www.wikidata.de-de.nina.az
Klassifikation nach ICD 10K70 0 Alkoholische FettleberK76 0 Fettleber fettige Degeneration anderenorts nicht klassifiziertICD 10 online WHO Version 2019 Die Fettleber lateinisch Steatosis hepatis von altgriechisch stear stear deutsch Fett Talg und altgriechisch ἧpar hepar deutsch Leber ist eine haufige Erkrankung der Leber mit in der Regel reversibler Einlagerung von Fett Triglyceriden in die Leberzelle Hepatozyt in Form von Fettvakuolen z B durch Uberernahrung Hyperalimentation durch diverse genetisch bedingte Fettstoffwechselstorungen z B Abetalipoproteinamie Alkohol oder Medikamentenmissbrauch Toxine und andere Gifte Diabetes mellitus Schwangerschaft Eiweissmangel Leberstauung Leberteilentfernung oder auch Bypassoperationen die Teile des Dunndarms ausschalten 1 Lassen sich neben der Fettablagerung auch Zeichen einer Entzundung erhohte Leberwerte erhohte Transaminasen nachweisen spricht man von einer Fettleberhepatitis Steatohepatitis Eine Fettleber bleibt haufig lange Zeit unerkannt unter anderem weil sie keine Schmerzen verursacht Dann kann sie sich zu einer lebensbedrohlichen Leberzirrhose entwickeln in deren Verlauf es zu schwerwiegenden Komplikationen wie Aszites Varizenblutungen und hepatischer Enzephalopathie kommen kann Die hepatische Enzephalopathie gilt als Marker fur einen besonders drastischen Verlauf der Leberzirrhose 2 Durch die steigende Zahl von Menschen mit Adipositas und metabolischem Syndrom steigt die Bedeutung der Fettleberhepatitis NASH und ihrer Vorstufe der nicht alkoholischen Fettleberkrankheit NAFLD als Ursachen fur die Leberzirrhose stetig an Manche Prognosen sprechen von einer um bis zu 56 erhohten NASH Pravalenz fur China Frankreich Deutschland Italien Japan Spanien Grossbritannien und die Vereinigten Staaten bis zum Jahr 2030 3 4 Inhaltsverzeichnis 1 Pathophysiologie 2 Einteilung 3 Diagnostik 4 Therapie 5 Gewebe 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweisePathophysiologie BearbeitenDie Fettleber beruht auf einer Storung des Fettsaure und Triglyceridstoffwechsels der Leberzelle und kann daher unterschiedliche Ursachen haben Ein sehr grosser Teil der Fettlebererkrankungen beruht auf einem Missverhaltnis zwischen der Energiezufuhr durch Lebensmittel und dem Energieumsatz durch Bewegung welches zu einer positiven Energiebilanz fuhrt Uberschussige Energie speichert der Stoffwechsel als Korperfett u a eben auch an der Leber Aus diesem Grund werden Fettleber und Ubergewicht in Verbindung gebracht Haufig sind auch hereditare erbliche Stoffwechselstorungen bei denen die Bildung von Lipiden in der Leber und ihre Ausschleusung aus dem Organ gestort gesteigert oder vermindert sind Diese Steatosen aufgrund hereditarer Stoffwechselstorungen oder Enzymdefekte stehen in der Regel in keinem direkten Zusammenhang mit Ubergewicht oder Fehlernahrung 5 Dies gilt ebenso fur Leberverfettungen in Folge systemischer Erkrankungen wie bspw Morbus Wilson Hamochromatose und Abetalipoproteinamie und ahnliche Erkrankungen Bei normalgewichtigen Patienten mit einer Leberverfettung sollte daher stets nach einer zugrunde liegenden Erkrankung gesucht werden 6 Haufig sind Leberverfettungen bei Alkoholkrankheit Alkohol ist mit einem Brennwert von 29 7 kJ g 7 1 kcal g sehr energiereich Durch die Metabolisierung mit Hilfe des Enzyms Alkoholdehydrogenase ADH entsteht zunachst das Zwischenprodukt Acetaldehyd Dieses wird durch die Aldehyd