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Eteketoni ist eine ausgestorbene Gattung aus der Familie der Orycteropodidae und der Ordnung der Tubulidentata zu denen das Erdferkel als deren einziges heutiges Mitglied gehort Bekannt ist die Gattung lediglich von einem Teilskelett das aus dem ostlichen Uganda stammt Mit einer Datierung in das Untere Miozan vor rund 20 bis 18 5 Millionen Jahren stellt Eteketoni den zur Zeit altesten eindeutigen Vertreter der gesamten Gruppe der Erdferkel Verwandtschaft dar Die Tiere stimmten in vielen Merkmalen mit dem heutigen Erdferkel uberein einschliesslich des typisch rohrenformigen Aufbaus der Backenzahne waren aber deutlich kleiner Zudem war der Schadel markant flacher und es zeigen sich einzelne Unterschiede im Detail Wahrscheinlich lebten sie wie ihr rezenter Verwandter grabend und ernahrten sich spezialisiert von Ameisen und Termiten Die Gattung wurde im Jahr 2019 wissenschaftlich eingefuhrt Es ist eine Art anerkannt EteketoniZeitliches AuftretenUnteres Miozan20 bis 18 5 Mio JahreFundorteOstafrika Uganda SystematikHohere Saugetiere Eutheria AfrotheriaAfroinsectiphiliaTubulidentataOrycteropodidaeEteketoniWissenschaftlicher NameEteketoniPickford 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenEteketoni ist von einem nur bruchstuckhaft uberlieferten Skelett bekannt Dieses verweist auf ein gegenuber dem heutigen Erdferkel deutlich kleineres Tier von rund 8 5 kg Korpergewicht Dem Schadel fehlt der vordere Abschnitt mit dem Rostrum ausserdem ist er stark zerquetscht Er war aber ursprunglich deutlich flach gestaltet Am Hirnschadel betrug seine Breite rund 4 6 cm seine Hohe dagegen nur 2 6 cm Dies entspricht einem Verhaltnis von 1 75 Beim heutigen Erdferkel ist der Schadel auffallend hoher das Breiten Hohen Verhaltnis liegt bei 1 44 bis 1 52 Die Stirnlinie wolbte bei Eteketoni am Stirnbein oberhalb der Orbita etwas auf In Ansicht von oben begann das Stirnbein breit und verengte sich zu den Orbita hin die Schadeleinschnurung hinter den Augenhohlen war aber nur schwach ausgebildet Dies ist ebenfalls ein deutlicher Unterschied zum Erdferkel ebenso wie zu den ausgestorbenen Formen Leptorycteropus und Amphiorycteropus bei denen die postorbitale Einschnurung markanter ausfallt Das Foramen infraorbitale offnete sich oberhalb des hinteren Teils des ersten Molaren und war relativ klein Der vordere Abschnitt des Jochbogens setzte am dritten Mahlzahn an Auf den Scheitelbein vereinten sich die Temporallinien im hinteren Abschnitt zu einem kurzen und flachen Scheitelkamm Dies ist beim Erdferkel nicht der Fall da die Temporallinien bei ihm uber den gesamten Verlauf getrennt bleiben Der Hinterhauptswulst am Hinterhauptsbein uberragte den hinteren Schadel stulpte aber in Ansicht von oben in der Mitte ein Abweichend vom Erdferkel traten die Hinterhauptsgelenke nicht so deutlich hervor 1 Der Unterkiefer ist nur fragmentiert uberliefert Der horizontale Knochenkorper verlief an der Unterkante sanft nach unten ausgedellt Die grosste Tiefe wurde am zweiten Molar erreicht Hier war der Unterkiefer 1 25 cm hoch Im Bereich der Mahlzahne verbreiterte sich der Unterkiefer leicht Ein Foramen mentale befand sich unterhalb des zweiten und dritten Pramolaren ein weiteres unterhalb des letzten Pramolaren und des ersten Molaren Der aufsteigende Ast stand mit seiner Vorderkante in einem Winkel von 55 zur Alveolarebene Im Vergleich dazu ragte dieser bei Orycteropus Myorycteropus und bei Amphiorycteropus steiler auf Der Kronenfortsatz erhob sich rund 1 7 bis 1 8 cm uber die Kauflache der Zahne Ihn trennte eine tiefe U formige Eindellung vom Gelenkfortsatz Letzter besass eine aufgewolbte Gelenkflache Der Winkelfortsatz lag sehr tief im Vergleich zur Zahnkauebene und verlief an der Unterkante leicht schrag und damit wesentlich sanfter als beim Erdferkel Fur das