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Friedrich Berner 12 November 1904 in Zwickau 2 Marz 1945 bei Wronke im Landkreis Samter war ein deutscher Rontgenologe und SS Hauptsturmfuhrer Berner war als Leiter der Totungsanstalt Hadamar an den nationalsozialistischen Krankenmorden der Aktion T4 beteiligt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Sohn eines Frauenarztes besuchte Berner das Realgymnasium seiner Heimatstadt das er 1925 nach der Reifeprufung verliess Nach eigenen Angaben strebte Berner zunachst ein Ingenieurstudium an entschied sich aber dann auf Bitten seiner Eltern fur Medizin 1 Vom Sommersemester 1926 bis zum Wintersemester 1927 28 studierte er an der Universitat Rostock 2 1926 wurde er im Corps Vandalia Rostock aktiv 3 Als Inaktiver wechselte er an die Ludwig Maximilians Universitat Munchen und die Friedrichs Universitat Halle 1931 wurde er in Rostock zum Dr med promoviert 4 Im selben Jahr als Arzt approbiert wurde er Assistenzarzt bei dem Internisten Hans Curschmann im Universitatsklinikum Rostock Im September 1934 ging er an die Rontgenabteilung des Stadtischen Krankenhauses Erfurt Im Mai 1935 wechselte er an das Zentral Rontgeninstitut im Stadtischen Krankenhaus Mainz Nach der Facharztanerkennung als Rontgenologe arbeitete er ab September 1937 bei dem Radiologen Hans Holfelder an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Aus Berners 1933 geschlossener Ehe gingen drei Kinder hervor In der Zeit der Weimarer Republik war Berner Mitglied der Technischen Nothilfe und des Wehrwolfs eines rechtsgerichteten uberwiegend in Mitteldeutschland tatigen Wehrverbands Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten trat Berner zum 1 Mai 1933 der NSDAP Mitgliedsnummer 2 804 744 5 und der SA bei Fur die SA fuhrte er als Obertruppfuhrer zahlreiche Rontgenuntersuchungen durch Nach dem Rohm Putsch trat er im November 1934 in Erfurt von der SA zur Schutzstaffel uber Zunachst SS Anwarter wurde er am 26 August 1936 SS Mitglied Mitglieds Nr 276 832 im SS Abschnitt Rhein Am 1 Januar 1937 ubernahm er die Fuhrung des Sanitatssturms im SS Abschnitt Seit September 1939 SS Obersturmfuhrer war er spater Angehoriger des von Hans Holfelder gefuhrten Rontgensturmbanns beim SS Fuhrungshauptamt Ende August 1939 zur Luftwaffe Wehrmacht eingezogen nahm Berner am Westfeldzug teil zuletzt als Oberstabsarzt Am 30 April 1940 habilitierte er sich in Frankfurt 6 Nach der Probevorlesung wahrend eines Fronturlaubs im September 1940 wurde er am 21 Oktober zum Privatdozenten fur Radiologie ernannt Sein weiterer Verbleib bis Mitte 1941 ist unbekannt wahrscheinlich befand er sich weiter bei der Wehrmacht 7 Auf einer Liste der Zentraldienststelle T4 war Berner unter der Rubrik Arzte in den Anstalten vom 15 Mai 1941 bis zum 31 Dezember 1941 eingetragen 8 Von Mitte Juni bis zum Herbst 1941 war er Direktor und erster Vergasungsarzt in der Totungsanstalt Hadamar mit Hans Bodo Gorgass als seinem Stellvertreter und zweitem Vergasungsarzt Beide Arzte losten ihre Vorganger Ernst Baumhard und Gunther Hennecke ab die seit dem 13 Januar 1941 in Hadamar tatig waren und nach Differenzen mit dem T4 Organisator Viktor Brack im Sommer 1941 zur Kriegsmarine gingen Als wahrscheinlich gilt dass die Zentraldienststelle T4 von Friedrich Mennecke dem Direktor der Landesheilanstalt Eichberg oder von Fritz Bernotat dem Dezernenten fur Anstaltswesen des Bezirksverbandes Nassau