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Der Esquilin Schatz ist ein antiker romischer Silberschatz der 1793 bei Grabungsarbeiten in Rom gefunden wurde Der Fund gilt als ein bedeutendes Zeugnis fur spatantike Silberarbeiten Flasche aus dem Schatzfund British Museum London Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Fundort des Schatzes 2 Forschungsgeschichte 3 Fundbeschreibung 3 1 Proiecta Kastchen 3 1 1 Deckel 3 1 2 Kastchenkorper 3 2 Musen Kastchen 3 3 Patera Dutuit 3 4 Teller 3 5 Kannen und Flasche 4 Datierung 5 Interpretation 5 1 Proiecta Kastchen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte und Fundort des Schatzes Bearbeiten nbsp Giulio Maria della Somaglia Verwalter des Klosters auf dessen Gelande der Schatz gefunden wurde nbsp Ennio Quirino Visconti Erstbeschreiber des FundesIm Sommer des Jahres 1793 stiessen Arbeiter bei Grabungsarbeiten am Fusse des Esquilin eines der sieben Hugel Roms zufallig auf eine grosse Ansammlung von Silbergegenstanden Diese Gegenstande befanden sich in den Ruinen eines romischen Gebaudes Der genaue Fundort ist umstritten und wird bereits von Zeitgenossen auf Besitzungen mal des Klosters San Francesco di Paolo mal des Konvents Religiose Minime verortet 1 Insgesamt spricht man von zwei Schatzfunden die in einer kurzen Zeitspanne hintereinander erfolgten Erste Besprechungen dieser Funde erfolgten durch ein Essay und einen Nachtrag zweiter Fund zu diesem Essay des Archaologen und spateren Leiters des Kapitolinischen Museums Ennio Quirino Visconti das er innerhalb eines Jahres nach der Entdeckung des Schatzes schrieb Beauftragt wurde Visconti vom damaligen Verwalter des Klosters San Francesco di Paolo Monsignore Giulio Maria della Somalia was fur einen Fundort auf den Besitzungen des entsprechenden Klosters spricht Eine genaue Bestandsliste des Fundes wurde zur damaligen Zeit nicht erstellt In den folgenden 30 Jahren wurde der gesamte Schatz restauriert Die Restaurierungen weisen eine gemeinsame Technik einen gemeinsamen Stil und das gleiche verwendete Material auf Obwohl man die alten Teile bei der Restaurierung berucksichtigte sind die restaurierten Teile durch ein blasseres weisses Silber zu erkennen Es ist davon auszugehen dass fur die vollstandige Restaurierung ein einzelner Betrieb verantwortlich war der aber nicht identifiziert oder zeitlich naher eingegrenzt werden kann Im Laufe der Jahre gelangte der Schatz durch Verkaufe in die Hande vieler unterschiedlicher Besitzer Im Jahr 1866 wurde er schliesslich von den Erben des Pierre Louis de Blacas d Aulps bis auf zwei Teile die sich heute im Archaologischen Nationalmuseum Neapel und im Musee du Petit Palais Paris befinden an das British Museum in London verkauft Forschungsgeschichte BearbeitenErste Aufzeichnungen und Besprechungen des Fundes erfolgten in einem von Ennio Quirino Visconti veroffentlichten Essay Lettere su di una antica Argenteria nuovamente scoperta in Roma a Monsignor della Somaglia im Jahr 1793 Die erste Bestandsliste wurde 1930 als Vorwort zur Veroffentlichung des Essays Uber die ursprunglichen Besitzer des spatantiken Silberfundes vom Esquilin und seine Datierung von Stephan Poglayen Neuwall erstellt Die erste monographische Bearbeitung erfolgte im Jahre 1981 unter dem Titel The Esquiline Treasure durch Kathleen Shelton Des Weiteren schrieb Alan Cameron im Jahr 1985 einen Aufsatz uber The date and owners of the Esquiline Treasure the nature of evidence Daneben gab es viele weitere kleinere Veroffentlichungen Fundbeschreibung BearbeitenDer Esquilin Schatz setzt sich aus 27 Teilen zusammen obwohl Visconti in seinem Essay nur von 25 Teilen spricht Bis zum Jahr 1866 bestand der Schatz zwischenzeitlich aus 61 Teilen Alle Beimengungen zum Fund sind antik Zum eigentlichen Fund kamen