hintere Gebiss sind im Oberkiefer je vier Pramolaren und drei Molaren pro Zahnreihe belegt im Unterkiefer ist die Zahnreihe ab dem zweiten Pramolaren bis zum dritten Molaren uberliefert Das vordere Gebiss ist unbekannt Die Zahne bestanden typisch fur die Tubulidentata aus saulenformigen Gebilden die aus Zahnbein gebildet wurden und in eine Matrix aus Zahnzement eingebettet waren Sie schlossen sich zu den eigentlichen Zahnen zusammen Die Pramolaren zeigten einen einfachen lappigen unilobaten die vorderem Molaren einen zweilappigen bilobaten Umriss Der obere hintere Molar war einlappig der untere hintere schwach zweilappig Die Zahne des hinteren Gebisses standen in einer geschlossenen Reihe doch trennten sie kurze Lucken mit einer Ausdehnung von 1 mm voneinander ab Die Lange der Molarenreihe betrug im Oberkiefer 2 1 cm im Unterkiefer 2 7 cm Der jeweils grosste Zahn war der zweite Molar der in der oberen Zahnreihe bis zu 0 87 cm in der unteren bis zu 1 0 cm lang wurde Im Oberkiefer standen die beiden Zahnreihen leicht konvergierend zueinander 1 Vom Korperskelett sind einzelne Wirbel die Vorderbeine und wenige Fragmente der Hinterbeine erhalten Am Oberarmknochen der 8 6 cm lang wurde war ein rundlicher Gelenkkopf ausgebildet der leicht nach hinten positioniert lag Der Knochenschaft verlief gerade eine kraftige deltopectorale Leiste zog dort entlang und bildete einen auffallenden Wulst etwa auf Hohe der Schaftmitte Das untere Gelenkende war wuchtig An der Elle fehlt das obere Gelenkende das Olecranon das aber in Bezug auf die Bruchflache wohl sehr gross gewesen sein muss Am Schaft kamen einzelne markante Knochenrippeln vor Die Diaphyse selbst war wie die der Speiche leicht gepresst Letzterer Knochen erreichte eine Lange von 5 7 cm und besass eine kraftiges Handgelenksende Die Hand bestand bei Eteketoni aus wenigstens vier Strahlen II bis V wobei der Aussenstrahl V nur uber Gelenkflachen am Strahl IV belegt ist Von diesen waren die Mittelhandknochen des zweiten und dritten Strahls deutlich langer als der des vierten erstere beiden massen 3 3 bis 3 2 cm in der Lange letzterer rund 2 6 cm Grundsatzlich ahnelten die Knochen den entsprechenden Elementen beim heutigen Erdferkel und bei den ausgestorbenen Formen Zu Myorycteropus bestand aber ein Proportionsunterschied da dieses im Vergleich zur Armlange grossere Hande aufwies Am vollstandig erhaltenen Finger des dritten Strahls war das mittlere Fingerglied kurzer als das vordere und hintere Dessen Ruckenseite kennzeichnete in Ubereinstimmung mit Myorycteropus eine scharfe Rippe entlang der Mittelachse wahrend beim heutigen Erdferkel dieser Abschnitt eher gerundet ist Die Endphalangen liefen ublicherweise spitz aus und zeigten so die einst ausgebildeten Krallen an Das Hinterbein ist nur uber ein unteres Wadenbeinfragment uberliefert Hier war aber ein weit ausladender ausserer Knochel ausgebildet der die entsprechenden Bildungen beim Erdferkel sowie bei Leptorycteropus und Amphiorycteropus in Relation ubertraf 1 Fossilfunde BearbeitenFossilreste von Eteketoni wurden bisher nur bei Karamoja am Nordwesthang des Akisim Gebirges im ostlichen Uganda in Ostafrika gefunden Das Fundgebiet ist schon seit langerem fur seinen Fossilreichtum bekannt Es handelt sich um den Vulkan Napak in dessen Umgebung zahlreiche bedeutende Fundstellen bestehen Stratigraphisch bilden Gneise des Prakambriums die Basis Die darauf lagernden fossilfuhrenden Schichten werden in einzelne Untereinheiten unterteilt die von unten nach oben das Iriri Member das Napak Member und das Akisim Member umfassen Sie sind durch jeweils vulkanische Ablagerungen voneinander getrennt Dies betrifft die Lomorutoit Nephelinite Lava zwischen dem Iriri und dem Napak Member und das Akisim Agglomerat zwischen dem Napak und dem Akisim Member Radiometrische Datierungen an Biotiten geben fur das Napak