Dehydrogenase 2 ALDH 2 zu Acetat verstoffwechselt welches wiederum unter Reaktion mit Coenzym A und ATP zu dem Energietrager Acetyl CoA reagieren kann Beim Abbau von Alkohol durch ADH wird NADH im Exzess produziert sodass der NADH NAD Quotient erhoht ist Das bedeutet dass gebildetes Acetyl CoA nicht abgebaut werden kann und fur die Fettsaurebildung v a in der Leber genutzt wird bei erhohten ATP Mengen in der Leber wird der Citratzyklus gehemmt Da das Acetaldehyd das Transportsystem fur Fette schadigt welche die Leber verlassen sollen konnen die Fette die Leber nicht verlassen Die Fettsauren werden zu Triglyceriden Fett verestert Diese bleiben in der Leber und es entsteht eine Fettleber Die Triglyceridkonzentration beim gesunden Menschen in der Leber betragt etwa 5 bei der Fettleber kann sie bis zu 50 betragen Diese Leberverfettung ist anfangs vollstandig reversibel und fuhrt nur mit der Zeit zu einer irreparablen Schadigung 7 Ihre Entwicklung im Zusammenhang mit anhaltenden oft chronischen Entzundungsreaktionen verlauft also haufig uber Jahre oder Jahrzehnte hinweg unbemerkt Ahnlich der physiologischen Wundheilung kommt es bei der reaktiven Fibrosierung zu einer Bindegewebsvermehrung und zu Regeneratknoten die bei kurzfristiger Schadigung innerhalb weniger Tage abheilen Bei persistierender Schadigung verandert sich jedoch die Lappchen und Gefassarchitektur bis die Leber vernarbt und somit zirrhotisch wird Ist dieser Prozess der Organdestrukturierung einmal abgeschlossen lasst er sich in der Regel nicht mehr umkehren man spricht von einer Leberzirrhose 8 Diese kann zu schweren Komplikationen wie Aszites Varizenblutungen und hepatischer Enzephalopathie fuhren Fettleber kann auch als Folge von chronischer Mangelernahrung beispielsweise Unterernahrung auftreten insofern auch bei Anorexie Aus Kohlenhydraten Abbaueinheiten der Kohlenhydrate Monosaccharide wie z B Glucose wird im Regelfall in der Leber Glykogen gebildet und gespeichert Dieses stellt Energie durch Glykogenolyse schnell bereit Sind die Kohlenhydratspeicher leer setzt die Glukoneogenese ein Dabei wird Glukose in Leber und Niere aus Nicht Kohlenhydratvorstufen synthetisiert z B glukoplastischen Aminosauren die vor allem bei Hunger aus abgebautem Muskelprotein gewonnen werden Wird infolge Mangelernahrung oder Hunger nicht genugend Eiweiss 0 8 g kg Korpergewicht taglich zugefuhrt kommt es zur Storung der Glukoneogenese weil die zur Fettverbrennung erforderliche Energie aus Muskel und Bindegewebszellen nicht ausreichend verfugbar ist Es kommt zur Ablagerung der nicht verstoffwechselten Fette Triglyceride an und in der Umgebung der Leber Durch eine Erhohung des Proteins SHBG kommt es zu einer Erhohung des Risikos fur Altersdiabetes 9 Einteilung Bearbeiten1 Einfache Fettleber 1 1 Nichtalkoholische Fettleber NAFLD Non alcoholic fatty liver disease 1 2 Alkoholische Fettleber AFLD Alcoholic fatty liver disease 2 Fettleberentzundung 2 1 Nichtalkoholische Fettleberentzundung NASH Nichtalkoholische Steatohepatitis 10 NASH Grad 0 Fetteinlagerung ohne Entzundung NASH Grad 1 Fetteinlagerung mit leichter Entzundung NASH Grad 2 Fetteinlagerung mit mittlerer Entzundung NASH Grad 3 Fetteinlagerung mit starker Entzundung 2 2 Alkoholische Fettleberentzundung ASH Alkoholische Steatohepatitis 3 FettleberzirrhoseDie einfache Fettleber kann uber Jahre unbemerkt und symptomlos verlaufen Wenn eine Entzundung der Leber Steatohepatitis