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Der Flugelaltar von Schloss Tirol gilt als der alteste fast vollstandig erhaltene Flugelaltar des Alpenraums Er entstand 1370 72 fur die dem hl Pankratius geweihte Oberkapelle der landesfurstlichen Residenz Schloss Tirol bei Meran Der Altar ist ein Werk des Wiener Hofmalers Meister Konrad 1 Seine Hohe betragt 2 49 Meter Wenn die Flugel geoffnet sind ist er 2 79 Meter breit 2 Vorderansicht des Flugelaltars von Schloss TirolBis 1809 befand sich der Flugelaltar auf Schloss Tirol Seit 1942 steht der Altar dauerhaft im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck Als Meisterwerk gotischer Kunst und als Dokument der Tiroler Landesgeschichte wird der Flugelaltar von Schloss Tirol seit Februar 2017 im Ferdinandeum als umfassendes Forschungsprojekt in einem separaten Ausstellungsraum des Museums prasentiert 3 In der Oberkapelle von Schloss Tirol ersetzt eine von der Kunstlergruppe Unika aus Groden geschaffene originalgetreue Replik den historischen Flugelaltar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Altars 1 1 Kunstler und Herstellungszeit 1 2 19 Jahrhundert 1 3 20 Jahrhundert 2 Beschreibung 3 Forschungsprojekt 3 1 Grundlagen 3 2 Ziele des Forschungsprojekts 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte des Altars Bearbeiten nbsp Linke Flugelaussenseite Osterreichisches Wappen und Stifter Leopold III kniend mit seiner Frau nbsp Rechte Flugelaussenseite Tiroler Adler und Stifter Albrecht III kniend mit seiner FrauKunstler und Herstellungszeit Bearbeiten Entstanden ist der Altar in den Jahren 1370 72 Als sein Schopfer gilt der aus Wien stammende Hofmaler Meister Konrad der in dieser Zeit in Meran lebte und dort tatig war Urkundlich wird er erst von 1379 bis 1406 erwahnt zumeist als Konrad im Tiergarten 3 Anlass fur den Auftrag war das Ende eines Konflikts zwischen den damaligen Herrschern von Bayern und von Osterreich 1369 starb Margarete von Tirol genannt Maultasch In der Folge beendeten die Herzogtumer Bayern und Osterreich im Frieden von Scharding ihren Streit um die Landesherrschaft uber Tirol Somit war der Anspruch des Hauses Habsburg gesichert 4 Die beiden habsburgischen Bruder Herzog Albrecht III und Herzog Leopold III unternahmen 1370 eine gemeinsame Huldigungsreise nach Tirol und stifteten einen Altar als Dankesgabe Der Standort des Altars war symbolisch die Kapelle von Schloss Tirol des Stammsitzes und der Residenz der Grafen von Tirol 5 Dort diente er als Hausaltar und wurde moglicherweise auch als Feldaltar auf Kriegszugen mitgefuhrt 4 19 Jahrhundert Bearbeiten Bei einem Besuch auf Schloss Tirol im Jahr 1804 prasentierte der damalige Schlosshauptmannschaft Verwalter Johann Georg von Goldrainer Erzherzog Johann die beiden Flugel des Altars Der Erzherzog fand Gefallen an den biblischen Darstellungen Die heraldische Ruckseite war damals mit roter Farbe zugestrichen und wurde erst spater freigelegt 6 1809 als Tirol ein Teil Bayerns war uberliess Goldrainer die Gemalde dem Hochkommissar von Hormayr in Meran als Prasent an Erzherzog Johann als Beweis der Anhanglichkeit an das osterreichische Kaiserhaus 7 Wegen politischer Wirren konnte die Kiste mit den Altarflugeln nicht nach Wien gesandt werden sondern wurde von Bayern zuruckgehalten Erst 1813 erhielt Erzherzog Johann die Gemalde vom Maler Johann Anton Klapeer Am 4 August 1814 bedankte sich Erzherzog Johann bei Johann Georg von Goldrainer und kundigte eine Restaurierung an 7 Der Meraner Burgermeister Joseph Valentin Haller liess im Oktober 1826 die