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Erionit ist eine Sammelbezeichnung fur die von der International Mineralogical Association IMA anerkannten Minerale und Endglieder einer luckenlosen Mischreihe bestehend aus Erionit Ca Erionit K und Erionit Na Diese selten vorkommenden Minerale gehoren zur Familie der Zeolithe innerhalb der Mineralklasse der Silikate und Germanate und kristallisieren im hexagonalen Kristallsystem mit folgender chemischer Zusammensetzung Erionit Ca Ca5 Al10Si26O72 31H2O 1 Erionit K K10 Al10Si26O72 32H2O 1 Erionit Na Na10 Al10Si26O72 24 6H2O 1 Aufgebrochenes radialstrahliges Erionitaggregat Grosse 3 5 mm vom Berg Nero San Pietro Montecchio Maggiore Italien Erionit findet sich vorwiegend in Form radialstrahliger oder faseriger wollahnlicher Mineral Aggregate entwickelt selten aber auch prismatische Kristalle bis etwa 15 mm Lange mit hexagonalem Habitus Bekannt sind auch Verwachsungen mit Offretit und Levyn In feinnadeliger faseriger Aggregatform ist Erionit weiss und durchscheinend gelegentlich auch durch Fremdbeimengungen gelblich verfarbt mit einem seidenahnlichen Glanz Die Kristalle selbst sind farblos durchsichtig und zeigen auf ihren Flachen Glasglanz Auf der Strichtafel hinterlasst das Mineral entsprechend einen weissen Strich Als chemischer Stoff erhielt Erionit die CAS Nummer 12510 42 8 ehemals und inzwischen geloschte CAS Nr 66733 21 9 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 4 1 Morphologie 4 2 Physikalische und optische Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Erionit im Rhyolith Tuff bei Durkee im Baker County im US Bundesstaat Oregon und beschrieben 1898 von Arthur Starr Eakle der das Mineral aufgrund seines meist wollahnlichen Aussehens nach dem griechischen Wort altgriechisch ἔrion erion fur Wolle benannte 2 1997 beschloss die Kommission fur neue Minerale Mineralnamen und Klassifikation englisch Commission on new Minerals Nomenclature and Classification CNMNC eine Neudefinition und Neubenennung vieler Minerale der Zeolithfamilie zu der auch Erionit gehort Nach Douglas S Coombs et al ist nicht mehr das als Mischreihe erkannte Erionit sondern ihre Endglieder Erionit Na beschrieben 1969 von Sheppard und Gude Erionit K beschrieben 1998 von Passaglia et al und Erionit Ca beschrieben 1967 von Harada et al als eigenstandige Minerale anerkannt 3 Seit dem Beschluss der CNMNC werden die Endglieder Erionit Ca Erionit K und Erionit Na in der Liste der Minerale und Mineralnamen der IMA unter der Summenanerkennung IMA 1997 s p special procedure gefuhrt 4 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol lautet fur Erionit Ca Eri Ca fur Erionit K Eri K und fur Erionit Na Eri Na 5 Klassifikation BearbeitenBereits in der letztmals 1977 uberarbeiteten 6 bzw 1982 herausgegebenen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der zu dieser Zeit noch als ein Mineral geltende Erionit zur Mineralklasse der Silikate und dort zur allgemeinen Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate wo er zusammen mit Chabasit Gmelinit Levyn und Offretit die Chabasitgruppe mit der System Nr VIII F 14 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielten die nun getrennten Endglieder Erionit Na Erionit K und Erionit Ca die System und Mineralnummern VIII J 26 90 VIII J 26 92 und VIII J 26 94 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Gerustsilikate wobei in den Gruppen VIII J 21 bis 27 die Minerale der Zeolithgruppe einsortiert sind Die Erionite bilden hier zusammen mit Bellbergit Chabasit Ca Chabasit K Chabasit Na Chabasit Mg Chabasit Sr Gmelinit Ca Gmelinit K Gmelinit Na Levyn Ca Levyn Na Mazzit Mg Mazzit Na Offretit Perlialit Tschernichit und Willhendersonit