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Die Evangelische Kirche in Kirchvers in der Gemeinde Lohra im Landkreis Marburg Biedenkopf Hessen ist eine im Kern spatromanische Saalkirche aus der Zeit um 1300 Das denkmalgeschutzte Bauwerk mit geradem Chorschluss wird von einem machtigen barocken Dachturm mit Haube von 1701 beherrscht 1 Sie gehort zur Kirchengemeinde Lohra III im Kirchenkreis Marburg der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck Kirche in Kirchvers von Suden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Taufbecken aus romanischer ZeitObwohl Kirchvers im Jahr 1130 erstmals erwahnt wird ist eine Pfarrei erst fur 1468 bezeugt 2 Weipoltshausen war als Filiale eingepfarrt Die Kirche war bereits in kurzerer Form um 1300 erbaut worden und hatte statt des Dachturms vermutlich nur einen Dachreiter Wegen der unmittelbaren Nahe zur Vers wurde vermutet dass die Kirche innerhalb der alten Wasserburg errichtet worden sein soll 3 Im spaten Mittelalter unterstand Kirchvers in kirchlicher Hinsicht dem Sendbezirk Lohra und war dem Dekanat Amoneburg im Archidiakonat St Stephan in der Erzdiozese Mainz zugeordnet 4 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte Kirchvers ab 1526 zum lutherischen Bekenntnis Um 1538 ist Volprecht Fischer von Giessen als evangelischer Pfarrer nachgewiesen Im Jahr 1590 wurde Rodenhausen das bis dahin eine selbststandige Pfarrei war zur besseren Subsistenz des Kirchverser Geistlichen nach Kirchvers eingepfarrt 5 Im Jahr 1605 wechselte die Kirchengemeinde zum reformierten Bekenntnis um 1624 endgultig zum lutherischen zuruckzukehren Die kleine mittelalterliche Kirche wurde im Jahr 1602 nach Westen erweitert und im Inneren mit einer Holztonne ausgestattet 6 Im Zusammenhang mit einer neuen Pflasterung des Bodens durch Tyroler Maurer im Jahr 1653 wurden die Emporen erstmals erwahnt Das Kirchengestuhl fur die Frauen wurde 1663 geschaffen das Ostfenster aus gotischer Zeit 1680 eingebaut 7 Von 1701 bis 1703 folgte aufgrund von Baufalligkeit eine umfassende Erneuerung der Kirche Gewolbe und Teile der Kirchenausstattung wie Empore und Kirchengestuhl wurden verandert und das Dach neu eingeschiefert 8 Der vormalige kleinere Dachreiter wurde durch den heutigen ersetzt 6 Bei einer Sanierung im Jahr 1778 wurden die Kirchenmauern durch Strebepfeiler verstarkt Das Gestuhl und die Emporen erhielten einen Olanstrich und die Brustungen Malereien mit biblischen Motiven Im Jahr 1904 wurde der untere Teil der Ostwand abgerissen und in geringerer Starke neu aufgefuhrt Eine Sanierung der Kirche fand von 1929 bis 1932 statt In diesem Rahmen wurde der umliegende Kirchhof aufgeraumt und ausgelassen und die verbliebenen Grabsteine an der Kirche aufgestellt 1938 wurde beim Umbau eines Stalles das romanische Taufbecken wiederentdeckt das als Futterkasten gedient hatte 9 Es erhielt einen Deckel und wurde anstelle des Pfarrstuhls in der Kirche aufgestellt Die Mannerempore erhielt 1953 neue Banke Nach einer Kirchenrenovierung 1961 1962 folgte von 1996 bis 1999 eine umfassende Renovierung in drei Bauabschnitten und 2002 2003 eine weitere Innensanierung 10 Architektur Bearbeiten nbsp Blick auf die westliche GiebelseiteDer nicht exakt geostete sondern etwas nach Nordost ausgerichtete Rechteckbau aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk mit geradem etwas breiterem Chorschluss ist im Ortszentrum errichtet 11 Teile der alten Friedhofsmauer sind im Norden und Osten erhalten 6 Dem Satteldach ist mittig ein oktogonaler Turm mit Haube aufgesetzt Der machtige Dachturm der fast die gesamte Breite des Langhauses einnimmt entwickelt sich aus einer querrechteckigen Basis oberhalb der Traufe Der achtseitige Schaft hat an jeder Seite oben ein kleines rechteckiges Schallloch fur das Gelaut An der