restlichen Teile des Flugelaltars an das neue Tirolische Nationalmuseum das Ferdinandeum in Innsbruck uberfuhren Er vermerkte dass der Altar bisher vernachlassigt worden sei Aus Wien gelangten die beiden Altarflugel 1827 als Geschenk des Erzherzogs an das Ferdinandeum In den damaligen Museumsraumen im k k Lyzealgebaude heute Universitatsstrasse wurde der Altar vermutlich fur kurze Zeit prasentiert 8 1828 verkaufte ihn der Vorstand des Museums an das Stift Wilten 9 Er schmuckte in der Folge die Kirche St Bartlma Erst 1938 gelangte er wieder ins Ferdinandeum Aus konservatorischen Grunden uberliess Abt Heinrich Schuler das Hauptstuck der Kunstsammlungen des Stiftes dem Museum 10 In den Kunstgeschichtlichen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum wird der Altar heute als Leihgabe des Stiftes Wilten gefuhrt nbsp Replikat des Altars in der Kapelle von Schloss Tirol20 Jahrhundert Bearbeiten Unter der Leitung des Konservators Gregor Hurst wurde der Altar ab 1939 in der Restaurierungsanstalt der Alten Pinakothek in Munchen restauriert Die Innenseiten waren bis dahin mit Olmalereien des 19 Jahrhunderts ubermalt Die Aussenseiten wurden erstmals freigelegt Als die Restaurierungsarbeiten im Mai 1942 abgeschlossen waren befurchtete man schwere Luftangriffe auf Munchen Der Konservator Hurst versicherte den Flugelaltar bei der Aachener und Munchener Feuer Versicherungs Gesellschaft Direktion fur die Ostmark Landesgeschaftsstelle Innsbruck auf 200 000 Reichsmark fur den Transport Am 30 Mai 1942 durfte der Rucktransport erfolgt sein 11 1978 sollte der Altar von Schloss Tirol fur eine Ausstellung uber Kaiser Karl IV auf die Nurnberger Burg entlehnt werden Der Restaurator des Bayerischen Nationalmuseums empfahl jedoch dem Abt von Wilten wegen konservatorischer Bedenken auf einen Transport zu verzichten Auch weitere Standortwechsel kamen gemass der Neufassung des Leihvertrags zwischen dem Pramonstratenserstift und dem Museum nicht infrage 11 So verblieb der Altar auch uber das Tiroler Gedenkjahr 1984 hinaus als der Landeshauptmann Eduard Wallnofer eine Ubergabe an das Land Sudtirol prufen liess in Innsbruck Der Direktor des Ferdinandeums teilte mit Die Bedeutung des Altares ergibt sich daraus dass er von den Habsburgern 1370 72 zum Dank fur die Erwerbung des ganzen Tirols nicht nur Sudtirols gestiftet wurde Er ist ein historisches und kunstlerisches Dokument ersten Ranges Die gleichzeitige Urkunde der Erwerbung Tirols befindet sich schliesslich auch im Tiroler Landesarchiv Es ist undenkbar dass das Bundesdenkmalamt das uber diese Kunstobjekte zu verfugen hat und bei geringfugigen Kunstwerken eine Ausfuhr verbietet bei diesem zentralen Objekt eine Ausfuhr zustimmen wurde da es seine Glaubwurdigkeit verlieren wurde 12 Ebenso liess der Abt des Stiftes den Sudtiroler Kulturlandesrat Anton Zelger wissen dass er nicht bereit sei den Altar uber die Staatsgrenze nach Italien zu geben Nachdem eine Entlehnung des Altars auf Schloss Tirol zur gemeinsamen Tiroler Landesausstellung 1995 wiederum scheiterte finanzierte die Stiftung der Sudtiroler Sparkasse ab 1998 eine Kopie des Altares fur die Schlosskapelle 13 Beschreibung Bearbeiten nbsp Linker Altarflugel nbsp Rechter AltarflugelDer Altar zeigt in geoffnetem Zustand einen Marienzyklus beginnend mit der Verkundigung am linken Flugel oben 3 Der Zyklus setzt sich fort an den Nischenflugeln mit Szenen von der Heimsuchung und der Geburt Christi dann mit der Anbetung der Konige wieder am linken Flugel sowie abschliessend am rechten Flugel mit dem Tod und der