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Ferdinand Ochsenheimer 17 Marz 1767 in Mainz 2 November 1822 in Wien war ein deutscher Schauspieler und Lepidopterologe Schmetterlingskundler Ochsenheimer als Talbot in Schillers Jungfrau von Orleans Schiller Galerie von Froer nach Pecht um 1859 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung als Schauspieler 3 Entomologisches Werk 4 Buhnenrollen Auswahl 5 Schriften 5 1 Entomologische Schriften 5 2 Dramatische Werke und andere Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOchsenheimer Sohn eines kurfurstlich hessischen Bratenmeisters wuchs in Mainz auf und zeigte schon in seiner Jugend erstes Interesse an Schmetterlingen Im Alter von zwolf Jahren kam er zu einem Sattler in die Lehre Als jedoch seine Begabung erkannt wurde ermoglichten ihm Freunde der Familie das Studium der Naturwissenschaften Am 16 September 1788 wurde er in seiner Vaterstadt zum Doktor der Philosophie promoviert Noch im selben Jahr erhielt Ochsenheimer in Mannheim eine Anstellung als Hofmeister bei den Eltern des spateren Politikers Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk Spater wechselte er in gleicher Stellung zu Baron von Reipelt Er fand am Theater und an der Schauspielerei Gefallen verfasste in Mannheim erste kleine Lustspiele Er soll sich schlagen Der Brautschatz und bewarb sich mit Schreiben vom 15 Juli 1791 bei Johann Wolfgang von Goethe fur das Hoftheater in Weimar Durch seine literarischen Arbeiten wurde Theaterdirektor Daniel Gottlieb Quandt auf Ochsenheimer aufmerksam und verpflichtete ihn 1794 als Schauspieler an das Hoftheater nach Ansbach und an das Markgrafliche Opernhaus nach Bayreuth Dort debutierte Ochsenheimer am 12 November 1794 in der Rolle des Flickwort im Schwarzen Mann von Friedrich Wilhelm Gotter Spater wechselte er zum Ensemble von Friedrich Wilhelm Bossann wo er sich u a als Sanger Tenor an der Oper versuchte 1796 wurde Ochsenheimer von Karl Theophil Dobbelin nach Preussisch Stargard engagiert Auf der Reise dorthin trat er im kurfurstlichen Hoftheater in Leipzig auf und wurde noch am selben Abend vom Prinzipal Joseph Seconda engagiert Er trat nun abwechselnd bei Dobbelin in Stargard und Frankfurt Oder auf und unter Seconda in Dresden und Leipzig 1797 wechselte Ochsenheimer dann endgultig an das Stadttheater nach Dresden Neben seinen Kollegen Gustav Friedrich Grossmann und Karl Wilhelm Ferdinand Unzelmann gefiel Ochsenheimer dem Publikum wie der offiziellen Theaterkritik Zeitgenossen verglichen ihn sogar mit August Wilhelm Iffland 1798 stellten sich Uberanstrengungserscheinungen ein und der Arzt verordnete ihm mehr Bewegung Auf seinen langen Spaziergangen begann sich Ochsenheimer wieder mit der Lepidopterologie zu beschaftigen und unvermerkt hatte er zur Erholung von einem Geschafte ein zweites nicht minder muhevolles ubernommen 1 In dieser Zeit lernte er den Theaterdichter Friedrich Treitschke kennen der mit ihm das Interesse an der Lepidopterologie wie an der Schauspielerei teilte Am 17 September 1801 machte Ochsenheimer die Bekanntschaft von Friedrich Schiller der ihn als Talbot in seiner Jungfrau von Orleans erlebte und sich begeistert uber die Inszenierung und Ochsenheimers Konnen ausserte Wahrend dieser Zeit gab Ochsenheimer viele Gastspiele an fast allen grosseren Theatern Deutschlands Wahrend der Sommermonate trat er nur einmal wochentlich auf und