Sudseite ist seit 2001 das Zifferblatt der Turmuhr angebracht Ein geschweiftes Dach leitet zu einer Laterne mit kleinen Schalllochern und einer Welschen Haube uber die von einem Turmknauf Kreuz und Wetterhahn bekront wird Die Glockenstube beherbergt ein Vierergelaut Die alteste Glocke wurde 1480 gegossen und tragt die Inschrift ave maria gracia plena 8 Eine Glocke von 1780 musste 1942 zu Kriegszwecken abgeliefert werden entging aber dem Einschmelzen und wurde 1946 vom Hamburger Glockenfriedhof abgeholt und wieder im Turm aufgehangt Zwei nach dem Zweiten Weltkrieg angeschaffte Glocken vervollstandigen das Gelaut Ostlich des heutigen rundbogigen Sudportals ist die Baunaht zu erkennen die den Anbau des Langhauses an den etwas breiteren Chor anzeigt Das Sudportal ist mit der Jahreszahl 1602 bezeichnet als der Westteil angebaut wurde Rechts der Baunaht ist das alte Rundbogenportal vermauert An der westlichen Giebelseite ist eine hochrechteckige Tur eingelassen Der Chor wird durch zwei gotische Fenster mit Gewanden aus rotem Sandstein belichtet ein schmales Ostfenster mit flachem Spitzbogen und ein zweibahniges Masswerkfenster mit Vierpass im spitzbogigen Giebelfeld in der Sudwand Uber dem Sudportal ist ein kleines Rechteckfenster und weiter westlich ein grosseres hochrechteckiges Fenster eingelassen Dazwischen ist ein Rechteckfenster vermauert In die verschieferten Giebeldreiecke ist jeweils ein Rundbogenfenster eingelassen Bis auf ein kleines quadratisches Fenster ist die Nordseite fensterlos Die Langseiten werden von je drei und die Westseite von zwei Strebepfeilern gestutzt Ein breiter flacher Strebepfeiler ist um die Sudostecke herum angebracht Aussen sind an den Langseiten der Kirche und an der Friedhofsmauer insgesamt zehn barocke Grabsteine aus rotem Sandstein aufgestellt die zwischen 1718 und 1733 gefertigt wurden Drei erinnern an Kirchverser Pfarrer die anderen sieben an Verstorbene aus der reichen Bauernschicht Sie stammen wahrscheinlich alle aus Marburger Werkstatten die meisten aus der Werkstatt von Johann Friedrich Sommer und seinem Sohn Johann Philipp Friedrich Sommer 12 Ausstattung Bearbeiten nbsp Renaissancekanzel nbsp Orgel von 1899Das Innere wird durch ein spitzbogiges Holztonnengewolbe von 1602 abgeschlossen das im Chor Kreuzrippen erhalten hat Zwei marmoriert bemalte Gurtbogen auf holzernen Pfeilern stutzen das Dach 1 Die meisten der holzernen Ausstattungsstucke weisen eine Fassung in verschiedenen Gruntonen auf Alteste Inventarstucke sind das romanische Taufbecken mit Rundbogenfries uber schmalen Lisenen und die mittelalterliche Mensaplatte auf dem Blockaltar 6 Aus gotischer Zeit stammt eine hochrechteckige Sakramentsnische mit vergitterter Tur in der nordlichen Chorwand 1 Ostlich davon sind gotische Malereien des 14 Jahrhunderts erhalten die Figuren in Rankenwerk zeigen moglicherweise den Einzug in Jerusalem und die heilige Anna und Barbara 3 Weitere Malereien im Chorraum die aus dem 18 19 Jahrhundert stammen stellen Engel mit Blasinstrumenten in Wolken dar 8 Die polygonale holzerne Renaissancekanzel mit sechsseitigem Schalldeckel wurde um 1600 im Stil des Manierismus gefertigt 11 Sie ist an der Sudseite am ostlichen Gurtbogen angebracht und reich mit Beschlagwerk verziert Der Kanzelkorb hat an den Feldern Rundbogen zwischen Eckpilastern Ein angeschlossener Pfarrstuhl hat im oberen Teil durchbrochenes Rautengitterwerk Der Korpus des Altarkruzifixes ist alt Die holzernen Emporen des 17 Jahrhunderts sind umlaufend und ruhen auf gegliederten Saulen mit Marmorbemalung 11 Nur der Bereich von Kanzel und Pfarrstuhl wird ausgespart Die Emporen tragen Brustungsmalereien des Malers Assmann aus Gladenbach Weidenhausen von 1788 die 1963 wieder freigelegt wurden 11 Sie zeigen alttestamentliche Szenen die