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Etkar Josef Andre falschlicherweise auch Edgar Andre 17 Januar 1894 in Aachen 4 November 1936 in Hamburg war ein deutscher Widerstandskampfer und KPD Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAndre war der Sohn eines Kaufmanns Sein Vater Bernhard war judischen Glaubens seine Mutter trat nach der Hochzeit ebenfalls der judischen Gemeinde bei 1 Bereits mit funf Jahren verlor er seinen Vater der an Lungentuberkulose starb Seine ebenfalls tuberkulosekranke Mutter konnte nur mit grosser Muhe fur den Unterhalt der drei Kinder sorgen Belgische Verwandte holten die Familie schliesslich nach Luttich wo Etkar und seine Bruder zeitweilig in einem Waisenhaus untergebracht wurden Nach der Schulentlassung ging er als kaufmannischer Lehrling in eine Buchhandlung und kam hier auch mit politischer Literatur in Kontakt Diese Ausbildung brach er jedoch ab und absolvierte eine Lehre zum Schlossergesellen 1 1911 wurde er Mitglied der Sozialistischen Partei Belgiens und war bereits zwei Jahre spater Sekretar der Sozialistischen Arbeiterjugend in Brussel 1914 nahm er am Parteitag der Sozialistischen Partei Belgiens teil Im Ersten Weltkrieg meldete er sich im Rheinland als Kriegsfreiwilliger und geriet Ende 1918 in franzosische Kriegsgefangenschaft aus der er erst 1920 freikam Die freiwillige Kriegsteilnahme hat er spater als Fehler angesehen 1 Nach Deutschland zuruckgekehrt ging er zunachst nach Koblenz wo er sich der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD anschloss 1922 ubersiedelte er nach Hamburg weil er dort Arbeit als Schauermann erhielt Zeitweilig arbeitete er auch als Bauarbeiter und wurde Mitglied im Deutschen Bauarbeiter und spater im Deutschen Transportarbeiterverband Dort kummerte er sich vor allem um die Belange der Arbeitslosen 1 Wahrend der Nachkriegskrise kam Andre in einen starken Konflikt mit der Politik der SPD da ihm diese nicht radikal genug war woraufhin er sich Ende 1922 von der Partei loste und am 1 Januar 1923 der KPD beitrat Er gehorte bald zum engeren Kreis um Ernst Thalmann Als Mitglied der Bezirksleitung Wasserkante der KPD 1926 bis 1930 und Abgeordneter der Hamburger Burgerschaft 1928 bis 1933 sowie der Stadtvertretung des damals hamburgischen Cuxhaven 1931 bis 1933 wo er einen Zweitwohnsitz unterhielt wurde er einer der beliebtesten Hamburger Arbeiterfuhrer Als Sprecher der Hamburger Arbeitslosenbewegung trat er ebenso hervor wie als Mitbegrunder 1924 und Leiter des Roten Frontkampferbundes an der Wasserkante 1924 bis 1929 was ihm auch den Beinamen der erwerbsmassige Erwerbslose eintrug Nach dem Besuch der Reichsparteischule der KPD Rosa Luxemburg war Andre 1931 1932 in der International Union of Seamen and Harbour Workers Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter als Instrukteur und Propagandist tatig wozu er sich meist in Belgien und Frankreich aufhielt Dabei waren seine franzosischen Sprachkenntnisse von Vorteil Nach dem Verbot des Roten Frontkampferbundes im Mai 1929 in Preussen und bald darauf in anderen Landern fuhrte Andre das Kampfkomitee gegen das RFB Verbot Im Marz 1931 wurde bei einem Andre geltenden Anschlag sein Parteifreund der Burgerschaftsabgeordnete Ernst Henning von SA Mannern ermordet Etkar Andre fuhrte den Trauerzug an dem ungefahr 35 000 Menschen teilnahmen von der Jarrestadt zum Friedhof Ohlsdorf an 1 Bereits seit 1926 unterhielt Etkar Andre eine Beziehung zu seiner Parteifreundin Martha Berg die vor allem in der KPD Frauengruppe tatig war Da