hatte dadurch viel Zeit fur lepidopterologische Exkursionen die ihn bevorzugt ins Rosental und ins Universitatsholz fuhrten Im Dezember 1802 und im Dezember 1805 spielte er auf Einladung von August Wilhelm Iffland als Gast am Berliner Nationaltheater Unter anderen spielte er am 29 Dezember 1802 den Franz Moor in Schillers Die Rauber und am 25 Dezember 1805 den Herrn Sperling in August von Kotzebues Die deutschen Kleinstadter 2 1802 lernte Ochsenheimer bei einem langeren Gastspiel am Nationaltheater in Berlin den Entomologen Jacob Heinrich Laspeyres kennen der ihn ermutigte Passagen aus seinem entomologischen Tagebuch zu veroffentlichen Er begann sofort mit der Arbeit legte das Werk jedoch sehr umfangreich an so dass erst 1805 der erste Teil die Tagfalter seiner Naturgeschichte der Schmetterlinge von Sachsen erschien Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Verleger Engelhard Benjamin Schwickert vor allem uber die Art der Illustrationen musste er das Werk jedoch abbrechen und nahm stattdessen eine noch ausfuhrlichere Darstellung unter dem Titel Die Schmetterlinge von Europa in Angriff Im selben Jahr unternahm er eine Tournee nach Mannheim Mainz sowie nach Frankfurt am Main Dort kam es dann zum Streit zwischen Theaterleitung und Ochsenheimer da dieser alle Freizeit im Hause des Bankiers Johann Christian Gerning verbrachte um dessen beruhmte entomologische Sammlung zu studieren Im Dezember desselben Jahres nutzte Ochsenheimer ein Gastspiel in Berlin um wiederum mit Laspeyres Erfahrungen auszutauschen Ab Ende Marz 1807 unternahm Ochsenheimer eine Tournee durch Osterreich und trat ab Mai in verschiedenen Stucken am k k Hoftheater in Wien auf wo man gefordert durch Treitschke der inzwischen am Hoftheater wirkte Ochsenheimer gerne engagiert hatte Mitte Juli 1807 begleitete Treitschke Ochsenheimer zuruck nach Dresden und half ihm seinen Vertrag mit der Dresdner Buhne zu losen Anfang November ubersiedelte Ochsenheimer nach Wien und konnte noch im selben Jahr den ersten Band seiner Schmetterlinge von Europa veroffentlichen Obwohl dieser eigentlich nur eine uberarbeitete Version der Tagfalter von Sachsen darstellte enthielt das Werk bedeutend mehr Fakten und eine Reihe von neubeschriebenen Arten die Ochsenheimer teils von Graf Hoffmannsegg aus Portugal erhalten teils in Wiener Sammlungen aus Sudfrankreich und Russland oder in der Gerning Sammlung gefunden hatte Da sein Vertrag am Burgtheater anfangs nur wenige Auftritte vorsah konnte Ochsenheimer bereits 1808 den zweiten Band Sphingidae Zygaenidae Sesiidae der Schmetterlinge von Europa vollenden Da Treitschke in diesem Jahr aus Gesundheitsgrunden seinen Vertrag als Schauspieler nicht verlangerte konnte er sich wieder starker mit der Lepidopterologie beschaftigen und wurde Ochsenheimers Begleiter auf den meisten Exkursionen 1810 erschien der dritte Band die sogenannten Spinner einschliesslich der Psychidae Ochsenheimer erwarb die Sammlung Radda auch Treitschke kaufte eine kleinere Sammlung und beide wurden vereinigt Mit dieser Grundlage ging Ochsenheimer die weiteren Bande an aber seine Krafte nahmen seit 1815 ab 1 Der vierte Band unter Mithilfe von Treitschke beendet enthielt Nachtrage zu den ersten Banden sowie einen Systementwurf der Eulenfalter Noctuidae und erschien 1816 Fur Auftritte als Schauspieler hatte Ochsenheimer in den folgenden Jahren immer weniger Zeit 1817 wurde er