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Die Dresdner Vogelwiese ist das alteste Volksfest der Stadt Dresden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Uber das Alter 1 2 Die Anfange 1 3 Neuer Festplatz 1 4 Neubeginn ab 1945 2 Standorte im Uberblick 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUber das Alter Bearbeiten nbsp Dresdner Vogelwiese im Jahre 1612Bei der exakten Datierung zur Entstehung der Dresdner Vogelwiese bezogen sich Historiker auf unterschiedliche Quellen G Adolph Schulze Chronist der Privilegierten Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden legte in seinen Untersuchungen von 1913 das Jahr 1577 zu Grunde Es war zugleich der Beginn des Vogelschiessens auf der Wiese vor dem Ziegelschlag 1 Neuere historische Bewertungen beschreiben den Zeitraum zwischen 1546 und 1660 Nach diesen fand die Vogelwiese ihren Ursprung in einer gleitenden Verschmelzung zweier vom Charakter her unterschiedlicher Schiesswettbewerbe der Bogenschutzen Zum einen organisierte der Rat der Stadt jahrlich im Rahmen einer Heerschau das Pfingstschiessen um die Wehrfahigkeit der Dresdner Einwohner zu uberprufen ein bunt bemalter Vogel der an einer Stange befestigt war diente als Ziel Zum anderen gab es die Landesschiessen bei denen meist auf das Zirkelblatt geschossen wurde und eine festliche Umrahmung teils mit Volksfestcharakter dazu gehorte 2 Im Pfingstschiessen von 1660 wurden endgultig die markanten Merkmale aus den vorangegangenen Pfingst und Landesschiessen der letzten 250 Jahre zusammengefugt Aus dem Pfingstschiessen wurde das Vogelschiessen aus dem Landesschiessen die Lustbarkeiten zu einem neuen Vogelwiesenfest vereint 3 Ab hier waren uppige Festmahle Wettkampfe im Ringstechen Stangenklettern Hahnenschlagen Tanz Kramerbuden und Wurfelspiele fester Bestandteil des Festes 4 Die Anfange Bearbeiten nbsp Plan der Vogelwiese 1845Von 1577 bis 1841 fanden bis auf wenige Ausnahmen die Vogelwiesenfeste auf der Wiese vor dem Ziegelschlag statt zwischen Eliasfriedhof und Elbe gelegen In Folge eines langanhaltenden Disputs mit der Fleischerinnung als Verpachterin verlagerte der Rat das Festgelande 1841 auf den ehemaligen Exerzierplatz der Kommunalgarde zwischen heutiger Gerok Durer und Guntzstrasse Hier begannen die Schausteller dem rasanten technischen Fortschritt angepasste Attraktionen und Fahrgeschafte in das Vogelwiesenbild einzubauen Neben den bis dahin bereits bekannten Belustigungen und Gaumenfreuden konnten die Besucher dampfbetriebene Karussells in unterschiedlichen Ausfuhrungen neuste Luftschaukeln sowie mechanische Theater und vieles mehr nutzen und bestaunen Im Mittelpunkt standen jedoch die unterschiedlichen Armbrustschiessen auf den Vogel und das grosse Feuerwerk am Abend 5 Eine besonders beliebte Einrichtung war das Theater der Witwe Magnus 6 Es befand sich im sog Wilden Viertel 7 Bei ihr war es den Zuschauern gestattet vorausgesetzt man hatte einen Sechser 5 Pfennig Stuck ein halber Neugroschen zusatzlich bezahlt sich aktiv in das Stuck einzubringen Das am meisten gespielte Stuck Der geschundene Raubritter wurde zum Leidwesen der Dresdner wegen des Reformgedankens im Jahr 1867 verboten 8 Das Volksfest mit seinen vielen Angeboten zur Belustigung bekam aus allen Schichten der Bevolkerung Zuspruch und Anerkennung Andererseits war es fur die Handler und Schausteller eine dem Lebensunterhalt dienende Einnahmequelle Neuer Festplatz Bearbeiten nbsp Vogelwiese 1909 nbsp Platz vor dem Schiesspavillon nbsp Aufzug des Abschussvogels1873 lief die Nutzungsvereinbarung fur den Vogelwiesenstandort auf dem ehemaligen Exerzierplatz der Kommunalgarde endgultig aus Der Rat ubertrug der Bogenschutzen Gesellschaft zwischenzeitlich das Recht die Dresdner Vogelwiese in Eigenstandigkeit durchzufuhren und zu vermarkten Dafur erwarb sie einen neuen Festplatz an der Elbe im Dresdner Stadtteil Johannstadt an der heutigen Waldschlosschenbrucke und erschloss das Areal nach neuesten Anforderungen 9 Die erste Vogelwiese auf