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Der Eisenhammer Dorfchemnitz ist ein historisches Hammerwerk in Dorfchemnitz Die Anlage stellt einen bedeutenden Sachzeugen der protoindustriellen Entwicklung im Erzgebirge dar Von den ehemals zahlreichen Hammerwerken blieben in Sachsen neben dem Eisenhammer Dorfchemnitz nur drei weitere Anlagen der Frohnauer Hammer der Althammer der Saigerhutte Grunthal und das Freibergsdorfer Hammerwerk in Freibergsdorf funktionsfahig erhalten Eisenhammer Dorfchemnitz 2008 Eisenhammer Dorfchemnitz mit seinem Wasserrad 2010 Gesamtansicht des Gebaudekomplexes im Vordergrund der HammergrabenHammergerust mit den beiden SchwanzhammernDie am Chemnitzbach gelegene Anlage ist seit 1969 ein technisches Museum welches neben dem eigentlichen Hammerwerk auch eine Heimatstube umfasst Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 3 Museum Eisenhammer 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Eisenhammer Dorfchemnitz befindet sich im Tal des Chemnitzbaches dessen Wasserkraft in den vergangenen Jahrhunderten mehrere Hammerwerke und Muhlen siehe Hammermuhle nutzten 1567 erteilte Kurfurst August von Sachsen dem Dresdner Burgermeister Hans Hase die Konzession zur Errichtung und zum Betrieb des Eisenhammers und einer dazugehorigen Eisenerzgrube Hase hatte dem Kurfursten zuvor Proben verhuttbaren Eisenerzes vorgelegt Der neuen Anlage wurden verschiedene Privilegien erteilt so untersagte der Kurfurst fur die ersten zwei Betriebsjahre die Errichtung weiterer Hammerwerke im Umkreis von 1 Meile Im Gegenzug erwartete er von Hase dass des Orts wochentlich eine ziemliche Anzahl guts Eisen zu Forderung unser Bergkwercke gemacht wird 1 Verhuttet wurde vorrangig Magnetit der im nahe gelegenen Wolfsgrund abgebaut wurde Das Dorfchemnitzer Magnetit war qualitativ hochwertig und wurde auch an das Eisenwerk in Schmiedeberg geliefert welches Erz aus zahlreichen osterzgebirgischen Gruben verarbeitete Die dortige Huttenleitung bescheinigte dem Dorfchemnitzer Erz Ende des 18 Jahrhunderts dass dies der beste Eisenstein des hiesigen Werkes sei 2 Allerdings stellte Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier 1778 fest dass der Dorfchemnitzer Bergbau zu dieser Zeit bereits unbedeutend war Die hochwertige Lagerstatte war demnach im 16 und 17 Jahrhundert weitgehend ausgeerzt worden Weitere Bergbauversuche die u a 1828 vom Schmiedeberger Huttenverwalter und 1873 75 vom Dorfchemnitzer Rittergutsbesitzer Kurt Hannibal von Luttichau unternommen wurden blieben erfolglos Mit den gewonnenen Erzen produzierte das Dorfchemnitzer Hammerwerk vorrangig Gezahe d h verschiedene Werkzeuge und Arbeitsgerate fur die zahlreichen Bergwerke im Raum um Freiberg und Brand Erbisdorf Als Georg Adolph von Hartitzsch 1699 den Hammer erwarb wurde er von August dem Starken darauf hingewiesen dass das Dorfchemnitzer Eisen von denen Gewerken und Hammermeistern nicht ausserhalb Landes verfuhret sondern innerhalb Landes auf den dazu vergunstigsten Hammern verschmiedet und das geschmiedete Eisen denen Bergstadten und Unterthanen hiesiger Lande um einen billichen Kauff vor allen anderen angeboten und gelassen werden soll 3 1786 umfasste die Anlage neben dem Eisenhammer auch eine Brettmuhle und eine Hammerschenke Die als Brennstoff benotigte Holzkohle musste bereits fruhzeitig aus bohmischen Erzgebirgswaldern herangefuhrt werden da dem intensiven Bergbau und Huttenwesen Muldenhutten Halsbrucke im Freiberger Revier die Walder in der unmittelbaren Umgebung des Dorfchemnitzer Hammers zum Opfer gefallen waren Wegen Erschopfung der im Wolfsgrund geforderten Eisenerze wurde der ehemalige Hochofen 1844 zu einem Schmiedeofen umgebaut Der Hammer produzierte weiterhin uberwiegend Arbeitsmittel und Spezialartikel fur die Aufbereitung und Verarbeitung des Freiberger Berg und Huttenwesens Dabei wurde vorrangig Roheisen aus Mittelschmiedeberg verarbeitet Die Produktionspalette umfasste um 1900 u a Gluhschalen Kellen fur Bleischmelzen Munzkellen Pochschuhe und Rostschaufeln Die in den fruheren Jahrhunderten bei der Verhuttung anfallende