offiziell beauftragt einen Teil der Schmetterlingssammlung des k k Hofmuseums nach seinem Werk zu ordnen wobei er auch die auslandischen Arten integrierte eine Arbeit die ihn uber ein Jahr Zeit kostete Seine Gesundheit liess immer mehr nach Vom funften Band seines Werkes konnte er nur noch einen Teil der ersten Gattung Acronicta bearbeiten die Hauptarbeit erledigte Treitschke Am 23 September 1822 wurde Ochsenheimer nach einer Vorstellung ohnmachtig und erholte sich nicht mehr Am 2 November 1822 gegen 22 Uhr starb er im Alter von nur 55 Jahren Verheiratet war er mit seiner Schauspielkollegin Magdalena Ochsenheimer die er vor 1808 in Frankfurt am Main 3 geheiratet hatte Wirkung als Schauspieler BearbeitenOchsenheimer galt als vorzuglicher Charakterdarsteller der in seinem Mienenspiel und der Art seiner Betonung mit August Wilhelm Iffland verglichen wurde Von geradezu erschutternder Wirkung war er in Rollen von Bosewichtern trefflich auch in komischen Alten und Pedanten Zu seinen Glanzleistungen zahlten Gottlieb Koke in Zieglers Parteiwuth Wurm in Schillers Kabale und Liebe und Marinelli in Lessings Emilia Galotti 4 Seine dramatischen Schriften veroffentlichte Ochsenheimer zum Teil unter dem Pseudonym Theobald Unklar So wie die meisten Komiker war er im Umgange melancholisch trocken fad ja sogar langweilig ausser wenn die Entomologie zur Sprache kam auch war er ein abgesagter Weiberfeind 5 Mehr in den anekdotischen Bereich gehort vermutlich diese Schilderung Nach der Probe begab er sich sofort in die Umgegend der Stadt um zu sammeln und kehrte erst kurz vor Beginn der Vorstellung zuruck Hatte er einen glucklichen Tag so spielte er unubertrefflich und riss das Publikum zu frenetischem Beifalle hin An Tagen aber wo er wenig oder gar nichts erbeutet hatte war er ubelgelaunt und erhob sich nicht uber die Mittelmassigkeit Heute hiess es dann im Parterre hat Ochsenheimer bestimmt nichts gefangen 5 Bei seinen Auftritten in Wien vom 9 bis 26 Mai 1807 machte er mit seinen schauspielerischen Leistungen vor allem mit seiner Mimik grossen Eindruck auf den osterreichischen Schauspieler Ferdinand Raimund Entomologisches Werk BearbeitenIn der Insektenkunde war Ochsenheimer einer der einflussreichsten Lepidopterologen des fruhen 19 Jahrhunderts Sein Werk Die Schmetterlinge von Europa wurde von Friedrich Treitschke erfolgreich fortgefuhrt und wuchs auf zehn Bande an Neben einer Fulle von Informationen zur Biologie und Okologie der einzelnen Arten enthalt es sorgfaltig und detailliert ausgefuhrte Erstbeschreibungen zahlreicher Arten von denen hier nur einige der bekannteren genannt seien Thymelicus lineola Hesperiidae Polyommatus eros Iolana iolas Lycaenidae Psilogaster loti Lasiocampidae Hyles zygophylli Sphingidae Phalera bucephaloides Notodontidae Hoplodrina superstes Polia serratilinea Noctuidae Pyropteron doryliformis Synanthedon cephiformis Sesiidae Pachythelia villosella Psychidae Zygaena hilaris Zygaena punctum Zygaena angelicae Zygaenidae und andere Das Linnaeische System das bereits um die Jahrhundertwende und danach durch Fabricius eine feinere Aufgliederung in Gattungen erfahren hatte wurde von Ochsenheimer um viele neue Gattungen bereichert darunter so bekannte Namen wie Zerynthia Charaxes Endromis Aglia Gastropacha Thyatira Notodonta Acronicta Plusia Heliothis Amphipyra Caradrina Cosmia Xanthia Apamea Gortyna Nonagria Euclidia Anarta Mamestra