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Der Plan Freycinet auch Freycinetplan offiziell Loi qui classe 181 lignes de chemin de fer dans le reseau des chemins de fer d interet general 17 juillet 1879 war ein in Frankreich 1879 erlassenes Gesetz zur Forderung des Eisenbahnbaus Normalspuriger Streckenbau in Frankreich 1840 bis 1930 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 orange elektrifiziert 1930 orange elektrifiziert Vorangetrieben wurde diese Initiative in seinen Anfangsjahren des Berufspolitikers Charles de Freycinet der 44 Jahre im Senat spater langjahrig Ministerprasident sowie Minister fur verschiedene Ressorts war Im zweiten Jahr seiner Zugehorigkeit zum Senat berief ihn Premierminister Jules Dufaure als Minister fur offentliche Arbeiten und er war fur Verkehrsinfrastrukur vor allem die altbewehrten Verkehrstrager 1 S 4 Chausseen Wasserstrassen und die Eisenbahn zustandig Mithilfe seines langjahrigen und engen Vertrauten Leon Gambetta erlangte er einen gemeinsamen Gesprachstermin beim Finanzminister Leon Say 2 mit dem er die Grundlage fur einen Gesetzestext schuf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erste Entwicklung von Bahngesellschaften und strecken 1 2 Lokalbahngesetz 1 3 Voraussetzungen fur den Plan Freycinet 2 Der Plan 2 1 Beschlussfassung 2 2 Die Auswirkungen des Gesetzes 3 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der Eisenbahn in Frankreich Erste Entwicklung von Bahngesellschaften und strecken Bearbeiten Zu Beginn der 1860er Jahre gab es sechs grosse Eisenbahngesellschaften die alle in privater Hand waren Compagnie du chemin de fer de Paris a Orleans PO Compagnie des chemins de fer du Nord Nord Chemins de fer de l Est Est Chemins de fer de l Ouest Ouest Compagnie des chemins de fer de Paris a Lyon et a la Mediterranee PLM Compagnie des chemins de fer du Midi Midi Bereits 1857 waren die im Gesetz von 1842 definierten Strecken im Wesentlichen fertiggestellt Um Lucken im Netz zu schliessen Querverbindungen im zentralistischen Netz und Verbindungen zwischen den verschiedenen Gesellschaften zu schaffen wurde ein Gesetz erlassen dass diese Bautatigkeit erleichtern sollte Man sprach von einem Zweitnetz dass im Bau aufwandiger und im Betrieb teurer zu erhalten war Eine Zinsgarantie auf 50 Jahre half den Unternehmen ab 1859 diese Lasten zu stemmen Das sogenannte Altnetz Ancien reseau sollte zunachst helfen das Nouveau reseau zu finanzieren Begrundet wurde dies mit ihrer Zubringerfunktion die die Erstnetze erfullten Erst wenn dies nicht mehr gelang sollten staatliche Hilfen anspringen 1 S 8Trotzdem gab es noch weite Landstriche in denen uberhaupt keine Eisenbahn verkehrte nicht nur in dunn besiedelten Gegenden wie dem Zentralmassiv oder zwischen Grenoble und Nizza Die Departementrate der betroffenen Departements klagten diese ein wenigstens Lokalbahnen sollten ihnen zustehen und man furchtete Unruhen wie 1848 weil sie breite Bevolkerungsschichten betrafen 1 S 8 9 Von den vielen neu gegrundeten Transportunternehmen war in dieser Hinsicht keine Hilfe zu erwarten interessierten sie sich nur fur ertragreiche Strecken zu den Industrie und Handelszentren Wolkowitsch spricht von Hafen und Grossstadten nicht fur den Vieh und Getreidetransport Rein auf landwirtschaftlichen Transport ausgerichtete Planungen hat es nicht gegeben 3 Mittlerweile grundeten sich immer mehr Eisenbahngesellschaften die meist unterkapitalisiert waren Diesen Prozess hatte es etwa zehn Jahre zuvor