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Ernst Baumhard 3 Marz 1911 in Ammendorf bei Halle Saale 24 Juni 1943 im Atlantik bei U Booteinsatz war im Rahmen der Krankenmorde im Nationalsozialismus Vergasungsarzt in der NS Totungsanstalt Grafeneck und der NS Totungsanstalt Hadamar Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Studium 2 Bei der T4 Organisation 3 In den NS Totungsanstalten Grafeneck und Hadamar 4 Literatur 5 AnmerkungenHerkunft und Studium BearbeitenErnst Baumhard wurde am 3 Marz 1911 in Ammendorf bei Halle als Sohn eines Arztes geboren und studierte Medizin Als SA Mitglied besuchte er die SA Hochschulamtsschule Sandersleben Er gehorte dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund an beantragte dann am 10 Juni 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 069 270 1 1938 ubernahm er die Leitung der Fachschaft Medizin der NS Studentenfuhrung an der Universitat Halle Als einer der ersten Sieger beim Reichsberufswettkampf wurde Baumhard am 1 Mai 1938 Hitler personlich vorgestellt 1939 erhielt Baumhard seine Approbation und wurde nach Verteidigung seiner Dissertationsschrift Die Einwirkungen von Strohstaub auf den menschlichen Organismus und Massnahmen zur Verhutung von Schadigungen durch diesen Untersuchungsergebnisse aus der Crollwitzer Papierfabrik zum Dr med promoviert Bei der T4 Organisation BearbeitenAuf einer Gutachter Liste der Zentraldienststelle T4 ist Baumhard unter der Rubrik Arzte in den Anstalten ab dem 1 November 1939 als Angehoriger der T4 Organisation aufgefuhrt 2 Im Januar 1940 nahm er mit anderen T4 Arzten an der ersten Probevergasung von Kranken im alten Zuchthaus Brandenburg teil Zu den weiteren Teilnehmern zahlten unter anderem die Euthanasie Beauftragten Hitlers Karl Brandt Philipp Bouhler sowie Leonardo Conti der fur Gesundheitsfragen zustandige Staatssekretar des Reichsministeriums des Innern Der SS Sturmbannfuhrer vom Kriminaltechnischen Institut der Sicherheitspolizei Albert Widmann gab die Anweisungen fur die Arzte die die Totung der Patienten vornehmen sollten Durch ein Guckloch in der Ture zur Gaskammer konnten Wirkung und Dauer des Vergasungsprozesses beobachtet werden In den NS Totungsanstalten Grafeneck und Hadamar BearbeitenAb Anfang 1940 wurde Baumhard im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasie Programms im Nachkriegssprachgebrauch Aktion T4 zum stellvertretenden Vergasungsarzt der NS Totungsanstalt Grafeneck bestellt und ubernahm im April 1940 die Nachfolge von Horst Schumann als Leiter der Vergasungsanstalt Hier trat er im Schriftwechsel unter der Tarnbezeichnung Dr Jager auf Vom 26 Februar bis 4 Marz 1940 war Baumhard mit einer vom arztlichen Leiter der T4 Organisation Werner Heyde gefuhrten Arztekommission in der Anstalt Bedburg Hau und assistierte zusammen mit dem Leiter der Totungsanstalt Brandenburg Irmfried Eberl und Friedrich Mennecke bei der Selektion der Anstaltspatienten Etwa 350 bis 400 Kranke wurden daraufhin mit dem Zug nach Grafeneck verbracht und dort vergast Mit der Geheimhaltungspflicht wurde es in Grafeneck nicht immer so genau genommen So ist bekannt dass Baumhard den Leiter der Heilanstalt Winnenthal Obermedizinalrat Otto Gutekunst anlasslich des Abtransports seiner selektierten Patienten zu einer Besichtigung von Grafeneck eingeladen hatte Gutekunst sagte spater hierzu aus Ich hatte naturlich Interesse zu erfahren was dort oben vorgeht ich konnte mir ja nicht vorstellen wie die Totung der vielen Menschen vor sich gehen sollte Ich sagte ihm ich wurde kommen Der Arzt Baumhard d V zeigte mir eine Baracke mit Betten die wahrscheinlich nie benutzt wurden denn sie waren alle frisch uberzogen den Gasraum mit vorgeschutzter Brause die Verbrennungsofen und ausserdem sah ich in einem Nebenraum einen grossen Haufen Asche mit Knochenstucken Meiner Erinnerung nach verklopfte ein Angestellter von Grafeneck diese Knochenstucke gerade mit dem Hammer Nach meiner Ruckkehr sagte ich meinem Pfarrer Flachsland