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Die Dorfkirche Herrnburg im Ortsteil Herrnburg der Gemeinde Ludersdorf ist eine einschiffige Kirche der Backsteingotik Sie liegt im Ortskern von Herrnburg umgeben von Pastorat Altem Zollhaus ehemaliger Wassermuhle ehemaligen Gaststattengebauden und dem Feuerwehrhaus Kirche und Altes Zollhaus in Herrnburg Inhaltsverzeichnis 1 Zeugnisse 2 Baugeschichte 3 Ausstattung 3 1 Orgel 3 2 Glocken 4 Gemeinde 4 1 Pastoren 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseZeugnisse Bearbeiten nbsp Von Osten Chor Schiff und Turm Rechts die SakristeiIm Ratzeburger Zehntregister wird Herrnburg 1230 noch nicht erwahnt Die Kirche ist urkundlich erstmals 1319 belegt Der Ort Herrnburg wird 1399 erstmals genannt Baugeschichte BearbeitenDer alteste Teil der gotischen Dorfkirche Herrnburg ist der fur Norddeutschland typische quadratische Kastenchor mit seinen ebenso typischen drei Ostfenstern Er wird auf die Mitte des 13 Jahrhunderts datiert und diente vermutlich ursprunglich als Kapelle an der Zollstation Das Kirchenschiff und die Sakristei an der Nordseite des Chores werden von der Entstehung her der Spatgotik zum Ende des 15 Jahrhunderts zugeordnet Der machtige Kirchturm ist noch junger und wurde in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts vor die Westseite des Kirchenschiffes gesetzt Die ursprunglichen Kreuzgewolbe des Chors wurden 1767 durch eine flache Holzbalkendecken Konstruktion ersetzt Auch das Schiff hat eine flache Holzdecke die Sakristei hingegen ein Tonnengewolbe Der Turm tragt ein Walmdach von roten Ziegeln Ausstattung BearbeitenDer spatgotische Flugelaltar ist ein Werk Lubecker Kunstler zu Beginn des 15 Jahrhunderts Wahrscheinlich ist der Marienaltar identisch mit dem Altar den der Lubecker Munzmeister Petrus Huk 1418 fur die Maria Magdalenenkirche Burgkirche in Lubeck stiftete Huk hatte bereits den Umbau des Chores der Burgkirche um 1400 finanziert Der Kunsthistoriker Hans Wentzel ordnete die Figuren 1937 drei verschiedenen Lubecker Bildschnitzern zu die er zur Unterscheidung mit den Notnamen Herrnburger Meister I III bezeichnete Die verschiedenen Stilarten der einzelnen Figuren weisen darauf hin dass aus der Stiftung des Petrus Huk kein neuer Altar hergestellt wurde sondern ein bestehendes Retabel aus der Zeit um 1390 erweitert wurde Der Altar gelangte vermutlich im Zusammenhang mit der Renovierung des Chores 1767 in die Herrnburger Kirche 1 Die grosstenteils weiblichen Heiligen im Mittelteil sind in zwei Reihen um die zentralen Darstellung der Verkundigung des Herrn untere Reihe und der Marienkronung obere Reihe angeordnet Die Figuren in den Seitenflugeln stellen die Apostel dar Die ursprungliche farbliche Fassung der geschnitzten Holzfiguren des Triptychons hat sich nicht erhalten denn die Figuren wurden 1937 von der entstellenden Bemalung befreit 2 Auch die renaissancezeitliche Bemalung der Ruckseiten der Seitenflugel wurde entfernt Seit der Renovierung 1989 90 steht das Retabel auf dem mittelalterlichen Altartisch und ist von einem gotischen Kruzifix gekront 3 Das alteste Ausstattungsstuck durfte das um 1400 entstandene Taufbecken sein ein bronzener Kessel auf drei unregelmassig angeschweissten Beine 1618 stiftete Anna Broies die Taufschale aus Messing Die Kanzel ist eine Arbeit im Ubergangsstil zwischen Renaissance und Barock Sie wurde 1675 von dem Lubecker Bildschnitzer Gerhard Fick im Ohrmuschelstil gearbeitet Die Figuren auf Korb und Aufgang stellen Christus als Weltenrichter umgeben von Evangelisten und Apostel dar Den Schalldeckel bekront Christus als Guter Hirte Die Kanzel war vermutlich fur eine andere Kirche hergestellt worden 4 Ihre Vorgangerin eine Stiftung des Stiftssuperintendenten Nicolaus Petraus und seiner Frau von nach 1593 kam zu diesem Zeitpunkt in die 1973 gesprengte Kapelle des Siechenhauses vor Dassow Im Chor hangt uber der zugemauerten Priestertur an der Nordwand ein Gemalde des Pastors Johann