schon auf den Britischen Inseln gegeben Die geplante und den Gemeinden und Departements versprochene Rentabilitat kam nicht zustande begonnene Streckenplanungen oder bauten mussten aufgegeben werden und kamen zum Erliegen Oft verzogerte sich die geplante Fertigstellung unter der Regie einer neuen Gesellschaft um ein Jahrzehnt oder kam uberhaupt nicht mehr zustande Der Unmut der Regionalregierungen in den Verwaltungsraten und Rathausern wuchs Lokalbahngesetz Bearbeiten nbsp Historisches Strassenschild bei Orly das die Strasse bezeichnet die spater zur Route nationale 1 bestimmt wurde nbsp Karikatur Simon Philipparts als Reiter unterschiedlichster Wirt schafts unternehmungen 16 April 1874 Entsprechend kam es 1865 zum Lokalbahngesetz Mit zunehmender Liberalisierung und dank eines uberhitzten Eisenbahngesellschaftsmarktes wahrend des Zweiten Kaiserreichs von der Britischen Insel her kommend sah sich die Regierung genotigt fehlendem Bedarf an Eisenbahninfrastruktur vor allem im agraischen und landlichen Raum mit einer Konjunkturhilfe zu begegnen Selbst wollte der Staat nicht unmittelbar in das Eisenbahngeschaft einsteigen weil er sich schon in zu vielen wirtschaftlichen Beteiligungen verpflichtet sah 4 Die Initiative dazu ging vom elsassischen Prafekten Stanislas Migneret 1809 1884 aus Es wurde definiert nach dem lokalen Interesse das fur eine Eisenbahnstrecke vorhanden ware und fusste auf dem Gesetz vom 21 Mai 1836 zum Unterhalt von Vizinalstrassen 5 mit dem 1859 erstmals dieses Bedurfniss befriedigt wurde Zunachst wurde es nur im Departement Bas Rhin recht erfolgreich angewendet was andere Departements auf den Plan rief die nach einer gesetzlichen Grundlage fragten um es ebenfalls anwenden zu konnen ohne selbst dafur langwierige Gesetze einleiten zu mussen Staatliche Untersuchungen waren die Grundlage fur den Gesetzestext der am 12 Juli 1865 verabschiedet wurde 6 Er ermoglichte den Departements und Gemeinden entweder selbst oder im Rahmen von Konzessionierungen und unter Kontrolle des Staates Eisenbahnstrecken von lokalem Interesse mit weniger strengen Auflagen zu bauen Diese Autonomie war sowohl technischer als auch finanzieller Natur was zu zahlreichen Missbrauchen fuhrte da die fehlenden Kontrollen der Finanzzuschusse der Spekulation Vorschub leistete Arbeiten wurden begonnen die Arbeiter und externe Dienstleistungen aber nicht bezahlt sondern stattdessen die Arbeiten aufgrund von technischen Hindernissen eingestellt die Gesellschaften gingen insolvent Inhalt des Gesetzes war ferner dass die Strecken nicht von grosser Lange sein sollten und topografische Hindernisse zu umgehen und nicht zu durchqueren hatten Schmalspur ware der Normalspur vorzuziehen wenn das Gelande zu komplex wurde Auch waren zweitrangige Gemeinden an das Netz der grossen Strecken anzuschliessen 1 S 11Trotz geringer zu erwartender Ertrage wuchs das Streckennetz sprunghaft Innerhalb von nur funf Jahren waren statt 1819 km 1875 schon 4368 km betriebsbereit Befordert wurde dies auch durch das 1867 erlassene Gesetz zu Gesellschaften mit beschranker Haftung das fur die Grundung lediglich die Anzahl von sieben Gesellschaftern bestimmte 4 Nach Francois Caron 1931 2014 war dies eine von 1868 bis 1876 dauernde kurze Phase in der franzosischen Eisenbahngeschichte vor der staatlichen Offensive im Kampf gegen das Monopol der grossen Gesellschaften also eine Art der Manifestation des wirtschaftlichen und sozialen Neoliberalismus in den letzten Jahren des Kaiserreichs 