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Erich Cedrick von Halacz 29 November 1929 in Dusseldorf ist ein deutscher Sprengstoff Attentater der als Tango Jungling in die deutsche Kriminalgeschichte einging 1952 wurde er vom Verdener Landgericht wegen zweifachen Mordes zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt und 1974 begnadigt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Sprengstoffanschlage 1 2 Sprengsatze 1 3 Ermittlungen und Verurteilung 1 4 Begnadigung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErich von Halacz ist der Sohn von Elisabeth Wenclewicz geborene von Halacz die dem im 11 Jahrhundert aufgetauchten ungarischen Geschlecht derer von Halacz entstammte Sie fuhrte in den 1920er Jahren eine heimliche Ehe mit dem Zahnarzt Kurt Wenclewicz in Schwedt Oder Aus der Ehe ging das Kind Erich hervor Da der Zahnarzt die Vaterschaft erfolgreich vor Gericht anfocht ist der tatsachliche Vater des Kindes nicht bekannt Die Mutter gab Erich zu Pflegeeltern in Drakenburg in der Nahe von Nienburg wohin sie bereits ihre 1926 geborene Tochter abgegeben hatte Sein Pflegevater war Spreng und Schachtmeister in einer Kiesgrube Erich trug in seiner Jugend den Familiennamen seiner Mutter Wenclewicz nannte sich aber ab seinem 21 Geburtstag Cederik Erich von Halacz Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fluchtete Halacz der seit Mitte der 1930er Jahre mit seiner Pflegefamilie in Wittenberg gelebt hatte 1945 vor der Roten Armee und kehrte nach Drakenburg zuruck Er brach eine Lehre zum technischen Zeichner ab und versuchte vergeblich als Journalist zu arbeiten Mehrfach sprach er bei den Bremer Nachrichten vor bot Artikel an die abgelehnt wurden und bemuhte sich erfolglos um eine Anstellung als redaktioneller Volontar In fruher Jugend wurde Halacz durch Diebstahle und Urkundenfalschungen in Nienburg polizeibekannt 2 ebenso durch das Zunden eines Sprengsatzes im Ortszentrum von Nienburg zu Silvester Der seit 1948 arbeitslose Halacz pflegte trotz dieses Umstands einen eleganten Lebensstil Er zeigte Begeisterung fur die USA und versuchte erfolglos in Nienburg einen deutsch amerikanischen Kulturclub zu grunden Auch hielt er im Freundeskreis Vortrage uber die USA was ihm den Spitznamen USA Professor einbrachte Nachts bemalte er Nienburger Burgersteige mit der Aufforderung Besucht die USA Sprengstoffanschlage Bearbeiten Am 29 November 1951 dem 22 Geburtstag von Erich von Halacz kam es zu zwei vollendeten und einem versuchten Sprengstoffanschlag mit per Post zugestellten Paketbomben in deren Folge zwei Menschen ums Leben kamen und zehn Menschen zum Teil schwer verletzt wurden Die Taten erregten europaweites Aufsehen Die Paketsendungen hatte Halacz am Vortag bei Postamtern in Bremen und Verden aufgegeben Der erste Sprengsatz detonierte morgens um halb neun im Postamt Eystrup Die 18 jahrige Kontoristin Margret Gruneklee holte die Post fur die Marmeladenfabrik Gobber ab an deren Inhaber das Sprengstoffpaket adressiert war Noch im Postamt explodierte das Paket und totete die junge Frau Acht weitere Menschen erlitten Knochenbruche Gehirnerschutterungen Trommelfellrisse und Schnittwunden Der zweite Sprengsatz explodierte viereinhalb Stunden spater in der Redaktion der Tageszeitung Bremer Nachrichten im Bremer Schunemannhaus und totete den Chefredakteur Adolf Wolfard Seine Sekretarin und der Feuilleton Chef der Zeitung wurden schwer verletzt Der dritte Sprengsatz adressiert an den Futtermittelfabrikanten Anton Hoing in Verden