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Erhard Gopel 3 Juni 1906 in Leipzig 29 Oktober 1966 in Munchen war ein deutscher Kunsthistoriker Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus war er am Kunstraub in den von den Deutschen besetzten Gebieten beteiligt Zugleich war er fur den im Rahmen der Aktion Entartete Kunst diffamierten Maler Max Beckmann Helfer in der Not Beckmann starb 1950 Gopel war bis zu seinem Lebensende zusammen mit seiner Ehefrau Barbara Gopel um das Werk Beckmanns bemuht Beispiele sind die Erstellung eines Werkverzeichnisses und weitere Veroffentlichungen Max Beckmann Bildnis Erhard Gopel 1944 Alte Nationalgalerie Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken bis 1939 2 Zeit des Zweiten Weltkrieges 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg 4 Schriften Auswahl 5 Literatur uber Erhard Gopel 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben und Wirken bis 1939 BearbeitenErhard Gopel studierte Kunstgeschichte vor allem bei Wilhelm Pinder und Theodor Hetzer der ihn mit einer Arbeit uber Anthonis van Dyck Philipp Le Roy und die Kupferstecher 1937 promovierte Gopel war auch ein Anhanger der modernen Kunst und schrieb als Kunstkritiker fur liberale Tageszeitungen wie die Vossische Zeitung Berliner Tageblatt und die Frankfurter Zeitung Beitrage fur die von Karl Scheffler herausgegebene Zeitschrift Kunst und Kunstler Zeit des Zweiten Weltkrieges BearbeitenBei Kriegsausbruch diente Gopel bei verschiedenen Wehrmachtsstaben als Dolmetscher Trotz seiner liberalen Neigungen und Liebe zur modernen Kunst war Gopel in der Kunstpolitik des Nationalsozialismus engagiert 1 Seit Februar 1942 war er als Vertreter des Sonderauftrags Linz beim Reichskommissar in den besetzten niederlandischen Gebieten und mit der Wahrnehmung der Interessen des Sonderauftrags Linz in Frankreich und Belgien beauftragt Der Sonderauftrag Linz war eine von Hitler personlich eingesetzte und ihm direkt unterstellte Organisation die die Aufgabe hatte die Kunstsammlung fur das so genannte Fuhrermuseum Linz zusammenzutragen Der erste Leiter war der Dresdner Galeriedirektor Hans Posse der 1942 verstarb Dessen Nachfolger als Direktor der Dresdner Galerie und als Leiter des Sonderauftrags Linz wurde der Kunsthistoriker und vorherige Leiter der Gemaldegalerie des Nassauischen Museums Wiesbaden Hermann Voss Gopel war ihm unterstellt und beschaffte unter seiner Aufsicht Werke fur Hitlers Museum aus den besetzten westlichen Landern wobei es sich in vielen Fallen auch um geraubte Kunst handelte Das waren vor allem aus judischem Besitz beschlagnahmte oder unter Zwangsmassnahmen erworbene Kunstwerke Gopel war daher auch in Frankreich tatig Der Stellvertretende Leiter des Sonderstabes Bildende Kunst in Paris Bruno Lohse hatte ihm ein Buro in den Raumen des Einsatzstabes eingerichtet 1943 war Gopel fuhrend an der Akquisition von grossen Teilen der in Frankreich beschlagnahmten judischen Kunstsammlung Alphonse Schloss beteiligt die den Eigentumern im Suden Frankreichs in Zusammenarbeit der Polizei des Vichy Regimes mit dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg ERR geraubt wurde Dabei hatte der damalige Mit Direktor des Sonderstabs Bildende Kunst des ERR in Paris Bruno Lohse die Sammlung in jahrelanger Spurarbeit ausfindig gemacht wie Gopel in einem Telegramm an Martin Bormann schrieb in dem er den Erwerb der Sammlung Schloss als Chance fur eine Aufwertung der Sammlung des Fuhrermuseums anpries Ein