dem neuen Platz konnte bereits 1874 eroffnet werden Jahr fur Jahr kamen neue Fahrgeschafte und Sehenswurdigkeiten hinzu und zogen immer mehr Besucher aus nah und fern auf das Dresdner Volksfest Selbst ein Grossbrand von 1909 bei dem fast ein Viertel der Ausstellungsflache zerstort wurde konnte die Besucherstrome nicht stoppen 10 Das erste Vogelwiesenfest nach dem Ende des Ersten Weltkrieges fand erst wieder 1920 statt Auf nunmehr 172 000 Quadratmeter Ausstellungsflache standen 40 Karussells 100 Schankzelte und etwa 600 Schaustellungen und Fahrgeschafte Hunderte Kleinstanbieter meist aus dem wirtschaftlich schwacheren Milieu durften auf sogenannten Krakelplatzen von Krakelen ihre Waren und Dienstleistungen anbieten Der seit Ende des 19 Jahrhunderts zu beobachtende Sittenverfall auf und um das Volksfest herum zeigte sich in den zur Schau gestellten Abnormitaten genauso wie in der Zunahme von Prostitution und Kriminalitat Im Volk galt das Volksfest auch als liederliche Woche 11 12 Jedes Jahr wurde die Dresdner Vogelwiese mit drohnenden Bollerschussen eroffnet die im Elbtal widerhallten Hunderttausende Festbesucher stromten zu Fuss mit der Strassenbahn 13 dem Zug oder dem Dampfschiff auf die Vogelwiese Zwischen den Stadtteilen Johannstadt und Radeberger Vorstadt existierten Fahrverbindungen uber die Elbe 14 15 Am darauffolgenden Tag der Eroffnung begannen die Schiessen mit der Armbrust auf den in 42 Meter Hohe angebrachten Abschussvogel Eine zuletzt im Jahr 1893 wiedererrichtete Schiesshalle auf dem Konigsplatz diente den Schutzen und Ehrengasten als Unterstand 16 Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung der 1930er Jahre nahm bei den Menschen das Bedurfnis nach Ablenkung und Geborgenheit wieder zu Die zustandige NS Stadtspitze reagierte und beliess die Vogelwiese trotz vieler Vorbehalte bis 1939 im Festkalender der Stadt 17 18 Neubeginn ab 1945 Bearbeiten Bei den Luftangriffen im Februar 1945 fiel neben der Vogelschiessausrustung auch das gesamte Volksfestgelande mit seinen Aufbauten den Flammen zum Opfer Damit war die Grundlage fur eine spatere Fortfuhrung der Vogelwiese buchstablich verbrannt Die Stadt nutzte das ehemalige Festgelande fur die meterhohe Ablagerung der aus dem Stadtgebiet abgefahrenen Trummer nbsp Die Vogelwiese auf dem heutigen Strassburger Platz nbsp Auf der Vogelwiese1947 versuchte eine kleinere Gruppe von Schaustellern die Vogelwiese vor der Kulisse der zerbombten Stadt auf der gegenuberliegenden Elbseite wieder auferstehen zu lassen 1949 verlegte die Stadt das Volksfest in den Grossen Garten in unmittelbare Nachbarschaft zum Zoo Auf dem ehemaligen Ausstellungsgelande am heutigen Strassburger Platz wo noch bis 1938 das erste Kugelhaus der Welt stand fand die Vogelwiese im Anschluss von 1953 bis 1991 ihr Domizil Das Vogelschiessen wurde ab 1954 wieder Bestandteil der Vogelwiese allerdings den gesellschaftlichen Erfordernissen und Bedurfnissen der DDR angepasst Um den Vogel zukunftig in einer Hohe von 20 Meter abzuschiessen sollte innerhalb der Gesellschaft fur Sport und Technik eine spezielle Armbrust Sport Gemeinschaft gegrundet werden was aber schnell wieder verworfen wurde Der Schiessplatz befand sich an der Herkulesallee im Grossen Garten Ab etwa 1960 war das Volksfest wegen fehlender Attraktionen und Neuerungen in der Gunst der Besucher gefallen die vor 1945 bekannte Vogelwiese hatte Massstabe gesetzt 19 1992 besann man sich wieder auf die fast vergessene Volksfesttradition des Vogelschiessens Anfangs angeregt von interessierten Privatpersonen und dem Dresdner Schaustellerverband stand das Vogelschiessen bald wieder unter der Regie eines engagierten Dresdner Schutzenvereins Das Volksfest Dresdner Vogelwiese fand bis zur Errichtung der Dresdner Waldschlosschenbrucke wieder am alten Platz in Dresden Johannstadt statt 2004 bezogen die Schausteller das neue Volksfestgelande unterhalb der Marienbrucke Auf dieser Flache findet bis heute dreimal jahrlich unter unterschiedlichen Bezeichnungen wie