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Ferdinand Remy 21 Juli 1788 in Bendorf 12 April 1848 in Alf war ein deutscher Kommerzienrat und Eisenwerkbesitzer Eisengrabkreuz von Ferdinand Remy in Alf Mosel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Burg Arras 4 Marienburg 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach Ende seiner schulischen Ausbildung ging Remy nach England und hielt sich von 1813 bis 1819 in London auf Hier wurde er von seinem Bruder Louis von der Wendener Hutte einem kleinen Holzkohlenhochofen Frischfeuer und Hammerwerk aus dem Kreis Olpe besucht Louis Remy der bereits erfahrener Eisenhuttenmann war und von dem in England ublichen Flammofenfrischverfahren wusste animierte seinen Bruder Ferdinand zu einer gemeinsamen Reise in die Grafschaft Staffordshire Sie sahen sich die dortigen Eisenwerke in der Absicht an das noch neue Puddelverfahren mit angeschlossenem Walzwerkbetrieb nach Deutschland zu bringen 1 Ferdinand war von dieser Reise so angetan dass er den Entschluss fasste ein ebensolches Eisenwerk in Deutschland zu errichten Zuruck in der Heimat lieh er sich Geld von seinen Brudern und reiste nochmals nach England in die dortigen Eisenhuttenbezirke um sich im Huttenwesen und in der Verarbeitung mittels Walzwerken ausbilden zu lassen Hier arbeitete er von 1819 bis 1824 als Huttenarbeiter bei verschiedenen Puddel und Walzwerken und eignete sich so im Laufe der Jahre die hierfur erforderlichen Kenntnisse an nbsp Skulptur Ferdinand Remy in Alf Nachdem er sich vom dritten Mann am Puddelofen zum Vorarbeiter und letztlich noch zum Meister hochgearbeitet hatte kehrte Remy zuruck nach Deutschland und verstandigte seine Vettern auf dem Rasselstein die Bruder Christian 1783 und Friedrich Remy 1789 1827 Sohne von Carl Wilhelm Remy 1747 1817 aus Bendorf in dessen Rasselsteiner Eisenwerks Gesellschaft H W Remy amp Kons Rasselstein in Neuwied um mit ihnen uber den Bau eines Probepuddelofens zu sprechen Hierbei wollte man uberprufen ob rheinisches Roheisen zum Puddeln geeignet sei Noch im Jahr 1824 wurde der erste Puddelofen durch Ferdinand Remy erbaut und mit Hilfe englischer Puddelmeister und Arbeiter konnten die ersten Luppen auf Rasselstein geschmiedet werden Noch im gleichen Jahr kam es dann zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vettern und dem mit der Leitung der Firma betrauten Christian Remy 2 Die Vettern Wilhelm Gideon 1783 und Louis wollten sich im August 1824 zusammen mit ihrem Bruder Ferdinand die alle Teilhaber der Firma Remy Hoffmann u Co waren am Rasselsteiner Unternehmen beteiligen Als diese jedoch das neue Puddelwerk als eigenstandiges Werk unter der Leitung von Ferdinand Remy der auf dieser Forderung bestanden hatte heraustrennen wollten weigerte sich Christian Remy und schrieb seinem Vetter Wilhelm am 30 August 1824 noch folgenden Brief 3 Zumuthungen die uns allen Vortheil des neuen Unternehmens entziehen wurden Was wurde man denken nachdem wir seit 4 Jahren vor allen Augen auf die Puddelofen Errichtung losgearbeitet und die nothigen Vorbereitungen dazu gemacht ich jetzt nach erreichtem Ziel auf unsrem eigenen Werk spazieren ginge und mich um nichts kummern durfte Er Ferdinand Remy wollte meinen Bruder und mir beinah jeden Antheil an der Direction des Geschafts nehmen welches durch uns ebensowohl und vielleicht besser als durch ihn selbst errichtet werden konnte Wir konnten dieses unserer Ehre wegen nicht zugeben und wir haben gewiss wohl