Einsatzkommando des ERR der zu dem Zeitpunkt unter dem Kommando von Lohse und seinem Kollegen Borchers stand hatte die Sammlung aus dem Schloss Chambon in Sudfrankreich geraubt und schliesslich an die Vichyregierung ubergeben 2 Der Louvre erwarb von den 330 Bildern 49 Stuck Aus dem Restbestand suchten Gopel und Bruno Lohse 262 Bilder fur den Sonderauftrag Linz aus Gopel und Lohse nahmen diese Bilder am 3 November 1943 im Museum Jeu de Paume dem Depot des ERR von den Franzosen in Empfang von wo sie dann nach Deutschland transportiert wurden Andererseits nutzte Gopel die Gemaldetransporte des Sonderauftrags um heimlich Gemalde des von den Nationalsozialisten geschmahten und im Amsterdamer Exil lebenden Malers Max Beckmann nach Munchen zu Beckmanns Kunsthandler Gunther Franke zu schaffen der durch Verkaufe Beckmanns Existenz zumindest finanziell sichern konnte Franke war im Ubrigen einer der Kunsthandler die eng mit Hitler und seinen Gemaldeagenten zusammenarbeitete Gopel hatte Beckmann 1932 in Paris kennengelernt und anlasslich des 50 Geburtstages des Malers am 12 Februar 1934 unter dem Titel Der Weg eines deutschen Kunstlers einige Tage spater eine Wurdigung in der Neuen Leipziger Zeitung veroffentlicht Dass sie erscheinen konnte durfte dem glucklichen Zusammentreffen zu verdanken sein dass Beckmann ebenso wie Gopel geburtige Leipziger waren das Engagement der Zeitung war also lokal begrundet Beckmann hatte dem Kunsthistoriker entscheidende Mittlerdienste im Zusammenhang mit seinen Illustrationen zur Apokalypse und zum Faust II zu danken Doch wie das personliche Verhaltnis zwischen dem Maler und Gopel war ist bis heute ungeklart Auffalligerweise setzten Gopels publizistische Nachkriegsaktivitaten erst nach dem Tod des Malers 1950 ein Dass Beckmann 1944 ein Bildnis von Gopel vollendete darf sicherlich als Anerkennung und Dank fur seine Mittlerdienste verstanden werden Nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenNach 1948 arbeitete Gopel in Munchen als Lektor beim Prestel Verlag und als Kunstkritiker er schrieb u a Artikel fur die Suddeutsche Zeitung und Die Zeit Eine Museumskarriere an den Bayerischen Staatsgemaldesammlungen scheiterte allerdings an der Undurchsichtigkeit seiner Aktivitaten wahrend des Dritten Reiches Seine Fursprecher hatten fast alle auf die eine oder andere Art mit dem Sonderauftrag Linz zusammengearbeitet Ernst Buchner Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemaldesammlungen der ihm diese Museumsstelle verschaffen wollte war in jener Zeit einer der wichtigsten Kunstberater Hitlers gewesen Gopel hat sich in besonderem Masse um das Werk Max Beckmanns verdient gemacht er veroffentlichte die Monographien Max Beckmann der Zeichner 1954 und Max Beckmann in seinen spaten Jahren 1955 gab im selben Jahr Beckmanns Tagebucher der Jahre 1940 bis 1950 heraus und schrieb etliche Aufsatze die 1984 unter dem Titel Max Beckmann Berichte eines Augenzeugen erschienen 1953 war er Mitbegrunder der Max Beckmann Gesellschaft Sein lebenslanges Wirken fur Beckmann gipfelte in dem grossen zweibandigen Katalog der Gemalde den seine Frau Barbara Gopel nach seinem Tod 1966 mit Hilfe der Max Beckmann Gesellschaft fertigstellte und der 1976 erschien Die Frage was Gopels Verstrickung und das Bemuhen sie durch die in solchen Fallen Heidegger Sedlmayr notorischen abendlandischen Geistes Gesten vergessen zu machen fur die Konstruktion des Beckmann Images im Nachkriegs Deutschland bedeuteten wird aber nach wie