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Der Feuerstellenplatz von Triwalk befindet sich auf einer Anhohe ostlich von Triwalk in Lubow bei Wismar im Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg Vorpommern Dort fanden sich Spuren neolithischer Topferei und bronzezeitlicher Feuerkulte LageInhaltsverzeichnis 1 Kontext 2 Das Gelande 3 Die Feuerstellenreihen 4 Neolithikum 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseKontext BearbeitenIn Skandinavien und Norddeutschland sind die im Jahre 1906 erstmals erkannten Gargruben danisch Kokegroper schwedisch Kokgropar med Skarvsten englisch Pit Alignments 1 ein Phanomen der jungeren Bronze und der Eisenzeit Die neuere Forschung bezeichnet derartige Fundstellen als Kultfeuer 2 oder Feuerstellenplatze 1989 listet Sigrid Heidelk Schacht bereits 30 derartiger Platze in Mecklenburg Vorpommern und im Norden von Brandenburg und Sachsen Anhalt Zedau auf Bei den Platzen handelt sich um Ansammlungen gleichartiger Feuerstellen die fast immer in exponierter Lage und unmittelbarer Wassernahe angelegt wurden Sie liegen bisweilen in der Nahe bronzezeitlicher Graber jedoch stets abseits von Siedlungen Feuerstellen enthalten nur sehr selten Funde und sind obertagig kaum nachweisbar Das Gelande BearbeitenIn Jungmoranengebieten kommen Bodenarten wie Lehm und Sand auf kleinstem Raum vor Ein solches Vorkommen auf der an einen Bachlauf angrenzenden Kuppe bei Triwalk wurde lange als Sandgrube genutzt wobei im Jahre 1970 neolithische Funde geborgen wurden Bei der Trassengrabung fur die Bundesautobahn 20 bot sich die Gelegenheit Teile des Fundplatzes auszugraben Die Feuerstellenreihen BearbeitenIn Triwalk haben die Gruben durchschnittlich 30 cm Tiefe und einen Meter Durchmesser Sie sind mit schwarzer Branderde gefullt die hohe Anteile an Holzkohle und gegluhten Feldsteinen enthalt Unterhalb der Kuppe bei Triwalk lief quer uber die 60 m breite Grabungsflache eine ovale Reihe von Feuerstellen die in etwa einer Hohenlinie folgt Auch diese erwiesen sich als fundarm Von den 27 untersuchten Stellen enthielt nur die Halfte Fundmaterial Es bestand meist aus Feuersteinartefakten In wenigen Fallen wurde mittelneolithische Keramik angetroffen Anders als in Triwalk sind Kultfeuerplatze in der Regel nicht mit zeitgleichen Siedlungen vergesellschaftet Anhand der Keramik konnen hier drei benachbarte Gruben in den gleichen Zeithorizont datiert werden Zu dem Komplex gehort ein Ofen dessen steile Wande eine dunne verziegelte Lehmschicht aufweisen Die relativ geringen Hitzeeinwirkungen konnen darauf deuten dass er zum Brotbacken oder Dorren benutzt wurde Mangels anderer Deutungsmoglichkeiten werden Feuerstellenreihen als Ausdruck kultisch religioser Handlungen angesehen weshalb sie als Kultfeuer oder Feuerkultplatze bezeichnet werden Die Holzkohle aus den Feuerstellen von Triwalk wurde mittels der Radiokohlenstoffdatierung in die Spatbronzezeit um 850 v Chr datiert Neolithikum BearbeitenVor den Kultfeuerstellen der Bronzezeit befand sich auf der Kuppe und am bachseitigen Hang eine Siedlung der Trichterbecherkultur TBK Die exponierte Lage entspricht aber nicht dem Bild einer Siedlung der ersten Ackerbauernkultur die bevorzugt an Sudhangen auf leichten trockenen Boden angelegt wurde Bei den rund 180 Befunden handelt es sich meist um einfache Gruben die maximal eine Lange von etwa drei und eine Tiefe von einem Meter erreichen Aus ihnen stammen fast 37 000 Keramikscherben Unter den 19 000 Flintartefakten sind uber 700 Schaber Bohrer Feuerschlager zwei nahezu vollstandig erhaltene Meissel und zwei Scheibenmesser eine typische Gerateform des Mittelneolithikums Zwischen den Befunden liegen grosse Freiflachen auf denen die Standorte von Hausern zu erwarten waren die zum