Wilhelm Bartholomaus Russwurm 1770 1855 der von 1809 bis zu seinem Tod 1855 in Herrnburg wirkte und dem kirchlichen Leben zu einem Aufschwung verhalf In den Handen halt er die von ihm 1826 veroffentlichte Musikalische Altar Agende nach der viele Jahrzehnte lang in den Kirchen der Umgebung der Gottesdienst gefeiert wurde 4 Unter der Decke ist eine Walrippe aufgehangt Orgel Bearbeiten nbsp Die Mehmel Orgel 1883 84 restauriert 2014 Die Orgel wurde 1883 84 von dem Orgelbauer Friedrich Albert Mehmel auf der Westempore errichtet 2014 erfolgte eine Restaurierung durch Reinalt Johannes Klein Das Instrument verfugt uber zehn Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Die Trakturen sind mechanisch die Windladen als Kegelladen ausgefuhrt 5 Die Disposition lautet wie folgt 6 I Hauptwerk C f3Bordun 16 Prinzipal 8 Gedackt 8 Octave 4 Progressio harmonika III II Nebenwerk C f3Hohlflote 8 Viola di Gamba 8 Flauto dolce 4 Pedal C d1Subbass 16 Prinzipalbass 8 Koppeln II I I P II P WindablassGlocken Bearbeiten Die grossere der beiden Glocken im Turm wurde 1731 von Lorenz Strahlborn gegossen die kleine Glocke goss Johann David Kriesche 1782 aus einer alteren Glocke um Von den ursprunglich drei Glocken wurden die grosste und alteste von 1690 und die kleinste im Ersten Weltkrieg konfisziert Die Kleinste kehrte 1921 in die Kirche zuruck Im Zweiten Weltkrieg wurde die grossere der verbliebenen Glocken beschlagnahmt Sie wurde nach dem Krieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof gefunden und wurde nach Herrnburg zuruckgebracht Bis ins Jahr 2021 wurden beide Glocken per Hand gelautet Plane fur eine elektrische Lauteanlage gab es schon in den 1980er Jahren jedoch kam diese erst im Jahr 2021 als ein Lubecker Ehepaar die dritte und grosste Glocke des Gelautes stiftete Sie wurde von der Glockengiesserei Bachert in Neunkirchen gegossen 7 8 Nr Name Schlagton Gewicht kg Durchmesser cm Giesser Gussort Gussjahr Inschrift und Verzierungen1 Pulsglocke e1 1100 120 21 Glockengiesserei Bachert Neunkirchen Baden 2021 Um die Schulter herum SOLANGE DIE ERDE STEHT SOLL NICHT AUFHOREN SAAT UND ERNTE FROST UND HITZE SOMMER UND WINTER TAG UND NACHT 1MOSE 8 22 Um den Schlagring herum GEGOSSEN A D 1578 UMGEGOSSEN A D 1690 1707 ZERSTORT IM KRIEG 1917 ZU EHRE GOTTES NEU GEGOSSEN A D 2021 VON DERGLOCKENGIEssEREI BACHERT Auf der Vorderseite der Glocke Mittig Vier Symbole von einem Kreis umschlossen Von links nach rechts Mond undSonne eine Weizenahre ein Traubenstrauch Mond und Sterne Darunter Eine Anmerkung wer die Glocken gestiftet hatAuf der Rucksetie der Glocke Mittig das Siegel der Herrnburger Kirche In der Mitte ein Kreuz obendruber im Halbkreis Kirche zu Herrnburg Darunter das Giesserzeichen der Glockengiesserei Bachert2 Soli Deo Gloria fis1 104 8 Lorenz Strahlborn Lubeck 1731 Um die Schulter herum S O L I D E O G L O R I A Uber und unter der Inschrift verlaufen fur Glocken Strahlborns typische Muster um die Glocke herum Teilweise mit Tannenzapfen Um den Schlagring herum HANC FORMAM MIHI DEDIT LAVRENTIVS STRAHLBORNLVBECK ANNO CHRISTI M DCC XXXXI Tannenzapfen Uber der Inschrift verlauft einMuster um die Glocke herum Auf der Vorderseite der Glocke HILF HERR JESV LAS GELINGEN SEGNE VNSERGOTTES HAVS GIB VNS HEIL ZV ALLEN DINGEN WAN WIR GEHEN EIN VND AVS HILF DAS VNS DIE NEVE GLOCKE ALLE IN DEN HIMMEL LOCKE Uber unter rechtsvon und links von der Inschrift ist jeweils ein Engelskopf eingegossen Links und rechtsneben dem oberen Engelskopf ist jeweils eine Krone eingegossen Links und rechts nebendem unteren Engelskopf ist jeweils ein Tannenzapfen eingegossen Auf der Ruckseite der Glocke SVB REGIMIN ADOLPHI FRIDERICI III DVCISMEGAPOLITANI CLEMENTISSIMI CVRA IOH CHRISTOPHORI BACMEISTERI PASTORIS DASSOV IVRATIS HINRICH BLANCKE HANS METTE PAVL OLDEN BORG HINRICH SCHVTTE Uber der Inschrift ist ein umgedrehter Tannenzapfeneingegossen Links und rechts von der Inschrift ist jeweils ein Engelskopf eingegossen Unter der Inschrift ist