daran gethan Christian Remy Annalen des Vereins fur Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung Als nun klar war dass es zu keiner Ubereinkunft mit den Vettern kommen wurde begann Ferdinand sich in seiner Heimat nach einem anderen geeigneten Standort fur ein neues von ihm geplanten Eisenhuttenwerk umzusehen Da er hierfur Wasser als treibende Kraft fur das neue Walzwerk wahlte und nicht die Dampfmaschine die man zu diesem Zeitpunkt als noch nicht dafur geeignet ansah suchte er im Westerwald und in der Eifel nach einem Standort in der Nahe eines wasserreichen Bachlaufs Als er schliesslich am Zusammenfluss von Uss und Alfbach fundig geworden war begann er alsbald zusammen mit seinem Bruder Louis den er inzwischen zu sich geholt hatte mit der Landvermessung fur das geplante Werk Da der hierfur zu erwerbende Grund und Boden auf 54 verschiedene Landbesitzer verteilt war wurde der aus Alf stammende Johann Mentges als Vermittler zwischen den vielen Parteien beauftragt Nachdem alle Verhandlungen erfolgreich verlaufen waren reichten die Bruder Ferdinand und Louis am 10 Mai 1825 ein Permissions und Baukonzessionsgesuch bei der Koniglichen Regierungsstelle in Trier ein worauf am 9 Januar 1826 eine Konzessionsurkunde ausgestellt wurde nbsp Altes Stauwerk des Eisenhuttenwerks Remy im Alfbachtal Nachdem das Werk das nach den Planen des preussischen Baurats Carl Ludwig Althaus 1788 1864 gebaut worden war und im Fruhjahr mit Eduard Remy 1799 1871 aus Luttich ein weiterer Bruder zu dem Unternehmen als Teilhaber geholt wurde war es dann am 5 Juni 1827 so weit dass der erste Puddelofen angesteckt werden konnte Zu Beginn musste Remy noch entsprechend qualifizierte englische Fachkrafte beschaftigen da die einheimischen Arbeiter erst noch ausgebildet werden mussten Diese kamen zumeist aus den Nachbarorten Alf und Bengel Ein weiterer Vorteil dieses neuen Produktionsstandortes war die nahegelegene Mosel da sie zum Transport und fur die Beschaffung der fur die Herstellung notwendigen Rohstoffe sehr gut geeignet war Das fur die Roheisengewinnung benotigte Spharosiderit bezog man von Bendorf 4 und Roteisenstein wurde aus Erzbergwerken aus dem Lahn Dill Gebiet geliefert Die fur die Energiegewinnung notwendige Holzkohle konnte aus dem Holz heimischer Walder gewonnen werden wurde jedoch spater durch saarlandische Steinkohle ersetzt Aufgrund der starken Nachfrage nach Alfer Eisen wurden bald weitere Puddelofen errichtet bis sich schliesslich 8 Ofen im Betrieb befanden Mit dem ersten Puddelofen wurde zeitgleich eine Luppenstrasse eingerichtet ein zusatzlicher Schweissofen in Betrieb genommen und ein neues Walzwerk mit Grob und Mittelwalzstrassen errichtet Zu den Abnehmern des leicht verarbeitbaren Eisens zahlten fast alle Schmiedemeister im Hunsruck der Eifel und im Moselraum Aus dem Alfer Eisen wurden Radreifen Schuhnagel Fassband Hufstab und Schneideisen sowie spezielle Profile die bei der Gewehrfabrikation benotigt wurden hergestellt Abnehmer dieser Profile waren unter anderem die koniglichen Gewehrfabriken in Danzig Erfurt und Spandau die Koniglich Bayrische Gewehrfabrik in Amberg sowie die privaten Gewehrfabriken von Dreyse und spater auch der Gebruder Mauser in Oberndorf Um die hohen Standards in diesem Segment erfullen zu konnen wurde das sogenannte Gewehr Eisen einem dreimaligen Puddelprozess 5 unterzogen um den bei der Eisenproduktion entstandenen Kohlenstoffanteil von uber 2 3 auf unter 1 6 zu reduzieren Das Eisen wurde