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Als Enneperstrasse zeitgenossisch auch Empen Strasse wird nicht nur eine historische Strasse zwischen Hagen und Gevelsberg in der Grafschaft Mark bezeichnet sondern auch eine vorindustrielle gewerbliche Verdichtungszone Sie war spatestens seit dem Ende des 17 Jahrhunderts ein Zentrum des vorindustriellen Eisengewerbes Zur Zeit des Grossherzogtums Berg wurde das Gebiet zu einer Mairie auch politisch zusammengefasst Nach dem Ende des Grossherzogtums wurde diese in das preussische Amt Enneperstrasse umgewandelt Inhaltsverzeichnis 1 Produktion 2 Wirtschaftsforderung 3 Rohstoffversorgung 4 Veranderungen im 19 Jahrhundert 5 Amt Enneperstrasse 6 Einzelnachweise 7 LiteraturProduktion BearbeitenDie Strasse die nach dem Fluss Ennepe benannt wurde war etwa zwei Meilen lang Sie wurde zwischen 1788 und 1792 von der preussischen Regierung zu einer Chaussee also zu einer Heerstrasse ausgebaut Bekannt wurde sie durch ihre ausserordentlich dichte Ansammlung von vorindustriellen eisengewerblichen Produktionsstatten An der Strasse lagen Hammerwerke unterschiedlichster Art Es gab Roh Stahl Stab Raffinier Reck und Breithammer Besonders stark vertreten waren Sensenhammer Hinzu kamen Schleif und Poliermuhlen Zu Beginn des 19 Jahrhunderts wurde in der Grafschaft Stahl im Wert von einer Million Taler produziert der grosste Teil stammte aus dem Gebiet der Enneperstrasse Daneben wurden Sensen und Strohmesser in grossen Quantitaten gefertigt Es wurden pro Jahr etwa 30 000 Dutzend im Wert von 200 000 Talern produziert 1 Im Amt Wetter waren nach der Beschreibung von Johann Rembert Rodens Beschreibung der Fabriken sudwarts der Ruhr aus dem Jahr 1754 48 Sensenhammer vorhanden davon lagen allein 31 an der Ennepe Neuere Angaben geben fur 1804 deutlich niedrigere Werte an Danach wurden an 76 Feuern in 24 Hammerwerken mit 210 Arbeitern 6750 Dutzend Sensen im Wert von 56 893 Reichstalern produziert wahrend die Rohstoffe 39 250 Reichstaler kosteten so dass ein Reingewinn von 17 643 Reichstalern verblieb 2 Es wurden sogenannte weisse Sensen gefertigt bei denen nur die Schneide aus Stahl war Nach 1770 wurden auch sogenannte blaue Sensen nach osterreichischem Vorbild hergestellt die vollkommen aus Stahl bestanden Hinzu kommen zahlreiche weitere Eisenwaren Die Produkte wurden uber das Heilige Romische Reich hinaus vertrieben Justus von Gruner beschrieb in seiner Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung oder Schilderung des sittlichen und burgerlichen Zustandes Westphalens am Ende des achtzehnten Jahrhunderts 1802 1803 die Enneper Strasse wie eine einzige gewerbetreibende Stadt nur manchmal von stilleren romantischen Naturpartien wie zur Erholung des gesattigten ausschweifenden Blickes durchschnitten Die Heerstrasse ist zu beiden Seiten mit Fabrikhausern und Arbeiterwohnungen allerlei Art garniert ein bestandiges lebensvolles Getreibe von Muhlen Hammern Spindeln usw uberall tatige Menschen uberall rege Hande und zufriedener Fleiss lange Karawanen von schwer beladenen Frachtwagen welche die Produkte der Erwerbsamkeit aus und Wagen voller Kohle und Eisen welche den Arbeitsstoff zufuhren 3 Wirtschaftsforderung BearbeitenBei der