in Winnenden er moge bei einer etwaigen Beisetzung einer Urne aus Grafeneck nicht sagen ich gebe Deine Asche zu Asche sondern Ich gebe die Asche zu Asche um zu betonen dass es sich nicht um die Asche des Toten handelt 3 Eine ahnliche Einladung zur letzten Vergasung im Dezember 1940 richtete Baumhard auch an Dr Martha Fauser die Leiterin der als Zwischenanstalt genutzten Heil und Pflegeanstalt Zwiefalten 4 Am 4 Juni 1940 wurde die Oberpflegerin Anne Hagemeier unter mysteriosen Umstanden in Grafeneck erschossen Zu einer zweifelsfreien Aufklarung des Falles ist es nie gekommen Im Grafeneckverfahren gab eine der Trostbrief Schreiberinnen hierzu zu Protokoll Im Sommer 1940 als ich infolge der Gehirnerschutterung zu Bett lag es war am 4 Juni 1940 traf ein Transport ein bei dem sich ein Leprakranker befand dessen Gesicht nach Aussage der Pfleger schon angefressen war Der Leprakranke wurde alsbald von Dr Baumhard mit der Pistole erschossen um Ansteckung der Pfleger zu vermeiden Baumhard ordnete an dass alles stehenbleiben solle die Oberpflegerin Hagemeier aus dem Rheinland sprang aber noch auf die andere Seite und wurde von der Kugel todlich getroffen Dr Baumhard der es mir selber erzahlte war daruber sehr besturzt und ausser sich Er wollte sich das Leben nehmen 5 Nach Auflosung der NS Totungsanstalt Grafeneck zum Jahresende 1940 wechselte Baumhard zur NS Totungsanstalt Hadamar wo er als Direktor und erster Vergasungsarzt fungierte und den Tarnnamen Dr Moos verwendete Nach Differenzen mit dem T4 Organisator Viktor Brack gingen Baumhard sowie sein Stellvertreter Gunther Hennecke im Sommer 1941 zur Kriegsmarine Nach der Hartheimer Statistik wurden im Jahre 1940 in Grafeneck 9 839 und vom Januar 1941 bis Ende August 1941 in Hadamar 10 072 Menschen getotet Auf den Zeitraum in dem Baumhard in Hadamar war entfielen 6 262 Opfer 6 Baumhard fuhr ab dem 25 August 1941 bei der Kriegsmarine als Marinearzt und Sanitatsoffizier auf U Booten Bei einem solchen Einsatz fand er am 24 Juni 1943 den Tod auf U 449 Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt Main hinsichtlich seiner Tatigkeit in Grafeneck und Hadamar wurde im August 1946 mit dem Vermerk Mutmasslich verstorben eingestellt Literatur BearbeitenErnst Klee Euthanasie im NS Staat 11 Auflage Fischer Taschenbuch Frankfurt M 2004 ISBN 3 596 24326 2 Ernst Klee Ernst Baumhard Eintrag in ders Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Aktualisierte Ausgabe Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 12 Ernst Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin Berlin Verlag 1997 ISBN 3 8270 0265 6 Peter Sandner Verwaltung des Krankenmordes Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus Giessen 2003 ISBN 3 89806 320 8 Verlegt nach Hadamar Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen Kataloge Band 2 Kassel 1994 ISBN 3 89203 011 1 Anmerkungen Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 1230938 Heidelberger Dokumente Gutachter Liste Faksimilie in Klee Euthanasie im NS Staat S 228 229 Aussage Dr Gutekunst am 23 April 1948 Staatsanwaltschaft Tubingen Grafeneckprozess Ks 6 49 zitiert nach Klee Euthanasie im NS Staat Seite 164 Aussage Dr Fauser am 27 Januar 1948 Staatsanwaltschaft Tubingen Grafeneckprozess Ks 6 49 zitiert nach Klee Euthanasie im NS Staat Seite 292 Aussage der T4 Burokraft vom 11 November 1947 Staatsanwaltschaft Tubingen Grafeneckprozess Ks 6 49 zitiert nach Klee Euthanasie im NS Staat Seite 194 195 Die betreffende Schreibkraft verlobte sich spater im November 1940 mit Baumhard Statistik in Klee Dokumente zur Euthanasie S 232 233Normdaten Person GND 133889173 lobid OGND AKS VIAF 25806221 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baumhard ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Totungsarzt der Aktion T4GEBURTSDATUM 3 Marz 1911GEBURTSORT AmmendorfSTERBEDATUM 24 Juni 1943STERBEORT bei der Versenkung eines U Boots Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Baumhard amp oldid 227878356