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Die Feiertagsschule Munchen war ein um 1793 etablierter gewerblich orientierter Schultyp Sie ist die Vorlauferin der heutigen Berufsschulen Zuerst stand sie ausschliesslich mannlichen Auszubildenden und Handwerksgesellen ab 1801 auch Frauen unentgeltlich zur Verfugung Mit ihren zunehmend breitgefacherten Inhalten bildete sie in Kunst Handwerk und Gewerbe aus Die Munchner Feiertagsschule zog als grosste ihrer Art Schuler aus dem In und Ausland an Die angeschlossene Erste lithographische Kunstanstalt hatte entscheidende Bedeutung in der Weiterentwicklung der Lithographie und auf die Entwicklung Munchens als Kunstmetropole Feiertagsschule um 1800Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung und Bedeutung 2 Finanzierung 3 Munchen als Vorbild 4 Die Weibliche Feiertagsschule als Bildungsanstalt fur Frauen 5 Inhalte 6 Ehrung der weiblichen und mannlichen Absolventen 7 Ehrung des Grunders der Feiertagsschulen in Bayern 8 Bekannte Absolventen 9 LiteraturUrsprung und Bedeutung BearbeitenBereits im Jahre 1788 wurde in Landshut die erste Sonn und Feiertagsschule Bayerns gegrundet Als Vorbild dienten auslandische Schulen Unterstutzung fand dieser damals neue Gedanke durch das bildungspolitische Wirken des Staatsministers Graf Maximilian von Montgelas und die Politik des spateren Konigs Max I Joseph In der reformfreudigen Zeit um 1800 sah sich das Kurfurstentum Bayern zunehmend als Kulturstaat mit einem Bildungsprogramm im Sinne der Aufklarung Die Basis hierfur bildete die Einfuhrung der allgemeinen Schulpflicht im Jahre 1803 Mit dieser Massnahme konnte der Staat besseren Einfluss auf das Schulwesen nehmen das zuvor hauptsachlich von Kirchen und Klostern betrieben wurde Allerdings wurde die auch fachliche Schulaufsicht durch die Kirche die sogenannte geistliche Schulaufsicht erst nach der Novemberrevolution von 1918 am 1 Januar 1919 durch die Regierung des Ministerprasidenten Eisner vollstandig abgeschafft Bildung fur breite Massen galt als wunschenswerte Massnahme Brauchbarkeit und Gemeinnutzigkeit waren weitere Ideale die angestrebt wurden Die berufsbezogene Bildung erfuhr vor diesem Hintergrund eine bis dahin nicht gekannte Aufwertung Im Jahre 1803 wurden mit der Allerhochsten Entschliessung die Sonn und Feiertagsschulen betreffend alle bayerischen Stadte Markte und Pfarrdorfer verpflichtet Sonn und Feiertagsschulen einzurichten Mit dieser Massnahme wurde die berufliche Bildung begrundet Die Notwendigkeit breiten Bevolkerungsschichten eine bessere Bildung zu vermitteln formulierte Montgelas wie folgt Es ist heute bewiesen dass es die krasse Unwissenheit der Bevolkerung und nicht die vernunftige und dem Stande eines jeden angemessene Bildung ist die Revolutionen macht und Reiche umsturzt Nach Grundung des Konigreichs Bayern 1806 knupfte Konig Ludwig I an diese liberale Politik an Um revolutionaren Tendenzen vorzubeugen verfolgte er allerdings schon bald eine konservativere Bildungspolitik die vom Primat der religiosen Erziehung gepragt war Entsprechend der Padagogik des Theologen Johann Michael Sailer wurden die vorangegangenen inhaltlichen Neuerungen Montgelas nun grundlich revidiert In einer ministeriellen Entschliessung von 1836 wurde angeordnet alles was sich an naturwissenschaftlich technischen Inhalten in die teutschen Schulen eingeschlichen hatte aus denselben zu verbannen und ausdrucklich zu verbieten Trotz dieser bildungspolitischen Gegenbewegung durch den Staat konnte die Entwicklung der berufsbezogenen Bildung nicht mehr aufgehalten werden Auch in Bayern setzte sich die industrielle Revolution fort und stellte