somit leicht schmiedbar und erhielt dafur die Spezialmarke Dreimal raffiniert Zur besseren Erkennbarkeit erhielt das im Werk produzierte Flacheisen beim Walzen die Markenbezeichnung Alf und bei den Quadrat und Rundprofilen wurde die Pragung Alf in die Stabe und Bunde eingeschlagen nbsp Altes Wohnhaus der Familie Remy Um den weiter gestiegenen Bedurfnissen des Eisenhuttenwerks gerecht werden zu konnen wurde unter der Leitung von Hermann Remy der ein Neffe von Ferdinand war zu Beginn des Jahres 1836 ein neues Mittel und Feineisenwalzwerk am Ussbach gebaut Die fur den Neubau erforderliche Konzessionsurkunde fur das sogenannte Neue Werk wurde am 12 Marz 1836 ausgestellt Ebenfalls zur gleichen Zeit liess die Familie Remy ein neues Wohnhaus bauen Am 2 Februar 1838 schloss die Firma Ferdinand Remy amp Co einen Vertrag mit der Eisenbahndirektion der Dusseldorf Elberfelder Eisenbahn Gesellschaft ab der eine Lieferung von Eisenbahnschienen fur die Normalspur vorsah Die Schienen aus dem Alfer Werk wurden ab dem Fruhjahr 1838 ausgeliefert und in einem ersten Streckenabschnitt zwischen Dusseldorf und Erkrath Bahnstrecke Dusseldorf Elberfeld verlegt und am 15 Oktober 1838 in Betrieb genommen womit die Strecke nach Indienstnahme im Jahre 1838 die erste Eisenbahnstrecke in Westdeutschland uberhaupt wurde Als Ferdinand Remy im Jahre 1848 verstarb und unter grosser Anteilnahme in Alf beerdigt wurde schrieb der Burgermeister vom Amt Zell Johann Coll in seiner im Jahre 1851 veroffentlichten Chronik des Dorfes Alf als Ingenieure zwischen Bertrich und Alf begannen das Gelande zu nivellieren nbsp Ferdinand Remy Platz in Alf mit Gedenktafel Man glaubte es sollte eine Strasse gebaut werden bis sich endlich offenbarte dass die Gebruder Remy von Bendorf ein Eisenwerk anlegen wollten Ich machte es mir zur Pflicht dieses Unternehmen in allen Theilen und nach Kraften zu unterstutzen und so sah ich dieses schone Etablissement nach und nach entstehen Der geringe Mann fand dort Arbeit und Nahrung und unterliess den Holzdiebstahl sowie den Wildfrevel umsomehr als Herr Remy bei seinen Arbeitern strenge Polizei hielt und den entliess der sich mit dieser Gesetzwidrigkeit abgab Musste wegen Wassermangel in der Hutte gefeiert werden so wurden diese Leute nicht entlassen sondern auf eine andere Art beschaftigt In den Hungerjahren liess er fur seine Arbeiter Suppe kochen und im Jahre 1826 kaufte er eine Parthie Frucht an um den Alfern wohlfeiles Brot zu beschaffen und begnugte sich mit stuckweiser Ruckzahlung und sehr massigen Interessen Den Armen war diese Familie nicht nur eine Stutze sondern auch Trost Ihn betrauerte nicht nur der Ort Alf sondern die ganze Gegend und jeder der ihn kannte und solange ich lebe werde ich des Menschenfreundes des umsichtigen Mannes Ferdinand Remy gedenken Burgermeister Johann Coll vom Amt Zell Chronik des Dorfes Alf 1823 1847 Ihm zu Ehren benannte man in Alf die Ferdinand Remy Strasse und im Jahre 1985 den Ferdinand Remy Platz Die Gedenktafel tragt die Inschrift Zur Erinnerung an den Grunder des Alfer Eisenwerkes 1826 Familie BearbeitenFerdinand Remy war seit 1828 mit der aus Bendorf stammenden Albertine Berta Margareta Hoffmann 1804 1892 einer Tochter der Eheleute Wilhelm Anton Hoffmann Handelsmann aus Bendorf und Johanna Jakob d Orville verheiratet 6 Beide hatten drei gemeinsame Tochter Johanna Wilhelmine Emma 1829 Bendorf Johanna Amalie 1831 Bendorf und Therese 1832 1836 Alf Nach dem Tod ihres Mannes zog Berta Remy