7 Ein schillerndes Beispiel dieses bourgeoisen Spekulantentums verkorperte der Belgier Simon Philippart 1826 1900 dem es 1869 gelang uber seine Aufnahme in den Aufsichtsrat der Bahngesellschaft Chemin de fer d Orleans a Rouen die Kontrolle uber die Gesellschaft zu erlangen um Konzessionen von Lokalbahnstrecken zu erwerben und damit den Eisenbahnmarkt zwischen Centre und der Normandie westlich Paris zu diktieren Er fuhrte die Gesellschaften gezielt in den Ruin und musste sich spater wegen Betruges vor Gericht verantworten 1 S 13Neben den vielen erfolgreichen Bauprojekten gab es also ebenso diejenigen auch durch dieses GmbH Gesetz begunstigt die zu reinen Spekulationsobjekten gerieten Ubrig blieben Gemeindeburger die sich bereits in der Vorfreude auf Bahnhofe und Zuge in ihren Gegenden und Kantonen gewogen hatten und nun mit aller Kraft auf die Erfullung der ihnen gemachten Versprechungen pochten So mussten Burgermeister Generalrate und Abgeordnete diesen Versprechungen nachkommen wollten sie nicht ihre politische Existenz auf das Spiel setzen 1 S 13 Voraussetzungen fur den Plan Freycinet Bearbeiten In den letzten 30 Jahren vor dem Plan Freycinet entwickelte sich die Landwirtschaft durch die neuen Transportmoglichkeiten zu einem saturierten Wirtschaftszweig Waren die Absatzmoglichkeiten landwirtschaftlicher Produkte um 1850 vorwiegend auf den lokalen Markt und Subsistenzwirtschaft beschrankt lasst sich das Ende dieses Zeitraums mit einer Nationalisierung des Absatzmarktes beschreiben Doch nicht nur die Absatzwege wurden deutlich verbessert auch die Bezugsmoglichkeiten von sich langsam industrialisierender Agrartechnik und diejenigen von Kalk und Dungemittel zur Bodenverbesserung und Wachstumsforderung spielten eine wichtige Rolle dies zumindest entlang der bis dahin fertig gestellten Eisenbahnstrecken Gab es beispielsweise 1852 im Land 60 000 Dreschmaschinen so wuchs deren Zahl bis 1882 auf das funffache Dies fuhrte zu einem merklichen landlichen Wohlstand 1 S 23 26 Beispiele fur Entfernungen zum nachsten Bahnhof 1873 nach R Beck 1 S 29 Ort Departement Einw kmChatillon sur Indre Indre 3600 47Tournon Saint Martin Indre 1500 37Le Blanc Indre 5800 30Loches Indre et Loire 5000 27 In allen Landesteilen gab es jedoch auch Regionen die nicht oder nur ungenugend an das Eisenbahnnetz angeschlossen waren Selbst wenn eine Strecke durch einen Landesteil fuhrte aber dort nicht hielt war dies eine umso grossere Benachteiligung fur die betroffene Gemeinde da die nachsten durch einen Bahnhof begunstigten Gemeinden gegenuber den vernachlassigten Orten besonders im Vorteil waren Nach Eugen Weber wurde so eine Schutzzone geschaffen innerhalb derer die kleinen traditionell landlichen Industrien wie Nagelschmieden Holzschuhmachereien Textilindustrien Kupferschmieden oder die kleinen Eisenhutten in Gegenden mit ein wenig Eisenerzvorkommen uberleben konnten 8 S 298Der Eisenbahnboom der in der Mitte des 19 Jahrhunderts eingesetzt hatte bescherte auch der Industrie einen enormen Aufschwung Machten um 1840 etwa ein Viertel aller produzierten Waren Industrieguter aus so waren es zwischen 1850 und 1880 etwa ein Drittel und um 1900 gar die Halfte 9 Daneben stieg kontinuierlich die Anzahl der Patente und 1860 war der Hohepunkt der Innovation Auch die Industriekonzentration stieg immer weiter an Besonders die Unternehmerfamilien De Wendel im Nordosten und Schneider Creusot im Zentrum haben nach Michael Erbe dieses Ziel idealtypisch verfolgt 10 