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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum gleichnamigen Architekten in Hannover siehe Friedrich Hartjenstein Architekt Friedrich Hartjenstein genannt Fritz Hartjenstein 3 Juli 1905 in Peine 20 Oktober 1954 in Paris war im Zweiten Weltkrieg ein deutscher SS Obersturmbannfuhrer und Lagerkommandant der Konzentrationslager Auschwitz Birkenau und Natzweiler wofur er mehrfach zum Tode verurteilt wurde Leben BearbeitenHartjenstein Sohn eines Schusters arbeitete nach zehnjahrigem Schulbesuch ab 1921 fur vier Jahre als Knecht auf einem landwirtschaftlichen Gut Gleichzeitig studierte er in Hannover Landwirtschaft Ab Dezember 1926 leistete er als Berufssoldat bei der Reichswehr in einem Infanterieregiment zwolf Jahre Militardienst den er 1938 als Oberfeldwebel und Offizier der Reserve abschloss 1 Aus der Befurchtung heraus mit einem mittelmassigen Abschluss in ein ziviles Leben zuruckkehren zu mussen nahm Hartjenstein anschliessend eine Stelle als Ausbilder bei den SS Verfugungstruppen an Im Januar 1939 wechselte er zu den SS Totenkopfverbanden SS Nr 327 350 Zunachst war Hartjenstein dem II SS Totenkopfregiment Brandenburg in Oranienburg zugeteilt er stieg dort in wenigen Monaten zum Obersturmfuhrer auf und wurde danach im Aussenlager Wewelsburg einem Nebenlager des KZ Sachsenhausen als Fuhrer der Wachkompanie eingesetzt 2 Anfang Januar 1941 wechselte er zur SS Totenkopf Division Erst im Westen dann im Osten eingesetzt wurde er in der Kesselschlacht von Demjansk verwundet und im Anschluss im September 1942 in das KZ Auschwitz versetzt wo er als Sturmbannfuhrer den Wachsturmbann leitete 3 4 Arthur Liebehenschel der Nachfolger von Rudolf Hoss als Lagerkommandant berief Hartjenstein zum Fuhrer des zu diesem Zeitpunkt neben dem Stammlager noch selbstandigen Lagers Auschwitz Birkenau dessen Lagerkommandant Hartjenstein vom 22 November 1943 bis zum Mai 1944 war 5 Hartjenstein dem von Rudolf Hoss vorgeworfen wurde als Kommandant versagt zu haben wurde dann durch Josef Kramer ersetzt 3 In der Waffen SS stieg Hartjenstein 1944 bis zum SS Obersturmbannfuhrer auf 6 1944 wurde er als Nachfolger von Kramer zum Kommandanten des KZ Natzweiler ernannt das er bis Ende Februar 1945 leitete Nach der Verlegung des Stammlagers im November 1944 ins Neckartal nach Guttenbach Binau war er fur die ab September 1944 zusatzlich errichteten rechtsrheinischen Aussenlager rund um das KZ Neckarelz zustandig Unter Hartjensteins Fuhrung fanden in Natzweiler zahlreiche Hinrichtungen statt 4 Nach dem Ende seiner Tatigkeit als KZ Kommandant wechselte Hartjenstein in ein SS Ausbildungsregiment auf dem Truppenubungsplatz Putlos und vom 8 Marz bis zum 23 April 1945 in die Ausbildungsstatte der SS Panzertruppen in Bergen 2 Hartjensteins berufliche Biographie ist ein Beispiel fur die fortlaufende Rotation zwischen den Einheiten der Waffen SS und der Konzentrationslager SS Er ist auch ein Beispiel dafur dass auch hohere SS Range von Nicht Parteigenossen eingenommen werden konnten denn er schloss sich nicht der NSDAP an 4 Zwischen Januar 1944 und der Auflosung des Stammlagers Natzweiler Struthof stieg die Zahl der Hinrichtungen sprunghaft auf etwa 250 7 Fur funf davon wurde Hartjenstein nach dem Ende des Nationalsozialismus von alliierten Strafverfolgern verantwortlich gemacht Von einem britischen Militargericht in Wuppertal 29 Mai bis 1 Juni 1946 wurde er wegen Ermordung von vier britischen Widerstandskampferinnen zu