zuruck nach Bendorf in ihr Haus das das Zentrum der dortigen Remy Familie darstellte Dort lebte sie gemeinsam mit ihrer Tochter Emma 1829 1910 und Heinrich Reuleaux 1825 1899 die seit 1851 miteinander verheiratet waren Burg Arras Bearbeiten nbsp Burg Arras Dyckerhoff Villa 1826 erwarb Ferdinand Remy die Burgruine Burg Arras und den dazugehorigen 70 Hektar grossen Wald Nach dem Tode Remys erbten seine Tochter die Burg Arras die sie dann um das Jahr 1850 an den Weingutsbesitzer Barzen aus Alf verausserten Marienburg Bearbeiten nbsp Marienburg Mosel 1900 Als Stephan Kallfelz aus Merl die Ruine Marienburg samt Klostergarten und Anwesen im Jahre 1838 veraussern wollte wurde sie gemeinsam von Landrat Friedrich Moritz Ferdinand Remy und einem Sohn von Kallfelz erworben Literatur BearbeitenMartin Bauer Das Alfer Eisenhuttenwerk Teil einer Facharbeit in Erdkunde im Cusanus Gymnasium in Wittlich Schuljahr 1989 90 in Heimatjahrbuch Kreis Cochem Zell 1994 S 62 65 Alfons Friderichs Hrsg Remy Ferdinand In Personlichkeiten des Kreises Cochem Zell Kliomedia Trier 2004 ISBN 3 89890 084 3 S 291 Weblinks BearbeitenFerdinand Remy in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank Rhein Zeitung Ausgabe vom 15 Juni 2016 Remy war hochherzig und Armen eine Stutze 7 Eine verschwundene Industrie des Mosellandes Das Alfer Eisenwerk Ferdinand Remy von Dr Rink Bergisch Gladbach Hammermuhle Gemeinde Reil BeschreibungEinzelnachweise Bearbeiten Entstehung und Inbetriebsetzung des Alfer Eisenwerks Von Wilhelm Remy in Dusseldorf Stahl und Eisen Zeitschrift fur das Deutsche Huttenwesen 22 Oktober 1914 In dilibra bg polsl pl Abgerufen am 14 Februar 2019 150 JAHR BESTEHEN Rasselsteiner Eisenwerks Gesellschaft Rasselstein bei Neuwied Denkschrift Zur Erinnerung an die Hundertfunfzigjahrige Zusammengehorigkeit des Rasselsteiner Eisenwerks mit der Familie Remy 1760 1910 Seite 31 In dilibri de Abgerufen am 11 Februar 2019 Annalen Des Vereins Fur Nassauische Alterthumskunde Und Geschichtsforschung Funfunddreissigster Band 1905 Wiesbaden Kommissionsverlag von Rud Bechtold amp Comp 1906 S 73 74 In book google de Abgerufen am 12 Februar 2019 Handbuch der technischen Chemie zum Gebrauch beim Unterricht im Konigl Gewerbeinstitut und den Provinzial Gewerbeschulen des preusss Staats Von Ernst Ludwig Schubarth Dritte sehr vermehrte Ausgabe Zweiter Band mit 7 Kupfertafeln Berlin in Commission bei Rucker und Puchler 1839 S 34 In book google de Abgerufen am 12 Februar 2019 Grundriss der Berufskunde und Berufshygiene von Benno Chajes Zweite Auflage Berlin Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1929 2 Der Puddelprozess S 150 In books google de Abgerufen am 14 Februar 2019 Ilse Muller Gunther Schweizer Peter Werth Die Familie Remy Kannenbacker und Unternehmer LEGAT Verlag Tubingen 2009 ISBN 978 3 932942 36 5 S 376 Google Books abgerufen am 29 Oktober 2019 Register der Familiennamen gesucht nach Albertine Margareta Hoffmann Remy war hochherzig und Armen eine Stutze In rhein zeitung de 15 Juni 2016 abgerufen am 12 Februar 2019 Ferdinand Remy geboren am 21 Januar 1788 zu Bendorf starb am 12 April 1848 Normdaten Person GND 1051198607 lobid OGND AKS VIAF 308714706 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Remy Ferdinand KURZBESCHREIBUNG deutscher Eisenwerkbesitzer GEBURTSDATUM 21 Juli 1788 GEBURTSORT Bendorf STERBEDATUM 12 April 1848 STERBEORT Alf Gemeinde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand Remy amp oldid 244766128