Die Wachstumsraten waren dabei mit knapp 2 relativ gering weil sowohl im In als auch im Ausland die Nachfrage schwachelte Dazu trug wesentlich die Stahlproduktion bei vor allem der Schienenbau aber auch die Lokomotivproduktion waren rucklaufig Fehlende Nachfrage im Stahlsektor wirkte sich auch auf die Kohlenforderung aus Offensichtlich wurde diese Schwache zu spat erkannt denn erst 1877 beauftragte der Senat eine Kommission dieser Frage nachzugehen Der Protektionismus des Vereinigten Konigreichs mit seinen Dumpingpreisen fuhrte zum Verlust weiter Absatzmarkte in Italien und der Schweiz Die Klagen der Industrie wurden lauter und verschiedene regionale Handelskammern forderten Schutzzolle Billiger Transport mit der Bahn war noch immer nicht in alle Landesteile moglich Der Plan Freycinet wurde somit auch fur eine langsamer laufende Industrie entworfen Er war unter anderem dazu gedacht diese wieder anzukurbeln indem man einer der Spitzenindustrien der Stahlindustrie Auftragsspitzen gab und andere Industrien neue Markte im Inland erschloss 1 S 31 32Das Zustandekommen des Plan Freycinet ist neben den wirtschaftlichen Erfordernissen auch vor dem Hintergrund des Ausgangs des Deutsch Franzosischen Kriegs zu sehen Nach der Kapitulation herrschte zunachst konservative bis monarchische Gesinnung vor als Republikaner war man in einer deutlichen Minderheit Das politische Geschick und die Beliebtheit der Person Adolphe Thiers wendete diese Stimmung zugunsten der Republikaner Er verstand es als erster Staatsprasident der Dritten Republik seine Landsleute unter der Trikolore zu vereinen Bei der Frage der Reparationen konnte er durch die Aufnahme von Staatsanleihen uberaus erfolgreich die Franzosen dazu bewegen 5 Mrd Goldfranc zu zeichnen die dem Land schnell wieder wirtschaftlich auf die Beine halfen Dieses wachsende Krafteverhaltnis spiegelte sich auch bei den Nachwahlen am 2 Juli 1871 wider bei denen die Republikaner 102 der 114 Sitze erringen konnten Zur Pariser Weltausstellung 1878 schreib die Marseillaiser Zeitung Egalite Il y a un interet republicain a faire reussir l Exposition si l Exposition reussit aussi qu il faut qu elle reussisse la Republique est consolidee parce que la France est relevee et relevee par la Republique Et 1878 sera une grande annee pour la Republique Une annee decisive presque parce qu elle preparera 1880 Es gibt ein republikanisches Interesse am Erfolg der Ausstellung Wenn die Ausstellung so erfolgreich ist wie sie sein muss ist die Republik gefestigt denn Frankreich wird durch die Republik wieder aufgerichtet Und 1878 wird ein grosses Jahr fur die Republik sein Ein fast entscheidendes Jahr weil es das Jahr 1880 vorbereiten wird L Egalite 17 Januar 1878 1880 sollte die nachste Prasidentschaftswahl stattfinden Genau die in der Zeitung geausserte Meinung zur Weltausstellung wird bei den Architekten des Plan Freycinets auch vorgeherrscht haben Der Historiker Robert Beck schreibt dazu Die Wirtschaft ankurbeln dem Land neue Verkehrswege verschaffen die Grundlage fur einen neuen Wohlstand wurde dies nicht alles zum Ruhm der jungen Republik beitragen und deren Ansehen innerhalb der Bevolkerung erhohen 1 S 37 nbsp Karikatur Freycinets von Jean Baptiste Guth 1891Sowohl Jules Dufaure als auch Leon Gambetta rieten dem auf Wahlkampfreise gehenden Freycinet im Sommer 1878 er solle das Wahlvolk daran erinnern dass es vom Staat offentliche Bauten bekomme und daher ruhig und zuversichtlich in die Zukunft schauen Damit