die von System Nr VIII J 26 bis 27 reichende Gruppe der Wurfelzeolithe 6 Auch die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 7 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet die Erionite in die Klasse der Silikate und Germanate dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate mit zeolithischem H2O Familie der Zeolithe ein Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur so dass die Erionite entsprechend ihrem Aufbau in der Unterabteilung Zeolithe mit Ketten von Funfer Ringen zu finden sind wo sie nur noch zusammen mit Bellbergit die unbenannte Gruppe 9 GD 20 bilden Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet die Erionite in die Abteilung der Gerustsilikate Zeolith Gruppe Hier sind sie zusammen mit Chabasit Ca Chabasit Na Chabasit K Chabasit Sr Herschelit Willhendersonit Offretit Gmelinit Na Gmelinit Ca Gmelinit K Faujasit Na Faujasit Ca Faujasit Mg Levyn Ca Levyn Na und Tschortnerit in der Gruppe der Chabasite und verwandte Arten mit der System Nr 77 01 02 innerhalb der Unterabteilung der Echten Zeolithe zu finden Kristallstruktur BearbeitenAlle Minerale kristallisieren in der hexagonalen Raumgruppe P63 mmc Raumgruppen Nr 194 Vorlage Raumgruppe 194 mit den folgenden sich nur geringfugig unterscheidenden Gitterparametern sowie jeweils einer Formeleinheit pro Elementarzelle 1 Erionit Na a 13 21 A und c 15 05 A Erionit K a 13 23 A und c 15 07 A Erionit Ca a 13 33 A und c 15 09 AEigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Auch wenn die feinen Kristallnadeln und fasern wie Wolle aussehen und sich auch so anfuhlen sind sie dennoch aufgrund ihrer Sprodigkeit sehr empfindlich gegenuber mechanischer Belastung Schon durch eine leichte Beruhrung konnen sie schnell zerstort werden 8 Das asbestartige Fasermineral kann ahnlich wie Asbest zu einem Mesotheliom fuhren 9 Bekannt wurde Erionit als Karzinogen krebsfordernde Substanz das vor allem in der Umgebung des turkischen Dorfes Tuzkoy aber auch in anderen Regionen Kappadokiens grossere oberflachennahe Vorkommen bildet und dort in den als Baumaterial verwendeten Tuffgesteinen zu finden ist 10 Die Krebsrate ist in diesen Gegenden aufgrund der Luftbelastung mit den feinen Mineralfasern uberdurchschnittlich hoch teilweise bis zu 100fach hoher weshalb die Dorfer aufgegeben und ihre Bewohner umgesiedelt werden sollen 11 12 13 Physikalische und optische Eigenschaften Bearbeiten Die Mohsharte fur Erionit wird mit 3 5 bis 4 angegeben und ist abhangig vom Mischungsverhaltnis der Kationen im Mischkristall Die gemessene Dichte betragt 2 08 und die aus den Kristalldaten berechnete Dichte 2 13 g cm3 Erionitkristalle zeigen eine undeutliche 14 bis gute 6 Spaltbarkeit nach dem Prisma Bei ungerichteter Belastung verhalten sich die Kristalle allerdings sprode und brechen splitterig Als Mineral mit hexagonaler Symmetrie ist Erionit optisch einachsig mit positiv verlangertem Rotationsellipsoid Die Brechungsindizes sind ne 1 474 und nw 1 471 Die Doppelbrechung ist mit 0 003 sehr gering 15 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Farblose prismatische Erionitkristalle vom Ajo Mountain Pima County Arizona USA nbsp Erionit verwachsen mit Offretit Hohlenfullung besteht aus Seladonit und Montmorillonit Erionite bilden sich in vulkanischen Gesteinen wie Basalt oder umgewandelten Rhyolith Tuffen aber auch durch Sedimentation von in Salzseen gefallener vulkanischer Asche Begleitminerale sind unter anderem Calcit Dolomit Montmorillonit Opal Quarz Seladonit und verschiedene Zeolithe Weltweit sind fur Erionite bisher rund 230 Fundorte dokumentiert Stand 2021 16 so unter anderem in der ostlichen Antarktis Australien Bulgarien Danemark Deutschland