auf Berner aufmerksam gemacht wurde 9 Nach Zeugenaussagen wurde Berner vor seiner Zeit in Hadamar in der Totungsanstalt Hartheim eingearbeitet 10 Auf Grund widerspruchlicher Zeugenaussagen ist unsicher ob Berner auch an der Selektion von KZ Haftlingen im KZ Buchenwald im Zuge der Aktion 14f13 beteiligt war 10 Wie alle T4 Arzte in den Totungsanstalten verwendete auch Berner einen Tarnnamen und unterschrieb im Schriftverkehr mit Dr Barth Nach spateren Aussagen des T4 Personals von Hadamar fiel er durch soldatisches Auftreten Betriebsappelle sowie ein insgesamt strenges Regiment auf So wurde das Personal zum Fruhsport kommandiert und bei den gemeinsamen Mahlzeiten wurden nationalsozialistische Kampflieder gesungen 11 Im August 1941 lud Berner das Personal der Totungsanstalt verpflichtend zu einer Jubilaumsfeier anlasslich des 10 000sten Vergasungstoten in Hadamar ein Die in zahlreichen Zeugenaussagen bestatigte 12 Jubilaumsfeier stellte laut dem Mitarbeiter der Hadamarer Gedenkstatte Peter Sandner den Gipfel des zynischen Umgangs mit dem morderischen Alltag 13 in Hadamar dar Einer der Angeklagten im Hadamarprozess wurde 1946 zu der Veranstaltung vernommen bei der auch Berner eine Ansprache hielt 13 und Musik gespielt wurde Dr Berner erklarte bei dem gemeinschaftlichen Mittagstisch es wurde heute der 10 000ste Tote verbrannt werden hierzu habe sich das gesamte Personal einzufinden Wir versammelten uns dann gegen Abend auf dem Flur im rechten Flugel wo jeder eine Flasche Bier empfing und von wo aus es dann in den Keller ging Dort war auf einer Bahre ein nackter mannlicher Toter mit einem grossen Wasserkopf aufgebahrt Auf Vorhalt erklare ich mit Bestimmtheit dass es ein wirklicher Toter und keine Papierleiche war Der Tote wurde von den Brennern auf eine Art Trog gelegt und in den Verbrennungsofen geschoben Hierzu hielt der Verwaltungsangestellte Markle der sich nach Art eines Geistlichen zurechtgemacht hatte eine Leichenpredigt 14 Nach der Hartheimer Statistik wurden vom Januar 1941 bis Ende August 1941 in Hadamar 10 072 Menschen getotet Damit wurde hier die hochste Zahl von Getoteten aller sechs Vergasungsanstalten erzielt also durchschnittlich 1 439 pro Monat Allein auf den Zeitraum in dem Berner die Vergasungsanstalt leitete entfielen 4 170 Opfer 15 Nach dem Stopp der Aktion T4 im August 1941 wurde Berner Ende 1941 von Curt Schmalenbach als Leiter der nicht mehr zur Vergasung genutzten Totungsanstalt Hadamar abgelost Ob Berner dann direkt nach Frankfurt zuruckkehrte oder zwischenzeitlich erneut bei der Wehrmacht war ist nicht sicher bekannt 16 In der zweiten Jahreshalfte 1942 hielt Berner in Vertretung Holfelders Vorlesungen an der Frankfurter Universitat ab September 1943 war er Assistenzarzt beim Universitats Rontgeninstitut des Stadtischen Krankenhauses Sachsenhausent Im Oktober 1943 wurde Berner stellvertretender Leiter des Rontgen Instituts Holfelders 17 Mit Wirkung vom 15 November 1944 wurde Berner von der Wehrmacht in die Waffen SS uberfuhrt Nach Angaben seiner Ehefrau galt Berner ab Februar 1945 als vermisst nach Informationen des Stadtischen Krankenhauses hielt er sich zuletzt im Raum Posen auf 18 wo er als Hauptsturmfuhrer beim SS Rontgensturmbann eingesetzt war 19 Nach der Befreiung wurde Berner auf Befehl der amerikanischen Militarregierung von der Stadt Frankfurt entlassen Berners Verbleib klarte sich im Januar 1950 durch eine Mitteilung der