nachzuweisen ist so kann die Erkrankung fortschreiten bis zur Leberzirrhose in ca 10 der Falle und letztlich bis zum hepatozellularen Karzinom In diesen spaten Krankheitsstadien kommt es haufig zu schwerwiegenden Komplikationen einer Leberzirrhose wie Aszites Varizenblutungen und hepatischer Enzephalopathie Die Fettleber ist eine haufige Erkrankung Ca 25 der erwachsenen westlichen Bevolkerung haben eine Fettleber Die Ursache der Fettleber liegt vermutlich in ungesunder Lebensweise Sie ist assoziiert mit Ubergewicht Diabetes und mangelnder korperlicher Aktivitat Wahrscheinlich ist die Leberverfettung ein fruhes Zeichen des metabolischen Syndroms des Pradiabetes Diagnostik Bearbeiten nbsp Fettleber in der Sonographie Die Leber links im Bild ist deutlich echoreicher heller als die angrenzende rechte Niere nbsp Ausgepragte Fettleber in der Computertomographie unten im Vergleich zu einer normalen Leber oben Eine Leberverfettung fallt meistens in einer Sonographie durch Vergrosserung und erhohte Echogenitat im Vergleich mit der Niere 11 sowie durch eine plumpe Form oder in einer Computertomographie oder Magnetresonanztomographie auf Wenn aus anderen Grunden eine Biopsie der Leber durchgefuhrt wird lasst sich die Fettleber auch histologisch sichern Laborchemisch lasst sich kein sicherer Nachweis fuhren allerdings fallen oft leicht erhohte Transaminasen und eine erhohte g GT auf 12 Es gibt auch die Moglichkeit mit Hilfe von Korpergrosse Korpergewicht g GT Triglyceriden und Bauchumfang den Fettleber Index zu berechnen der die Wahrscheinlichkeit fur das Vorliegen einer Fettleber vorhersagen kann 13 Der Schweregrad kann mittels spezieller Kernspintomographie oder Elastographie Methoden bestimmt werden 14 Therapie BearbeitenDie Behandlung einer Leberverfettung hat sich stets nach der zugrunde liegenden Ursache zu richten Da diese sehr verschieden sein kann unterscheiden sich auch die Therapien entsprechend deutlich 15 Eine Fettleber ohne Zeichen einer Leberentzundung hat meist nur geringen Krankheitswert Da sie jedoch in eine Steatohepatitis ubergehen kann und es sich um ein fruhes Zeichen des metabolischen Syndroms handeln kann muss sie medizinisch abgeklart und fruhzeitig behandelt werden Nutritiv ernahrungsbedingt erworbene Leberverfettungen werden vor allem mit ernahrungstherapeutischen Massnahmen behandelt Hierbei genugt oftmals eine kalorienreduzierte ausgewogene gesunde Ernahrungsweise um die Fetteinlagerungen vollstandig ruckzubilden Beim Vorliegen eines starken Ubergewichts Adipositas sollte prophylaktisch eine kalorienreduzierte Ernahrung in Erwagung gezogen werden 16 Toxisch bedingte Leberverfettungen Alkohol Medikamente Drogen Gifte werden durch das Weglassen der auslosenden Substanz behandelt Akute Leberschaden durch Paracetamol werden mit dem Gegenmittel Acetylcystein behandelt 17 Bei nicht ernahrungsbedingten Leberverfettungen bspw bei erblichen Mitochondriopathien Speicherkrankheiten und Storungen der b Oxidation die auch schlanke Menschen betreffen konnen steht eine diatische Behandlung nicht im Vordergrund Meist kommen neben ursachlichen Behandlungen des zugrunde liegenden Defekts die Zellmembran stabilisierende Medikamente Antioxidantien oder Lipidsenker zum Einsatz 18 Gewebe BearbeitenHistologisch unterscheidet man die grosstropfige makrovesikulare Form mit Verdrangung des Zellkerns an den Rand und die kleintropfige mikrovesikulare Leberzellverfettung sowie