vor nicht reflektiert 3 Eine abschliessende Wertung des Wirkens von Erhard Gopel muss zukunftiger Forschung uberlassen werden Schriften Auswahl BearbeitenDer Buchbinder Ignatz Wiemeler Rohrer Verlag Leipzig Brunn u a 1938 Ein Bildnisauftrag fur van Dyck Anthonis van Dyck Philipp Le Roy und die Kupferstecher Prestel Frankfurt a M 1940 zugl Phil Diss Leipzig 1940 Die Bretagne Volkstum Geschichte Kunst Zeichnungen A Conrad Ein Armee Oberkommando Paris um 1940 Die Normandie Von einem Armeeoberkommando Hrsg Erhard Gopel Staackmann Leipzig 1942 Weitere Auflagen Pariser Zeitung Paris 1942 Neujahrsgluckwunsche fur 1944 Den Freunden in Herzlichkeit gewidmet von Erhard Goepel Druck Haumont Paris 1944 Max Beckmann Der Zeichner Piper Munchen 1954 Max Beckmann in seinen spaten Jahren Munchen 1955 Deutsche Holzschnitte des XX Jahrhunderts Wiesbaden 1955 Insel Bucherei Nr 606 Munchen Lebenskreise einer Stadt Lindau 1955 Fotos von Peter Keetman Max Beckmann Der Maler Munchen 1957 Max Beckmann Die Argonauten ein Triptychon Einfuhrung von Erhard Gopel Reclam Stuttgart 1957 Deutsche Portratplastik des zwanzigsten Jahrhunderts Leipzig und Wiesbaden 1958 Insel Bucherei Nr 650 Blick auf Beckmann Dokumente und Vortrage Fur die Max Beckmann Gesellschaft hrsg von Hans Martin Frhr von Erffa und Erhard Gopel Piper Munchen 1962 Mit Barbara Gopel Max Beckmann Katalog der Gemalde 2 Bde Hrsg Hans Martin Freiherr von Erffa Schriften der Max Beckmann Gesellschaft 3 Kornfeld Bern 1976 Max Beckmann Berichte eines Augenzeugen Hrsg und mit Einfuhrung versehen von Barbara Gopel Nachwort von Gunter Busch Frankfurt a M 1984 ISBN 3 596 23605 3 Literatur uber Erhard Gopel BearbeitenJonathan Petropoulos The faustian bargain The art world in Nazi Germany Oxford 2000 Stephan Reimertz Max Beckmann Biographie Munchen 2003 Birgit Schwarz Hitlers Museum Die Fotoalben Gemaldegalerie Linz Dokumente zum Fuhrermuseum Wien 2004 Andreas Hansert Hermann Hesse Max Beckmann und das Linzer Fuhrermuseum Bibliophile Buchprojekte der Bauerschen Giesserei in Frankfurt wahrend des Zweiten Weltkriegs In Kirchliche Zeitgeschichte 20 2007 Andreas Hansert Georg Hartmann 1870 1954 Biografie eines Frankfurter Schriftgiessers Bibliophilen und Kunstmazens Wien 2009 Christian Fuhrmeister Susanne Kienlechner Erhard Gopel im Nationalsozialismus eine Skizze Zentralinstitut fur Kunstgeschichte Munchen 2018 Online Ressource uber das Kubikat kooperatives bibliographisches Informationsangebot von vier Kunsthistorischen Instituten in Florenz Munchen Paris Rom 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Erhard Gopel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten Jonathan Petropoulos The Faustian Bargain The Art World in Nazi Germany London 2000 S 155 f ISBN 0 7139 9438 X Telegramm Gopels uber den Gesandtschaftsrat Schleier an Bormann vom 26 April 1943 in Hildegard Brenner Die Kunstpolitik des NS Reinbek 1963 S 231 f Michael Vikator Schwarz Die Abfahrt der Argonauten ins Museum of Modern Art In Wiener Jahrbuch fur Kunstgeschichte 57 2008 S 272 Anm 21 Normdaten Person GND 116705000 lobid OGND AKS LCCN n85035777 VIAF 93436676 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gopel ErhardALTERNATIVNAMEN Gopel Friedrich Wilhelm Erhard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher KunsthistorikerGEBURTSDATUM 3 Juni 1906GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 29 Oktober 1966STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erhard Gopel amp oldid 230468490