Entstehung der beispiellosen dichten Sensenproduktion spielte die Abwanderung von Sensenschmieden aus dem Bergischen Land rund um Cronenberg heute Wuppertal eine wichtige Rolle nachdem die dortigen Zunfte und die Regierung die Produktion und insbesondere die Nutzung der Wasserkraft im 17 Jahrhundert beschrankt hatten Dagegen wurde die Entwicklung in der Grafschaft Mark von den preussischen Landesherren gefordert So galt dort ein besonders liberales Wassernutzungsrecht Ausgesprochen forderlich war auch dass das Gebiet von den Rekrutierungen zur preussischen Armee befreit war Kantonsfreiheit Die Abwanderung von Arbeits und Fachkraften konnte so verhindert werden Die markischen Fabriquenkommissare Anfangs nur fur den Raum Altena zustandig wurden unter Friedrich August Alexander Eversmann auch fur die Enneperstrasse zustandig Die Fabrikanten der Enneperstrasse schlossen sich zu Beginn der 1790er Jahre zu einer Fabrique d h einer auf Zwangsmitgliedschaft beruhenden Interessengemeinschaft unter staatlicher Aufsicht zusammen Insbesondere der Qualitats und Markenschutz trug zur Sicherheit der Produzenten bei Mit der Entwicklung des Gewerbes seit dem spaten 17 und fruhen 18 Jahrhundert war ein starker Anstieg der Einwohnerzahlen verbunden Allein zwischen 1771 und 1791 stieg die Zahl um 33 an 4 Rohstoffversorgung BearbeitenDie Werke nutzten die Wasserkraft des Flusses Ennepe zur Kraftgewinnung Der Fluss war in diesem Gebiet so sehr mit Wasserkraftanlagen besetzt dass bereits zu Beginn des 19 Jahrhunderts Neuanlagen kaum noch moglich waren Um Wassermangel etwa im Sommer zu verhindern wurden Wehre oder Sammelbecken angelegt Dies hatte zur Folge dass die Produzenten flussabwarts haufig kein Wasser mehr hatten was zu verschiedenen Prozessen fuhrte Die Rohstoffe der Sensenhammer wurden von den benachbarten Stahl und anderen Hammerwerken bezogen Weil moglicherweise durch die hohe Nachfrage und die Abholzung der Walder Holzkohle zu teuer wurde begann man schon fruh Steinkohle zu verwenden Dies war ein Grund weshalb der preussische Staat seit dem letzten Drittel des 18 Jahrhunderts begann den Steinkohleabbau zu fordern Trotz der Nahe zu den Kohlegruben machte der Transport doch Probleme Nicht zufallig wurde Friedrich Harkort zu einem Pionier der Eisenbahn als er 1826 1828 eine von Pferden gezogenen Bahn auf Eisenschienen von Schlebusch zur Enneperstrasse baute die Schlebusch Harkorter Kohlenbahn Dort wurde ab 1877 eine durch Dampf getriebene Lokomotive eingesetzt Veranderungen im 19 Jahrhundert BearbeitenDer Ubergang der Grafschaft Mark an das napoleonische Grossherzogtum Berg brachte erhebliche Veranderungen mit sich Dazu gehort der Zusammenschluss der Orte an der Enneperstrasse zu einer Mairie d h Burgermeisterei Die Rekrutierungsfreiheit wurde beendet und mit der Gewerbefreiheit verschwanden auch die Zwangszusammenschlusse wie die fabrique der Sensenschmiede Damit verschwand aber auch der Markenschutz und die Qualitatssicherung Die Kontinentalsperre hatte erhebliche negative Auswirkungen auf das exportorientierte Gewerbe Auch als 1815 Preussen die Grafschaft Mark zuruckbekam anderte sich an der Gewerbefreiheit nichts Den Vertrieb der Sensen ubernahmen nun haufig