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Der Dresdner Totentanz ist ein von Christoph Walther I um 1534 geschaffenes steinernes Relief das 27 Figuren in vier Gruppen zeigt darunter 24 Menschen und drei Todesgestalten Es ist 12 50 Meter lang 1 20 Meter hoch und besteht aus zehn Sandsteinplatten Er befindet sich heute in der Dresdner Dreikonigskirche Erste Platte des Dresdner TotentanzesFruher auch Todentanz geschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bilderzyklus 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Der Totentanz am Georgentor 1680 rechts oben Der Wandfries wurde ursprunglich im dritten Stockwerk der Fassade des Georgentores angebracht Unterbrochen wurde er dort von einer Darstellung des Baumes der Erkenntnis Dieser Teil des Dresdner Schlosses wurde 1533 bis 1535 von Herzog Georg dem Bartigen neu gestaltet Georg war theologisch gebildet und selbst in jungen Jahren Geistlicher und Domherr zu Meissen gewesen Er hegte Sympathien fur eine Erneuerung der Kirche bekampfe die von ihm befurchtete Spaltung der Kirche durch Luthers Lehren aber entschieden Auch der Fassadenschmuck sollte als theologische Belehrung dienen Das Bildprogramm an seinem mit modernen Renaissanceformen dekorierten Schloss verkorperte die katholische Erwiderung des Herzogs auf die protestantische Bildformel von menschlicher Sunde und Erlosung wie sie bei Lucas Cranach dem Alteren ab 1530 mehrfach erscheint Die Darstellung des Todes und von Totentanzen war im 16 Jahrhundert nichts Ungewohnliches Der Tod war allgegenwartig gesellschaftliche Umbruche nahrten die Angst vor dem nahen geglaubten Jungsten Gericht Das Einmalige am Dresdner Totentanz war aber seine Einbeziehung in das Bildprogramm an herausragender Position eines weltlichen Herrschaftsbaus Auch dem Herrscher war der Tod nahe er uberlebte acht seiner zehn Kinder seine Frau Herzogin Barbara von Polen starb 1534 wahrend des Baus des Georgentors Nach dem Tod Georgs 1539 und der in Dresden einziehenden Reformation verloren die Aussagen des Bildprogramms an Bedeutung Trotzdem bewahrte das Kunstwerk eine grosse Popularitat in der Bevolkerung Beim grossen Schlossbrand 1701 wurde der Fries beschadigt konnte aber geborgen werden Das Georgentor wurde abgerissen und ohne den Dresdner Totentanz neu errichtet Ab 1705 fand er vorubergehend einen neuen Platz an der Friedhofsmauer des Altendresdner Friedhofs Auf Bitten des Pastors Paul Christian Hilscher schenkte August der Starke den Fries nach seiner Restaurierung 1721 der Dresdner Dreikonigskirche Funf Figuren befanden sich in einem so schlechten Zustand dass Kopien angefertigt werden mussten Die Neuschopfungen der Figuren Ritter Greis Kind Geizhals und Tod wurden in deutlicher Anlehnung an die alten Platten gefertigt Der Maler Malinsky fasste den Totentanz mit neuer Olfarbe Ende November 1721 wurden die Figuren beschrieben als weis angestrichen und auf einem rothen sehr abstechenden Grund stehen Als an Stelle des Altendresdner Friedhofs ab 1732 die barocke Dreikonigskirche entstand wurde der Fries 1737 an die Friedhofsmauer des Inneren Neustadter Friedhofs verlegt Der Hintergrund wurde neu angestrichen diesmal in Gelb nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Ansicht von 1881 auf dem Inneren Neustadter Friedhofs inkl der Inschrift Nach einer eher missgluckten Sanierung 1898 verwitterte und verfiel der Fries in den folgenden Jahren stark bis er 1974 geborgen und im Institut fur Denkmalpflege eingelagert wurde Weitere zehn Jahre spater begann eine umfangreiche Sanierung unter anderem durch Egmar Ponndorf und Arndt Kiesewetter Unter anderem wurden die historischen Farbschichten genauer untersucht