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Die Eden Hypothese nach David Rohl bezeichnet den Versuch des britischen Agyptologen David Rohl 1950 den biblischen Garten Eden zu lokalisieren Dazu verbindet er verschiedene Elemente aus der Urgeschichte im Buch Genesis mit Vorgangen am Ubergang von der Alt zur Jungsteinzeit und folgt den geographischen Angaben in Genesis 2 und anderen altorientalischen Schriften Rohl halt den Garten Eden fur einen historisch realen Ort Seine Uberlegungen verlaufen im Wesentlichen auf zwei Bahnen 1 Kulturhistorische Einordnung Die biblischen Erzahlungen werden als Ausdruck bzw Reflexionen der kulturellen Entwicklung eines Volkes verstanden in dem die Erzahlmotive entwickelt und uberliefert wurden Die Sumerer sollen jene historisch fassbare Kultur gewesen sein 2 Lokalisierung Mithilfe biblischer und altorientalischer geografischer Hinweise werden im Ausschlussverfahren die Moglichkeiten durchgespielt Der Garten Eden soll in der Ebene von Tabris im Norden des Iran gelegen haben Der Garten Eden gilt im Judentum Christentum und Islam als der Ort des paradiesischen Urzustands vor dem Sundenfall das heisst vor dem Eintritt der Menschheit in das von Leid und Tod gekennzeichnete Weltgeschehen Seine Bedeutung und seine Historizitat werden unterschiedlich interpretiert Rohl veroffentlichte seine These 1998 im Buch Legend The Genesis of Civilisation Sie stellt einen der moglichen Versuche dar den Garten Eden geographisch und historisch einzubetten Die Hypothese Rohls wurde auf verschiedenen Ebenen kritisiert Inhaltsverzeichnis 1 Deutung der Vertreibung aus Eden 2 Lokalisierung der Region des Garten Eden 3 Kritik 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksDeutung der Vertreibung aus Eden BearbeitenNach der biblischen Paradieserzahlung vertrieb Gott den Menschen nach dem Sundenfall aus dem Garten Eden Und Jahwe Elohim schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus den Erdboden zu bebauen von dem er genommen war Genesis 3 17 19 23 ELB Rohl deutet diese Vertreibung als mythologisierende Nacherzahlung des Ubertritts vom Epipalaolithikum zur Jungsteinzeit Diese Deutung ist nicht neu sondern entspricht der verbreiteten historischen Deutung der Eden Erzahlungen Er bringt sie jedoch mit der Neolithisierung der Sumerer in Verbindung Allerdings treten Kulturen die als Vorfahren der bronzezeitlichen Sumerer in Frage kommen konnten erst mit der Samarra Kultur im 7 Jahrtausend v Chr oder der darauf folgenden Obed Kultur im fruhen 6 Jahrtausend v Chr in Erscheinung 1 Zu jener Zeit hatten sich an anderer Stelle im Alten Orient bereits seit dreitausend Jahren neolithische Kulturen etabliert 2 Lokalisierung der Region des Garten Eden Bearbeiten nbsp Mesopotamien und umliegende Gebiete nach RohlAls Garten Eden wird das Gebiet von Tabris der Hauptstadt der iranischen Provinz Ost Aserbaidschan und die Ebene westlich der Stadt ausgewiesen 3 In Westen begrenzt der Urmiasee die Ebene Der Garten Eden wird als Teil des alten Reiches Aratta interpretiert das zumindest die Hochebene bei Tabris und das Land Hawila umfasst haben musste Und ein Strom geht von Eden aus den Garten zu bewassern und von dort aus teilt er sich und wird zu vier Hauptern Der Name des ersten ist Pischon der fliesst um das ganze Land Hawila wo das Gold ist und das Gold dieses Landes ist gut dort gibt es Bedolach Harz und den Schoham Stein Und der Name des zweiten Flusses ist Gihon der fliesst um das ganze Land Kusch Und der Name des dritten Flusses ist Hiddekel der fliesst gegenuber von Assur Und der vierte Fluss das ist der Perat Gen 2 10 14 ELB In den vier Hauptern hebraisch roschim Gen 2 10 ELB liest Rohl vier Quellen Denn Haupter kann auch mit Anfange ubersetzt die vier Haupter konnten also als vier Fluss Anfange sprich als vier Quellen gedeutet werden Eden musste sich demnach dort befinden wo die Flusse Pischon Gihon Hiddekel und Perat entspringen Rohl identifiziert die Flusse von Eden folgendermassen Pischon Der Fluss Qizil Uzan Roter langer Fluss der Oberlauf des Sefid Rud Wenn ein Wort das mit U beginnt in eine semitische Sprache gelangt kann aus dem U ein P werden Beispielsweise wird die archaologischen Fundstatte mit dem iranischen Namen Uschteri im Arabischen Pisdeli genannt Der hebraische Name Pischon leitete sich also vom altiranischen Uzan ab Daruber hinaus wird in dem Fluss noch heute Gold gefunden vgl Gen 2 11 12 ELB Gihon Der Fluss Aras Noch im 7 Jahrhundert war der Aras unter dem Namen Gihun gelaufig Zudem heisst ein Berg in der Nahe Kuscha Dagh Berg von Kusch Das lasst darauf schliessen dass die Region am Fluss Aras einst unter dem Namen Kusch