Kronung der Muttergottes Es sind insgesamt sechs Altarbilder die das Leben Mariens erzahlen In den Wimpergen befinden sich die Brustbilder der Heiligen Katharina Ursula Margarete und Elisabeth In der leeren Mittelnische stand ursprunglich eine Skulptur die verloren gegangen ist Sie bildete das Zentrum des Flugelaltars Es wird angenommen dass es eine sitzende Madonna mit Kind war Auffallend sind auch kulturgeschichtliche Details wie zum Beispiel ein Apostel der sich beim Lesen eines Buches eine Nietbrille vor die Augen halt Die Darstellung dieser Sehhilfe gilt als eine der altesten in Europa Interessant sind ebenso die Ausschmuckungen der Szenenbilder Im Verkundigungsbild schwebt der Erzengel Gabriel mit Urkunde und Siegel hernieder und kundigt Maria die Geburt ihres Sohnes an hinter einer weissen Taube einherschwebend ist Jesus bereits als kleines Knablein sichtbar Die Bilder erzahlen detailreich vom profanen Leben der Menschen um 1370 Sichtbar sind zum Beispiel auch die Muster der damaligen Bettwasche Nach der Geburt Jesu ruht sich Maria mit entblosstem Oberkorper auf einer Liegestatt aus und stutzt ihr Haupt auf ein Kissen mit blau weiss kariertem Farbmuster Joseph macht oben am Bettende ein Schlafchen wahrend er beim Besuch der Konige am Fussende auf einem Hocker vor einem Herd sitzt und einen Brei fur die Wochnerin bereitet Bei geschlossenen Flugeln zeigt der Altar Maria und Johannes deren Klagegesten sich auf ein ursprunglich uber die Fuge gehangtes plastisches Kruzifix beziehen Zudem sind an den Flugelaussenseiten die Stifter und deren Wappen sowie Stifterfiguren dargestellt Die habsburgischen Herzoge Leopold III und Albrecht III mit ihren Gemahlinnen sind Hinweis auf die Entstehung des Altars im Zusammenhang mit der seit 1363 bestehenden Anbindung Tirols an das Haus Habsburg Der Tiroler Adler auf der rechten Flugelaussenseite ist eine der altesten farbigen Darstellungen des Tiroler Wappens Er diente als Vorbild fur das 1983 eingefuhrte Wappen des Landes Sudtirol 14 Forschungsprojekt Bearbeiten nbsp Maria Verkundigung nbsp Maria HeimsuchungGrundlagen Bearbeiten Im April 2016 initiierten die Tiroler Landesmuseen das Forschungsprojekt Flugelaltar von Schloss Tirol In Zusammenarbeit mit dem osterreichischen Bundesdenkmalamt sollen durch moderne kunsttechnologische Untersuchungsmethoden neue Erkenntnisse zur materiellen Zusammensetzung und Entstehungsgeschichte des Altars gewonnen werden 15 Eine gute Basis fur die wissenschaftlichen Arbeiten am und uber den Flugelaltar ist die bislang einzige umfassende Monografie zum Altar die 1948 von Vinzenz Oberhammer dem vormaligen Kustos des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum verfasst wurde 16 Bis zum Jahr 2010 befasste sich die Forschung vor allem mit den biblischen und liturgischen Aspekten des Altars seinem Bildprogramm und der wechselvollen Geschichte seiner Provenienz Die Erforschung des Altars geschieht in interdisziplinarer Zusammenarbeit von Historikern Kunsthistorikern Kunsttechnologen und Naturwissenschaftlern Ziele des Forschungsprojekts Bearbeiten Am Beginn des Forschungsprojekts stand zunachst im Fruhjahr 2016 die Bestandserfassung des Altars Die Wissenschaftler wollten herausfinden wie der Altar entstanden ist und was seine konstruktiven Elemente sind Dazu wurden Rontgenaufnahmen des Objekts angefertigt Im nachsten Schritt wurde ein 3D Modell des Altars erstellt Dabei zeigte sich dass das ganze Gebilde aus einer einfach genagelten Kiste ohne konstruktive Holzverbindungen besteht und dass die unteren Profilleisten