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Das Franziskanerkloster Kempen ist ein sakularisiertes Kloster in Kempen am unteren Niederrhein Es bestand von 1624 bis zu seiner Auflosung 1802 Das ehemalige Franziskanerkloster in Kempen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Erste Bauphase 1624 1640 1 3 Klosterkirche Kath Rektoratskirche St Katharina 1 4 Zweite Bauphase 1746 1748 2 Heutige Nutzung 3 Archaologie 4 Denkmalschutz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Grundungsgeschichte des Franziskanerklosters Kempen ist aus erhaltenen zeitgenossischen Chroniken detailliert bekannt Zu den wichtigsten Quellen hierzu zahlen die Stadtgeschichte des Johann Wilmius der selbst in die Grundung involviert war die Pfarrchronik Kempens im Kempener Stadtarchiv sowie die sogenannten Provinzannalen die mit dem Nachlass Binterims in die Dusseldorfer Universitatsbibliothek gelangten Das Stadtarchiv Duren 1 beherbergt daruber hinaus eine Chronik der Kolner Ordensprovinz welche mutmasslich von Pater Jakob Polius verfasst wurde 2 Vorgeschichte Bearbeiten Nach sporadischen Besuchen von Brudern des Franziskanerordens der strengen Observanz aus dem bereits 1488 gegrundeten Kloster im westfalischen Dorsten die zur Seelsorge an den Niederrhein kamen wurde 1624 ein eigenes Kloster in Kempen gegrundet Unterstutzt wurden die Observanten dabei von dem Kolner Erzbischof Ferdinand der mit Hilfe des Ordens die von ihm initiierte Gegenreformation am Niederrhein starken wollte Konkret wurden die Plane zur Klostergrundung in Kempen als im Februar 1624 der Schlossmacher Nikolaus Halver dem 1612 gegrundeten Venloer Franziskanerkloster sein Haus vermachte Den Venloer Ordensbrudern erschien das Gebaude in der Peterstrasse das an das Hospital grenzte jedoch zu klein fur einen Konvent und sie lehnten das Vermachtnis des Schlossmachers ab Auf Betreiben von Johann Wilmius einem bischoflichen Kommissar und Beichtvater Halvers und dem aus Kempen stammenden Franziskanerpater Edmundus Sylvius aus dem Bruhler Konvent wurde Kontakt zum Vikar des Franziskanerkloster Duren Henricus Laurentius hergestellt Dieser wurde am 8 Mai 1624 vom Generalkommissar der Observanten Joseph Bergaigne schriftlich beauftragt Kontakt zum Rat der Stadt Kempen aufzunehmen 3 Am 31 Mai 1624 erteilte Erzbischof Ferdinand offiziell die Genehmigung zu einer Klostergrundung in Kempen wobei Pater Laurentius gleichzeitig zum ersten Superior ernannt wurde 4 Laurentius bezog daraufhin mit einem weiteren Franziskaner Bruder Adam Lammersdorf das Halver Haus in der Peterstrasse Als vorlaufiges Gebetshaus stellte die Kirche den Brudern die Hospitalkapelle die Heilig Geist Kapelle am Buttermarkt zur Verfugung Erste Bauphase 1624 1640 Bearbeiten Auch Pater Laurentius war das Haus des Schmieds jedoch zu klein und fur die Bedurfnisse einer Ordensniederlassung ungeeignet Die Observanten verausserten das Haus in der Peterstrasse daher und erwarben aus dem Erlos und mit zusatzlichen Spendengeldern am 11 August 1624 fur 700 Taler den Katharienenhof ein geraumigeres Haus das der Abtei Gladbach gehorte Mit Hilfe weiterer Spendengelder und mit der finanziellen Unterstutzung des Kolner Erzbischofs wurde Baumeister Leonard Latom aus dem Marktflecken St Thonis dem heutigen Tonisvorst mit dem Bau eines Konvents beauftragt Bereits am 25 November 1625 dem Gedenktag der heiligen Katharina der Schutzpatronin des Klosters konnte mit dem Bau eines Oratoriums begonnen werden In einem zweiten Bauabschnitt wurden unter Baumeister Jodocus zwischen 1627 und 1630 weitere Klostergebaude errichtet Die finanziellen Mittel hierfur brachten die Observanten vornehmlich aus Vermachtnissen und Spenden wohlhabender Kleriker auf wie des Linner Pfarrers Friedrich Reinsch der den Bau mit mehr als 2000 Talern unterstutzte Am 14 Juli 1630 konnten die Observanten aus dem Katharienenhof in die neuen Konventsgebaude ziehen Ab 1631 folgte in einem dritten Bauabschnitt die Errichtung einer eigenen Klosterkirche die 1640 fertiggestellt wurde Damit endete die erste Klosterbauphase Neben den Konventsgebauden mit einem Kreuzgang und der Klosterkirche mit Sakristei gehorten zur Klosteranlage ein Kapitelsaal und ein Gastehaus Plane oder Zeichnungen dieses ersten Franziskaner Observanten Klosters in Kempen sind nicht uberkommen Informationen zum Aussehen des Konvents konnen nur archaologisch beigebracht werden Klosterkirche Kath Rektoratskirche St Katharina Bearbeiten nbsp Das Franziskanerkloster Kempen im Hintergrund die Paterskirche 2009 Nutzten die Ordensbruder zu Beginn ihrer Niederlassung in Kempen noch die Hospitalkapelle am Buttermarkt fur ihren Gottesdienst begannen sie 1631 mit dem Bau einer eigenen Klosterkirche der sogenannten Paterskirche Grundsteinlegung war der 20 Mai 1630 Durch kriegsbedingte Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung erfuhr