bekannt war Hiddekel Nahe bei Assur floss der Tigris Perat Der hebraische Name fur den Euphrat Ursprungsfluss in Eden Im Altertum konnte der Urmiasee als Quelle der vier Flusse vermutet worden sein Immerhin bedeutet der Name Urmia im Altsyrischen in etwa Wiege des Wassers Zudem mundet der Meidan Chay Adji Chay der kleine Fluss der nach Ansicht von Rohl durch den Garten von Eden floss in diesen See Die Regionen unmittelbar ostlich der Ebene von Tabris heissen Oberes Nochdi und Unteres Nochdi Nochdi kann aus dem Iranischen ubersetzt werden mit bei Noch Rohl bringt dieses Wort in Beziehung zum biblischen Nod So ging Kain weg vom Angesicht des Jahwe und wohnte im Land Nod ostlich von Eden Gen 4 16 ELB Rohl geht davon aus dass die biblische Geschichte der Vertreibung aus dem Garten Eden auf Nacherzahlungen von mesopotamischen Mythen beruht ahnlich wie die Sintflut Geschichte schon im Gilgamesch Epos im Atraḫasis Epos und im Etana Mythos vorkommt Er zieht deshalb eine sumerische Herkunft des Mythos von der Vertreibung aus dem Paradies in Betracht und folgt der uberlieferten Herkunft der Sumerer aus einem Bergland Aratta Dessen Lage versucht er anhand zweier Berichte zu lokalisieren die einen Weg von Susa durch sieben Tore wobei Passe oder Schluchten gemeint seien nach Aratta beschreiben Der erste ist die fruhsumerische Dichtung Enmerkar und der Herr von Aratta 4 vervollstandigt durch den Bericht eines Feldzugs Sargons II nach Urartu Uber Saqqez im Altertum Surrikasch erreiche man nach Passieren der sieben Tore aus dem Gebiet Nochdi im Osten kommend die Ebene von Tabris wobei Ebene auf sumerisch Edin oder Eden Steppe oder ausserhalb des bewirtschafteten Landes bedeute Kritik BearbeitenRohls Hypothese wird von der akademischen Welt weitgehend ignoriert Zuletzt wurde sie in einem Sonderheft des deutschsprachigen National Geographic erwahnt 5 das vom Theologen und biblischen Archaologen Wolfgang Zwickel wissenschaftlich beraten wurde 6 Dort wird sie als eine unter mehreren vorstellbaren Verortungen angegeben Andere Moglichkeiten waren versunkene Inseln in der Strasse von Hormus oder aber der nordliche Abschnitt des Fruchtbaren Halbmonds was von Zwickel selbst favorisiert wird Weiter lasst David Rohl ausser Acht dass die Sumerer auch eine bestimmte Landschaft kannten die sie Gu an Eden nannten ein Name der sehr an das hebraische Gan Eden Garten Eden erinnert Diese Landschaft lag jedoch nicht am Urmiasee sondern am Rande Sudmesopotamiens siehe Eden Mesopotamien Daruber hinaus ist umstritten ob das Reich von Aratta tatsachlich um den Urmiasee herum lag wie es David Rohl fur seine Hypothese annimmt Andere Forscher lokalisieren es anderswo im Mittleren Ostens In neuerer Zeit wird dabei haufig an Fundstatten in der Stadt Dschiroft im Sudostiran gedacht 7 Literatur BearbeitenDavid Rohl Legend The Genesis of Civilisation London 1998 David Rohl In Search Of Eden Discovery Channel 2002 David Rohl The Road to Paradise URL http www davidrohl com road to paradis 15 html P Martin The Secret Garden In The Sunday Times vom 11 Oktober 1998 URL http www davidrohl com secret garden 16 html Ofer Bar Yosef The Natufian Culture in the Levant Threshold to the Origins of Agriculture In Evolutionary Anthropology 6 1998 159 177 URL http www columbia edu itc anthropology v1007 baryo pdf J A Black G Cunningham J Ebeling E Fluckiger Hawker E Robson J Taylor G Zolyomi The Electronic Text Corpus of Sumerian Literature Oxford 1998 2006 URL http etcsl orinst ox ac uk J A Halloran Sumerian Language Page Los Angeles 1996 2009 URL http www sumerian org M Roaf Weltatlas der Alten Kulturen Mesopotamien Munchen 1991 C Westermann Genesis 1 11 Neukirchen Vluyn 1974Einzelnachweise Bearbeiten U Magen Epocheneinteilung Grossmesopotamien mittlere Chronologie Daten v Chr Memento vom 2 November 2013 imInternet Archive PDF 87 kB Frankfurt 2001 S Jacomet Chronologie und Stratigraphien Epipalaolithikum Fruhes Neolithikum Naher Osten inkl Zypern und Griechenland Basel 2009 Eden Suche nach dem Paradies Bible Earth 10 Dezember 2010 abgerufen am 2 November 2013 Enmerkar and the lord of Aratta Faculty of Oriental Studies University of Oxford 19 Dezember 2006 abgerufen am 3 November 2013 englisch Der Garten Eden In National Geographic Sonderedition Die grossen Mythen der Bibel 2009 S 8 35 National Geographic Sonderedition Die grossen Mythen der Bibel 2009 4 Matthias Schulz Vergessene Botschaft In Der Spiegel 3 2010 S 105 f Weblinks BearbeitenDer Garten Eden Suche nach dem biblischen Paradies Film von David Rohl und Peter Minns Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eden Hypothese nach David Rohl amp oldid 228648674