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Die Diplomatie des Norddeutschen Bundes des ersten deutschen Bundesstaates wurde in erster Linie von Preussen bestimmt Von der Grundung 1867 bis zum Aufgehen in das grossere Deutsche Reich am 1 Januar 1871 war vor allem das Verhaltnis zu den suddeutschen Staaten und zu Frankreich bestimmend Der Norddeutsche BundPreussen war nicht nur der mit Abstand grosste Gliedstaat im Norddeutschen Bund Anfang 1870 wurde das preussische Auswartige Amt zum Auswartigen Amt des Norddeutschen Bundes erhoben Bedeutendster Politiker des Bundes war Otto von Bismarck der preussische Ministerprasident und Aussenminister Die preussischen Gesandten dienten gleichzeitig als Gesandte des Bundes Inhaltsverzeichnis 1 Auswartiges Amt 1 1 Bundeskanzleramt als provisorische Losung 1 2 Diskussion einer neuen Bundesbehorde 1 3 Einrichtung 2 Gesandte der Gliedstaaten 3 Veranderungen 1870 1871 4 Siehe auch 5 Literatur 6 BelegeAuswartiges Amt Bearbeiten Hauptartikel Auswartiges Amt Auch nach der Grundung des Norddeutschen Bundes 1867 behielten die verbundenen Gliedstaaten das Recht eigene Gesandtschaften im Ausland zu unterhalten und Gesandte Botschafter anderer Lander zu empfangen Es sollte namlich der Anschein eines Einheitsstaates und der Schmalerung der Einzelstaaten vermieden werden Gleichwohl hatte der preussische Konig laut Bundesverfassung Art 11 das Bundesprasidium inne Dazu gehorte die volkerrechtliche Vertretung des Bundes gegenuber anderen Landern Da es dafur keine eigenen Bundesorgane gab war der Konig auf den Apparat des preussischen Aussenministeriums und der preussischen Auslandsmissionen angewiesen 1 Ursprunglich wollte der preussische Ministerprasident Bismarck einen Bundeskanzler der Anweisungen direkt von Preussen erhielt und dem preussischen Aussenministerium angehorte Bismarck dachte fur diesen Posten an Karl Friedrich von Savigny den letzten preussischen Gesandten im Deutschen Bundestag Am 26 Marz 1867 aber nahm der Reichstag des Norddeutschen Bundes einen Antrag an Lex Bennigsen der aus dem Bundeskanzler einen verantwortlichen Beamten des Bundesprasidiums machte Bismarck ubernahm nun diese Bundeskanzlerschaft selbst um seiner Meinung nach die Einheitlichkeit von Politik und Geschaftsfuhrung wahren zu konnen Am 14 Juli wurde Bismarck zum Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes ernannt dabei blieb er preussischer Ministerprasident und Aussenminister 2 Bundeskanzleramt als provisorische Losung Bearbeiten nbsp Otto von Bismarck 1870Ein Prasidialerlass vom 12 August 1867 schuf das Bundeskanzleramt aus dem sich spater im Kaiserreich die obersten Reichsbehorden entwickelten Da laut Verfassung das Konsulatswesen Angelegenheit des Bundes war die Einzelstaaten ihre Konsulate aber ungern dem preussischen Aussenministerium unterstellten bot sich mit dem Bundeskanzleramt eine Losung an Am 8 November 1867 erfolgte das entsprechende Gesetz betreffend die Organisation der Bundeskonsulate 3 Neben dem Konsulatswesen nahm das Bundeskanzleramt auch die handelspolitischen Verhandlungen mit anderen Landern auf sich ferner Interzessionen Legalisationen und Angelegenheiten die sich aus der Rotkreuz Konvention ergaben Die entsprechenden drei Beamten des preussischen Aussenministeriums wurden provisorisch in das Bundeskanzleramt abgeordnet also nicht versetzt Auch ein sachsischer Beamter wurde hinzugezogen 4 Als aber im November 1867 Frankreich die norddeutschen Gliedstaaten einzeln zu einer Konferenz einlud drangten Bismarck die verbundeten Regierungen und auch die Nationalliberalen auf einen weiteren Ausbau der Bundesexekutive Mit Rucksicht auf die verbundeten Regierungen beliess Bismarck es zunachst dabei die preussischen Botschafter zusatzlich als Botschafter des Norddeutschen Bundes zu akkreditieren ausser gegenuber den suddeutschen Staaten anstatt die Abschaffung der Gesandtschaften der Einzelstaaten durchzusetzen Am 18 Dezember 1867 kam die Order des Konigs dazu 5 Bismarck liess die Botschafter ihre neuen Beglaubigungsschreiben uberreichen ohne vorher sich mit den Aussenministerien der Gastlander abzusprechen auch etwa bezuglich der Gegenseitigkeit Damit vermied Bismarck die Frage ob diese Lander den Bund uberhaupt anerkannten Daruber entstand zwischen London und Wien eine Diskussion bevor sie