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Friedrich Wilhelm Konrad Siegfried Engel 3 Januar 1909 in Warnau an der Havel 4 Februar 2006 in Hamburg war Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD von Genua In internationalen Medien wird er auch als Butcher of Genoa Schlachter von Genua bezeichnet Friedrich Engel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis 1945 1 2 Nachkriegszeit 1 3 Juristische Aufarbeitung und Nachleben 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis 1945 Bearbeiten Engel besuchte das Realgymnasium in Rathenow und absolvierte nach dem Abitur 1927 eine kaufmannische Lehre bei der Firma Busch Ab 1930 studierte er Germanistik Philosophie Geschichte und Leibesubungen an der Humboldt Universitat zu Berlin ab dem Wintersemester 1931 32 fur sechs Semester an der Universitat Innsbruck 1 Dort war er nach eigener Auskunft als NS Studentenfuhrer aktiv und trat am 20 Oktober 1932 in die NSDAP und die SA ein 2 Im Sommer 1934 promovierte Engel in Innsbruck im Fachbereich Philologie und wechselte anschliessend an die Christian Albrechts Universitat zu Kiel Ab 1936 war Engel Angehoriger des SD der SS Mitgliedsnummer 272 593 und wurde hauptamtlicher Referent fur Kultur im SD Abschnitt Nordwest in Hannover unter Joachim Joachim Mrugowsky spater wechselte er zum SD nach Hamburg Dort bestand er im Herbst 1939 das Referendarexamen fur den hoheren Schuldienst 1941 das Staatsexamen Zudem fungierte er ab dem Jahr 1937 38 auf Empfehlung Gustav Adolf Scheels als Bereichsfuhrer Nord im NS Studentenbund 3 Im Mai 1940 war Engel zeitweise beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Norwegen Walter Stahlecker stationiert Ab April 1941 war er schliesslich Leiter des Referats fur weltanschauliche Erziehung im Reichssicherheitshauptamt und Dozent an der Fuhrerschule der Sicherheitspolizei und des SD in Bernau bei Berlin Im weiteren Verlauf des Krieges stieg Engel bis zum Obersturmbannfuhrer 1945 und SD Chef von Genua auf Als Vergeltungsmassnahme nach einem Partisanenanschlag gegen ein Soldatenkasino in Genua bei dem funf oder sechs Angehorige der Wehrmacht getotet wurden befahl Engel am 19 Mai 1944 das Massaker am Turchino Pass bei dem 59 Insassen des Marassi Gefangnisses am Turchino Pass in Ligurien erschossen wurden 4 Engel erteilte zudem die Befehle fur das Massaker von Benedicta vom 3 bis 11 April 1944 mit 147 Opfern von Portofino am 2 und 3 Dezember 1944 mit 23 Opfern und von Cravasco am 23 Marz 1945 mit 20 Opfern 5 Im Januar 1945 wurde ihm das Kriegsverdienstkreuz I Klasse mit Schwertern verliehen 6 7 Nachkriegszeit Bearbeiten Engel geriet bei Kriegsende im April 1945 in Mailand in amerikanischer Gefangenschaft wobei er den Namen Friedrich Nagel verwendete 1947 gelang es ihm aus dem Camp King in Oberursel zu entkommen Im Jahr darauf war er wiederum unter dem Namen Friedrich Schottenberg als Holzfaller und Bademeister in Braunlage tatig 1949 wurde er Prokurist bei einer Holzimportfirma in Hamburg Auch in den folgenden Jahren blieb Engel von etwaigen Ermittlungen unbehelligt Auch mogliche Ermittlungen seitens Italien wurden jahrzehntelang nicht weiter verfolgt 1956 wurde in einem Briefwechsel zwischen Aussenminister Gaetano Martino und Verteidigungsminister Paolo Emilio Taviani beschlossen auf die Eroffnung von Prozessen gegen ehemalige Angehorige der Wehrmacht zu verzichten Auf diese Weise wollte man mogliche Verstimmungen mit der Bundesrepublik vermeiden da Deutschland wirtschaftlich und militarisch im Jahr zuvor hatte es im Zuge seiner Wiederbewaffnung die Bundeswehr gegrundet und war am 9 Mai der NATO beigetreten