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Das Drudenhaus auch Malefizhaus Trudenhaus Hexenhaus Hexengefangnis war ein Gefangnis in Bamberg das speziell zur Inhaftierung und zum Verhor von Personen genutzt wurde die der Hexerei beschuldigt wurden In einem Nebengebaude befand sich eine Folterstatte Es wurde 1627 auf dem Hohepunkt der Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg unter der Herrschaft des Furstbischofs Johann Georg II Fuchs von Dornheim fur ca 30 Gefangene erbaut Das Gefangnis war bis Ende 1631 in Betrieb das Haus wurde spatestens Mitte des 17 Jahrhunderts abgerissen Es ist auf einer zeitgenossischen Radierung abgebildet und wird in Akten und Flugschriften mehrfach erwahnt Ansicht und Grundriss des Drudenhauses Radierung von 1627 wahrscheinlich von Peter Isselburg Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Hintergrund 2 Das Haus 2 1 Der Kupferstich 2 2 Schriftliche Dokumente 2 3 Standort 2 4 Ende 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHistorischer Hintergrund BearbeitenDie Jahre 1626 bis 1631 waren die Zeit der letzten und grossten Welle der Hexenprozesse im Hochstift Bamberg In dieser Zeit wurden unter der Herrschaft von Johann Georg II Fuchs von Dornheim mindestens 642 Personen Opfer der Hexenverfolgung 1 darunter auch hochgestellte Personen wie der furstbischofliche Kanzler Georg Haan mit seiner ganzen Familie sowie mehrere Burgermeister und Ratsherren der Stadt Bamberg etwa Johannes Junius Bis Mai 1627 konzentrierte sich die Hexenverfolgung im Hochstift auf das Amt Zeil am Main das bereits Schauplatz der vorangegangenen Welle der Hexenprozesse in den Jahren ab 1617 gewesen war Ab diesem Zeitpunkt begannen auch Prozesse gegen Bamberger Burger Zunachst wurden diese zum Verhor und zur Hinrichtung noch auf einem Karren nach Zeil gebracht Erst ab dem Jahresende 1627 fanden auch in Bamberg selbst Prozesse und Hinrichtungen statt 2 Hier spielte das Drudenhaus bald eine grosse Rolle neben anderen Haft und Verhororten wie der Alten Hofhaltung Insgesamt wurden in den Jahren 1628 bis 1631 196 Bamberger Burger wegen Hexerei gefangengesetzt die meisten von ihnen im Drudenhaus 3 Das Haus BearbeitenGebaut wurde das Haus auf Anordnung des Furstbischofs Fuchs von Dornheim In der Literatur heisst es die Anregung zum Bau habe der Generalvikar und Weihbischof Friedrich Forner gegeben Dafur gibt es jedoch keinen Quellenbeleg 4 Der Kupferstich Bearbeiten Die detailliertesten Angaben zum Drudenhaus stammen von einem Kupferstich von 1627 den Furstbischof Fuchs von Dornheim selbst in Umlauf bringen liess 5 Die Radierung wurde wahrscheinlich von Peter Isselburg geschaffen fruhere Zuschreibungen gaben Matthaus Merian den Alteren als Urheber an doch liess sich dieses Werk in seinem gut erhaltenen Œuvre nicht finden 6 Exemplare des Drucks sind in der Staatsbibliothek Bamberg und im Haus Hof und Staatsarchiv Wien sowie in einigen weiteren Sammlungen erhalten Die Radierung zeigt eine Ansicht des Gebaudes sowie den Grundriss von Erdgeschoss und erstem Stockwerk mit einem Massstab Der Grundriss des Gebaudes zeigt 26 Einzelzellen und zwei etwas grossere Zellen Uber dem Portal war folgende Inschrift angebracht DISCITE JUSTITIAM MONITI ET NON TEMNERE DIVOS ein Zitat aus Vergils Aeneis Lasst euch das eine Ermahnung sein Gerechtigkeit zu lernen und die Gotter nicht zu missachten Daruber war die Figur der Justitia platziert und auf der Hohe des ersten Stockwerks war auf einer Rollwerkkartusche folgender Vers aus dem 1 Buch der Konige bzw dem 3 Buch der Konigtumer 9 8 9 zu lesen Das Haus wirdt ein Exempel werden das alle die furuber gehen werden sich Entsetzen vnnd Blassen vnnd Pfeiffen vnnd sagen Warumb hatt der Herr disem Landt disem Hauss also gethan So wirdt man andwortten Darumb das sie den Herren ihren Gott verlassen haben vnnd haben angenommen andere Gotter vnnd sie Angebettet