lebenslanglicher Haft verurteilt Die vier Frauen die der Special Operations Executive angehorten und dem franzosischen Widerstand zuarbeiteten waren im Juni und November 1943 in Dijon und Paris verhaftet worden Nach einem Aufenthalt in einem Frauengefangnis in Karlsruhe wurden sie in das KZ Natzweiler Struthof uberstellt am 6 Juli 1944 durch Phenol Injektionen getotet und anschliessend im Krematorium verbrannt 8 Der verurteilte Hartjenstein wurde zunachst zu weiteren Verfahren in franzosische Haft uberstellt Von franzosischen Militargerichten in Rastatt 1947 und Metz 2 Juli 1954 wurde Hartjenstein dann zum Tode verurteilt 5 4 In einem Pariser Gefangnis starb er noch vor der Urteilsvollstreckung an einem Herzschlag 6 Literatur BearbeitenWaclaw Dlugoborski Franciszek Piper Hrsg Auschwitz 1940 1945 Studien zur Geschichte des Konzentrations und Vernichtungslagers Auschwitz Verlag Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Oswiecim 1999 5 Bande I Aufbau und Struktur des Lagers II Die Haftlinge Existenzbedingungen Arbeit und Tod III Vernichtung IV Widerstand V Epilog ISBN 83 85047 76 X Jurgen Guckel Heimkehr eines Auschwitz Kommandanten Wie Fritz Hartjenstein drei Todesurteile uberlebte Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2021 ISBN 978 3 525 31137 0 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 Karin Orth Die Konzentrationslager SS Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien ungek Ausg Munchen 2004 ISBN 3 423 34085 1 Tom Segev Die Soldaten des Bosen Zur Geschichte der KZ Kommandanten Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1995 ISBN 3 499 18826 0 Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Auschwitz in den Augen der SS Oswiecim 1998 ISBN 83 85047 35 2 Robert Steegmann Das Konzentrationslager Natzweiler Struthof und seine Aussenkommandos an Rhein und Neckar 1941 1945 Berlin 2010 ISBN 978 3 940938 58 9 Einzelnachweise Bearbeiten Tom Segev Die Soldaten des Bosen Zur Geschichte der KZ Kommandanten Reinbek bei Hamburg 1995 S 86 f a b Aleksander Lasik Die Organisationsstruktur des KL Auschwitz In Aleksander Lasik Franciszek Piper Piotr Setkiewicz Irena Strzelecka Auschwitz 1940 1945 Studien zur Geschichte des Konzentrations und Vernichtungslagers Auschwitz Band I Aufbau und Struktur des Lagers Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Oswiecim 1999 S 178 a b Karin Orth Die Konzentrationslager SS Munchen 2004 S 242 a b c d Robert Steegmann Das Konzentrationslager Natzweiler Struthof und seine Aussenkommandos an Rhein und Neckar 1941 1945 Berlin 2010 S 354 ff a b Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Auschwitz in den Augen der SS Oswiecim 1998 S 228 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 228 Robert Steegmann Das Konzentrationslager Natzweiler Struthof und seine Aussenkommandos an Rhein und Neckar 1941 1945 Berlin 2010 S 210 Vgl Anthony M Webb Ed Trial of Wolfgang Zeuss Magnus Wochner Emil Meier Peter Straub Fritz Hartjenstein Franz Berg Werner Rohde Emil Bruttel Kurt aus dem Bruch and Harberg The Natzweiler Trial London Edinburgh Glasgow 1949 Normdaten Person GND 123636027 lobid OGND AKS VIAF 57525651 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hartjenstein FriedrichALTERNATIVNAMEN Hartjenstein FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Lagerkommandant des KZ Auschwitz BirkenauGEBURTSDATUM 3 Juli 1905GEBURTSORT PeineSTERBEDATUM 20 Oktober 1954STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Hartjenstein amp oldid 229701143