diese noch nicht von ihrem Ehemann geschieden war wurde beiden der Vorwurf des Ehebruchs gemacht was eine spatere Hochzeit nach Marthas Scheidung 1928 verhinderte Mit Martha Berg wohnte er zunachst auf dem Grindel und spater in Barmbek und der Neustadt 1 nbsp Edgar Andre Ehrenhain Ohlsdorf auf dem Friedhof Ohlsdorf nbsp Stolperstein zur Erinnerung an Etkar Andre vor dem Hamburger Rathaus nbsp Stolperstein zur Erinnerung an Etkar Andre in Hamburg Barmbek NordNach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sowie dem Reichstagsbrand wurde Etkar Andre am 5 Marz 1933 verhaftet und wahrend seiner dreieinhalbjahrigen Untersuchungshaft gefoltert Die Anklage lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit gemeinschaftlich vollendetem und versuchtem Mord an dem SA Truppfuhrer Heinrich Dreckmann in Hamburg Er konnte schliesslich nur noch an Krucken gehen und verlor vorubergehend das Gehor Als dann am 4 Mai 1936 sein Prozess in Hamburg begann konnte die Staatsanwaltschaft nur unzureichende Beweismittel fur seine Schuld vorweisen Der Prozess dauerte 32 Verhandlungstage und fand unter erheblicher internationaler Aufmerksamkeit statt da sich aufgrund der Olympischen Sommerspiele in Berlin viele auslandische Journalisten befanden Trotz der dunnen Beweislage beantragte der Staatsanwalt moglicherweise sogar auf personlichen Befehl von Adolf Hitler die Todesstrafe Am 10 Juli 1936 folgte dann auch das Gericht mit seinem Urteil diesem Antrag In seiner Verteidigungsrede hatte er zuvor seinerseits das nationalsozialistische Regime angeklagt Ihre Ehre ist nicht meine Ehre denn uns trennen Weltanschauungen uns trennen Klassen uns trennt eine tiefe Kluft Sollten Sie hier das Unmogliche moglich machen und einen unschuldigen Kampfer zum Richtblock bringen so bin ich bereit diesen schweren Gang zu gehen Ich will keine Gnade Als Kampfer habe ich gelebt und als Kampfer werde ich sterben mit den letzten Worten Es lebe der Kommunismus 1 Ungeachtet einer internationalen Protestbewegung wurde Andre am 4 November 1936 in Gegenwart von 75 politischen Mitgefangenen enthauptet Wenige Stunden danach traten die 5000 Insassen des Zuchthauses Fuhlsbuttel zum Protest in einen Streik Aus Furcht vor weiteren Protesten infolge der Hinrichtung Andres ordnete die Geheime Staatspolizei an die Beisetzung in aller Stille und unter strengster Verschwiegenheit vorzunehmen 2 Ehrungen Bearbeiten nbsp Grabstatte von Martha Berg AndreIm spanischen Burgerkrieg formierte sich kurze Zeit spater das erste Bataillon der XI Internationalen Brigade unter dem Namen Edgar Andre siehe Edgar Andre Bataillon Im Mai 1954 benannte man die Magdeburger Staatswerft Rothensee in Schiffswerft Edgar Andre um aus der Anfang der 1970er Jahre das Unternehmen Entstaubungstechnik Edgar Andre hervorging Eine Schiffbaureihe der Warnowwerft Warnemunde war ebenfalls nach ihm benannt siehe Typ X Schiffstyp 1962 Im Berliner Ortsteil Hellersdorf tragt seit 1986 eine Strasse den Namen Etkar Andre Strasse 3 Im Leipziger Ortsteil Gohlis tragt eine Strasse den Namen Etkar Andre Strasse Die 8 Polytechnische Oberschule POS im Stadtbezirk Berlin Friedrichshain die 4 POS in Rostock die 1 POS I in Mirow Kreis Neustrelitz POS Edgar Andre spater Schlossgymnasium Sophie Charlotte sowie die POS in Parchim und Elsterwerda Biehla trugen den Namen Etkar Andres Die 69 Polytechnische Oberschule im Leipziger Stadtteil Mockern heutige Wilhelm Hauff Schule trug den Namen Etkar Andre Von 1972 bis zu seiner Auflosung 1990 trug das Fla Raketen Regiment 13 FRR 