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Die Evangelische Kirche Scherzingen ist ein evangelisch reformiertes Gotteshaus in Scherzingen unter kantonalem Denkmalschutz Erbaut in den Jahren 1617 18 ist sie der alteste Kirchenbau reformierter Konfession im Thurgau AussenansichtInnenraumKanzelKirchenfenster Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Kirchbau 1 3 17 Jahrhundert 1 4 18 Jahrhundert 1 5 19 Jahrhundert 1 6 20 Jahrhundert und Gegenwart 2 Kirchliche Organisation 3 WeblinksGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Nachdem 1523 unter Huldrych Zwingli die Reformation in Zurich eingefuhrt worden war gelangten die reformatorischen Gedanken rasch auch in den Thurgau 1524 bekannte sich der Pfarrer des Klosters Munsterlingen zum reformierten Glauben wurde daraufhin gefangengesetzt und schliesslich zur Emigration aus dem Thurgau gezwungen In den Jahren 1522 1539 wurden auch die Klosterfrauen von Munsterlingen evangelisch wobei sie sich uber das Verbot der katholischen Eidgenossen und des Thurgauer Landvogtes hinwegsetzten Unter den zahlreichen Nonnen die in der Folge heirateten war auch Katharina Ryf genannt Walter die den Konstanzer Reformator Ambrosius Blarer 1533 ehelichte 1528 1529 amtete in der Klosterkirche ein evangelischer Pradikant der die Messe abschafft Im Jahre 1529 tagte die erste evangelische Synode im Thurgau Zwingli selbst leitete sie 1532 kampfte die Propstin von Munsterlingen gegen die politisch erzwungene Wiedereinfuhrung der Messe Sie verliess das Kloster und ging nach Konstanz Im Jahre 1547 wurde die evangelische Reichsstadt Konstanz rekatholisiert 1549 besuchten die evangelischen Pfarrer von Tagerwilen bis Altnau die Synode in St Gallen anstatt wie bis anhin in Konstanz 1549 wurde das Kloster Munsterlingen durch drei Benediktinerinnen aus Uri wiederhergestellt In der alten Klosterkirche wurde nur der Chor den Nonnen abgetreten ansonsten diente sie nun als Simultankirche auch fur evangelische Gottesdienste Kirchbau Bearbeiten Seit 1584 versuchten die katholischen Orte und der Landvogt den konflikttrachtigen evangelischen Gottesdienst aus der Klosterkirche zu entfernen Im sogenannten Kilchenbrief von 1594 des Landvogtes aus Uri schlug die katholische Seite den Bau einer evangelischen Kirche mit zwei Glocken bei Scherzingen vor und empfahl das Patronatsrecht des Klosters Dies bedeutete dass fur den Bau des Pfarrhauses die Besoldung von Pfarrer und Mesmer und Unterstutzung der armen Protestanten das Kloster aufkommen sollte Im Gegenzug mussten die Protestanten auch den Zehnten an das Kloster abgeben Im Jahre 1596 setzte der Schwyzer Landvogt den Vertrag in Kraft 1617 18 wurde der Bau der Evangelischen Kirche Scherzingen unter Verantwortung der Abtissin Barbara Wirth von Wil realisiert Dem Wunsch der Evangelischen die Kirche naher an der Strasse zu bauen wurde nachgekommen allerdings verfugt dass sie fur etwaige Schaden selbst aufkommen sollten 17 Jahrhundert Bearbeiten Bereits im ersten Jahr des Kirchenbaus 1618 wurde Klage beim Dekan uber die Amtsfuhrung von Pfarrer Bluntschli eingereicht Er habe einen Schwur bei den Heiligen geleistet sei also krypto katholisch Zudem trinke er zu viel was in dieser Gegend aber nicht weiter auffalle 1618 wurde ein ordentliches Taufregister unter Pfarrer Lindinner eingefuhrt 1628 beschwerten sich die Scherzinger beim Kloster sie wollten Pfarrer Walser aus Graubunden weder gesotten noch gebraten Denn er sei allgemein verachtet und predige ubeldeutsch Der Klostersekretar aber erwiderte Dann nehmt ihr ihn eben friggasirt geschnetzelt Im Jahre 1646 wurde Pfarrer Joh B Collinus installiert Dabei leistete er den Eid bei der Abtissin des Klosters Bedeutend ist das 1646 1692 gefuhrte und erhalten gebliebene Tagebuch des Collinus Darin findet sich die Anlage eines Tauf Ehe und Totenregisters 1647 spendete ein kinderlos gebliebenes Ehepaar ein Abendmahlsgeschirr das noch heute Stand 2012 in Gebrauch ist 1656 im Rappenschweiler Krieg flohen die Nonnen nach Konstanz Der zuruckgebliebene evangelische Pfarrer Collinus verwaltete stellvertretend das Kloster und seine Liegenschaften und Pfrundguter Zudem beherbergte er fast 500 Soldaten die im Kloster Quartier bezogen Fur 1695 sind in Bottighofen 290 Protestanten in 60 Familien belegt wahrend in Scherzingen 151 Evangelische in 31 Familien gezahlt wurden 18 Jahrhundert Bearbeiten 1709 loste