neue Anforderungen an Beruf und Bildung Finanzierung BearbeitenDa der Schulbesuch kostenlos war stammten die notigen Finanzhilfen aus dem Schulfond der u a aus den Erlosen der im Zuge der Sakularisation aufgehobenen bayerischen Kloster stammte Weitere finanzielle Unterstutzung erfuhr die Feiertagsschule durch die Gemeinden und Bruderschaften die Erlose des Gluckshafens auf dem Oktoberfest und Zuwendungen von Privatpersonen 1821 spendete der damalige Kronprinz Ludwig I nach einem Inspektionsbesuch der Schule seine eigene Drechselbank fur den Unterricht in der Mechanik Munchen als Vorbild BearbeitenIn Munchen wurde die erste Feiertagsschule fur junge Manner im Jahre 1793 auf Initiative von Franz Xaver Kefer gegrundet und in dessen privatem Wohnhaus eingerichtet Sie sollte mannliche Auszubildende Lehrbuben und Gesellen berufsbezogen fortbilden Bereits 1791 hatte Kefers Freund der Zeichenlehrer Hermann Joseph Mitterer interessierten Handwerksgesellen und Lehrlingen Zeichenunterricht erteilt Mit der Uberzeugung wie wichtig die Zeichenkunst fur technische Arbeiter sei hatte er um eine Schulgenehmigung seitens der Behorden ersucht Sie wurde ihm am 26 Marz 1792 fur die Grundung einer Feiertaglichen Zeichnungsschule erteilt Die Absolventen des Kunstzweiges wurden ausserdem zum Ubertritt an die Konigliche Kunstakademie vorbereitet Kefers und Mitterers Schulen wurden bald darauf zusammengefuhrt da man erkannte wie hilfreich und notig kunstlerisches und technisches Zeichnen fur alle Berufszweige war Vom Magistrat der Stadt Munchen wurde schon 1795 als erstes Schulgebaude der Mannlichen Feiertagsschule ein Gebaude Am Anger zur Verfugung gestellt Nachdem die Raumlichkeiten durch verstarkten Zulauf bald nicht mehr genugten fand ein Umzug ins Nachbargebaude statt 1798 zahlte man bereits 800 Schuler Der Schulbesuch wurde Pflicht Alle Zunfte hatten bei schwerer Ahndung alle Lehrjungen ausnahmslos in diese Schule zu schicken Im Mai 1803 wenige Monate nach dem Tode Franz Xaver Kefers am 11 September 1802 wurde das ehemalige Kurfurstliche Hofwaisenhaus fur die Schule aufgekauft und nach Umbauten bereits Anfang 1804 bezogen In diesem Jahr besuchten 1500 Schuler die Institution in der nun auch eine Schulbibliothek und Musikinstrumente zur Verfugung standen Im selben Gebaude war aufgrund des Mustercharakters des neuen Schultyps ein Lehrerseminar angegliedert Die Mannliche Feiertagsschule diente wiederum der Koniglichen Baugewerksschule Munchen als Vorbereitungs und Repetierschule Diese war ab 1821 aus dem bauhandwerklichen Unterricht Hermann Mitterers an der Feiertagsschule hervorgegangen und nach ihrer formalen Ausgrundung im April 1823 unter Gustav Vorherr die erste Lehranstalt fur Bauhandwerker im deutschen Sprachraum Mitterer gliederte spater noch die Boissierschule an Sie bot ihren Schulern das notige Wissen um Modelle fur die Bildhauerei und den Metallguss herzustellen Dies hat den Aufstieg Munchens auf dem Gebiet des Erzgusses im 19 Jahrhundert entscheidend gepragt 1815 grundete Mitterer einen weiteren angegliederten Schulzweig Die Erste Lithographische Kunstanstalt Im Laboratorium der Feiertagsschule wurden in den folgenden Jahren bahnbrechende neue Techniken in dieser damals neuen Kunst der Lithographie entwickelt Die Weibliche Feiertagsschule als Bildungsanstalt fur Frauen Bearbeiten1801 wurde fur die eher geschlechtsspezifische Ausbildung der Tochter besonders des dienenden Standes die Weibliche Feiertagsschule gegrundet in der Lesen Schreiben und Rechnen unterrichtet wurde Der Unterricht begann regelmassig mit Gesang einem weiteren Schulfach Die Weibliche Feiertagsschule war im