eine Krone eingegossen 3 Soli Deo Gloria a1 78 9 Johann David Kriesche Lubeck 1782 Oben um die Schulter herum MICH HAT GEGOSSEN IOHANNES DAVID KRIESCHE IN LUBECK SOLI DEO GLORIA Uber und unter der Inschrift laufen Muster um die Glockeherum Um den Schlagring herum Um die Glocke verlauft ein Muster Auf der Vorderseite der Glocke DAMALS WAR PASTOR ZU HERRENBURG HERRN IOHANN ERNST IUHRS AUS RATZEBURG UND KIRCHEN IURATEN PAGEL OLLDENBORG AUS GROSENMIHST IOCHIM MICHAEL HARMSSEN AUS PAHLEN HANS OLDENBURG AUS LUHRSTORF UND HINRICH SCHUTT IN HERRENBURG Um die Inschrift herum sind verschiedene Symbole abgebildet wie z B eine Blume eine Krone und ein Engelskopf Auf der Ruckseite der Glocke UNTER REGIERUNG DES DURCHLAUCHTIGSTEN UND EHREN HERRN ADOLPHF FRIEDERICH DES VIERTEN HERTZOG ZU MECKLENBURG FURSTEN ZU WENDEN SCHWERIEN UND RATZEBURG AUCHGRAFEN ZU SCHWERIEN DER LANDE ROSTOCK UND STARGART IST DIESE GLOCKE UMGEGOSSEN WORDEN ANNO 1782 Um die Inschrift herum sindverschiedene Symbole abgebildet diese verbinden sich mit den Symbolen von derVorderseite Gemeinde Bearbeiten nbsp Das neue Kirchgemeindezentrum links neben dem PastoratDas Gebiet der Kirchgemeinde Herrnburg umfasst auch Duvennest Klein und Gross Neuleben fruher Gross und Klein Mist Lenschow Ludersdorf Palingen Wahrsow sowie bis 1945 auch das Lubeckische Gut Brandenbaum im Stadtteil Lubeck St Gertrud Heute gehort die Gemeinde zur Propstei Wismar im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland 9 Durch neue Wohngebiete nach der Wende wuchs die Zahl der Gemeindemitglieder von 500 im Jahr 1993 auf etwa 1700 Mitglieder im Jahr 2005 10 Aufgrund des Mitgliederzuwachses wurde 2009 11 zwischen Kirche und altem Pastorat ein neues Gemeindezentrum gebaut Die St Marien Kirche Selmsdorf wird von Herrnburg aus mitverwaltet Pastoren Bearbeiten Carl Gottlob Heinrich Arndt 1751 1830 in Herrnburg von 1783 bis 1802 dann Dompropst am Ratzeburger Dom Johann Wilhelm Bartholomaus Russwurm 1770 1855 in Herrnburg von 1809 bis zu seinem Tod 1855 Johannes Russwurm 1814 1890 in Herrnburg von 1841 bis 1855 als Adjunkt seines Onkels und von 1855 bis 1859 als Pastor dann Dompropst am Ratzeburger DomLiteratur BearbeitenHans Wentzel Das Taufbecken des Beno Korp und einige verwandte Skulpturen in Schweden und Norddeutschland In Fornvannen 1938 S 129 153 PDF 2 78 MB mit diversen Abbildungen unter Hinweis auf seinen Artikel uber den Herrnburger Altar mit den Abbildungen samtlicher Figuren in einer Beilage der Lubeckischen Blatter Nr 13 vom 28 Marz 1937 Gerd Baier Horst Ende Brigitte Oltmanns Gesamtredaktion Heinrich Trost Die Bau und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Kustenregion mit den Stadten Rostock und Wismar Henschel Verlag GmbH Berlin 1990 ISBN 3 362 00523 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Herrnburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde HerrnburgEinzelnachweise Bearbeiten Auszug aus Jan Friedrich Richter Das Triumphkreuz der Lubecker Burgkirche Auf den Spuren einer verlorenen Chorausstattung In Zeitschrift fur Lubeckische Geschichte Bd 96 2016 S 65 83 Hans Wentzel 1938 S 14 ff Frank Martin Brunn Kirche zu Herrnburg Chorraum und Altar a b Frank Martin Brunn Kirche zu Herrnburg Kanzel Frank Martin Brunn Orgel In Internetprasenz der Kirchengemeinde Herrnburg Ev Luth Kirchengemeinde Herrnburg abgerufen am 3 November 2018 Herrnburg evangelische Dorfkirche Mecklenburgisches Orgelmuseum abgerufen am 3 November 2018 Glocken Daten der Glocken in der Herrnburger Dorfkirche pdf Abgerufen am 30 April 2023 Zugehorigkeit der Gemeinde Herrnburg In Kirchenkreis Wismar Landessuperintendentur Wismar archiviert vom Original am 29 September 2007 abgerufen am 10 Juli 2008 Gemeindezentrum In Internetprasenz der Kirchengemeinde Herrnburg Ev Luth Kirchengemeinde Herrnburg abgerufen am 3 November 2018 53 834183 10 765377 Koordinaten 53 50 3 1 N 10 45 55 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Herrnburg amp oldid 233294701