sich Kurzrickenbach Egelshofen heute Kreuzlingen aus dem uberkommenen Filialverhaltnis von Scherzingen Bottighofen und verselbstandigte sich politisch und kirchlich 1712 wechselte Oberhofen als bisherige Filiale von Guttingen nach Scherzingen Bottighofen In den Jahren 1715 24 wurden vermehrt Klagen laut uber das baufallige Pfarrhaus und Unzulanglichkeiten an der Kirche Die Kirchtur ohne Schloss sei wurdelos mit alten Brettern provisorisch geflickt und falle oft zu Boden der Schnee rutsche durchs undichte Dach auf die Leute die Balken der Glocken seien morsch und faul die Fenster wurden wiederholt von vagabundierenden Studenten mutwillig zerstort 1716 wurde die heutige Klosterkirche Munsterlingen errichtet Im Jahr 1746 wird in den Kirchenbuchern vom Streit zweier Familien berichtet es ging um das Eigentum und um die Benutzungsrechte von drei Kirchstuhlen Die Auseinandersetzung wurde beigelegt mit dem salomonischen Urteil Derjenige der zuerst in die Scherzinger Kirche komme durfe auch als erster den jeweiligen Stuhl benutzen 1747 wurde der Chor renoviert Bei der Gelegenheit wurden auch 32 Stuhle angeschafft 19 Jahrhundert Bearbeiten 1808 wurden im Thurgau Sittengerichte eingefuhrt die 1819 zusammen mit dem Amt der Friedensrichter in den Kompetenzbereich der Kirchenvorsteherschaften ubertragen wurden In den Jahren 1829 39 reichten die Evangelischen beim Kloster das Bittgesuch um umfassende Erneuerung der Kirche ein 1845 kaufte die Kirchgemeinde Scherzingen Kirche Pfarrhaus und Friedhof von dem 1844 aufgelostem Kloster Munsterlingen Als Intermezzo erwies sich 1863 70 die Errichtung einer eigenen evangelischen Pfarrei am Kantonsspital Munsterlingen danach wurde die Seelsorge wieder an das Pfarramt Scherzingen ruckubertragen Der 1874 gestellte Antrag des Mannerchors Scherzingen Bottighofen man moge ein Harmonium fur die Kirche anschaffen wurde mit Dreiviertelmehrheit der Stimmen abgelehnt Im Jahre 1886 wird der Kirchturm samt Glocken errichtet Im Folgejahr 1887 wurde der Glockenturm mit Uhr eingeweiht 1888 sind 681 Gemeindeglieder dokumentiert Die grosse Mehrheit mit 464 Mitgliedern weist Oberhofen auf Bottighofen stellt 102 Stimmberechtigte Scherzingen 56 1896 wurde ein Heizofen in der Kirche installiert 20 Jahrhundert und Gegenwart Bearbeiten 1903 wurde die erste Orgel in der Kirche Scherzingen eingebaut Sie fand ihren Platz im Chorraum 1920 fiel der Beschluss die Grabsteine nicht mehr obligatorisch nach Osten auszurichten Im Jahr 1924 wurde das Kircheninnere renoviert eine neue Empore wurde erstellt die Kanzel wurde in die Mitte vor die Orgel versetzt die Tur zum Friedhof wurde beseitigt und dafur ein Notausgang im Chor eingerichtet Bei der Kirchgemeindeversammlung 1931 entstand eine langwierige Debatte ob beim Abendmahl Einzelbecher zum Einsatz kommen sollten Der Gemeinschaftskelch wurde beibehalten 1942 spaltete sich Oberhofen ab und bildete eine selbstandige Gemeinde mit Illighausen 1942 wurde E Munz zum Prasidenten der Kirchgemeinde gewahlt Er war in diesem Amt der erste Nicht Theologe Pfarrer Joss hatte allerdings vor seiner Einsetzung auf das Amt freiwillig verzichtet 1949 1950 wurde die Renovation des Turmes realisiert Die vier Turmchen wurden entfernt und das Turmdach neu gestaltet und instand gesetzt Die Fassade der Kirche wurde erneuert und ein Geratehaus mit Toilettenanlage erstellt Der Windschutz als Turmvorbau war umstritten 1950 wurde eine neue Orgel eingeweiht Die Kanzel wurde dabei wieder an die Seite versetzt Im Jahre 1955 wurden die Kirchenfenster neugestaltet und mit den Wappen der Orte und des Klosters geziert 2002 fand eine weitere Renovation der Kirche statt Glasfenster wurden in den Chor eingebracht 2003 wurde die jungste inzwischen dritte Orgel auf der Empore erstellt Kirchliche Organisation BearbeitenDie Evangelische Kirche in Scherzingen ist die sonntagliche Predigtkirche der Evangelischen Kirchgemeinde Scherzingen Bottighofen Diese ist eine eigenstandige Kirchgemeinde innerhalb des Dekanats IV Obersee der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Scherzingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Geschichte der Kirche auf der offiziellen Homepage der Evangelischen Kirchgemeinde Scherzingen Bottighofen47 6321 9 223087 Koordinaten 47 37 55 6 N 9 13 23 1 O CH1903 734110 277240 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Scherzingen amp oldid 210416009