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Unter Elektromigration EM versteht man einen Materialtransport durch allmahliche Bewegung von Ionen in einem festen Leiter der durch den elektrischen Strom verursacht wird Kollisionen von Elektronen mit den Ionen und in geringerem Mass auch das elektrische Feld uben eine Kraft auf die Ionen aus weshalb sie wahrend eines Diffusionsschrittes bevorzugt in eine bestimmte Richtung wandern Drift Durch die fortwahrende Verkleinerung von Halbleiter Strukturen gewinnt dieser Effekt an praktischer Bedeutung Elektromigration resultiert aus der Impulsubertragung von bewegten Leitungselektronen auf die Metallionen im KristallgitterInhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Elektromigration 2 Praktische Bedeutung der Elektromigration 3 Grundlagen 3 1 Krafte auf Ionen in einem elektrischen Feld 3 2 Grundlegende Gleichungen 4 Ausfallursachen 4 1 Diffusionmechanismen 4 1 1 Korngrenzendiffusion 4 1 2 Gitterdiffusion 4 1 3 Diffusion entlang heterogener Grenzflachen 4 1 4 Oberflachendiffusion 4 2 Thermische Effekte 4 2 1 Joule sche Eigenheizung 4 2 2 Thermische Spannungen 5 Weiterfuhrende Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der Elektromigration BearbeitenDas Phanomen der Elektromigration ist seit mehr als 100 Jahren bekannt Grossere technische Bedeutung erlangte die Thematik ab etwa 1965 als entdeckt wurde dass die in den damals aufkommenden integrierten Schaltungen ICs verwendeten dunnen Aluminium Leiterbahnen bei hohen Stromdichten zerstort werden Die theoretischen Grundlagen zur Erklarung der Elektromigration stellten 1961 62 in zwei Artikeln Huntington und Grone sowie Bosvieux und Friedel auf 1 2 Eine Lebensdauervorhersage fur durch Elektromigration geschadigte Leiterbahnen formulierte 1966 James R Black 3 siehe blacksche Gleichung Damals waren die Leiterbahnen ungefahr 10 µm breit wahrend die Breite bei heutigen hochstintegrierten Chips nur noch etwa 14 nm betragt 4 Insbesondere durch diese stetige Strukturverringerung gewinnt dieses Forschungsgebiet zunehmend an Bedeutung Praktische Bedeutung der Elektromigration Bearbeiten nbsp Aufnahme eines Ausfallortes verursacht durch Elektromigration in einer Kupferleiterbahn unter dem Rasterelektronenmikroskop Die Passivierung wurde vorher durch RIE und Fluorwasserstoffsaure entfernt nbsp Leiterbahnunterbrechung durch Abtragung Die Elektromigration vermindert die Zuverlassigkeit von integrierten Schaltungen Im schlimmsten Fall kann sie zum Totalausfall einer oder mehrerer Leitungen fuhren und somit zur Unbrauchbarkeit der gesamten Schaltung Da die Zuverlassigkeit von Leiterbahnen nicht nur in den Bereichen der Raumfahrt und des Militars sondern auch bei zivilen Anwendungen wie zum Beispiel dem Antiblockiersystem von Autos von grosser Bedeutung ist wird diesem Effekt hohe technologische und wirtschaftliche Bedeutung beigemessen nbsp Material welches an einer Stelle abgetragen wird lagert sich an einer anderen Stelle wieder an In diesem Fall sind zwei hugelformige Auswuchse englisch hillocks entstanden Mit zunehmender Miniaturisierung von hoch und hochstintegrierten Schaltungen VLSI ULSI erhoht sich die Ausfallwahrscheinlichkeit durch EM weil sich sowohl die Leistungsdichte als auch die Stromdichte vergrossert Zwar lassen sich durch geringere Strukturgrossen und Betriebsspannungen die benotigten Strome reduzieren da kleinere Transistoren auch kleinere Gate Kapazitaten besitzen jedoch werden aufgrund der steigenden Frequenzen die Strome nicht im gleichen Masse wie die Leiterbahnquerschnitte reduziert Daher nehmen die benotigten Stromdichten und damit Elektromigrationserscheinungen zu 5 Anstelle von Aluminium bei dem Elektronenmigration bei rund 500 kA cm auftritt nutzen die meisten Hersteller ungefahr seit dem Jahr 2000 Kupfer als Leiterbahnmaterial Die Vorteile von Kupfer sind seine