Polia Mythimna Orthosia Agrotis Orgyia Colocasia und andere Zu Ehren Ochsenheimers wurden die Gattung Ochsenheimeria Hubner 1825 Ypsolophidae sowie die Arten Nemophora ochsenheimerella Hubner 1813 Adelidae Pammene ochsenheimeriana Lienig amp Zeller 1846 Tortricidae und Pieris ochsenheimeri Staudinger 1886 Pieridae benannt In der zoologischen Literatur wird sein Name meist mit O seltener mit Ochs abgekurzt Ochsenheimers Sammlung die ursprunglich 3 772 Exemplare umfasste wurde 1824 ans Ungarische Nationalmuseum in Budapest verkauft Nachdem sie bei einer Uberschwemmung im Jahr 1838 fast zwei Tage lang unter Wasser gestanden hatte erwarb sich Emerich von Frivaldszky grosse Verdienste durch ihre Restaurierung Frivaldszky ist auch zu verdanken dass nach dem Tod von Friedrich Treitschke 1844 dessen Sammlung ebenfalls nach Budapest gelangte Buhnenrollen Auswahl BearbeitenFlickwort Der Schwarze Mann Friedrich Wilhelm Gotter Gebhard Portrait einer Mutter Friedrich Ludwig Schroder Fallbring Dienstpflicht August Wilhelm Iffland Wurm Kabale und Liebe Friedrich Schiller Talbot Die Jungfrau von Orleans Friedrich Schiller Koke Parteiwuth Friedrich Wilhelm Ziegler Marinelli Emilia Galotti Gotthold Ephraim Lessing Herzog Alba Egmont Johann Wolfgang Goethe Schriften BearbeitenEntomologische Schriften Bearbeiten Die Schmetterlinge Sachsens mit Rucksichten auf alle bekannte europaische Arten Teil 1 Falter oder Tagschmetterlinge Schwickert Leipzig 1805 IV recte VI 493 S Die Schmetterlinge von Europa Band 1 Fleischer Leipzig 1807 2 323 S Die Schmetterlinge von Europa Band 2 Fleischer Leipzig 1808 30 241 S Die Schmetterlinge von Europa Band 3 Fleischer Leipzig 1810 Die Schmetterlinge von Europa Band 4 Fleischer Leipzig 1816 X 212 S mit Friedrich Treitschke Die Schmetterlinge von Europa Band 5 1 Fleischer Leipzig 1825 414 S Dramatische Werke und andere Schriften Auswahl Bearbeiten Das Manuscript Ein Schauspiel in einem Aufzug Fleischer Frankfurt am Main 1791 Er soll sich schlagen Lustspiel in einem Aufzug Schwan amp Gotz Mannheim 1792 Der Brautschatz 1793 Streifereien durch einige Gegenden Deutschlands Voss Leipzig 1795 fruher Alois Wilhelm Schreiber zugeschrieben Literatur BearbeitenFriedrich Treitschke Naturgeschichte der europaischen Schmetterlinge Schwarmer und Spinner Hartleben Pesth 1841 Constantin von Wurzbach Ochsenheimer Ferdinand In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 20 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1869 S 474 f Digitalisat Joseph Kurschner Ochsenheimer Ferdinand In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 24 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 144 R Kuhn Aus dem Leben eines beruhmten Entomologen In Entomologische Zeitschrift 7 1893 S 97 100 Ludwig Eisenberg Ochsenheimer Ferdinand In Grosses biographisches Lexikon der deutschen Buhne im XIX Jahrhundert Paul List Leipzig 1903 S 734 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Person GND 117080128 lobid OGND AKS VIAF 27839248 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ochsenheimer FerdinandALTERNATIVNAMEN Unklar Theobald Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Schauspieler und Lepidopterologe Schmetterlingskundler GEBURTSDATUM 17 Marz 1767GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM 2 November 1822STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand Ochsenheimer amp oldid 223731975