uber die Jahre zwei Schalen zwei Schusseln zwei Gefasse Loffel Schmuck Amulette und verschiedene Bruchstucke hinzu Von diesen stammen zwei Teile sicher aus dem Fund der sich wie folgt zusammensetzt das Proiecta Kastchen das Musen Kastchen eine Patera ein geriefter Teller acht Teller mit Monogrammen eine Flasche zwei Kruge vier Mobelaufsatze in Gestalt von Stadtgottinen die die Stadte Rom Konstantinopel Antiochia und Alexandria reprasentieren zwei handformige Mobelaufsatze sechs Teile von Pferdegeschirren Die Ausgestaltung des Proiecta und des Musen Kastchens erfolgte in Repousse Technik bei der das Relief durch Drucken oder Schieben der Ruckseite der Metalloberflache erreicht wird Des Weiteren wurden Teile ziseliert etwa die Blatt und Blutenmotive an der Umrandung der einzelnen Paneele des Proiecta Kastchens Einige eingravierte Linien hoben bestimmte Stellen der Reliefs hervor andere dienten lediglich der Dekoration Auch gibt es in Punktiertechnik ausgefuhrte Elemente Das Proiecta Kastchen wurde ausserdem aus dekorativen Grunden vergoldet aber auch um bestimmte Darstellungen zu betonen und aufzuwerten Proiecta Kastchen Bearbeiten Das Proiecta Kastchen gilt als eines der beruhmtesten und prachtigsten Beispiele fur Silberarbeiten die in Rom in der Spatantike hergestellt wurden Auf dieser Schatulle sind mythologische und profane Szenen dargestellt Des Weiteren war das Proiecta Kastchen wichtigster Ausgangspunkt fur die Datierung des Schatzes und steht meist im Mittelpunkt der Forschungsdiskussion Der Korper der langlichen Schatulle hat die Form einer abgeschnittenen rechteckigen Pyramide deren Seiten gleichschenklige Trapeze sind Der Deckel weist die gleiche Form auf ist aber wesentlich kleiner so dass sich die Form zweier aufeinandergestellter Pyramidenstumpfe ergibt Die Schatulle ist aus Silber gearbeitet und teilweise vergoldet Das Kastchen ist 559 mm lang 286 mm hoch und 432 mm breit es hat ein Gewicht von 7 153 kg Die Seiten des Deckels sind zuruckgesetzt und von einer horizontalen Kante und einem schmalen vertikalen Rand umgeben Drei Scharniere auf der Ruckseite des Kastchens verbinden den Rand des Deckels mit dem Korper Die Schatulle ruht auf vier Fussen wovon sich nur noch drei erhalten haben An den kurzen Seiten befindet sich jeweils ein schwingender Tragegriff mit dem die Schatulle transportiert werden kann Diese Tragegriffe sind an vermutlich angeloteten Ringhalterungen befestigt Die Griffe weisen fortlaufende Rillen auf Die Schatulle besteht aus acht trapezformigen und zwei rechteckigen Flachen Jede Flache mit Ausnahme des Bodens ist von dekorativen Rahmen oder Borduren umgeben Die vier Trapeze des Deckels sind jeweils von gleichformigen Blattmustern eingerahmt Die vier Flachen des Korpers sind von Weinranken umgeben Die Umrahmungen sind leicht erhoht Deckel Bearbeiten nbsp Deckel des Proiecta KastchensDer waagrechte Rand des Deckels verfugt an den Aussenkanten uber eingravierte Linien Auf dem vorderen Rand des Deckels befindet sich eine Inschrift die mit einem Christusmonogramm beginnt Die Inschrift lautet SECUNDE ET PROIECTA VIVATIS IN CHRI STO Die Oberseite des Deckels ist eingerahmt von einem Blumenmotiv die Seitenflachen von Blattgirlanden Auf dem Deckel werden drei mythologische Szenen auf den seitlichen Paneelen und der Ruckseite ein Doppelportrat auf der Oberseite und eine Badeszene auf der Front wiedergegeben Das Doppelportrat auf der Oberseite besteht aus zwei Brustbildern umrahmt von einem Blatterkranz der von zwei stehenden Eroten gehalten wird Die Kleidung der beiden dargestellten Personen entspricht der wohlhabender Leuten Beide tragen eine langarmelige Tunika bei der Frau mit einem schmuckbesetzten Kragen In ihren Handen halt sie eine Papierrolle Der Mann tragt zusatzlich eine auf