der Bau mehrfache Verzogerungen 1638 wurden die Aussenarbeiten fertig sodass nach der Winterpause im Mai 1639 mit dem Innenausbau begonnen werden konnte Am 29 August 1640 weihte Kurfurst Franz Wilhelm von Wartenberg Furstbischof von Osnabruck die Klosterkirche Die Paterskirche ist eine einschiffige Hallenkirche mit einem langgestreckten Chor und Kreuzgewolben 1748 wurde sie im Stil des Barock umgebaut und durch Kurkolner Handwerker mit einer qualitatsvollen Ausstattung versehen Zum erhaltenen barocken Inventar gehort auch der prachtvolle Hochaltar der neben einer Marienfigur eine Skulptur der heiligen Katharina zeigt Beide Statuen stammen aus der Werkstatt der flamischen Maler und Bildhauerfamilie Quellinus Im Zuge der durch die Franzosen angeordneten Auflosung des Konvents im Jahre 1802 wurde auch die Klosterkirche sakularisiert Bereits zwei Jahre spater konnte das Gebaude als katholische Rektoratskirche St Katharina erneut konsekriert werden Zweite Bauphase 1746 1748 Bearbeiten In der Mitte des 18 Jahrhunderts befand sich die Bausubstanz der Klosteranlage in einem desolaten Zustand Bei einem Besuch Clemens Augusts I am 5 bis 11 August 1745 in Kempen sagte der Kurfurst finanzielle Unterstutzung fur eine Modernisierung der baufallig gewordenen Klostergebaude zu Nach einem Teilabriss erfolgte 1746 bis 1748 ein ganzlicher Neubau im Stil des Barock Verantwortlicher Baumeister war Hermann Bantes uber den nur sehr wenig bekannt ist 5 Zur Ausstattung des Klosters gehorten reichverzierte Stuckdecken die sich zum Teil noch im Erdgeschoss erhalten haben und in den Raumen des Kramer Museums zu sehen sind Heutige Nutzung BearbeitenNach der Sakularisation durch die Franzosen 1802 wurden die Klostergebaude erst als Lazarett spater als Schule Finanzamt und als Kreisverwaltung genutzt Zeitweise war hier das Gymnasium Thomaeum untergebracht Heute beherbergt es das stadtische Kramer Museum die Stadtbibliothek und das Thomas Archiv Im Thomas Archiv sind auch noch einige Bande aus der Bibliothek des Jacob Streidthoven vorhanden Der am 12 August 1627 verstorbene Streidthoven war Pastor in Kempen und Leiter des Hospitals Ihm kommt eine besondere Rolle bei der Finanzierung des ersten Klosterbaus zu So sammelte er taglich Spenden und stiftete sein gesamtes Privatvermogen Archaologie BearbeitenIm Zuge einer Umgestaltung des Klosterinnenhofs wurde 1987 im Zentrum des Hofs ein Einstiegsschacht entdeckt und archaologisch untersucht 6 Der Schacht fuhrte in einen 4 5 3 0 Meter grossen gemauerten Raum der von einem Tonnengewolbe uberdeckt ist Auf den unterirdischen Raum fuhren Tonrohre Die Funktion des Raums ist unklar Ein fehlender wasserdichter Boden lasst eine Interpretation als Zisterne vordergrundig nicht zu Denkbar ware auch dass es sich hierbei um einen Sickerschacht handelt Datiert wird das Bauwerk in die Phase des Klosterneubaus von 1746 48 Die Funde aus den archaologischen Untersuchungen befinden sich heute im stadtischen Kramer Museum und im Rheinischen Landesmuseum Bonn Denkmalschutz BearbeitenDer Bereich des Klosters ist ein Bodendenkmal nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmaler im Lande Nordrhein Westfalen Denkmalschutzgesetz DSchG 7 Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Literatur BearbeitenGeorg Dehio Ernst Gall Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen I Rheinland Deutscher Kunstverlag Munchen 1967 S 278 Elisabeth Friese Die Franziskaner in Kempen In Dies Hrsg Soli Deo gloria Das Museum fur Niederrheinische Sakralkunst in der Peterskirche Kempen Kulturforum Franziskanerkloster Kempen Kempen 2005 ISBN 3 89355 945 0 S 13 34 Nebst Beilage Liste der Guardiane und Monche im Kempener Franziskanerkloster sowie der Franziskaner aus Kempen Vera Lupkes Das ehemalige Franziskanerkloster in Kempen In Friedhelm Weinforth Hrsg Campunni Kempen Geschichte einer niederrheinischen Stadt Aufsatze Kreis Viersen Viersen 1993 ISBN 3 928441 16 7 S 421 442 Heinrich Hermann Roth Die Kloster der Franziskaner Rekollekten in der alten Erzdiozese Koln in Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein 94 1913 S 68 134 Ulrich Stevens Friedhelm Weinforth Stadt Kempen am Niederrhein Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz Rheinische Kunststatten Heft 44 Neuss 1989 ISBN 3 88094 645 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franziskanerkloster Kempen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv Duren Akte 34 Lupkes 1993 S 421f Stadtarchiv Duren Akte 34 Blatt 1 Stadtarchiv Kempen Sammlung Schuller Lupkes 1993 S 430 Bonner Jahrbucher Band 189 1989 S 431f Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmaler im Lande Nordrhein Westfalen Denkmalschutzgesetz DSchG 51 365555555556 6 4202777777778 Koordinaten 51 21 56 N 6 25 13 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franziskanerkloster Kempen amp oldid 235247682