versagte Nach dem grossen offentlichen Aufsehen welches der Fall erregte startete die mit der CDU und FDP regierende Deutsche Partei DP im Bundestag eine erfolglose Kampagne zur Wiedereinfuhrung der Todesstrafe 3 4 Sprengsatze Bearbeiten Die drei von Halacz versandten Paketbomben waren jeweils in langliche runde Versandrollen verpackt die den Eindruck einer Geschenksendung mit einer Flasche erweckte Auf den Sendungen war vermerkt dass sie nur durch den Empfanger personlich zu offnen seien Der Bau der Sprengsatze bereitete von Halacz keine Schwierigkeiten da er durch die berufliche Tatigkeit seines Pflegevaters als Sprengmeister Kenntnisse im Umgang mit Sprengstoff hatte Die Bomben enthielten den Sprengstoff Donarit den er durch eine List von einem Sprengmeister erhalten hatte Die Zundung erfolgte elektrisch mit Hilfe einer Batterie durch Kontaktschluss beim Offnen des Pakets Wahrend zwei Sprengsatze zundeten versagte der dritte Zunachst wurde angenommen dass er nicht explodiert sei weil der Empfanger das Paket nicht weit genug geoffnet habe 5 Tatsachlich war aber die Batterie leer Ermittlungen und Verurteilung Bearbeiten Nach den Anschlagen bildeten die Polizei Bremen und die Polizei Niedersachsen die Sonderkommission S S fur Sprengstoff mit Hauptsitz in Bremen der rund 60 Beamte angehorten Es handelte sich um die erste landerubergreifende Sonderkommission der Nachkriegszeit 6 Die Leitung hatten Vertreter der Landeskriminalamter Bremen und Niedersachsen 7 Zeitweise wurde sie von dem Kriminalisten Walter Zirpins geleitet Schnell wurde durch Zeugenhinweise klar dass ein gut gekleideter junger Mann mit dunkelbraunem Hut und Kamelhaarmantel am spaten Nachmittag des 28 November 1951 im Postamt 5 in Bremen zwei Pakete und im Postamt Verden ein Paket aufgegeben hatte Ein Postbeamter erinnerte sich am selben Tag mehrere Ferngesprache fur diesen jungen Mann vermittelt zu haben Spater stellte sich heraus dass Halacz in der Marmeladenfabrik und in der Futtermittelfabrik angerufen und sich unter einem Vorwand vergewissert hatte dass die Firmenchefs am nachsten Tag im Hause sein wurden In einer der grossten Fahndungsaktionen der deutschen Polizei der 1950er Jahre wurde unter Einbeziehung des erst 1951 gegrundeten Bundeskriminalamtes und des ebenfalls 1951 entstandenen Bundesgrenzschutzes eine flachendeckende Grossfahndung eingeleitet und seit dem 5 Dezember 1951 auch im europaischen Ausland nach dem Tater gesucht Die Sonderkommission liess aufgrund der Zeugenaussagen ein Flugblatt drucken in dem der Tater als elegant und hoflich beschrieben wurde er habe eine leicht wiegende Gangart wie ein Tango Jungling Fur Hinweise die zur Ergreifung des Taters fuhrten wurde eine Belohnung von 10 000 DM ausgesetzt Im Auftrag der Bremer Nachrichten entstand nach Angaben von Augenzeugen ein Phantombild des Taters welches Halacz tatsachlichem Aussehen erstaunlich nahekam Phantombilder waren jedoch zu dieser Zeit noch nicht Teil der polizeilichen Ermittlungsmethoden Trotzdem erschien das Phantombild in mehreren Zeitungen und Zeitschriften Aufgrund zahlreicher falscher Hinweise kam es daraufhin in vielen deutschen Stadten zu Festnahmen von Verdachtigen die unschuldig waren In einigen Fallen bezichtigten sich Unschuldige selbst der Taten und wurden inhaftiert und wieder freigelassen Der Chefredakteur der Zeitung Die Harke in Nienburg erkannte schliesslich auf dem Bild einen jungen Mann wieder der sich bei ihm um eine Anstellung beworben hatte 8 Dieser Hinweis fuhrte zur Festnahme