Frankreich Griechenland Island Italien Japan Kanada Neuseeland Osterreich Polen Russland Spanien Tschechien der Turkei im Vereinigten Konigreich UK Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika USA Konkret als Erionit Na identifizierte Minerale konnten erstmals Typlokalitat am Cady Mountain im US amerikanischen San Bernardino County nachgewiesen werden fand sich aber auch am Berg Nero bei Montecchio Maggiore San Pietro in Italien auf der japanischen Insel Iki bei Dunseverick im aussersten Norden des nordirischen Countys Antrim sowie ebenfalls in den USA liegend am Berg Killdeer im Dunn County North Dakota und in der Durkee Fire Opal Mine im Baker County Oregon 17 Als Erionit K identifizierte Minerale wurden vor allem bei Kamloops in Kanada Otago auf Neuseeland sowie in mehreren Regionen der US Bundesstaaten Arizona Oregon und Washington gefunden wobei Rome im Marion County Oregon als Typlokalitat registriert ist 18 Als Erionit Ca identifizierte Minerale konnten unter anderem am Ettringer Bellerberg einem Vulkan bei Ettringen Eifel in Deutschland bei Yssingeaux in Frankreich bei Oristano auf Sardinien sowie am Monte Fasolo Euganeische Hugel und am Berg Nero bei Montecchio Maggiore in Italien bei Maze in der japanischen Prafektur Niigata Usti nad Labem in Tschechien bei Tuzkoy in der Turkei sowie in den US Counties Dunn Slope und Stark in North Dakota und im Tillamook County in Oregon 19 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Erionite Sammlung von Bildern Erionit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 19 Juni 2021 Erionite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 19 Juni 2021 englisch Erionite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 82 kB abgerufen am 19 Juni 2021 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 709 englisch Arthur S Eakle ART VI Erionite a new Zeolite In American Journal of Science Band 6 Nr 31 Juli 1898 englisch rruff info PDF 900 kB abgerufen am 19 Juni 2021 Douglas S Coombs Alberto Alberti Thomas Armbruster Gilberto Artioli Carmine Colella Ermanno Galli Joel D Grice Friedrich Liebau Joseph A Mandarino Hideo Minato Ernest H Nickel Elio Passaglia Donald R Peacor Simona Quartieri Romano Rinaldi Malcolm Ross Richard A Sheppard Ekkehart Tillmanns Giovanna Vezzalini Recommended Nomenclature For Zeolite Minerals Report of the Subcommitee on Zeolites of the International Mineralogical Association Commission On New Minerals And Mineral Names In The Canadian Mineralogist Band 35 Nr 6 1997 S 1571 1606 englisch minsocam org PDF 347 kB abgerufen am 19 Juni 2021 Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated November 2023 PDF 3 8 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero November 2023 abgerufen am 26 November 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Felsbewohner des UNESCO Welterbes Focus de 15 November 2013 abgerufen am 19 Juni 2021 Alessandro F Gualtieri Nicola Bursi Gandolfi Simone Pollastri Kilian Pollok Falko Langenhorst Where is iron in erionite A multidisciplinary study on fibrous erionite Na from Jersey Nevada USA In Scientific Reports Band 6 28 November 2016 ISSN 2045 2322 doi 10 1038 srep37981 PMID 27892512 PMC 5125093 freier Volltext Erionite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 86 kB abgerufen am 26 November 2023 Erionite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2021 englisch Localities for Erionite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2021 englisch Erionite Na In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2021 englisch Erionite K In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2021 englisch 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