der rechten Schulter von einer Zwiebelknopffibel gehaltene Chlamys Seine rechte Hand fuhrt eine Redegeste aus Haar und Bart des Mannes sind kurz und lockig Das Haar der Frau ist in der Mitte geteilt und zuruckgekammt Auf dem Kopf befindet sich ein Haarzopf in Form einer Krone Die Gesichter sind einander in einem Dreiviertelprofil zugewandt und weisen keine individuellen Zuge auf Die beiden nackten Eroten haben goldene Flugel Auf dem Frontpaneel sieht man die in einer Muschel sitzende Venus mit einem Spiegel in der Linken flankiert von zwei muskulosen Kentauren auf deren Rucken zwei Eroten stehen Venus tragt uber ihrer linken Schulter einen Umhang der sich auch uber ihre Beine legt Sie tragt einen kleinen konischen Hut und ein goldenes Halsband Die gesamte Szene spielt sich im Meer ab Das rechte Seitenteil des Deckels stellt eine auf einem Hippokamp reitende Nereide dar denen ein Delfin und ein Erot folgen wahrend das linke Seitenteil eine Nereide auf einem Ketos umgeben von zwei Delfinen und einem Eros zeigt Die Szene des ruckseitigen Paneels stellt eine Badeprozession dar bei der eine Frau in Begleitung von funf Dienern zu einer Therme oder einem mit Kuppeldachern versehenen Haus gefuhrt wird Im Hintergrund sieht man Saulenarkaden mit korinthischen Kapitellen Kastchenkorper Bearbeiten nbsp Korper des Proiecta KastchensDie vier Paneele des Korpers die gemeinsam das Baden thematisieren zeigen eine Frau bei der Toilette und elf Diener Auf dem Frontpaneel des Kastchenkorpers befindet sich jeweils rechts und links ein Pfauenvogel der seinen Kopf in Richtung des Geschehens wendet In der Mitte sieht man Proiecta bei der Toilette umgeben von zwei Frauen die ihr die Toilettenutensilien bringen Proiecta die eine langarmelige Tunika unter einem Colobium einer kurzarmeligen Tunika tragt sitzt auf einem kunstvollen Stuhl unter einem Saulenbogen In der Hand halt sie eine verzierte Dose Auf dem ruckwartigen Paneel erkennt man drei erwachsene Frauen in langen Gewandern die verschiedene Utensilien bringen Das rechte Seitenteil zeigt mittig eine Frau die einen quadratischen Gegenstand tragt umgeben von zwei weitere Frauen das linke Seitenteil eine weitere Frau flankiert von zwei mannlichen Dienern die Kerzenleuchter tragen Musen Kastchen Bearbeiten Das silberne Musen Kastchen wurde wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Proiecta Kastchen gefertigt Es hat einen Durchmesser von 327 mm und eine Hohe von 267 mm Das Kastchen besteht aus einem sechzehnseitigen Behaltnis und einem kuppelformigen Deckel beide ungefahr von gleicher Hohe Deckel und Behaltnis sind mit einem Scharnier verbunden das Kastchen selbst kann an drei Ketten getragen werden Die sechzehn mit Saulen vertikal voneinander abgesetzten Seitenflachen des Korpers sind alternierend flach und konkav gewolbt gebildet Im Innern des Kastchens fand man funf kleine Flaschchen fur Parfum und Ole Die flachen Paneele des Behaltnisses sind mit Kantharoi denen vegetabile Motive und Voluten entspringen gefullt Ein gleiches Motiv erstreckt sich jeweils uber die entsprechenden Zonen des Deckels die bedingt durch die Wolbung gestreckter sind und zum Scheitel spitz zulaufen Wahrend die Zwischenflachen beim Deckel einfach glatt belassen wurden sind in den konkaven Zwischenflachen des Korpers acht der neun Musen dargestellt und durch Attribute als je eine bestimmte ausgezeichnet Jede Muse steht in einer Konche mit abschliessender und auf den seitlichen Saulen ruhender Kalotte Auf dem Scheitel des Deckels ist eine weitere Figur dargestellt die wegen fehlender Attribute allerdings nicht als die fehlende neunte Muse sondern als Venus zu interpretieren ist wie sie auch auf dem Proiecta Kastchen begegnet Form und Funktion des Musen Kastchen entsprechen dem auf dem Frontpaneel