bessere elektrische Leitfahigkeit ermoglicht hohere Taktfrequenzen und eine im Vergleich zu Aluminium etwa funffach hohere Stromdichtebelastbarkeit bevor es zu EM Erscheinungen kommt Eine bewusst herbeigefuhrte Elektromigration findet Anwendung bei der ultrareinen gt 99 99 Darstellung von den Elementen Titan Zirconium Hafnium Vanadium u a Dabei werden die Elemente im Hochvakuum bis knapp unter ihren Schmelzpunkt erwarmt und Fremdionen werden durch Elektromigration aus der Mitte entfernt in der das Element nun ultrarein vorliegt Grundlagen BearbeitenDie Materialeigenschaften der Metallleiterbahnen haben einen starken Einfluss auf die Lebensdauer Zu diesen Eigenschaften gehoren vorwiegend die Zusammensetzung der Leiterbahnlegierung und die Leitungsabmessungen aber auch die Leitungsform die kristallografische Orientierung der Korner Eigenschaften der Passivierung und die Grenzflachen zu anderen Materialien 6 Das bei der Herstellung verwendete Verfahren zur Schichtabscheidung und Warmebehandlungen wirken sich ebenfalls auf die Lebensdauer aus 6 Gravierende Unterschiede resultieren auch aus den zeitlichen Verlaufen des Stromes Gleichstrom oder verschiedene Wechselstromformen rufen jeweils unterschiedliche Effekte hervor 7 Krafte auf Ionen in einem elektrischen Feld Bearbeiten Zwei Krafte wirken auf die ionisierten Atome im Leiter Die direkte elektrostatische Kraft F e displaystyle F e nbsp resultiert aus dem elektrischen Feld und zeigt daher in Richtung des elektrischen Feldes Die Kraft aus dem Impulsaustausch mit fliessenden Ladungstragern F p displaystyle F p nbsp zeigt in Richtung des Ladungstragerflusses In metallischen Leitern wird F p displaystyle F p nbsp durch einen so genannten Elektronenwind verursacht 7 Die resultierende Kraft F res displaystyle F text res nbsp auf ein angeregtes Ion im elektrischen Feld ergibt F res F e F p q Z E q Z j r displaystyle F text res F e F p q cdot Z cdot E q cdot Z cdot j cdot rho nbsp nbsp Auf ein Ion in Sattelpunktslage wahrend des Platzwechsels wirkende KrafteHierbei fuhrt man eine effektive Wertigkeit Z displaystyle Z nbsp ein In ihr sind sowohl direkte Krafte und als auch jene Krafte die durch Elektronen mit hoher Geschwindigkeit entstehen zusammengefasst Mit der Elementarladung q displaystyle q nbsp stellt das Produkt q Z displaystyle q cdot Z nbsp damit die effektive Ladung des wandernden Ions dar Laut ohmschem Gesetz ist das elektrische Feld E displaystyle E nbsp das Produkt von Stromdichte j displaystyle j nbsp und spezifischem Widerstand r displaystyle rho nbsp E j r displaystyle E j cdot rho nbsp Die Kraft F p displaystyle F p nbsp ist wegen der abschirmenden Wirkung der Elektronen meist die dominante Kraft die Kraft des elektrischen Feldes auf die Ionen hingegen ist verhaltnismassig klein Aktivierte Metallionen haben eine hohere Wahrscheinlichkeit eine Leerstelle zu besetzen als andere Nachbarionen Als Folge dieser Gegebenheiten bewegen sich Metallionen zur Anode wahrend sich Leerstellen zur Kathode bewegen Durch Verdichtung von Leerstellen entstehen kleine Hohlraume englisch voids voids Das fuhrt zu offenen Schaltkreisen durch Materialabtragung Kurzschlusse zwischen Leiterbahnen entweder durch hugelformige hillocks oder filamentartige Strukturen whisker resultieren aus Anlagerung von Ionen an Unregelmassigkeiten im Kristall 6 nbsp Dicker fadenartiger Auswuchs oder filamentartige Struktur whisker Grundlegende Gleichungen Bearbeiten Verschiedene Experimente haben gezeigt dass sich Ionen in einem konstanten Feld mit einer konstanten Driftgeschwindigkeit bewegen Die lineare Abhangigkeit des Stromes von schnell bewegten Elektronen kann allgemein als Konsequenz von Atomdiffusion aufgefasst werden charakterisiert durch den Eigendiffusionskoeffizienten D displaystyle D nbsp In Metallen entstehen freie Trager mit der Ladung Z ion q displaystyle