Vorschlags verwirklicht 5 Literatur BearbeitenMoritz Cantor Spehr Friedrich Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 96 Karl Gerke Spehr Friedrich Wilhelm In Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 S 213 Hans Martin Arnoldt Spehr Friedrich Wilhelm Prof Dr In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 575 576 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Friedrich Wilhelm Spehr In Neuer Nekrolog der Deutschen Band 11 Voigt Weimar 1835 S 311 318 Nr 134 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Moritz Cantor Spehr Friedrich Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 96 oder deutsche biographie de Karl Gerke Spehr Friedrich Wilhelm In Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 S 232 a b c d e B Pattenhausen Die Entwicklung des Vermessungswesens und der offiziellen Kartographie in Braunschweig Hofbuchdruckerei der Gebruder Janicke Hannover 1887 rzbl04 biblio etc tu bs de PDF rzbl04 biblio etc tu bs de Memento vom 1 Mai 2018 im Internet Archive a b c Helmuth Albrecht Zwischen Traditionalismus und Neuorientierung Der Weg des Braunschweiger Collegium Carolinum zur Polytechnischen Schule 1814 1862 In Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Jahrbuch Band 63 1982 S 53 88 archive org PDF Friedrich Wilhelm Spehr Topographische Charte vom Herzogthume Braunschweig Braunschweig 1820 kulturerbe niedersachsen de Hans Martin Arnoldt Kirsten Casimir Uwe Ohainski Hrsg Die Gerlachsche Karte des Furstentums Braunschweig Wolfenbuttel Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Nr 235 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 ISBN 3 7752 6035 8 Carl Friedrich Gauss 20 Sechs Briefe an Friedrich Wilhelm Spehr uber die Braunschweigische Landesvermessung 1828 1832 Vermessungen Braunschweigischer Punkte und Anschluss an benachbarte Dreiecke In Werke 12 Varia Atlas des Erdmagnetismus Dieterichsche Universitats Druckerei W Fr Kaestner Gottingen 1929 deutsche digitale bibliothek de a b Wolfgang Torge Geschichte der Geodasie in Deutschland W de Gruyter Berlin 2007 OCLC 5894466249 S 180 181 Friedrich Wilhelm Spehr Vollstandiger Lehrbegriff der reinen Combinationslehre mit Anwendungen derselben auf Analysis und Wahrscheinlichkeitsrechnung Braunschweig 1824 tu braunschweig de Friedrich Wilhelm Spehr Neue Principien des Fluentencalculs Enthaltend die Grundsatze der Differential und Variationsrechnung unabhangig von der gewohnlichen Fluxionsmethode von den Begriffen des unendlich Kleinen oder der verschwindenden Grossen von der Methode der Grenzen und der Functionenlehre zugleich als Lehrbuch dieser Wissenschaft dargestellt und mit Anwendungen auf analytische Geometrie und hohere Mechanik verbunden Band 1 Meyer Braunschweig 1824 Schreiben eines Braunschweigers an einen auswartigen Freund die Errichtung einer Universitat oder eines Polytechnischen Instituts in Braunschweig betreffend Braunschweig 1831 Normdaten Person GND 117482560 lobid OGND AKS VIAF 268569659 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spehr Friedrich WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Mathematiker Geodat und HochschullehrerGEBURTSDATUM 2 November 1799GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 24 April 1833STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Wilhelm Spehr amp oldid 235802374