13 der NVA den Namen Etkar Andre Die Deutsche Post der DDR gab 1974 zu seinen Ehren eine Sondermarke in der Serie Personlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung heraus Im Ehrenhain Hamburgischer Widerstandskampfer auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf befindet sich ein Kissenstein mit der Inschrift ANDRE EDGAR vierte Reihe von links achter Stein In Hamburg wurden am 8 Juni 2012 vor dem Rathaus Stolpersteine fur die ermordeten Mitglieder der Hamburger Burgerschaft verlegt darunter auch fur Etkar Andre 4 Im Ostseebad Baabe auf der Insel Rugen trug ein Ferienheim den Namen Edgar Andre Das Gebaude ist mittlerweile einer modernen Ferienwohnungsanlage gewichen Im benachbarten Gohren auf der Insel Rugen befand sich nahe der heutigen Reha Klinik das Zentrale Pionierlager Etkar Andre Martha Berg Andre die Witwe von Etkar Andre wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstatte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt Literatur BearbeitenWilli Bredel Der Antifaschist Edgar Andre vom Tode bedroht Ed Promethee Strasbourg 1936 Bodo Uhse Die erste Schlacht Vom Werden und von den ersten Kampfen des Bataillons Edgar Andre Ed Promethee Strasbourg 1938 I Hildebrandt Andre Etkar Josef In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag 1970 S 9 10 Joachim Priewe Begegnung mit Etkar Andre Ein Lebensbild Ost Berlin 1986 Luise Kraushaar Deutsche Widerstandskampfer 1933 bis 1945 Berlin 1970 Band 1 S 51ff Frank Muller Mitglieder der Burgerschaft Opfer totalitarer Verfolgung 2 uberarbeitete und erganzte Auflage Herausgegeben von der Burgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg Hamburg 1995 DNB 944894100 S 11 14 Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Online Andreas Seeger Andre Etkar In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 1 Christians Hamburg 2001 ISBN 3 7672 1364 8 S 24 25 Silke Makowski Etkar Andre Internationale Proteste fur gefangene Antifaschist innen In Rene Senenko Hrsg Mit revolutionaren Grussen Postkarten der Hamburger Arbeiterbewegung 1919 1945 fur eine Welt ohne Ausbeutung Faschismus und Krieg VSA Verlag Hamburg 2022 ISBN 978 3 96488 108 3 S 244 247 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Etkar Andre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Etkar Andre im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Etkar Andre in den Historischen Pressearchiven der ZBW Biografie und Portrat zu Etkar Andre bei stolpersteine hamburg de Nachlass Bundesarchiv NY 4018Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Erika Draeger Etkar Josef Andre in Stolpersteine in Hamburg Barmbek und Hamburg Uhlenhorst Eine biographische Spurensuche Landeszentrale fur politische Bildung Hamburg 2010 S 57 65 ISBN 978 3 929728 53 8 Komitee der antifaschistischen Widerstandskampfer in der DDR Hrsg SS im Einsatz Eine Dokumentation uber die Verbrechen der SS 4 Auflage Berlin 1958 S 48f Etkar Andre Strasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Stolpersteine fur ermordete MdHB endgueltige Inschriften Rathaus Hamburg PDF 16 kB Normdaten Person GND 118817175 lobid OGND AKS LCCN n87908540 VIAF 30333544 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Andre EtkarALTERNATIVNAMEN Andre Etkar Josef Geburtsname Andre Edgar Josef Andree EdgarKURZBESCHREIBUNG deutscher Widerstandskampfer Politiker KPD MdHB AntifaschistGEBURTSDATUM 17 Januar 1894GEBURTSORT AachenSTERBEDATUM 4 November 1936STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Etkar Andre amp oldid 236879496