Z text ion cdot q nbsp durch Ionisationen im Metallgitter In diesem Produkt ist Z ion displaystyle Z text ion nbsp die effektive Wertigkeit des Ions Nach Nernst und Einstein wird die Beweglichkeit von Ionen Ionenbeweglichkeit m ion displaystyle mu text ion nbsp welche nur durch ein elektrisches Feld bewegt werden wie folgt beschrieben m ion Z ion q D k T displaystyle mu text ion Z text ion cdot q cdot frac D k cdot T nbsp In der Gleichung ist k displaystyle k nbsp die Boltzmann Konstante und T displaystyle T nbsp die absolute Temperatur in Kelvin Somit bewegen sich die Ionen mit der mittleren Driftgeschwindigkeit von v d m ion E displaystyle bar v d mu text ion cdot E nbsp Deuten lasst sich die Gleichung indem man F D Z ion q E displaystyle F D Z text ion cdot q cdot E nbsp als Kraft auf ein Ion F D displaystyle F D nbsp durch das Feld E displaystyle E nbsp versteht die durch mikroskopische Reibungskrafte abgeglichen wird wahrend die durchschnittliche Geschwindigkeit v D F D k T displaystyle bar v DF D kT nbsp ist Gewohnlich entsteht der elektrische Widerstand durch Kollision von Elektronen mit Defekten und Gitterschwingungen so genannten Phononen Durch diese Kollisionen wird ein Impuls auf das Gitter ubertragen was wiederum dazu fuhrt dass die thermische Geschwindigkeit der Elektronen v e displaystyle v e nbsp ansteigt Die Driftgeschwindigkeit die sich daraus ergibt kann als v e D F p k T displaystyle v e DF p kT nbsp geschrieben werden Die direkte elektrostatische Kraft unterscheidet sich zwar von der Kraft durch Elektronen mit hoher Geschwindigkeit es sind aber dieselben mikroskopischen Krafte die ihnen entgegenwirken und somit die Eigendiffusion und Driftgeschwindigkeit bestimmen Daher kann man die beiden Effekte kombinieren und erhalt nun fur die Driftgeschwindigkeit v d Z q D k T E displaystyle bar v d Z cdot q cdot frac D kT cdot E nbsp Der Ionenfluss J displaystyle J nbsp ist definiert durch das Produkt der Teilchendichte C displaystyle C nbsp mit der mittleren Driftgeschwindigkeit J C v d displaystyle J C cdot bar v d nbsp Setzt man nun die beiden letzten Gleichungen ineinander ein so erhalt man mit Hilfe des ohmschen Gesetzes fur den Ionenfluss und dem Eigendiffusionskoeffizienten D displaystyle D nbsp J C Z q D k T r j displaystyle J C cdot Z cdot q cdot frac D k cdot T cdot rho cdot j nbsp Laut der Kontinuitatsgleichung ist die zeitliche Anderung der Teilchendichte die negative Divergenz des Ionenstromes Mit der letzten Gleichung erhalten wir nun div J grad C r Z q D k T j C r Z q D k T div j displaystyle operatorname div J operatorname grad left frac C cdot rho cdot Z cdot q cdot D kT right cdot j frac C cdot rho cdot Z cdot q cdot D kT cdot operatorname div j nbsp Unter Gleichstrombedingungen erhalten wir fur die Kontinuitatsgleichung div j 0 displaystyle operatorname div j 0 nbsp Somit verschwindet der zweite Term auf der rechten Seite Der Diffusionskoeffizient D displaystyle D nbsp hangt negativ exponentiell von der Aktivierungsenergie E A displaystyle E mathrm A nbsp und dem Kehrwert der Temperatur T displaystyle T nbsp ab D D 0 exp E A k T displaystyle D D 0 exp left frac E mathrm A k cdot T right nbsp Wenn man nun die letzte Gleichung in die vorvorletzte Gleichung einsetzt wird ersichtlich dass auch der Ionenfluss von T displaystyle T nbsp abhangig ist J C Z q D 0 k T r j exp E A k T displaystyle J C cdot Z cdot q cdot frac D 0 k cdot T cdot rho cdot j cdot exp left frac E mathrm A k cdot T right nbsp E A displaystyle E mathrm A nbsp ist dabei die Aktivierungsenergie in Elektronenvolt Diese Betrachtungen sind Grundlage fur die blacksche Gleichung Die Temperaturabhangigkeit der blackschen Gleichung wird aktiviertes oder auch arrheniussches Verhalten genannt Die Aktivierungsenergie E A displaystyle E mathrm A nbsp gibt massgeblich an welches die Hauptausfallursache ist