Member ein absolutes Alter von 20 bis 18 5 Millionen Jahren an was dem Unteren Miozan entspricht 1 2 Bedeutung erlangte die Napak Region vor allem durch die zahlreichen Funde fruher Vertreter der Altweltaffen Hierzu gehoren unter anderem Meerkatzenverwandte etwa aus der ausgestorbenen Gruppe der Victoriapithecidae 3 2 Daneben sind von hier Vertreter der Hyaenodonta beispielsweise der Gattung Hyainailouros 4 des Weiteren auch verschiedene Huftiere und Kleinsauger vorgestellt worden 5 6 Die Funde von Eteketoni entstammen der Fundstelle XIII die dem Napak Member angehort Neben dem Teilskelett des fruhen Erdferkels kamen hier noch einige Einzelfunde etwa isolierte Zahne und Phalangen zum Vorschein Vergesellschaftet waren die Funde mit Resten von mehreren Vertretern der Hirschferkel und des Schweineverwandten Nguruwe 1 Erdferkelreste aus Napak waren schon langer bekannt und wurden unter anderem 1975 von Martin Pickford vorgestellt und 1986 von Pickford Brigitte Senut und Kollegen erwahnt 7 8 Palaobiologie BearbeitenDie generelle Gestaltung der Vorderbeine gleicht der des heutigen Erdferkels und zeigt an dass Eteketoni wie dieses unterirdische Gange und Tunnel anlegen konnte Darauf weist auch das Wadenbeinfragment mit dem kraftigen Knochel hin Die abweichend vom Erdferkel vorhandene Gelenkung des Wadenbein mit dem Fersenbein bei Eteketoni ermoglichte einen stabilen Fuss was die Ansicht einer grabenden Lebensweise unterstutzt Der relativ flache Schadel kann als Anpassung an Umgebungen mit beschranktem vertikalem Platz angesehen werden Moglicherweise nutzte Eteketoni dadurch auch flache naturliche Felsspalten oder Hohlen unter Baumwurzeln Die ahnliche Gebiss und Schadelstruktur von Eteketoni lassen eine vergleichbare auf Ameisen und Termiten basierende Ernahrung wie beim Erdferkel annehmen Durch seine deutlich geringere Korpergrosse und die dadurch anzunehmende schmalere Schnauze konnte Eteketoni eventuell auch Beute direkt aus kleinen Erdlochern oder Nestoffnungen entnehmen Dies ist beim Erdferkel mit seiner deutlich grosseren Statur nur begrenzt moglich Es muss daher Ameisen und Termitennester mit den Krallen der Vorderfusse aufreissen Als indirekter Hinweis auf die Ernahrung von Eteketoni konnen einzelne Spurenfossilien von Napak gedeutet werden Diese umfassen Tunnelrohren von 4 bis 5 mm Durchmesser welche mit kreisformigen Pilzstrukturen in Verbindung stehen und wohl auf Termiten als Verursacher zuruckgehen Die Orbita ist bei Eteketoni ahnlich gebaut wie beim heutigen Erdferkel Dies schliesst die Ausbildung eines Processus postorbitalis am hinteren Augenfensterrand sowie die Position des Foramen lacrimale ausserhalb der Augenhohle ein Es ist daher zu vermuten dass die Fossilform in Ubereinstimmung mit den rezenten Vertretern ein nachtaktives Leben fuhrte Einzelne Unterschiede finden sich in der Lage der Orbita die bei Eteketoni leicht seitlich nach hinten verschoben ist als beim Erdferkel Ob dies Auswirkungen auf das allgemeine Sehvermogen hatte ist unklar 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Tubulidentata nach Pickford 2019 1 Orycteropodidae Eteketoni Myorycteropus Leptorycteropus Amphioryctreopus OrycteropusVorlage Klade Wartung StyleEteketoni ist eine ausgestorbene Gattung aus der Familie der Orycteropodidae und der Ordnung der Tubulidentata Sowohl Ordnung als auch Familie gehort rezent mit dem Erdferkel Orycteropus afer nur ein einziges Mitglied an Die Tubulidentata bilden wiederum einen Teil der Uberordnung der Afrotheria welche eine der vier Hauptlinien der Hoheren Saugetiere reprasentiert Die Ordnung war im Laufe ihrer Stammesgeschichte nie sehr formenreich Sie trat erstmals im Unteren Miozan auf und blieb zunachst auf Afrika beschrankt Im Mittleren Miozan erreichten ihre Vertreter jedoch auch Eurasien wo sie sich von Sudeuropa bis nach Sudasien