Bild einer Siedlung gehoren Das Bestreben auf ihnen Befunde aufzuspuren blieb jedoch erfolglos Eventuell fielen die Spuren im Lauf der Jahrtausende der Erosion zum Opfer Die Begrenzung durch eine Grubenreihe unterscheidet Triwalk zusatzlich von neolithischen Siedlungen in Mecklenburg Vorpommern Zum Nordosten hin ist das Areal durch eine Reihe runder Gruben abgegrenzt deren Verlauf der Hohenlinie folgt Die Gruben mit einem Durchmesser von rund 1 5 m und einer Tiefe von rund einem Meter zeigten im Gegensatz zu den ubrigen Befunden in Triwalk ein planvolles Bild In zwei der Gruben lagen fast vollstandige Gefasse Ihre Verfullung geschah oft in Schichten in die Lagen zerscherbter Keramik eingebettet waren Diese abgrenzende Grubenreihe erinnert an zeitgleiche Erdwerke deren Areal durch Grabensegmente umrissen wird Bei einer geophysikalischen Untersuchung stellte sich jedoch heraus dass sich dieser Gedanke nicht halten liess Eine Deutung als Vorratsgruben wurde vor allem wegen der Randlage verworfen Die Grubenreihe orientiert sich an einem Streifen relativ leichten Lehms mit teilweise hohem Sandanteil der als Rohmaterial fur die Topferei nutzbar war Es ist denkbar dass die Gruben ihre Entstehung der Gewinnung dieses Rohstoffes verdanken Das erklart allerdings nicht ihre regelmassige Anordnung und die Holzkohle Bleibt die Frage nach der Standortwahl Eine Erklarung konnen zwei eingetiefte Herdanlagen liefern Sie bestanden jeweils aus einer ovalen Brennkammer mit einer kleinen vorgelagerten Grube die Holzkohle enthielt Der untere Teil der Brennkammer war bei dem am besten erhaltenen Ofen noch intakt Aus dem Innenraum wurden die Einzelteile der eingesturzten Kuppel geborgen zahlreiche Bruchstucke verziegelten Lehms mit Flechtwerkabdrucken Die Ofen sind anhand der Keramik ins Nordische Mittelneolithikum zu datieren Die grosse Hitzeentwicklung und die verhaltnismassig kleine Brennkammer lassen an Brennofen fur Tongefasse denken Die aufwandig mit Leiterbandern hangenden oder stehenden Dreiecken oder Tannenzweigmustern verzierte Keramik der Siedlung ist gleichmassig gebrannt und teilweise von exzellenter Qualitat Vorwiegend handelt es sich um Trichterbecher aber auch Backteller Trichterschalen Henkelkannen und Amphoren sind vertreten Die Tonware ist typisch fur die Zeit um 3000 v Chr Siehe auch BearbeitenFeuerstellenplatz von Jarmen Feuerstellenplatz von Jesendorf Feuerstellenplatz von BotersenLiteratur BearbeitenDetlef Jantzen Topferei und Feuerkult Vom Leben auf der Anhohe bei Triwalk Lkr Nordwestmecklenburg In Uta Maria Meier Red Die Autobahn A20 Norddeutschlands langste Ausgrabung Archaologische Forschungen auf der Trasse zwischen Lubeck und Stettin Archaologie in Mecklenburg Vorpommern 4 2 unveranderte Auflage Archaologisches Landesmuseum und Landesamt fur Bodendenkmalpflege Mecklenburg Vorpommern Schwerin 2006 ISBN 3 935770 11 1 S 33 36 Einzelnachweise Bearbeiten Die erste in England datierbare Reihe erbrachte das uncalibrierte Datum 4360 50 BP also etwa 2900 v Chr Stephen Carter A radiocarbon dated pit alignment at North Straiton near Leuchars Fife In Tayside and Fife Archaeological Journal Bd 2 1996 ZDB ID 2664954 8 S 45 51 Digitalisat PDF 569 kB Sigrid Heidelk Schacht Jungbronzezeitliche und fruheisenzeitliche Kultfeuerplatze im Norden der DDR In Friedrich Schlette Dieter Kaufmann Hrsg Religion und Kult in ur und fruhgeschichtlicher Zeit 13 Tagung der Fachgruppe Ur und Fruhgeschichte vom 4 bis 6 November 1985 in Halle Saale Tagung der Fachgruppe Ur und Fruhgeschichte 13 Akademie Verlag Berlin 1989 ISBN 3 05 000662 5 S 229 240 53 872113888889 11 493483333333 Koordinaten 53 52 19 61 N 11 29 36 54 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feuerstellenplatz von Triwalk amp oldid 237321579