Diese Erkenntnisse fliessen nun wieder in den Designprozess der entsprechenden Schaltkreise ein so dass durch Veranderungen der Leiterbahngeometrie des Leiterquerschnittes oder der Dicke der Passivierungsschichten die Zuverlassigkeit der Leitungen verbessert wird Fur nachfolgende Chipgenerationen konnen diese Erkenntnisse auch zum Einsatz neuer fur die Elektromigration weniger anfalliger Materialkombinationen fuhren Ausfallursachen BearbeitenDiffusionmechanismen Bearbeiten Eine mogliche Ausfallursache ist die Diffusion von Ionen als Folge der EM Dies kann geschehen durch Korngrenzendiffusion Gitterdiffusion und Diffusion entlang heterogener Grenzflachen oder freier Oberflachen nbsp Schematische Darstellung so genannter Tripelpunkte Die Leiterbahnrander verlaufen parallel zur gestrichelten Linie Korngrenzendiffusion Bearbeiten Aufgrund der niedrigen Aktivierungsenergie ist die Korngrenzendiffusion einer der wichtigsten Mechanismen der oben genannten Diffusionsmechanismen Massenfluss durch eine homogene Region als Folge von EM findet ohne die Bildung von voids oder hillocks statt Die Divergenz des Ionenflusses siehe Gleichung ist Null Treten jedoch Inhomogenitaten im Material auf so ist die Divergenz des Ionenflusses von Null verschieden und es treten makroskopische Defekte auf Der Anteil des Ionenflusses aufgrund von EM an den Korngrenzen wird beschrieben durch J k C k Z k q d d D k k T r j displaystyle J k C k cdot Z k cdot q cdot frac delta d cdot frac D k k cdot T cdot rho cdot j nbsp Zu dieser Gleichung kommt das Verhaltnis der effektiven Korngrenzenweite fur den Massentransport d displaystyle delta nbsp zur durchschnittlichen Korngrosse d displaystyle d nbsp Der Quotient ergibt sich auch aus der Flache aller Korngrenzen und der Gesamtflache der Leiterbahn Eine entscheidende Rolle fur Divergenzen im Ionenfluss sind Stellen an denen drei Korngrenzen aneinander liegen vergleiche Abbildung rechts Da der Massenfluss entlang der Korngrenzen in einen solchen Tripelpunkt ungleich dem Massenfluss aus diesem Grenzgebiet heraus ist tritt Divergenz auf Daher entstehen voids und hillocks bevorzugt an solchen Grenzen In der Abbildung rechts wird fur den Winkel von ϑ 1 0 displaystyle vartheta 1 0 nbsp und ϑ 2 ϑ 3 120 displaystyle vartheta 2 vartheta 3 approx 120 circ nbsp Material abgetragen und fur ϑ 2 ϑ 3 150 displaystyle vartheta 2 vartheta 3 approx 150 circ nbsp Material angelagert nbsp Polykristalline Struktur und BambusstrukturenMan versucht diesem Effekt entgegenzuwirken indem man die Kornstrukturen bei der Metallabscheidung und der Warmebehandlung englisch Annealing in die Grossenordnung der Leiterbahnbreite bringt Diese so genannte Bambusstruktur minimiert den Effekt der Korngrenzendiffusion in den Bambusstrukturen uberwiegt die Gitterdiffusion Im Zuge der Miniaturisierung ruckt Korngrenzendiffusion deswegen zunehmend in den Hintergrund Ergebnisse von Black zeigen dass sich im Vergleich zu feinkristallinen Leiterbahnen die Aktivierungsenergie bei Leiterbahnen in denen die Korngrossen etwa halb so gross sind wie die Leiterbahnbreiten fast verdoppelt Dabei ist der Prozess zur Metallabscheidung derselbe geblieben Gitterdiffusion Bearbeiten Die Aktivierungsenergie fur EM innerhalb des Metallgitters ist sehr hoch Dies ist zum einen bedingt durch die hohe Bindungsenergie der Atome im Gitter zum anderen durch den Mangel an Fehlstellen J 1 C 1 Z 1 q D 1 k T r j displaystyle J 1 C 1 cdot Z 1 cdot q cdot frac D 1 k cdot T cdot rho cdot j nbsp Einen entscheidenden Einfluss hat hierbei die kristallografische Orientierung der Atome im Gitter Die EM Lebensdauer von 111 aus chemischer Gasphasenabscheidung englisch chemical vapour deposition CVD angelagertem Kupfer ist 4 fach grosser als die von 200 CVD Kupfer Diffusion entlang heterogener Grenzflachen Bearbeiten Aufgrund von Fehlstellen zwischen Metall