sich zur Gegenseitigkeit entschlossen Der preussische Botschafter in London der personlich uber seine neue Aufgabe wenig erfreut war schrieb auf seine Visitenkarte The Prussian and North German Ambassador 6 Diskussion einer neuen Bundesbehorde Bearbeiten Im Sommer 1868 diskutierte der Reichstag in der Haushaltsdebatte die Forderung aus dem preussischen Ministerium des Auswartigen ein norddeutsches zu machen und Ende des Jahres gab es auch im preussischen Abgeordnetenhaus einen entsprechenden Antrag Bismarck zeigte sich aufgeschlossen und stellte in Ubereinstimmung mit dem Reichstag im Februar 1869 einen Antrag an den Bundesrat doch Opposition kam nicht zuletzt aus dem eigenen Aussenministerium das auf die preussische Eigenstandigkeit pochte 7 In den Reichstagsdebatten vom April 1869 zeigte es sich dann dass eine solche Umbildung nicht nur Fragen des Volkerrechts des Haushalts und der Verwaltung beruhrte Man war namlich im Begriff ein Bundesministerium zu schaffen obwohl die verbundeten Regierungen dies eigentlich hatten vermeiden wollen Der Reichstag erkannte eine Chance mehr Einheitsstaat und Parlamentarismus durchzusetzen Er nahm daher mit grosser Mehrheit einen Antrag an eine Reihe von verantwortlichen Bundesministerien einzurichten namlich mit den Ressorts Auswartiges Marine Finanzen sowie Handel und Verkehr Bismarck lehnte den Antrag im Namen des Bundesprasidiums ab musste aber damit rechnen dass die Frage stets wiederkehren wurde Schliesslich hiess die neue Bundesbehorde im Etat fur 1870 bereits Ministerium 8 Bismarck hatte also einen triftigen Grund der neuen Bundesbehorde einen anderen Namen zu geben damit sie keinen Charakter als Ministerium erhielt der sie vom Bundeskanzleramt selbststandig gemacht hatte Zum 1 Januar 1870 ging das preussische Aussenministerium auf den Bund uber Am 4 Januar bat Bismarck den Konig um einige Vorschriften die der Konig noch am selben Tag per Kabinettsorder vollzog 9 Einrichtung Bearbeiten nbsp Karikatur auf Bismarck und seine vielen Amter unter anderem als Bundeskanzler preussischer Minister des Auswartigen und DiplomatDas Ministerium der auswartigen Angelegenheiten des Norddeutschen Bundes erhielt die amtliche Bezeichnung Auswartiges Amt des Norddeutschen Bundes Es solle als Organ des Bundeskanzlers nach aussen fungieren wahrend das Bundeskanzleramt die inneren Geschafte des Bundes versehe Der Leiter des neuen Amtes solle die Bezeichnung Staatssekretar fuhren damit es dem Kanzler leichter fallen wurde Anforderungen von fremdem Diplomaten abzulehnen vom Kanzler selbst empfangen zu werden Von London her sei die Diplomatie an diesen Titel gewohnt Da laut Artikel 11 der Bundesverfassung der preussische Konig fur die volkerrechtliche Vertretung des Bundes zustandig war wurde das preussische Wappen samt Adler im Dienstsiegels des Amts beibehalten es erhielt allerdings eine neue Umfrist Auswartiges Amt des Norddeutschen Bundes bzw Gesandtschaft des Norddeutschen Bundes Hiermit fuhrte Bismarck also nach englischem Vorbild die Bezeichnung Staatssekretar fur den Chef eines Bundesressorts ein 10 Staatssekretar des Amtes wurde Hermann von Thiele Bereits seit 1837 hatte er im auswartigen Dienst Preussens gedient Staatssekretar war er bis 1872 11 Das Bundeskanzleramt gab seine 1867 gewonnenen Kompetenzen an das Auswartige Amt ab Es wirkte allerdings dauerhaft bei der Anstellung der Konsuln mit weil laut Verfassung dabei der Bundesratsausschuss fur Handel und Verkehr beteiligt sein musste Auch alle Angelegenheiten der Handelspolitik verblieben noch mehrere Jahre beim Bundeskanzleramt bis man aus praktischen Grunden den auslandsbezogenen Teil dem Auswartigen Amt ubertrug 12 Am 13 Januar 1871 bereits nach Verkundigung einer Reichsverfassung informierte das Auswartige Amt die Auslandsvertretungen in einem Zirkularerlass daruber dass kunftig der Zusatz des Norddeutschen Bundes wegzulassen sei Erst am 4 Mai 1871 folgte die offizielle Entscheidung dass die neue Bezeichnung Auswartiges Amt des Deutschen Reiches laute 13 Gesandte der Gliedstaaten BearbeitenDas neue Amt warf die Frage auf ob die norddeutschen Gliedstaaten weiterhin das Recht haben sollten eigene Gesandtschaften zu unterhalten Der britische und der franzosische Botschafter in Berlin beispielsweise befurchteten dass der Bund den Charakter eines