Deutschen Dienststelle WASt nach der er am 2 Marz 1945 bei Wronke gefallen war 20 Literatur BearbeitenUdo Benzenhofer Friedrich Berner Radiologe in Frankfurt leitender Arzt des NS Euthanasie Zentrums in Hadamar In Udo Benzenhofer Hrsg Mengele Hirt Holfelder Berner von Verschuer Kranz Frankfurter Universitatsmediziner der NS Zeit Klemm amp Olschlager Munster 2010 ISBN 978 3 932577 97 0 S 61 78 Ernst Klee Euthanasie im NS Staat 11 Auflage Fischer Taschenbuch Frankfurt Main 2004 ISBN 3 596 24326 2 Ernst Klee Friedrich Berner Eintrag in ders Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Aktualisierte Ausgabe Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 42 Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin Verlag Berlin 1997 ISBN 3 8270 0265 6 Peter Sandner Verwaltung des Krankenmordes Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus Psychosozial Verlag Giessen 2003 ISBN 3 89806 320 8 Gerhard Baader Johannes Cramer Bettina Winter Verlegt nach Hadamar Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen Kataloge Band 2 Kassel 1994 ISBN 3 89203 011 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Berner im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Lebenslauf in der Habilitationsakte vom 12 Januar 1940 siehe Benzenhofer Berner S 61 f Biografische Angaben auch bei Sandner Verwaltung S 726 Eintrag im Rostocker Matrikelportal Kosener Corpslisten 1996 183 521 Dissertation Untersuchungen uber die Reid Huntsche Reaktion bei Thyreosen vegetativ Nervosen und Ulcus Kranken Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 2641391 Habilitationsschrift Untersuchungen uber die Wirkungen von Rontgenstrahlen auf den Mineralstoffwechsel von Einzellern mit dem Ziel einen Bestrahlungsrhythmus zu finden der Kulturen von Einzellern in kurzer Zeit bei niedriger Gesamtstrahlmenge restlos vernichtet Zur Habilitation siehe Benzenhofer Berner S 64 ff Benzenhofer Berner S 66 Heidelberger Dokumente Gutachter Liste Faksimilie in Klee Euthanasie im NS Staat S 228 f Diese Einschatzung bei Sandner Verwaltung S 437 Zustimmend Benzenhofer Berner S 70 a b Benzenhofer Berner S 69 Alice Platen Hallermund Die Totung Geisteskranker in Deutschland Aus der Deutschen Arztekommission beim Amerikanischen Militargericht Frankfurt Main 1948 S 98 Siehe auch Benzenhofer Berner S 70 Siehe Sandner Verwaltung S 465 Fussnote 163 a b Sandner Verwaltung S 465 Aussage des Hadamarer Verwaltungsangestellten Maximilian Lindner vom 6 April 1946 zitiert bei Thomas Vormbaum Hrsg Euthanasie vor Gericht Die Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OLG Frankfurt M gegen Dr Werner Heyde u a vom 22 Mai 1962 Berliner Wissenschafts Verlag Berlin 2005 ISBN 3 8305 1047 0 S 698 Statistik in Ernst Klee Dokumente zur Euthanasie Fischer Taschenbuch Frankfurt Main 1985 ISBN 3 596 24327 0 S 232 233 Benzenhofer Berner S 72 Benzenhofer Berner S 73 Benzenhofer Berner S 74 Klee Personenlexikon S 42 Benzenhofer Berner S 75 Normdaten Person GND 133889513 lobid OGND AKS LCCN no2011197045 VIAF 30740852 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Berner FriedrichALTERNATIVNAMEN Dr Barth Deckname KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Hauptsturmfuhrer Vergasungsarzt in der Totungsanstalt HadamarGEBURTSDATUM 12 November 1904GEBURTSORT ZwickauSTERBEDATUM 2 Marz 1945STERBEORT Wronke Landkreis Samter Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Berner amp oldid 229317214