vnnd ihnen gedienet Darumb hat der Herr all diss ubel uber sie gebracht Die zweite Kartusche enthielt den gleichen Text in lateinischer Sprache 7 Ein Exemplar des Drucks lag im September 1631 einer Verteidigungsschrift des Furstbischofs an den Reichshofrat in Wien bei Der Reichshofrat hatte auf Klagen von Verfolgungsopfern und deren Angehorigen hin schon seit Ende 1629 mehrere Mandate gegen die Bamberger Hexenprozesse erlassen und in immer scharferen Tonen die Freilassung aller Gefangenen verlangt In dem Schreiben hiess es der Furstbischof habe das Haus eigens neu erbauen lassen und die Verhaltnisse seien dort teilweise besser als bei den Inhaftierten zu Hause So kam ein Exemplar in die Akten der Wiener Archive wo es heute noch liegt 8 Schriftliche Dokumente Bearbeiten Zwei bemerkenswerte erhaltene Dokumente uber das Drudenhaus sind ein Cathalogus vom April 1631 der genaue Informationen uber die dort Einsitzenden gibt sowie das Tagebuch der Dominikanernonne Maria Anna Junius das vor allem uber Standort und Ende des Drudenhauses Auskunft gibt Der Katalog stammt aus einer Bittschrift die verschiedene Verfolgte und Angehorige an den Reichshofrat gesandt hatten um eine Beendigung der Prozesse und eine Freilassung der Gefangenen zu erreichen Ihm zufolge waren im April 1631 noch 21 Personen im Drudenhaus inhaftiert Allerdings waren einige der angegebenen Personen mit Sicherheit bereits tot Die ebenfalls erhaltenen Speisezettel des Drudenhauses weisen fur diese Zeit noch 15 Inhaftierte aus 9 Der Katalog nennt die Namen und Verhaftungsdaten der Insassen sowie deren geschatztes Vermogen Er beziffert die Geldsumme die den justificirten Personen in Bamberg und Zeil am Main vom Fursten und seinen Beamten abgenommen und eingezogen wurde auf mindestens 500 000 Gulden andere Angaben sprechen gar von 1 5 Millionen Gulden 10 Trotz mehrerer kaiserlicher Mandate gegen die Bamberger Hexenprozesse wurden vor dem Sommer 1631 keine Gefangenen freigelassen Das Tagebuch von Anna Maria Junius berichtet dass die letzten zehn Inhaftierten erst entlassen wurden als sich wahrend des Dreissigjahrigen Krieges am 11 Februar 1632 schwedische Truppen Bamberg naherten Sie mussten jedoch Urfehde schworen also schworen dass sie uber die Behandlung wahrend der Haft schweigen und keine rechtlichen oder sonstigen Massnahmen ergreifen wurden 11 Standort Bearbeiten Das Drudenhaus stand auf der heutigen Franz Ludwig Strasse etwa auf der Hohe der heutigen Hauser Franz Ludwig Strasse 8 und 10 teilweise noch in das Areal der heutigen Franz Ludwig Strasse 7 hineinragend Das dazugehorige Foltergebaude die sogenannte Peinliche Frag befand sich auf dem Areal des heutigen Hauses Franz Ludwig Strasse 10 12 Ende Bearbeiten Nach 1635 wurde der Bau abgerissen 1654 fanden die Steine Verwendung beim Bau des Kapuzinerklosters 13 Siehe auch BearbeitenDorothea Flock Katharina Haan Johannes Junius Christina MorhaubtLiteratur BearbeitenTilman Breuer Abgegangenes Malefizhaus Hexengefangnis In Tilman Breuer und Reinhard Gutbier Stadt Bamberg Innere Inselstadt 1 Halbband Die Kunstdenkmaler von Bayern Stadt Bamberg 5 Oldenbourg Munchen 1990 S 244 246 Britta Distler geb Britta Gehm Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung 2 uberarbeitete Auflage Hildesheim 2012 ISBN 978 3 487 14731 4 Zugleich Dissertation Universitat Jena 1999 Peter Engerisser Wo stand das Bamberger Malefiz oder Trudenhaus PDF 1 91 MB 2008 Patricius Wittmann Das Bamberger Trudenhaus In Zeitschrift des Munchener Alterthums Vereins Neue Folge 4 1892 S 21 26 Weblinks BearbeitenWahre Vnd Eigendliche Contrafactur des New gebautten Bambergischen Malefitz Hauss Welches Zur Abstraffung vnd bekher ung deren von Gott endwichten vnd verlaugneten bosshafften Menschen der verdampten Zauberij vnd vbelthattern Jn disem lauffenden 1627 Jahr so im Monat Junij angefangen vnd nechstfolgenden Augusti ist