und Passivierungsschicht beziehungsweise Barriere und freien Bindungen der Metallatome kommt es zu Grenzflachendiffusion Ursache dafur ist schlechte Haftung der beiden Schichten aneinander Die Aktivierungsenergie ist daher abhangig von den Materialien der Leiterbahn und Passivierung beziehungsweise Barriere Fehlstellen an der Grenzschicht begunstigen den Massentransport und freie Bindungen der Metallatome reduzieren die Aktivierungsenergie Oberflachendiffusion Bearbeiten Ein entscheidender Unterschied wurde zwischen passivierten und unpassivierten Leiterbahnen festgestellt Die Aktivierungsenergie ist um fast 50 angestiegen nachdem man die grosskristallinen Leiterbahnen mit einer Siliziumoxid Passivierung versehen hatte Durch die Passivierung wird die Oberflachendiffusion unterdruckt Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Atome an der Oberflache hervorgerufen durch eine konstante elektrische Kraft F displaystyle F nbsp betragt v D s F k T displaystyle bar v frac D s cdot F k cdot T nbsp wobei D s displaystyle D s nbsp der Oberflachendiffusionskoeffizient ist Der Massentransport an der Oberflache besteht uberwiegend aus Diffusion und Elektromigration Der Anteil den Adsorption und Desorption liefert ist vernachlassigbar klein Die Oberflachendiffusion ist von der Orientierung der Atome im Kristall abhangig Die Aktivierungsenergie ist bei einer 111 Ausrichtung wesentlich geringer als bei einer 001 oder 011 Die effektive Diffusionskonstante D eff displaystyle D text eff nbsp ergibt sich aus der Summe der einzelnen Konstanten der vier Diffusionsmechanismen D eff n G D G n D K d k d 2 D I d I h 2 D O d O w displaystyle D text eff n G cdot D G sum n D K cdot frac delta k d 2 cdot D I cdot frac delta I h 2 cdot D O cdot frac delta O w nbsp Die Indizes G K I displaystyle G K I nbsp und O displaystyle O nbsp stehen dabei fur Gitter Korngrenzen Interface und Oberflachendiffusion Thermische Effekte Bearbeiten Joule sche Eigenheizung Bearbeiten Die hohe Stromdichte verursacht joulesche Eigenheizung die eine Temperaturerhohung in den Teststrukturen bewirkt Solch eine Temperaturerhohung macht die Interpretation der Daten schwierig da sie zu einem Versatz der vorbestimmten Bedingungen fuhrt Der Massentransport wird nicht nur durch EM bewirkt sondern auch durch Thermomigration welche diesen weiter beschleunigt Grund fur die Eigenheizung ist die durch den Strom verursachte Verlustleistung P I 2 R displaystyle P I 2 cdot R nbsp Es wurde von Erhohungen von 5 10 C fur Einzelleitungen bei J 1 10 6 A c m 2 displaystyle J 1 cdot 10 6 mathrm A cm 2 nbsp berichtet Besonders stark macht sich die joulesche Eigenheizung bemerkbar wenn mehrere parallele Leitungen nebeneinander getestet werden Bei solchen Anordnungen konnen Temperaturerhohungen bis zu 200 C auftreten die Leitungen mussen daher einzeln gemessen werden Im Folgenden werden die physikalischen Beziehungen der Eigenheizung beschrieben Die Metalltemperatur ist gegeben durch T m T ref D T Eigenheizung displaystyle T text m T text ref Delta T text Eigenheizung nbsp In dieser Gleichung ist T m displaystyle T text m nbsp die Temperatur des Metalls T ref displaystyle T text ref nbsp ist die Temperatur eines Bezugschips und D T Eigenheizung displaystyle Delta T text Eigenheizung nbsp der Temperaturanstieg welcher durch den Stromfluss verursacht wird Unter thermisch stationaren Bedingungen ist die Temperatur durch Eigenheizung durch folgende Gleichung beschrieben D T Eigenheizung T m T ref 1 T 0 T I 2 R Z ϑ d t I eff 2 R Z ϑ displaystyle Delta T text Eigenheizung T text m T text ref frac 1 T cdot int 0 T I 2 cdot R cdot Z vartheta mathrm d t I text eff 2 cdot R cdot Z vartheta nbsp Dabei ist I eff displaystyle I text eff nbsp der Effektivwert des Stromes R displaystyle R nbsp Leiterwiderstand T displaystyle T nbsp die Periodendauer und Z ϑ displaystyle