Einheitsstaats erhielt wenn man das Recht abschaffen wurde Graf Beust der osterreichische Aussenminister meinte dass der Norddeutsche Bund dadurch die suddeutschen Staaten abschrecken wurde Ausserdem erlaube das deutsche Staatsrecht den norddeutschen Gliedstaaten weiterhin eigene Gesandtschaften Bismarck sah dies genauso Er ging aber davon aus dass letztlich die Parlamente der norddeutschen Gliedstaaten die eigenen diplomatischen Organe abschaffen wurden und zwar uber das Budgetrecht aus Kostengrunden 14 Bismarck behielt recht Nach der Reichsgrundung 1870 1871 existierten noch 16 Gesandtschaften von Gliedstaaten 1914 nur noch halb so viele Bayern hatte Gesandtschaften in Bern Paris Petersburg Rom Wien und beim Vatikan Sachsen eine in Wien und Preussen eine beim Vatikan Umgekehrt betrieben fremde Lander 1914 noch 104 diplomatische Vertretungen bei deutschen Gliedstaaten Nur 16 waren selbststandige Missionen Russland unterhielt davon die meisten namlich sieben insgesamt sechs befanden sich in Munchen Im Wesentlichen ging es um die Ausubung hofisch dynastischer Funktionen Sasse von einiger politischer Bedeutung war hochstens der franzosische Gesandte in Munchen 15 Veranderungen 1870 1871 BearbeitenAls ab September 1870 die suddeutschen Staaten uber einen Beitritt zum Bund verhandelten wollte Bayern dass die norddeutschen Gesandten nur gemeinsam mit den suddeutschen Gesandten den Bund nach aussen vertreten durften Eine solch unpraktikable Losung lehnte aber nicht nur Bismarck sondern auch Wurttemberg ab Die Forderung war aber dazu geeignet dem Bund einige Zugestandnisse abzuringen Laut Art VII des Versailler Schlussprotokolls vom 23 November durfte ein bayerischer Gesandter einen Bundesgesandten im Falle der Verhinderung vertreten Uber einen solchen Dualismus klagten die Bundesgesandten doch in der Praxis machte Bayern spater nur ein einziges Mal von der Regelung Gebrauch 16 Wichtiger war der einzurichtende Bundesratsausschuss fur auswartige Angelegenheiten Er bestand aus den Bevollmachtigten Bayerns Wurttembergs und Sachsens unter bayerischem Vorsitz Bis zum Ersten Weltkrieg tagte dieser Ausschuss ausserst selten erst im Verlaufe des Krieges wuchs seine Bedeutung Beim Frieden von Brest Litowsk mit Russland 1917 1918 verwies Bayern erfolglos auf eine geheime Zusage Bismarcks dass Bayern bei Friedensverhandlungen durch einen eigenen Bevollmachtigten vertreten sein solle Ausserdem musste das Reich sich verpflichten uberall dort einen Konsul anzustellen wo ein Gliedstaat es verlangte 17 Siehe auch BearbeitenAussenpolitik des Norddeutschen Bundes Reichsdiplomatie 1848 1849Literatur BearbeitenHeinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22Belege Bearbeiten Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 9 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 9 Ausserdem Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band III Bismarck und das Reich W Kohlhammer Stuttgart u a 1963 S 658 661 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 10 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 10 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 11 12 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 11 12 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 12 13 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 14 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 15 16 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 16 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band III Bismarck und das Reich W Kohlhammer Stuttgart u a 1963 S 837 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 17 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 22 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 16 17 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 21 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 20 21 Heinz Gunther Sasse Die Grundung des Auswartigen Amtes 1870 71 In Auswartiges Amt Hrsg 100 Jahre Auswartiges Amt 1870 1970 Bonn 1970 S 9 22 hier S 21 Geschichte der deutschen Diplomatie Deutscher Bund Deutsches Reich der Revolutionszeit Norddeutscher Bund Deutsches Kaiserreich Weimarer Republik Nationalsozialistischer Staat Deutsche Demokratische Republik Bundesrepublik Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diplomatie des Norddeutschen Bundes amp oldid 228606922