und auf Halde gekippte Hochofenschlacke wurden vor dem Ersten Weltkrieg nochmals in einem schlesischen Huttenwerk aufgearbeitet Nachdem die Erzforderung in Freiberg wegen des Niedergangs der Weltmarktpreise zwischen 1903 und 1913 planmassig eingestellt wurde erfolgte eine erneute Produktionsumstellung auf Maschinenteile wie Kurbelwellen Pumpenhebel Stahlkugeln fur Kugelmuhlen und Waagebalken Hauptabnehmer der Zubehorteile fur Kugelmuhlen waren die Zinnaufbereitungsanlagen in Altenberg und Zinnwald Waagebalken wurden bis nach Schlesien und in die Schweiz geliefert Allerdings machte sich in zunehmendem Masse die Konkurrenz moderner Dampfhammer und die abseitige Lage des Hammers bemerkbar Die Transportkosten fur Steinkohle Roheisen und Fertigprodukte waren vergleichsweise hoch da alle Guter in Mulda von der Normalspurbahn Nossen Moldau auf die Schmalspurbahn Mulda Sayda umgeladen werden mussten Im Zuge der Weltwirtschaftskrise stellte das Hammerwerk 1931 seinen Betrieb ein Technik BearbeitenDas Hammerwerk blieb bis in die heutige Zeit in dem technischen Zustand erhalten den es 1844 beim Umbau zur Schmiede erhielt Uber einen 420 m langen Hammergraben gelangt Wasser auf ein Oberschlachtiges Wasserrad mit einem Durchmesser von 4 m und einer Breite von 1 m Leistung etwa 3 6 kW bzw 5 PS Das Wasserrad ist direkt mit einer uber 9 m langen eichenen Daumenwelle verbunden welche die beiden Schwanzhammer antreibt Der Breithammer hat bei einem Gewicht von 300 kg eine Schlagkraft von 500 kp max 60 Schlage Minute Der kleinere Streck oder Ziehhammer wiegt 150 kg und entwickelt eine Schlagkraft von 250 kp max 100 Schlage Minute Mittels eines auswechselbaren halbkugelformigen Hammerkopfes und eines halbkugelformigen Amboss konnten ehemals auch Kugeln geschmiedet werden Ein zweites kleineres Wasserrad treibt den Blasebalg fur das Schmiedefeuer an Museum Eisenhammer BearbeitenBereits Mitte der 1930er Jahre entstand die Idee den Hammer als Museum zu erschliessen da er neben dem Freibergsdorfer Hammerwerk das einzige erhaltene Hammerwerk im Osterzgebirge war und somit ein bedeutendes technisches Kulturdenkmal darstellte 1939 erwarb die Gemeinde die Anlage um sie mit Unterstutzung des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz und des Erzgebirgsvereins zu restaurieren und museal umzunutzen Der Zweite Weltkrieg verhinderte aber vorerst die Umsetzung der Planungen 1949 setzten erneut Erhaltungsarbeiten ein die aber ausserst zogerlich verliefen Erst zum 1 Mai 1969 konnte das Kulturdenkmal als technische Schauanlage der Offentlichkeit zuganglich gemacht werden In den folgenden Jahren wurde auch das Aussengelande gestaltet Zwischen 1991 und 2000 erfolgten Erneuerungs bzw Rekonstruktionsarbeiten Das Hammerwerk Schwanzhammer und die dazu notwendige Anlagentechnik ist vollstandig und funktionsfahig erhalten Eine Heimatstube neben dem Hammerwerk vermittelt einen Einblick in das Leben im Erzgebirge Literatur BearbeitenFranz Eisel Sachsens Museen amp Schauanlagen des Berg und Huttenwesens Husum Druck und Verlagsgesellschaft Husum 2007 ISBN 978 3 89876 326 4 Rat der Gemeinde Dorfchemnitz Hg Eisenhammer Dorfchemnitz Dorfchemnitz 1989 Benno Reichel Die Entwicklung des Hammerwerkes Dorfchemnitz im Kreis Brand Erbisdorf in Sachsische Heimatblatter Heft 6 1958 S 354 362Wolfgang Schmidt Wilfried Theile Denkmale der Produktions und Verkehrsgeschichte Teil 1 VEB Verlag fur Bauwesen Berlin 1989 ISBN 3 345 00312 0 Rudolf Schumann Der Eisenhammer zu Dorfchemnitz und die Olmuhle zu Friedebach Zwei alte Arbeitsstatten im ostlichen Erzgebirge in Mitteilungen des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz Bd XXIX Heft 1 4 1940 Dresden 1940 S 43 53Einzelnachweise Bearbeiten REICHEL 1958 S 355 REICHEL 1958 S 357 REICHEL 1958 S 356Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eisenhammer Dorfchemnitz Album mit Bildern Videos und Audiodateien Homepage Museum Eisenhammer Dorfchemnitz50 770794 13 430657 Koordinaten 50 46 14 9 N 13 25 50 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenhammer Dorfchemnitz amp oldid 231225746