Ubergangsformen Die grosstropfige Form kommt z B bei der ASH alkoholische Steatohepatitis vor die kleintropfige z B bei der Schwangerschaftsfettleber 19 Siehe auch BearbeitenHepatische Lipidose der KatzeLiteratur BearbeitenS2k Leitlinie Nicht alkoholische Fettlebererkrankungen der Deutschen Gesellschaft fur Gastroenterologie Verdauungs und Stoffwechselkrankheiten DGVS In AWMF online Stand 2022 Weblinks BearbeitenWahrscheinlichkeit einer Leberverfettung ermitteln Fettleber Index Einzelnachweise Bearbeiten Classen Diehl Kochsieck Innere Medizin 5 Auflage Urban amp Fischer Verlag Munchen 2004 ISBN 3 437 42830 6 S 1260 1262 P Jepsen et al In Hepatology 2010 51 S 1675 1682 PMID 27722159 PMC 5040943 freier Volltext PMID 29886156 S P Singh B Misra S K Kar Nonalcoholic fatty liver disease NAFLD without insulin resistance Is it different In Clin Res Hepatol Gastroenterol 2014 Dec 17 doi 10 1016 j clinre 2014 08 014 Johannes Weiss Monika Rau Andreas Geier Nichtalkoholische Fettlebererkrankung Epidemiologie Verlauf Diagnostik und Therapie In Deutsches Arzteblatt Jg 111 Heft 26 vom 27 Juni 2014 Gertrud Rehner Hannelore Daniel Biochemie der Ernahrung 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2010 ISBN 978 3 8274 2041 1 S 491 C Hellerbrand Klinisches Management der Leberzirrhose 2014 Band 1 S 6 11 J E Nestler Sex hormone binding globulin and risk of type 2 diabetes In N Engl J Med 361 27 31 Dez 2009 S 2676 2677 author reply 2677 2678 PMID 20050388 Abstract verfugbar auf nejm org abgerufen am 8 Januar 2009 M D Zeng J G Fan L G Lu Y M Li C W Chen B Y Wang Y M Mao Guidelines for the diagnosis and treatment of nonalcoholic fatty liver diseases In Journal of Digestive Diseases 9 2008 S 108 112 doi 10 1111 j 1751 2980 2008 00331 x Carol M Rumack Stephanie R Wilson J William Charboneau Diagnostic Ultrasound 2011 ISBN 0 323 05397 1 S 96 Classen Diehl Kochsieck Innere Medizin 5 Auflage Urban amp Fischer Verlag Munchen 2004 ISBN 3 437 42830 6 S 1311 1315 Giorgio Bedogni Stefano Bellentani Lucia Miglioli Flora Masutti Marilena Passalacqua The Fatty Liver Index a simple and accurate predictor of hepatic steatosis in the general population In BMC Gastroenterology Band 6 2 November 2006 ISSN 1471 230X S 33 doi 10 1186 1471 230X 6 33 PMID 17081293 PMC 1636651 freier Volltext T Karlas N Garnov Nicht invasive Bestimmung des Leberfettgehalts bei Nicht alkoholischer Fettlebererkrankung Vergleich von Controlled Attenuation Parameter CAP 1H MR Spektroskopie und In phase Opposed phase MRT In Ultraschall in Med 33 2012 S A113 doi 10 1055 s 0032 1322644 Johannes Weiss Monika Rau Andreas Geier Nichtalkoholische Fettlebererkrankung Epidemiologie Verlauf Diagnostik und Therapie In Deutsches Arzteblatt Jg 111 Heft 26 vom 27 Juni 2014 Claus Leitzmann Claudia Muller Petra Michel Ute Brehme Andreas Hahn Ernahrung in Pravention und Therapie Ein Lehrbuch 3 Auflage Hippokrates Verlag Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8304 5325 3 S 510 Deniz Cicek u a Fortbildungstelegramm Pharmazie Acetylcystein Universitat Dusseldorf 2013 7 60 74 Walter Siegenthaler Hubert Erich Blum Klinische Pathophysiologie Georg Thieme Verlag Stuttgart 2006 S 874ff Bocker Denk Heitz Pathologie 2 Auflage Urban amp Fischer Verlag Munchen 2001 ISBN 3 437 42380 0 S 723 724 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4154226 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fettleber amp oldid 239129158