und alle Zementmortel Erganzungen entfernt Im Zuge des Wiederaufbaus der Dreikonigskirche ab 1984 entschied man den Totentanz an exponierter Stelle in der Kirche zu zeigen dort wo er sich vorm Bau des Gotteshauses zu Beginn des 18 Jahrhunderts schon einmal befand In der Endphase des Wiederaufbaus wurde im Jahre 1990 der Dresdner Totentanz gegenuber dem Altar unter der Orgelempore hinterluftet und reversibel angebracht Eine Kopie des Dresdner Totentanzes befindet uber dem Eingang zum Festsaal im Stadtmuseum Dresden Im Dezember 2020 wurde die Aussenmauer des Inneren Neustadter Friedhofes mit Graffitikunst nach Motiven des Dresdner Totentanzes gestaltet Der Stadtbezirksbeirat Neustadt stellte dafur Mittel in Hohe von 17 200 Euro bereit Kunstler des Graffitos Tanz der Lebenden ist Jens Besser Die Mauer des Friedhofs war immer wieder mit Graffiti beschmiert worden 1 Auch das neue Graffito wurde nach wenigen Tagen teilweise wieder uberspruht 2 Bilderzyklus Bearbeiten nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der Dresdner Totentanz nbsp Platte mit den FrauendarstellungenDas Sandsteinrelief zeigt einen Zug von 27 Figuren die dem auf einer Schalmei spielenden Tod folgen Die Figuren sind hierarchisch geordnet und durch die drei Todesgestalten gegliedert Der Kunstler hat die Gefolgschaft des Todes in Dreiergruppen angeordnet innerhalb deren jeder seinen Vordermann anfasst Nur der Priester und der Monch bilden eine Zweiergruppe 3 Dies stellt einen Unterschied zur in dieser Zeit vorherrschenden Darstellung dar Meist wurden die Figuren im paarweisen Zwiegesprach dargestellt zum Beispiel im Berliner Totentanz Der erste Gleichmacher fuhrt die Vertreter der Kirche an Papst Kardinal Bischof Abt Chorherr Priester und Monch sind erkennbar Eine trommelnde Todesgestalt mit wehendem Leichentuch geht der nachsten Gruppe den weltlichen Standen voran Dargestellt sind Kaiser Karl V Konig Ferdinand I mit dem Zepter uber der Schulter und der Auftraggeber des Fries der sachsische Herzog Georg der Bartige mit einem Rosenkranz in der Hand Seine Figur ist die einzige die auf den Menschenzug zuruckblickt 4 Neben ihm gehen sein Sohn Johann mit dem Orden vom Goldenen Vlies auf der Brust ein Ritter ein Edelmann ein burgerlicher Gelehrter und ein Handwerker Gefolgt werden diese von den Vertretern der armen Schichten dem Landsknecht dem Bauer und schliesslich dem Bettler Eine eigene Gruppe bilden die Frauen mit der Abtissin einer Edelfrau und einer Marktfrau mit Gansen auf dem Rucken Die letzte Gruppe zeigt einen reichen Mann mit Geldsack ein Kind und schliesslich einen armen Greis Beschlossen wird er Reigen vom Tod mit der Sense die Menschen vor sich hertreibend nbsp Wand auf dem inneren Neustadter Friedhof 2019 mit Resten der InschriftDie Bilder wurden seit der Verlegung des Fries 1705 auf den Altendresdner Friedhof flankiert von der Inschrift von Paul Christian Hilscher Komm alter Vater komm ich muss dich nun begraben weil dich die Leute hier nicht langer wollen haben dass aber deiner nicht so ganz vergessen sei stehst du im Bildnis da mit einer Clerisei Wenn du kommst und wenn du gehst wo du bist und wo du steht denke dass du sterben musst Der Kaiser folget mir samt allen Potentaten kein Konig tut mir s nach an Ruhm wie auch an Taten Der Furst und Grafe stirbt es stirbt der Rittermann weil niemand wer es sei sich mein erwehren kann Ihr seid hier alle gleich Wenn einer war vom Adel ein Ratsherr bei der Stadt ein Meister ohne Tadel Sold und Bauersmann ein Mann mit einem Bein muss er doch in Person mit an den Tanze sein So wird eines nach dem andern hin zu seinem Grabe wandern bis sie endlich alle sein Und ihr musst auch mit dran