an beiden Seitenflachen des Altarschreins spater hinzugefugt wurden In der nachsten Phase soll die Oberflache mittels UV sowie hochauflosender Infrarotaufnahmen untersucht werden um etwas uber die spezifische Maltechnik des Meisters zu erfahren Mit Stereomikroskop untersuchen die Wissenschaftler Farbschichten Vergoldungen Versilberungen und Punzierungen Ein Hauptanliegen ist es herauszufinden wie der Altar ursprunglich ausgesehen haben mag Als Abschluss ist ein Konzept zur Konservierung des sakralen Kunstwerks geplant nach dem der Altar restauriert und konserviert werden soll Fur diese Projektphase wollen sich die Fachleute bis 2022 Zeit nehmen 17 Bis es so weit ist will das Tiroler Landesmuseum die Besucher aber auch interessierte Wissenschaftler am Projektgeschehen teilhaben lassen In einem neu geschaffenen abgedunkelten Raum werden der Altar und die Arbeit an ihm prasentiert Der Flugelaltar steht frei im Raum und ist so beleuchtet dass er von allen Seiten betrachtet werden kann Literatur BearbeitenFranz Daxecker Brillendarstellungen in Tirol In das Fenster 58 1995 S 5601 5603 Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol In Veroffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 80 2000 Innsbruck 2000 S 57 66 zobodat at PDF Edith Frauscher Der Altar von Schloss Tirol Diplomarbeit am Institut fur Kunstgeschichte der Universitat Wien Wien 2005 Julia Hormann Thurn und Taxis Wolfgang Meighorner Mark Mersiowsky Der Altar von Schloss Tirol und seine Ruckseite Eine Miszelle zu neuen Forschungsaspekten In Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2011 StudienVerlag Innsbruck Wien Bozen 2011 ISBN 978 3 7065 5135 9 S 72 83 zobodat at PDF Helga Reichart Der Altar von Schloss Tirol Hauptzeugnis der spaten Trecento Malerei im Alpenraum In Der Schlern 86 Jahrgang Heft 1 Athesia Bozen 2012 S 42 55 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Altar of Tirol Castle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Blog zum Forschungsprojekt der Tiroler Landesmuseen Obere Kapelle von Schloss TirolEinzelnachweise Bearbeiten Highlights der Landesmuseen Altar von Schloss Tirol Nicht mehr online verfugbar Landesmuseen Osterreichs archiviert vom Original am 9 Marz 2016 abgerufen am 23 Juli 2017 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www landesmuseen at Helga Reichart Der Altar von Schloss Tirol S 42 a b c Altar von Schloss Tirol um 1370 73 Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum abgerufen am 24 Juli 2017 a b Helga Reichart Der Altar von Schloss Tirol S 45 Julia Hormann Thurn und Taxis Wolfgang Meighorner Mark Mersiowsky Der Altar von Schloss Tirol und seine Ruckseite S 73 Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 58 a b Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 59 Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 61 Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 64 Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 62 a b Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 63 Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 64 65 Gert Ammann Zur Geschichte der Provenienz des Altares von Schloss Tirol S 66 Autonome Provinz Bozen Sudtirol das Wappen Altar von Schloss Tirol das Projekt tiroler landesmuseen at abgerufen am 24 Juli 2017 Vinzenz Oberhammer Der Altar vom Schloss Tirol Tyroliaverlag Innsbruck Wien 1948 Altar von Schloss Tirol wieder im Ferdinandeum zu sehen findART abgerufen am 24 Juli 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flugelaltar von Schloss Tirol amp oldid 217661352