Fruhlings oder Herbstfest das Volksfest statt Das ursprunglich vom Vogelschiessen gepragte Fest hat sich in seiner Gesamtdarstellung der Gegenwart angepasst 20 Standorte im Uberblick Bearbeiten1577 1841 1 vor dem Ziegelschlag zwischen Eliasfriedhof und Elbufer 1841 1873 2 ehemaliger Exerzierplatz der Kommunalgarde zwischen heutiger Gerok Durer und Guntzstrasse 1874 1945 3 auf der Elbwiese am Johannstadter Ufer im heutigen Bereich der Waldschlosschenbrucke 1947 1949 4 Neustadter Elbseite zwischen der Priessnitz Mundung und der Fahranlegestelle Neustadt 1949 1952 5 an der Tiergartenstrasse in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zoo1953 1991 6 auf dem ehemaligen Ausstellungsgelande am Fucikplatz am heutigen Strassburger Platz 1992 2003 7 auf der Elbwiese am Johannstadter Ufer wie schon 1874 1945 seit 2004 8 an der Pieschener Allee am Elbufer zwischen Marienbrucke und Ostragehege Karte mit den Standorten der Vogelwiese in DresdenLiteratur BearbeitenG Adolph Schulze Geschichte der Privilegierten Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden Eigenverlag Dresden 1913 Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 Dietmar Schreier Echt Dresden Geschichten und Anekdoten Herkules Verlag Kassel 2009 ISBN 978 3 937924 85 4 Geschichte der Stadt Dresden Band 3 Von der Reichsgrundung bis zur Gegenwart 1871 2006 Hrsg v Holger Starke Theiss Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 1928 1 S 300 Fritz Loffler Das alte Dresden Geschichte seiner Bauten Seemann Leipzig 2002 ISBN 3 363 00007 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dresdner Vogelwiese Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vogelwiese auf www dresden online de Memento vom 12 Februar 2013 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten G Adolph Schulze Geschichte der Privilegierten Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden Eigenverlag Dresden 1913 S 135 Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 14 f Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 22 f Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 18 ff Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 47 ff Corinna Kirschstein Magnus Amalie Auguste gen Witwe Magnus In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Dietmar Schreier Echt Dresden Geschichten und Anekdoten Herkules Verlag Kassel 2009 ISBN 978 3 937924 85 4 S 19 Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 51 54 G Adolph Schulze Geschichte der Privilegierten Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden Eigenverlag Dresden 1913 S 275 Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 62 f Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 56 f G Adolph Schulze Geschichte der Privilegierten Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden Eigenverlag Dresden 1913 S 316 ff Die Vogelwiesenlinie der Strassenbahn Memento vom 9 Februar 2009 im Internet Archive dresdner nahverkehr de G Adolph Schulze Geschichte der Privilegierten Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden Eigenverlag Dresden 1913 S 316 Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 64 G Adolph Schulze Geschichte der Privilegierten Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden Eigenverlag Dresden 1913 S 279 Holger Starke und Heidrun Wozel Freizeit Alltagsleben und Sport In Geschichte der Stadt Dresden Band 3 Von der Reichsgrundung bis zur Gegenwart 1871 2006 Hrsg v Holger Starke Theiss Stuttgart 2006 S 300 ISBN 3 8062 1928 1 Holger Starke Alltagsleben und Kultur In Geschichte der Stadt Dresden Band 3 Von der Reichsgrundung bis zur Gegenwart 1871 2006 Hrsg v Holger Starke Theiss Stuttgart 2006 S 473 ISBN 3 8062 1928 1 Heidrun Wozel Die Dresdner Vogelwiese Verlag der Kunst Dresden 1993 ISBN 3 364 00284 3 S 65 71 Heidrun Wozel Die lange Geschichte des Vogelschiessens Leserbrief Elbhang Kurier Dresden 1 Mai 2018 Normdaten Veranstaltung GND 4331391 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dresdner Vogelwiese amp oldid 221908347