des Proiecta Kastchens und gehoren in einen mit Bad und Thermen verbundenen Kontext Patera Dutuit Bearbeiten nbsp Patera im Musee du Petit Palais ParisDie silberne Patera ursprunglich aus der Sammlung Dutuit und daher auch unter dem Namen Patera Dutuit bekannt hat einen Durchmesser von 190 mm und einen kurzen Griff Sie wurde 1902 mit der Sammlung Dutuit verkauft und befindet sich im Pariser Musee du Petit Palais Die Zuweisung zum Schatzfund vom Esquilin gilt als gesichert Die Patera teilt mit den beiden Kastchen das gleiche ikonographische Programm Dargestellt ist die nach links gewandte Venus in einer Muschelschale wie sie sich mit Hilfe eines von einem Eros gehaltenen Spiegel die Haare richtet Ein weiterer Eros zu ihrer Rechten reicht ihr einen Gegenstand Venus ist bis auf ein ihren rechten Oberschenkel bedeckendes Gewand nackt dargestellt Der Rand der Patera ist mit kleinen Muscheln verziert Auf dem Griff ist eine nackte mannliche Gestalt zu sehen die sich stehend auf eine Lanze zu ihrer Linken stutzt Zu seinen Fussen liegt ein Hund und kennzeichnet ihn als Jager Es handelt sich folglich um Adonis den jung auf der Jagd gestorbenen Geliebten der Venus der nach seinem Tod ein Drittel des Jahres bei ihr verbringen durfte Die Patera die nicht aus derselben Werkstatt wie die beiden Kastchen stammt bringt eine starker dem Mythos verpflichtete Auffassung der Venus zur Darstellung als dies bei den Kastchen der Fall war Teller Bearbeiten Eine grosse Platte und zwei Service a vier Teller gehoren zum Umfang des Schatzes Die grosse Platte hat einen Durchmesser von 562 mm und weist ein zentrales Medaillon auf von dem 24 alternierend flache und gewolbte Segmente ausgehen Wahrend das Medaillon ein eingekerbtes Flechtmotiv zeigt sind die flachen Segmente mit Bluten und Blattmotiven dekoriert Von den Servicen besteht das eine aus runden silbernen Tellern die allesamt einen Durchmesser von 161 mm und eine Hohe von 29 mm besitzen Ihr Gewicht betragt ungefahr 410 g Im Zentrum der Teller befindet sich je ein vergoldetes Monogramm Einer der Teller weist entlang des Randes eine Gewichtsangabe fur das Service auf ein anderer eine nachlassig eingeritzte Inschrift VIVASINDEOMARCIANAVIVAS Du lebst in Gott Marciana Du lebst Das zweite Service besteht aus vier rechteckigen Tellern von 202 mm 146 mm Seitenlange Im Zentrum der Teller findet sich das gleiche vergoldete Monogramm wie auf den Tellern des anderen Service einer der Teller gibt ebenfalls eine Gewichtsangabe ein anderer wiederholt die unregelmassig aufgebrachte Inschrift VIVASINDEOMARCIANAVIVAS Kannen und Flasche Bearbeiten nbsp Kanne der Pelegrina British Museum LondonKannen und Flasche aus dem Schatzfund sind aus Silber eine der Flaschen und die Kanne der Pelegrina befinden sich in London die andere Flasche in Neapel Die schlanke und gestreckt eiformige Londoner Flasche ist 346 mm hoch und ruht auf einem Fuss der die grosste Ausladung des Flaschenkorpers nicht erreicht Die Flasche ist mit getriebenen Dekorationen verziert Vom Fuss ausgehend entspringen jeweils einem Akanthuskelch zwei gleichformige arabesk florale Schlingmotive die sich zu je sechs Spiralen entwickeln In den zentralen Spiralen im Bereich der grossten Ausladung sind Eroten in unterschiedlichen Szenen dargestellt auf einem Esel reitend mit einem Fruchtkorb kommend auf einem Fruchtkorb sitzend mit einer Ziege Weintrauben erntend mit einer Schussel Die oberen Spiralen weisen allerlei Fruchte auf zwischen den Spiralen sind Tauben wiedergegeben Die Kanne in London weist den Namen Pelegrina als Inschrift auf die Kanne in Neapel ist in Form eines Frauenkopfes gehalten Datierung BearbeitenDie Datierung des Schatzfundes ist ausserst umstritten und wird vor allem uber die Identifizierung der in den inschriftlichen