ausbreiteten Ausserhalb Afrikas verschwanden die Erdferkel Verwandten aber spatestens im Pliozan wieder Generell konnen sie als eher seltenes Faunenelement betrachtet werden Innerhalb der Familie der Orycteropodidae lassen sich neben dem Erdferkel noch mehrere andere allerdings nur fossil uberlieferte Gattungen unterscheiden Hierzu gehoren Myorycteropus Leptorycteropus und Amphiorycteropus Besonderes Merkmal all dieser Formen ist der fur die Ordnung der Tubulidentata namensgebende Aufbau der Backenzahne aus saulenformigen Zahnbeinrohren 9 10 Die Gattung Eteketoni ist der bisher alteste eindeutige Angehorige aus der Verwandtschaft des Erdferkels Mogliche nahere Beziehungen bestehen zu Myorycteropus Beide Formen kennzeichnet ein sich starker nach hinten lehnender aufsteigender Ast am Unterkiefer der aber bei Eteketoni noch deutlicher zuruckweicht als es bei Myorycteropus der Fall ist Als trennendes Merkmal besitzt ersteres grossere Zahne als letzteres 1 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Eteketoni stammt von Martin Pickford aus dem Jahr 2019 Grundlage bildete das Teilskelett von Napak im ostlichen Uganda als bisher einziger bekannter Fossilnachweis Exemplarnummer Nap XIII 17 18 Der Gattungsname ist dem Iriri Dialekt der Karamojong entlehnt und bedeutet so viel wie Erdferkel Dabei leitet sich Eteketoni von dem Verb akiketeke ab das mit kratzen ubersetzt werden kann Es bezieht sich auf die Eigenschaft des Erdferkels mit seinen Gliedmassen im Untergrund zu graben sogenanntes scratch digging Als einzige anerkannte Art wurde E platycephalus benannt Das Artepitheton ist wiederum griechischen Ursprungs und setzt sich aus den Wortern platow plato fur flach oder breit und kefalh cephale fur Kopf oder Haupt zusammen Es verweist auf den flachen Schadel der fast doppelt so breit wie hoch ist 1 Literatur BearbeitenMartin Pickford Orycteropodidae Tubulidentata Mammalia from the Early Miocene of Napak Uganda Munchner Geowissenschaftliche Abhandlungen Reihe A Geologie und Palaontologie 47 2019 S 1 101Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Martin Pickford Orycteropodidae Tubulidentata Mammalia from the Early Miocene of Napak Uganda Munchner Geowissenschaftliche Abhandlungen Reihe A Geologie und Palaontologie 47 2019 S 1 101 a b Martin Pickford Brigitte Senut Sarah Musalizi Dominique Gommery und Christopher Ssebuyungo Early Miocene Victoriapithecid Monkey from Napak Uganda Geo Pal Uganda 12 2019 S 1 17 David Pilbeam und Alan Walker Fossil Monkeys from the Miocene of Napak North East Uganda Nature 220 1968 S 657 660 Jorge Morales und Martin Pickford New hyaenodonts Ferae Mammalia from the Early Miocene of Napak Uganda Koru Kenya and Grillental Namibia Fossil Imprint 73 3 4 2017 S 332 359 Martin Pickford Ruminants from the Early Miocene of Napak Uganda Annales de Paleontologie 88 2002 S 85 113 Laura Bento Da Costa Brigitte Senut Dominique Gommery und Martin Pickford Dental remains of Lower Miocene small rodents from Napak Ugandas Afrocricetodontidae Myophiomyidae Kenyamyidae and Sciuridae Annales de Paleontologie 105 2 2019 S 155 167 Martin Pickford New fossil Orycteropodidae Mammalia Tubulidentata from East Africa Orycteropus minutus sp nov und Orycteropus chemeldoi Netherlands Journal of Zoology 25 1975 S 57 88 Martin Pickford Brigitte Senut David Hadoto Jack Musisi und Charles Kariira Nouvelles decouvertes dans le Miocene inferieur de Napak Ouganda oriental Comptes rendus de l Academie des Sciences 302 1986 S 47 52 1 Thomas Lehmann Phylogeny and systematics of the Orycteropodidae Mammalia Tubulidentata Zoological Journal of the Linnean Society 155 2009 S 649 702 Patricia A Holroyd Tubulidentata In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley Los Angeles London 2010 S 107 111 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eteketoni amp oldid 235602562