war das politische Konzept der Regierung umrissen innere Beruhigung des Landes und die Einrichtung einer Kommission die Listen aufstellen wurde welche Eisenbahnstrecken notwendig waren um die Infrastruktur zu verbessern Bereits seit 1876 arbeiteten drei Kommissionen des Senats bereits an dieser Aufstellung waren aber bisher am Finanzierungssystem und an den Tarifen gescheitert Abhilfe sollte nun ein Klassifizierungsgesetz schaffen welches dem Chaos im Eisenbahnbau ein Ende setzen und den notigen Ausbau des Netzes gewahrleisten sollte 1 S 39 41 Eine strikte Unterteilung in Normal und Lokalbahnen sowie die Auflistung der noch benotigten Strecken sollte den Bauvorhaben Vorschub leisten die Finanzierung sicherstellen und die Interessen der Bevolkerung befriedigen Der Fortschritt den die Regierung ankundige manifestiere sich fur jeden Dorfschullehrer mit jedem Bahnhof der in der nachsten Stadt gebaut wurde und so den Zugang zur weiten Welt ermogliche 8 S 306Der Plan BearbeitenFur Freycinet war der Gesetzesentwurf zum Eisenbahnbau die erste und wichtigste Aufgabe die er unmittelbar nach Regierungsbildung von Dufaure im Dezember 1876 zugewiesen bekam Erste Entwurfe bekamen im Laufe des Jahres 1877 Gesetzesrang und fuhrten am 2 Januar 1878 zur Einrichtung von sechs Regionalkommissionen die die zu bauenden Strecken definieren sollten Eine Woche spater trafen sich Freycinet Finanzminister Say und der Vorsitzende des Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer Gambetta um die Finanzierung mithilfe einer dreiprozentigen Rente zu beschliessen Die Behandlung von Hafen und Kanalen die ursprunglich ebenfalls in das Gesetz eingearbeitet werden sollte wurde fallengelassen 1 S 42Bis Ende Marz hatten die Regionalkommissionen ihre Arbeit beendet sodass Freycinet nach einer Uberarbeitung der Ergebnisse durch sein Ministerium am 4 Juni 1878 eine erste Vorlage des Gesetzesprojekts der Abgeordnetenkammer vorlegen konnte 154 neue und 53 ehemals als Lokalbahnen klassifizierte Strecken mit einer Gesamtlange von 8700 km wurden darin vorgeschlagen Die dafur berucksichtigten Kriterien waren ein militarischer Nutzen die direkte Verbindung zweier grosserer Eisenbahnstrecken der Anschluss eines Mittel oder Oberzentrums und die Verbindung aufgrund verwaltungstechnischer Grunde 11 Weitere 2900 km waren nach der Gesetzeslage von 1875 noch zu bauen und weitere 5400 km waren zwar bereits konzessioniert aber noch nicht gebaut oder in Betrieb sodass das Gesamtfranzosische Eisenbahnnetz eine Lange von 39 000 km haben wurde Im November 1878 fugte Freycinet noch einige Strecken hinzu sodass das Gesetz 163 neue und 64 ehemalige Lokalbahnstrecken umfasste mit einer Gesamtlange von 18 000 km Zwar wurden nicht alle Strecken rentabel werden dessen war sich Freycinet bewusst doch lag der Preis einer Tonne transportierter Ware auf der Strasse bei 30 ct pro Kilometer auf der Schiene nur bei 6 ct Fur die Industrie musste diese Rechnung uberzeugen und er wich damit wesentlich von der Kalkulation der Privatwirtschaftler seit 1830 ab die allein den Gewinn und die Dividende in Betracht zogen Der Staat dagegen ware mit seinen konzessionierten Strecken nicht gewinnorientiert aber bestrebt Voraussetzungen zu schaffen die ertragreiches Arbeiten ermoglichten War schon beim weniger ertragreichen Zweitnetz der Lokalstrecken die Interessenidentitat zwischen Staat lokaler Industrie und Gesellschaft infrage gestellt worden so wurde sie jetzt beim Drittnetz mit dem System der