Sauerlander Wanderhandler aus der Gegend um Winterberg Insgesamt verbesserten sich die Absatzmoglichkeiten deutlich auch durch die Grundung des Deutschen Zollvereins Die Mairie Enneperstrasse kam 1817 zum Kreis Hagen in der preussischen Provinz Westfalen Amt Enneperstrasse BearbeitenDie Mairie Enneperstrasse wurde im Kreis Hagen zunachst in die preussische Burgermeisterei und 1844 in das preussische Amt Enneperstrasse umgewandelt 5 Das Amt bestand zunachst aus den funf Landgemeinden Haspe Voerde Vorhalle Waldbauer und Westerbauer 6 Die Gemeinde Voerde schied am 1 Oktober 1868 aus dem Amt aus und bildete seitdem ein eigenes Amt 7 Die Gemeinde Haspe erhielt am 20 Dezember 1873 das Stadtrecht schied aus dem Amt Enneperstrasse aus und wurde amtsfrei 8 Die Gemeinde Vorhalle wechselte am 1 Oktober 1884 aus dem Amt Enneperstrasse in das Amt Boele Hagen und die Gemeinde Waldbauer wechselte 1891 in das Amt Breckerfeld 9 10 Westerbauer die letzte verbleibende Gemeinde das Amtes wurde am 1 April 1898 in die Stadt Haspe eingemeindet womit das Amt Enneperstrasse erlosch 11 Einzelnachweise Bearbeiten Conversations Lexicon oder Encyclopadisches Handworterbuch fur gebildete Stande Band 3 Stuttgart 1816 S 415 Matthias Kordes Ein bestandiges lebensvolles Getriebe Unternehmensgeschichte von 1700 bis 1871 In 300 Jahre Cronenberg Das Geschichtsbuch eines Familienunternehmens Arnsberg 2011 S 51 Justus Gruner Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung oder Schilderung des sittlichen und burgerlichen Zustandes Westphalens am Ende des achtzehnten Jahrhunderts Band 2 Frankfurt am Main 1803 S 350 352 Onlineversion Memento des Originals vom 16 Oktober 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lwl org Stefan Gorissen Vom Handelshaus zum Unternehmen Sozialgeschichte der Firma Harkort im Zeitalter der Protoindustrie 1720 1820 Gottingen 2002 S 345 Zusammensetzung der Burgermeisterei Enneperstrasse Stand 1839 Amtsblatt fur den Regierungsbezirk Arnsberg 1844 S 83 abgerufen am 7 Juli 2022 Amtsblatt fur den Regierungsbezirk Arnsberg 1868 S 310 abgerufen am 7 Juli 2022 Amtsblatt fur den Regierungsbezirk Arnsberg 1874 S 42 abgerufen am 7 Juli 2022 Wolfgang Leesch Die Verwaltung der Provinz Westfalen 1818 1945 Struktur und Organisation Beitrage zur Geschichte der preussischen Provinz Westfalen Band 4 2 Auflage Aschendorff Munster 1993 ISBN 3 402 06845 1 S 379 Geschichte und Urkundenbuch des Amtes Breckerfeld im Landkreise Hagen S 85 Leesch S 385Literatur BearbeitenMatthias Kordes Ein bestandiges lebensvolles Getreibe Unternehmensgeschichte von 1700 bis 1871 In Julius Cronenberg oHG Hrsg 300 Jahre Cronenberg Das Geschichtsbuch eines Familienunternehmens Bonen Arnsberg 2011 S 15 110 Stefan Gorissen Vom Handelshaus zum Unternehmen Sozialgeschichte der Firma Harkort im Zeitalter der Protoindustrie 1720 1820 Gottingen 2002 Digitalisat auf www academia edu Wilfried Reininghaus Die Enneperstrasse und Gevelsberg 1650 1850 Gewerbliche Verdichtung vor der Industriellen Revolution In Gevelsberg 1125 1886 1986 Untersuchungen und Quellen zur Geschichte der Stadt Gevelsberg Gevelsberg 1988 S 19 44 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Enneperstrasse amp oldid 232096778