Evangelisten und Szenen aus dem Leben Jesu Das seltene Motiv Christus der Schlangentreter und mindestens eine alttestamentliche Szene sind auf Leinwand ausgefuhrt und dann eingeklebt die ubrigen Bilder direkt auf Holz gemalt Das Bild vom Jungsten Gericht neben der Kanzel hing ursprunglich an der Empore wie auch sechs weitere Bilder die im Zuge des Umbaus der Kirchverser Empore nach Weipoltshausen gelangten Der Bilderzyklus umfasst insgesamt 30 Bilder 8 Eine erste Orgel wurde 1899 durch den Orgelbauer Heinrich Eichhorn aus Weilmunster auf die Westempore eingebaut 13 Das seitenspielige Instrument verfugt uber sieben Register die auf einem Manual und Pedal verteilt sind Der Prospekt hat drei Spitzbogenfelder die durch Lisenen gegliedert werden Das uberhohte Mittelfeld wird von einem Dreiecksgiebel bekront 1953 wurde der Spieltisch erneuert 1985 folgte eine Restaurierung der Orgel 14 Literatur BearbeitenGunter E Th Bezzenberger Sehenswerte Kirchen in den Kirchengebieten Hessen und Nassau und Kurhessen Waldeck einschliesslich der rheinhessischen Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels Evangelischer Presseverband Kassel 1987 S 90 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 508 Hans Feldtkeller Bearb Die Bau und Kunstdenkmaler des Landkreises Biedenkopf Eduard Roether Darmstadt 1958 Festausschuss zur 875 Jahrfeier Kirchvers Lohra Hrsg Kirchvers Ein Dorfbuch 1130 2005 875 Jahre Kirchvers 1130 2005 Lohra Kirchvers 2005 Gottfried Kiesow Romanik in Hessen Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0367 9 S 242 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Helmuth K Stoffers Red Landkreis Marburg Biedenkopf II Gemeinden Ebsdorfergrund Fronhausen Lohra und Weimar Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Theiss Darmstadt 2017 ISBN 978 3 8062 3550 0 S 481 482 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Kirchvers Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchvers Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 9 August 2015 Evangelische Kirche Kirchvers auf Lohra Wiki Website der Kirchengemeinde Lohra III Hans Peter Kovacs Eine bebilderte Baugeschichte der Ev luth Kirche von KirchversEinzelnachweise Bearbeiten a b c Bezzenberger Sehenswerte Kirchen in den Kirchengebieten Hessen und Nassau und Kurhessen Waldeck 1987 S 90 Wilhelm Classen Die kirchliche Organisation Alt Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung Elwert Marburg 1929 S 103 a b Hans Peter Kovacs Eine bebilderte Baugeschichte der Ev luth Kirche von Kirchvers S 1 Kirchvers Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 9 August 2015 Wilhelm Diehl Pfarrer und Schulmeisterbuch fur die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete Hassia sacra Bd 7 Selbstverlag Darmstadt 1933 S 350 a b c d Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Landkreis Marburg Biedenkopf II 2017 S 481 Hans Peter Kovacs Eine bebilderte Baugeschichte der Ev luth Kirche von Kirchvers S 2 a b c d Evangelische Kirche Kirchvers auf Lohra Wiki abgerufen am 10 August 2017 Hans Peter Kovacs Eine bebilderte Baugeschichte der Ev luth Kirche von Kirchvers S 4 5 Hans Peter Kovacs Eine bebilderte Baugeschichte der Ev luth Kirche von Kirchvers S 5 6 a b c d Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 508 Andreas Schmidt Die barocken Grabmaler vom Kirchhof in Kirchvers In Festausschuss zur 875 Jahrfeier Kirchvers Lohra Hrsg Kirchvers Ein Dorfbuch 1130 2005 Lohra Kirchvers 2005 S 139 164 hier S 139 141 Hans Peter Kovacs Eine bebilderte Baugeschichte der Ev luth Kirche von Kirchvers S 3 Hans Peter Kovacs Eine bebilderte Baugeschichte der Ev luth Kirche von Kirchvers S 5 50 688024 8 6074 213 Koordinaten 50 41 16 89 N 8 36 26 64 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Kirchvers amp oldid 237563491