Z vartheta nbsp die thermische Impedanz zwischen Leiterbahn und Substrat Ausserdem wird davon ausgegangen dass die Stromfrequenz wesentlich grosser ist als die inverse thermische Zeitkonstante Das heisst wiederum dass die Metalltemperatur kaum schwankt Thermische Spannungen Bearbeiten Eine weitere Ausfallursache kann das Auftreten von mechanischen Spannungen durch thermischen Versatz zwischen metallischen Leitern und Substratoberflache sein Dieses Phanomen wird auch stress migration oder stress voiding genannt Stress Migration steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der EM Weiterfuhrende Literatur BearbeitenJ R Black Electromigration A brief survey and some recent results In IEEE Transactions on Electron Devices Band 16 Nr 4 1969 S 338 347 doi 10 1109 T ED 1969 16754 J R Black Electromigration failure modes in aluminum metallization for semiconductor devices In Proceedings of the IEEE Band 57 Nr 9 1969 S 1587 1594 doi 10 1109 PROC 1969 7340 A Christou Elektromigration and Electronic Device Degradation John Wiley amp Sons 1994 ISBN 0 471 58489 4 englisch D S Gardner J D Meindl K C Saraswat Interconnection and electromigration scaling theory In IEEE Transactions on Electron Devices Band 34 Nr 3 1987 S 633 643 doi 10 1109 T ED 1987 22974 P B Ghate Electromigration Induced Failures in VLSI Interconnects In 20th Annual Reliability Physics Symposium 1982 S 292 299 doi 10 1109 IRPS 1982 361948 P S Ho Basic Problems for Electromigration in VLSI Applications In 20th Annual Reliability Physics Symposium 1982 1982 S 288 291 doi 10 1109 IRPS 1982 361947 G Jerke J Lienig Hierarchical current density verification in arbitrarily shaped metallization patterns of analog circuits In IEEE Trans on Computer Aided Design of 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Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikelserie Elektromigration Eine neue Herausforderung beim Entwurf elektronischer Baugruppen erschienen im Mechatronik F amp M Magazin C Hanser Verlag Munchen Teil 1 S 36 39 Okt 2002 Teil 2 S 26 28 Jan Feb 2003 Teil 3 S 12 15 Marz 2003 Teil 1 Ursachen und Beeinflussungsmoglichkeiten pdf 894 kB Teil 2 Stromabhangige Verdrahtung von Leiterbahnen pdf 581 kB Teil 3 Berechnung von Stromdichten in Leiterbahnen unterschiedlicher Geometrie 88pdf 615 kB Fachbuch Fundamentals of Electromigration Aware Integrated Circuit Design erschienen bei Springer 2018 Der Feind auf dem Chip Elektromigration in digitalen Schaltungen erschienen im Elektronik Magazin Weka Fachmedien GmbH Haar Heft 2 S 32 36 Feb 2012 Das SND Syndrom Elektromigration Was ist das Risiken des Ubertaktens von CPUs mit 0 13 µm Strukturbreite bei Hard Tecs 4U What is Electromigration Computer Simulation Laboratory Middle East Technical University Einzelnachweise Bearbeiten H B Huntington A R Grone Current induced marker motion in gold wires In Journal of Physics and Chemistry of Solids Band 20 Nr 1 2 Juni 1961 S 76 87 doi 10 1016 0022 3697 61 90138 X C Bosvieux J Friedel Sur l electrolyse des alliages metalliques In Journal of Physics and Chemistry of Solids Band 23 Nr 1 2 1962 S 123 136 doi 10 1016 0022 3697 62 90066 5 J R Black Electromigration A brief survey and some recent results In IEEE Transactions on Electron Devices Band 16 Nr 4 1969 S 338 347 doi 10 1109 T ED 1969 16754 Florian Mussig Kaby Lake Intel bringt siebte Generation der Core i Prozessoren In heise online 30 August 2016 abgerufen am 29 April 2022 J Lienig Electromigration and Its Impact on Physical Design in Future Technologies In Proc of the International Symposium on Physical Design ISPD 13 2013 S 33 40 PDF a b c J Lienig M Thiele Fundamentals of Electromigration Aware Integrated Circuit Design Springer 2018 ISBN 978 3 319 73557 3 Fundamentals of Electromigration S 13 60 springer com a b J Lienig 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