von Erich von Halacz am 7 Dezember 1951 Halacz stritt die Taten ab und seine Freundin gab ihm ein Alibi fur die Tatzeit sodass Halacz wieder fur einige Tage auf freien Fuss kam Zwischenzeitlich meldete sich ein Kaufmann aus Nienburg in dessen Geschaft Halacz auf einer Urania Schreibmaschine Dokumente geschrieben hatte Eine Maschinenschriftenuntersuchung ergab eine Ubereinstimmung mit dem Adressaufkleber auf dem nicht gezundeten Sprengstoffpaket Halacz wurde am 10 Dezember 1951 erneut festgenommen und es wurde Anklage erhoben Halacz Freundin korrigierte ihre Aussage und gab zu am Tattag nicht mit Halacz zusammen gewesen zu sein Nach mehrstundiger Vernehmung legte Halacz ein Gestandnis ab Als Motiv gab er an dass er von den Angehorigen der Opfer die er fur vermogend hielt durch die Drohung mit weiteren Anschlagen jeweils 5000 DM erpressen wollte um damit einen Schallplattenladen in Nienburg zu eroffnen Bei einer psychiatrischen Begutachtung in der Nervenklinik Gottingen durch den Psychiater Gottfried Ewald wurde Halacz eine Personlichkeitsstorung unter anderem wegen Hangs zur Hochstapelei attestiert Am 25 April 1952 wurde Halacz vom Verdener Landgericht zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt eine Revision unter Berufung auf Schuldunfahigkeit wurde als unbegrundet zuruckgewiesen 9 Er sass in den Haftanstalten Hameln Celle und Hannover ein Begnadigung Bearbeiten Ab 1969 erhielt Halacz mehrfach Hafturlaub den er in Nienburg bei seiner Pflegemutter verbrachte Im Januar 1974 wurde bei Halacz ein gutartiger Hirntumor operativ entfernt Das Niedersachsische Justizministerium teilte daraufhin mit Halacz habe zur Tatzeit mit Sicherheit noch nicht an dem Tumor gelitten Am 29 September 1974 wurde Halacz vom niedersachsischen Ministerprasidenten Alfred Kubel begnadigt und aus der Haft entlassen Danach anderte er seinen Namen machte eine Ausbildung zum Burokaufmann und heiratete eine vermogende Witwe mit der er in Hannover lebte Literatur BearbeitenHelfried Spitra Hrsg Die grossen Kriminalfalle Post vom Tangojungling Campus Verlag 2004 ISBN 978 3 593 37438 3 Tobias Detering Soko S Die Jagd nach dem Bombenattentater von Bremen und Eystrup Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung des Polizeimuseums Niedersachsen Nienburg 2015 Weblinks BearbeitenSoko S Die Jagd nach dem Bombenattentater von Bremen und Eystrup zur Sonderausstellung im Polizeimuseum Niedersachsen Post vom Tangojungling Dokumentation Film von Dirk Blumenthal RB auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Post vom Tangojungling auf www daserste de Auf dem Namen liegt ein Fluch In Der Spiegel Ausgabe 51 1951 vom 19 Dezember 1951 Mirko Grunder 1952 Keine Wiedereinfuhrung der Todesstrafe in Deutschland auf www historeo de Irrtum inklusive In Der Spiegel Ausgabe 44 1964 Ist was passiert in Der Spiegel Ausgabe 49 1951 vom 5 Dezember 1951 Ein bis dahin einzigartiges Ereignis in kreiszeitung de vom 27 Marz 2015 Walter Zirpins Wir fanden Halacz in Der Spiegel Ausgabe 51 1951 vom 19 Dezember 1951 Holt den Kerl ab in Der Spiegel Ausgabe 51 1951 vom 19 Dezember 1951 Der Halacz Prozess In Die Zeit 1 Mai 1952Normdaten Person GND 1034746057 lobid OGND AKS VIAF 303212067 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Halacz Erich vonALTERNATIVNAMEN Halacz Erich Cedrick von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Sprengstoff AttentaterGEBURTSDATUM 29 November 1929GEBURTSORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich von Halacz amp oldid 233178991