Zinsgarantie erneut aufgeworfen aber durch das Betonen der Bedeutung der Regionen neu beleuchtet Nach Freycinet koste ein Kilometer 200 000 FF der Generalrat der Ponts et Chaussees rechnete mit 250 000 FF Beschlussfassung Bearbeiten Nacheinander passierte der Gesetzentwurf die Abgeordnetenkammer und den Senat Die Komplexitat des Antrags und die personliche Verbundenheit vieler Abgeordneter liessen befurchten dass der Text zerredet wurde Tatsachlich kamen 205 Zusatzantrage zu dem Gesetzesentwurf zur Sprache Insbesondere wurde beantragt drei Kriterien bei der Zulassung von neuen Strecken zu berucksichtigen dergleichen Streckenfuhrung wie die neuen Nationalstrassen die Bewirtschaftung der gerade gegrundeten Staatsbahn ETAT und die Berucksichtigung internationaler Vorschriften zur Nutzung auch ins Ausland gehender Zuge Ein Pladoyer Freycinets erinnerte die Abgeordneten daran dass dieser Text sich von den gewohnlichen Eisenbahngesetzen unterscheide weil es einem grossen Teil der Bevolkerung wichtige Zukunftsperspektiven eroffne und warnte vor allzu vielen Anderungsantragen Er prognostizierte Wohlstand und Wachstum der franzosischen Wirtschaft und es lage in den Handen des Parlaments die den Bau und somit die Hohe der jahrlichen Ausgaben kontrollieren und den jeweiligen okonomischen Bedingungen anpassen konne ohne das Budget zu sehr zu strapazieren 1 S 44 46 Freycinet war vorsichtig genug um einige Sicherungen in das Gesetz einzubauen Es sollte keine vorgeschriebenen Fristen geben die Ausgaben wurden aus dem ausserordentlichen Haushalt bestritten der jedes Jahr neu verabschiedet werden musse und bei Bedarf angepasst werden konne Das Konzept sei kuhn in seiner Ausfuhrung aber vorsichtig und massvoll 12 Am 29 Marz 1879 stimmte die Abgeordnetenkammer dem Gesetz mit Handzeichen und ohne grosse Diskussion zu Vier Monate spater passierte das Gesetz auch den Senat Eingebracht wurde es durch die Eisenbahnkommission in Person von General und spateren Kriegsminister Jean Baptiste Billot In seiner Prasentation stellte er heraus wie unzureichend das franzosische Eisenbahnnetz in wirtschaftlicher und militarischer Hinsicht sei und das dies eine grosse Ungerechtigkeit fur die Nation darstelle Billot hatte jedoch nicht nur die Senatsmitglieder zu uberzeugen auch in den Reihen der Kommission gab es Gegner die es fur unnutz oder gar gefahrlich hielten Auch konne der Plan Freycinet in den kommenden Jahren zu einer grossen Belastung fur den Haushalt werden weil weder die Bauweise noch die Bewirtschaftungsform klar festgeschrieben sei Gerade darin sah die Mehrheit der Kommission aber einen entscheidenen Vorteil indem das Parlament je nach Gegebenheiten der Strecke die Bauerlaubnis erteilen konne Dies genau sei die Garantie dass der offentliche Haushalt nicht unter Druck gerate Im Unterschied zur Abgeorndetenkammer war die Diskussion im Senat weitaus lebhafter Grund dafur war vor allem dass dass dieser durch die Diskussionen ein Jahr zuvor mit dem sogenannten Rapport d Andigne der die Klassifizierung von mehr als sechseinhalb Tausend Bahnkilometern neu regeln sollte und dem Rapport Foucher de Careil der die Finanzierung kleinerer Bahngesellschaften regelte sensibilisiert war weil diese ebenfalls lebhaft bis kontrovers diskutiert worden waren Am 12 Juli 1879 nahm der Senat dieses Gesetz an in dem schliesslich 181 Strecken mit einer Lange von 8848 km genannt wurden 1 Die Bauausfuhrung musste vom Parlament mit einer Bauerlaubnis angefragt werden 