aussgebauet worden Erste Variante des Blattes Digitalisat des Exemplars V B 211m der Staatsbibliothek Bamberg Wahre Vnd Eigendliche Contrafactur des New gebautten Malefitz Hauss Zu Bamberg Welches Zur Abstraffung vnd bekher ung deren von Gott endwichten vnd verlaugneten bosshafften Menschen der verdampten Zauberij vnd vbelthattern Jn disem lauffenden 1627 Jahr so im Monat Junij angefangen vnd nechstfolgenden Augusti ist aussgebauet worden Zweite Variante des Blattes Digitalisat des Exemplars V B 212 der Staatsbibliothek Bamberg Wahre Vnd Eigendliche Contrafactur des New gebautten Malefitz Hauss Zu Bamberg Welches Zur Abstraffung vnd bekher ung deren von Gott endwichten vnd verlaugneten bosshafften Menschen der verdampten Zauberij vnd vbelthattern Jn disem lauffenden 1627 Jahr so im Monat Junij angefangen vnd nechstfolgenden Augusti ist aussgebauet worden Zweite Variante des Blattes Digitalisat des Exemplars der rechtsarchaologischen Sammlung Karls von AmiraEinzelnachweise Bearbeiten Britta Gehm Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung S 268 Britta Gehm Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung S 126f 135 141 Britta Gehm Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung S 162 Die Alte Hofhaltung diente unter anderem als Gefangnis fur Georg Haan siehe Gehm S 154ff Beispielhaft Lothar Bauer Die Bamberger Weihbischofe Johann Schoner und Friedrich Forner Beitrage zur Gegenreformation in Bamberg Bamberg 1964 S 456 Diese Angabe stammt wohl ursprunglich von Max Bauer namlich in der dritten Auflage von Soldan Heppe Geschichte der Hexenprozesse Neu bearbeitet und herausgegeben von Max Bauer Zweiter Band Georg Muller Munchen und Leipzig 1911 Dort S 2 Weihbischof Forner liess fur Bamberg ein eigenes Hexenhaus errichten Die gesamte Passage uber das Hexenhaus fehlt in den fruheren Auflagen ein Beleg fur Forners Urheberschaft ist nicht angegeben Neuere Autoren beziehen sich direkt oder vermittelt uber andere darauf ein Quellenbeleg findet sich jedoch nirgends Patricius Wittmann Das Bamberger Trudenhaus In Zeitschrift des Munchener Alterthums Vereins Neue Folge 4 1892 S 21 26 hier S 25 Vgl den Katalogeintrag in der Bamberger Staatsbibliothek https katalog ub uni bamberg de query BV044697292 Peter Engerisser Wo stand das Bamberger Malefiz oder Trudenhaus PDF 1 91 MB 2008 S 4 abgerufen am 31 Mai 2020 Britta Gehm Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung Olms Hildesheim 2000 zugleich Dissertation an der Universitat Jena 1999 S 260 Britta Gehm Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung Olms Hildesheim 2000 zugleich Dissertation an der Universitat Jena 1999 S 250 Der Cathalogus findet sich abgedruckt bei Friedrich Leitschuh Beitrage zur Geschichte des Hexenwesens in Franken Bamberg 1883 S 55 58 online Vgl Britta Gehm Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung S 251 hier ist von 1 5 Millionen Gulden die Rede Vgl auch Peter Engerisser Wo stand das Bamberger Malefiz oder Trudenhaus PDF 1 91 MB 2008 S 3 Tagebuch der Dominikanernonne Maria Anna Junius abgedruckt in 52 Bericht uber Bestand und Wirken des Historischen Vereins Bamberg fur das Jahr 1890 S 7 223 hier S 14 vgl auch das Transkript in Uta Nolting Sprachgebrauch suddeutscher Klosterfrauen des 17 Jahrhunderts Waxmann Munster u a 2010 online siehe auch Patrizius Wittmann Die Bamberger Hexen Justiz 1595 1631 Aus Urkunden und Akten dargestellt In Archiv fur katholisches Kirchenrecht Band 50 Neue Folge 44 Mainz 1887 S 177 223 hier S 220 f Online Peter Engerisser Wo stand das Bamberger Malefiz oder Trudenhaus PDF 1 91 MB 2008 S 4 abgerufen am 31 Mai 2020 Robert Zink Hexenverfolgungen in Bamberg In bamberg heute 1982 Heft 1 S 12 49 89341 10 89124 Koordinaten 49 53 36 3 N 10 53 28 5 O Normdaten Geografikum GND 112200463X lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Drudenhaus amp oldid 229387328