mit Italien verbunden war 1960 wurden auf Anordnung des damaligen Allgemeinen Militarstaatsanwaltes Enrico Santacroce zahlreiche Aktenbundel darunter Nachweise uber die Kriegsverbrechen von Engel im Palazzo Cesi provisorisch archiviert Eine Anzeige wahrend der 1960er Jahre blieb folgenlos da die Akten spurlos verschwunden waren Erst 1994 wurden sie zufallig im sogenannten Schrank der Schande wiederentdeckt Juristische Aufarbeitung und Nachleben Bearbeiten Nach Auswertung der Akten wurde Engel 1999 von einem italienischen Militargericht in Abwesenheit wegen 249 fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt 5 8 Daraufhin wurde Engel auch in Deutschland vor Gericht gestellt Er kommentierte die Vorwurfe mit den Worten Ja ich war daran beteiligt Es tut mir leid aber ich habe nichts zu bereuen Er habe Angst gehabt seinem Vorgesetzten zu widersprechen Das mit dem Fall befasste Landgericht Hamburg erkannte zwar an dass nach damaligem Kriegsvolkerrecht Geiselerschiessungen mit einer Repressalquote von 1 10 als Vergeltung fur todliche Partisanenangriffe gewohnheitsrechtlich erlaubt waren Engel habe aber die Erschiessung zu grausam durchfuhren lassen an einer Grube der Nachfolgende konnte die Erschiessung des Vorherigen mitanhoren und damit die sogenannte Humanitatsschranke verletzt Das Landgericht Hamburg verurteilte den 93 jahrigen Engel im Juli 2002 zu sieben Jahren Haft Wegen seines hohen Alters blieb Engel jedoch auf freiem Fuss Im Juni 2004 hob der Bundesgerichtshof das Urteil gegen den mittlerweile 95 jahrigen Engel auf dessen Revision hin auf weil das Mordmerkmal der Grausamkeit nicht ausreichend bewiesen sei Zugleich stellte der 5 Strafsenat das Verfahren ein weil das hohe Alter von Engel und der lange Zeitablauf seit dem Tatgeschehen einen erneuten Prozess nicht zulassen wurden 9 Engel starb im Februar 2006 in Hamburg einen Monat nach seinem 97 Geburtstag Siehe auch BearbeitenZentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung nationalsozialistischer VerbrechenLiteratur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Engel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Dr Michael Greve Die bundesdeutsche Strafverfolgung von NS Verbrechen Prozess vor dem Bundesgerichtshof 5 StR 115 03 Pressemitteilung zum Urteil des BGH dort auch im Volltext 1 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe dazu Urteil Lfd Nr 920a des LG Hamburg vom 5 Juli 2002 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 7840155 Hans Christian Harten Weltanschauliche Schulung der SS und der Polizei im Nationalsozialismus Zusammenstellung personenbezogener Daten 2017 S 110 online aufrufbar Alte Manner spate Urteile In sueddeutsche de 15 April 2009 abgerufen am 13 Oktober 2018 a b IL CASO ENGEL LA SENTENZA DI CONDANNA ALL ERGASTOLO Gerichtsurteil im Fall Engel abgerufen am 21 Mai 2015 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 136 http www rbb online de kontraste ueber den tag hinaus diktaturen kriegsverbrecher in html Der Henker von Genua als Biedermann Der Spiegel Ingo von Munch Geschichte vor Gericht Der Fall Engel Ellert amp Richter Verlag Hamburg 2004 ISBN 3 8319 0144 9 Normdaten Person GND 129850853 lobid OGND AKS LCCN nr2004032538 VIAF 25694646 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Engel FriedrichALTERNATIVNAMEN Engel Friedrich Wilhelm Konrad Siegfried vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Mann KriegsverbrecherGEBURTSDATUM 3 Januar 1909GEBURTSORT Warnau an der Havel HavellandSTERBEDATUM 4 Februar 2006STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Engel SS Mitglied amp oldid 238848418