2 Oberstes Gebot fur die Genehmigung war der militarische und okonomische Nutzen sowie die finanzielle Unterstutzung durch das Departement die Gemeinde oder einer privaten Interessengruppe 3 Die Finanzierungshilfe durch den Staat musste mit einem jahrlich neu zu bestimmenden Budget parlamentarische festgelegt werden 4 1 S 46 48 Die Auswirkungen des Gesetzes Bearbeiten In diesem ersten Jahr wurden 12 Baugenehmigungen erteilt 1880 waren es 20 ein Jahr spater 26 und 1882 12 Strecken Weil der Staat die Bauarbeiten selbst ausfuhren liess fehlten ihm schnell die Ingenieure die die Bauaufsicht zu fuhren hatten Nachwuchskrafte kamen trotz Anwerbemassnahmen fur die Ecole Polytechinique und Weiterbeschaftigung nach dem Erreichen des Ruhestands nicht so schnell nach Erfahrene Krafte fehlten jetzt auch fur andere Baumassnahmen Zudem erhohten sie die Ausgaben auch weil der Staat wie sich spater herausstellte nicht der beste Unternehmer war So verhandelte er beispielsweise mit Stahlunternehmen Fixpreise fur die Lieferung von Schienen die nach kurzer Zeit deutlich uber dem Marktpreis lagen Hinzu kamen Streckenplanungen die von der Wirtschaft als Spekulationsmodell angesehen wurden Dies fuhrte zu Spannungen auf dem Finanzmarkt Die Drei Prozent Rente war nicht mehr ausreichend zur Finanzierung Als Ausweg sah die Regierung ein Abkommen mit den Bahngesellschaften zu schliessen das diese mehr in die Finanzierung neuer Bahnprojekte einbinden sollte Dazu sollten die zu vergebenen Konzessionen als fest oder als eventual tituliert werden Dieses Abkommen von 1883 war nur ein kurzer Erfolg beschieden Die Bahngesellschaften konnten zwar weiter frei wirtschaften und damit ihre Monopolstellung verteidigen waren aber vermehrt staatlicher Kontrolle in Fragen der Tarifgestaltung Baukosten und Bewirtschaftung unterworfen Der Weg zur Verstaatlichung zur SNCF 1938 zeichnete sich ab 1 S 50 52Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o Robert Beck Der Plan Freycinet und die Provinzen Aspekte der infrastrukturellen Entwicklung der franzosischen Provinzen durch die Dritte Republik Peter Lang Frankfurt Main 1986 ISBN 3 8204 9791 9 Europaischer Geschichtskalender Band 22 C H Beck 1882 S 464 Maurice Wolkowitsch L economie regionale des transports dans le Centre et le Centre Ouest de la France Paris 1958 S 132 a b Alfred Picard Les chemins de fer francais Band 1 Rothschild Paris 1884 S 24 Rapport au Roi Sur L Execution Pendant L Annee 1837 de la Loi du 21 Mai 1836 Relative aux Chemins Vicinaux Paris 1838 Loi du 12 juillet 1865 relative aux chemins de fer d interet local Revue d histoire des chemins de fer S 24 25 Online 2002 ISSN 1775 4224 Francois Caron Histoire de l exploitation d un grand reseau La compagnie du chemin de fer du Nord 1846 1937 Paris 1973 S 197 a b Eugen Weber La fin des terroirs La modernisation de la France rurale 1870 1914 Fayard Paris 1983 ISBN 978 2 286 12748 0 Maurice Levy Leboyer La croissance economique en France au XIXe siecle In Annales Economies Societes Civilisations 23 Nr 4 1968 S 788 807 Michael Erbe Geschichte Frankreichs von der Grossen Revolution bis zur Dritten Republik Kohlhammer Stuttgart 1982 ISBN 3 17 007769 4 S 74 Alfred Picard Les chemins de fer francais Band 3 Rothschild Paris 1884 S 637 638 Julien Bouchet Charles de Freycinet ingenieur en republicanisme Les pratiques de pouvoir d un homme d Etat Bulletin de la SABIX 58 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plan Freycinet amp oldid 239599099