Zeugnissen des Fundes genannten Personen zu ermitteln versucht Die Namen von denen hierbei auszugehen ist sind Proiecta Secundus und Pelegrina Die Interpretation eines Monogrammes auf einem der Teller als Proiecta Turci durch Visconti liess das Augenmerk schon fruh auf die Familie der Turcii einem spatantiken aristokratischen Geschlecht richten In dem Zusammenhang wurde auf ein Grabepitaph hingewiesen das von Papst Damasus I zum Gedenken an eine im Jahr 383 im Alter von nicht ganz 17 Jahren gestorbene Proiecta errichtet wurde Diese Proiecta war laut Epitaph PROIECTAE FVERAT PRIMO QVAE IVNCTA MARITO also eigentlich mit einem Primus verheiratet Der Widerspruch zur Verbindung Proiecta Secundus des Proiecta Kastchens wurde durch Neuinterpretation des Wortes primus des Epitaphs zu entweder zum ersten Mal verheiratet oder mit dem Ersten im Sinne des Hervorgehobenen zu umgehen versucht Da das Epitaph zudem in der Kirche Santi Silvestro e Martino ai Monti und damit in unmittelbarer Nahe des Fundortes stand wollte man sogar eine direkte Beziehung zwischen beiden Objekten herstellen Wenn die Proiecta des Epitaphs mit jener des Schatzfundes identisch war ware sie sechzehnjahrig gestorben konnte aber fruhestens mit vierzehn Jahren geheiratet haben was eine Datierung des Fundes um 380 belegen wurde Ganzlich unberucksichtigt bei all diesen Uberlegungen blieb zunachst die Frage ob die Stucke des Fundes gleichzeitig entstanden sind oder die Sammlung von Stucken aus mehreren Jahrzehnten reprasentiert Kathleen J Shelton warf diese Frage neben anderen auf und kam nicht zuletzt aufgrund stilistischer Uberlegungen zu dem Ergebnis dass der Schatz uber mehrere Generationen gesammeltes Familieneigentum war und aus der Zeit zwischen 330 und 370 stammt Insbesondere die Frisur des weiblichen Brustbildes deren Vorbild in der Frisur der 330 gestorbenen Kaisermutter Helena zu sehen ist legen eine Datierung nicht allzu weit des Todesjahres nahe In Haar und Bartgestaltung erkannte sie die Nahe zur Haarmode unter dem von 360 bis 363 herrschenden Kaiser Julian In jungster Zeit versucht man beide Positionen zu vereinen indem man die Gleichzeitigkeit aller Stucke zwar aufgibt Proiecta aber dennoch mit jener des Epitaphs gleichsetzt die mit einem Turcius Secundus moglicherweise einem Lucius Turcius Secundus der Sohn oder Neffe des Lucio Turcio Secondo Asterio gewesen ware verheiratet war und 383 verstarb 2 Pelegrina und ein Turcius waren demnach ein weiteres Paar aus dieser Familie dem einzelne Stucke des Fundes zuzuweisen sind Der auf einem Stuck des Fundes ebenfalls auftauchende Name Marciana blieb bislang bei allen Diskussionen unberucksichtigt 3 Interpretation BearbeitenDie 27 Gegenstande die als eigentlicher Fund angesehen werden variieren in ihrer Funktion und in den unterschiedlichen Benutzungsmoglichkeiten Die beiden Schatullen Musen Kastchen und Proiecta Kastchen gehorten eindeutig einer Frau die Mobelapplikationen einem Mann Die aufwendige Verarbeitung der sechs Mobelapplikationen zeugen von einem hohen offentlichen Amt des Mannes Alle sechs Stucke konnen als Beschlage fur einen oder mehrere Stuhle betrachtet werden Diese Art von Schmuck findet man auf den sellae curulis spatantiker Konsuln die zuweilen mit Busten von Stadtpersonifikationen geschmuckt sind Der Pferdeschmuck war fur die Ausstattung der Pferde bestimmt Die beiden Schatullen sind eindeutig dem privaten Bereich der Besitzerin zuzuschreiben und gehorten zu den Toilettenartikeln der Frau Im Musen Kastchen bewahrte die Besitzerin ihre Salben in einzelnen Flakons auf Die bildlichen Darstellungen der Kastchen konnen als dekorative Anspielung auf bestimmte Tugenden und Eigenschaften der Besitzerin verstanden werden Proiecta Kastchen Bearbeiten Nach bisherigem Forschungsstand geht