kein Weib aus allen Standen wird mir in diesem Tanz entwischen aus meinen Handen Der junge Mann muss fort das Kind der alte Greis weil man an diesem Ort von Unterschied nichts weiss Paul Christian Hilscher Dresdner Totentanzverse an der Friedhofsmauer 1705 Im fruhen 16 Jahrhundert waren auf Totentanzen die Stande haufig paarweise dargestellt als ein Dialog zwischen den Toten und den eben Sterbenden Der Dresdner Totentanz greift die altere Darstellung vom Typ des monologischen Kettenreigens auf Zu sehen sind Vertreter der menschlichen Gesellschaft die eng verbunden hinter dem Sensenmann herlaufen Die den Reigen der Gestalten umrahmenden Todesgestalten begleiten diese mit Musik wahrend die Menschen ohne sichtbare Regung vor sich hinschreiten Das Relief gehorte zu einem anspruchsvollen Bildprogramm an der Nord und der Sudseite des Georgenbaus Auf der zur Elbe zeigenden Nordfassade waren die sundige Menschheit und der Tod dargestellt Zentrale Aussage dabei war die Notwendigkeit eines weltlichen Regiments im Angesicht der Sundhaftigkeit der Welt versinnbildlicht durch den Sundenfall von Adam und Eva und den Brudermord von Kain und Abel Direkt daruber fuhrte der Totentanz dem Betrachter die Todesverfallenheit der ganzen Menschen plastisch vor Augen Der Ubergang der Lebenden zu den Toten war ursprunglich deutlich farblich dargestellt Selbst der Papst und der Kaiser trugen schwarze Gewander Ein grosser Kontrast zu den hellen Gesichtern Vergoldungen dem Azurit blauen Hintergrund und dem grunen Boden Die Knochengestalten des Todes waren als einzige hell gefasst wohl mit bunten Wurmern und weissen Tuchern Im Laufe der Geschichte erhielt der Totentanz verschiedene teilweise mehrfarbige Anstriche genaue Belege dazu existieren nicht Im Jahr 1798 war der Totentanz erstmals komplett einfarbig in hellem Grau gefasst Nur 15 Jahre spater 1813 zeigte sich der Fries in den sachsischen Landesfarben mit weissen Figuren vor grauem Grund Ende des 19 Jahrhunderts wurden umfangreiche Erganzungen aus Zement angebracht und das gesamte Relief grau angestrichen Wahrend heute der Hintergrund noch teilweise grossflachig farbig ist haben sich auf den Figuren nur geringe Farbreste erhalten Literatur BearbeitenArndt Kiesewetter und Marius Winzeler Dresdner Totentanz Das Relief in der Dreikonigskirche Dresden Hrsg Haus der Kirche Dresden Verlag Janos Stekovics Dossel 2016 ISBN 978 3 932863 85 1 Adolf Rosenberg Der Dresdener Todtentanz Eine kunsthistorische Skizze In Die Gartenlaube Heft 10 1881 S 163 165 Volltext Wikisource Kurze Beschreibung des Todten Tanzes in der Google Buchsuche In Der Sammler fur Geschichte und Alterthum Kunst und Natur im Elbthale 1837 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dresdner Totentanz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Totentanz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Der Dresdner Totentanz auf brunnenturmfigur de Der Dresdner Totentanz auf hdk dkk de Der Dresdner Totentanz auf deathnology deEinzelnachweise Bearbeiten Innerer Neustadter Friedhof Graffiti zeigt Tanz der Lebenden Landeshauptstadt Dresden 30 Dezember 2020 abgerufen am 4 Januar 2021 Dirk Hein Sprayer Szene wird immer radikaler Tag24 1 Januar 2021 abgerufen am 4 Januar 2021 Paul Schumann Dresden 1 Auflage E A Seemann Leipzig 1909 OCLC 1043264301 S 23 Digitalisat abgerufen am 26 Januar 2021 Christina Avdi Dresdner Geheimnisse Wer ist der Bartige auf dem Totentanz Fries In Dresdner Neueste Nachrichten 11 Februar 2022 kostenpflichtig online abgerufen am 3 Marz 2022 51 060934 13 743244 Koordinaten 51 3 39 4 N 13 44 35 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dresdner Totentanz amp oldid 232652176