Kloster der Servitinnen in der Herzogspitalstrasse im Hackenviertel untergebracht Sie wurde 1804 bereits von 800 Schulerinnen besucht In der angegliederten Industrieschule wurden Nahen Stricken und Spinnen gelehrt Die Schule war weniger stark frequentiert weil die herrschaftlichen Arbeitgeber ihr weibliches Dienstpersonal ungern auch nur fur wenige Stunden entbehrten Im Gegensatz zur Mannlichen Feiertagsschule hatten keinerlei Verbande oder Zunfte Interesse an weiblicher Bildung Inhalte BearbeitenAls Basis sollten in der Feiertagsschule die Facher Religion Lesen Schreiben Rechnen und die fur das burgerliche Leben nothigen schriftlichen Aufsatze vermittelt werden Aufbauend darauf fand auch Unterricht in vaterlandischer Geschichte Erdbeschreibung einer practischen Vernunftlehre Geometrie zweckmassiger Sittenlehre Unterricht im Singen Rechts und Verfassungslehre Naturlehre mit vielen Versuchen Chemie theoretisch praktische Mechanik Naturgeschichte Technologie und Warenkunde ect statt Ehrung der weiblichen und mannlichen Absolventen BearbeitenDie Lernerfolge wurden in der Mannlichen und in der Weiblichen Feiertagsschule abwechselnd alle zwei Jahre gepruft Die besten Absolventen wurden mit Geldpreisen und Buchern geehrt Als Belohnung fur einen guten Abschluss der Weiblichen Feiertagsschule gab es als rangniedrigere Preise auch schone Kleidungsstucke Die Ehrung fand im Munchner Rathaus statt Ehrung des Grunders der Feiertagsschulen in Bayern BearbeitenKonig Max I Joseph stiftete dem Initiator und Grunder der Bayerischen Feiertagsschulen ein Grabmal im Alten Munchner Sudfriedhof und ehrte ihn mit folgender Inschrift Max Joseph Kurfurst ehret das Andenken an Franz Xaver Kefer Stifter und erster Lehrer an der Feiertagsschule fur Kunstler und Handwerker in Munchen durch dieses Denkmal Tausende seiner Schuler durch Europa ehren es in ihrem Herzen Freunde und Mitgenossen seines Amtes durch Thranen Er starb den 11 Sept 1802 alt 39 Jahr Bekannte Absolventen BearbeitenMaximilian Joseph Auer 1805 1878 Porzellanmaler Joseph Deiglmayer Joseph Elsner 1845 1933 Architekt und Kirchenausstatter Franz Hanfstaengl 1804 1877 Maler Lithograf und Fotograf Ferdinand Jodl 1805 1882 Architekt und Architekturmaler Lorenz Schopf 1793 1871 Zeichner Lithograf und Zeichenlehrer Joseph Schlotthauer 1789 1869 Historienmaler Johann Baptist Stiglmaier 1791 1844 Erzgiesser Johann Nepomuk Strixner 1782 1855 Zeichner Lithograf und Kupferstecher Adalbert Wietek 1876 1933 ArchitektLiteratur BearbeitenMatthias Weichselbaumer Entwurf uber die Einrichtung der Feiertagsschule bey der offentlichen Lehranstalt fur kunftige Burger und Schullehrer s n Munchen 1804 Digitalisat Bekanntmachung des Magistrats der Stadt Munchen von 13 Juli 1820 Vorschriften zur hiesigen Feyertagsschule Jahres Bericht uber den Zustand der mannlichen wie auch der weiblichen Feyertags Schule in Munchen 1821 ZDB ID 2001007 2 Morgenblatt fur gebildete Stande Kunstblatt Nr 47 vom 11 Juni 1829 ISSN 0936 3807 S 187 188 Leopold von Zedlitz Vollstandiges Reise Taschenbuch oder Wegweiser durch das Konigreich Bayern Grau sche Buchhandlung Bayreuth 1834 Digitalisat Franz Maria Ferchl Geschichte der Errichtung der Ersten Lithographischen Kunstanstalt bei der Feiertags Schule fur Kunstler und Techniker in Munchen Selbst Verlag des Verfassers Munchen 1862 Digitalisat Lehrplan fur die Sonntagsschulen der Kgl Haupt und Residenzstadt Munchen s n Munchen 1907 Digitalisat Franz Menges Mitterer Hermann Joseph In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 582 f Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feiertagsschule Munchen amp oldid 232940883