man davon aus dass das Proiecta Kastchen ein Hochzeitsgeschenk an die auf dem Deckelmedaillon abgebildeten Eheleute Proiecta und Secundus war In der Spatantike war es nicht unublich Ehepaare auf Hochzeitsutensilien darzustellen Proiecta halt in ihrer Hand eine Schriftrolle den sogenannten Ehevertrag und Turcius Secundus wird im Redegestus dargestellt Diese Art Darstellung entspricht gangigen Portrattypen dieser Zeit Die mythologischen Darstellungen auf dem Proiecta Kastchen stellen eine spatantike Ubertragung und Ubersetzung ikonographischer Motive der Prinzipatszeit dar die nun unterschiedlich interpretiert werden konnten zum Beispiel als Anspielungen auf bestimmte Eigenschaften oder Tugenden In diesem Zusammenhang ist die Darstellung der Venus zu deuten Proiecta schmuckt sich in ihrem Frauengemach und schaut dabei in den Spiegel der ihr von einer Dienerin gehalten wird Direkt uber ihr im Deckelfeld der Schatulle sieht man Venus in einer Muschel mit den gleichen Gesten und Utensilien Sehr wahrscheinlich sollte auf diesem Weg ein direkter Bezug zwischen der Schonheit der Venus und der Schonheit der Besitzerin des Proiecta Kastchens hergestellt werden Die Darstellung der Badeszene auf dem hinteren Paneel des Deckels wurde in der Forschung unterschiedlich interpretiert Zum einen als Heimfuhrung der Braut in das Haus des Brautigams deductio Die Frau zieht vom Haus des Vaters in das Haus des Ehemanns Zum anderen als Gang der Hausherrin in ein offentliches Bad begleitet von ihren Dienern mit den notwendigen Utensilien wie sie etwa die Darstellung eines Badbesuchs auf dem Bodenmosaik der Villa Romana del Casale in Piazza Armerina aus der 2 Halfte des 4 Jahrhunderts zeigt Literatur BearbeitenStephan Poglayen Neuwall Uber die ursprunglichen Besitzer des spatantiken Silberfundes vom Esquilin und seine Datierung In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Romische Abteilung Band 45 1930 S 125 136 John P C Kent Kenneth S Painter Hrsg Wealth of the Roman World AD 300 700 Ausst Kat London The Trustees of the British Museum London 1971 Kathleen J Shelton The Esquiline Treasure London 1981 Rezension Malcolm A R Colledge In The Classical Review New Series Band 32 1982 S 295 296 Alan Cameron The Date and the Owners of the Esquiline Treasure In American Journal of Archaeology Band 89 1985 S 135 145 Kathleen J Shelton The Esquiline Treasure The Nature of Evidence In American Journal of Archaeology Band 89 1985 S 147 155 David Buckton Hrsg Byzantium Treasures of Byzantine Art and Culture Ausst Kat London The Trustees of the British Museum London 1994 S 33 34 Kenneth S Painter Il tesoro dell Esquilino In Serena Ensoli Eugenio La Rocca Hrsg Aurea Roma dalla citta pagana alla citta cristiana L Erma di Bretschneider Rom 2000 ISBN 978 8 8826 5126 8 S 140 146 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Esquilin Schatz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Prasentation des Schatzes auf der Homepage des British Museum Proiecta Kastchen auf der Homepage des British Museum Musen Kastchen auf der Homepage des British Museum Einzelnachweise Bearbeiten Kenneth S Painter Il tesoro dell Esquilino In Serena Ensoli Eugenio La Rocca Hrsg Aurea Roma dalla citta pagana alla citta cristiana L Erma di Bretschneider Rom 2000 ISBN 978 8 8826 5126 8 S 140 142 So die Seite des British Museum zum Proiecta Kastchen Memento des Originals vom 6 August 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www britishmuseum org Zusammenfassend zur Diskussion siehe Kenneth S Painter Il tesoro dell Esquilino In Serena Ensoli Eugenio La Rocca Hrsg Aurea Roma dalla citta pagana alla citta cristiana L Erma di Bretschneider Rom 2000 S 145 146 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Esquilin Schatz amp oldid 239187747