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Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksInhaltsangabe BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Chamberlain vollendete das uber 1200 seitige in zwei Halften geteilte Werk in nur 19 Monaten und widmete es Julius Wiesner 1 Das Buch enthalt zahlreiche Zitate und Anspielungen auf Autoren aus dem Umfeld der im 19 Jahrhundert beliebten Rassentheorien unter anderem wird auch Gobineau und sein Versuch uber die Ungleichheit der Menschenrassen erwahnt 2 Als Grundgedanke fuhrt der Autor aus dass die westliche Zivilisation unter dem starken Einfluss der germanischen Volker entstanden sei Obwohl Chamberlain zur Kenntnis nimmt dass von verschiedenen Seiten die Existenz einer arischen Rasse in Frage gezogen wird 3 ist er personlich davon uberzeugt dass alle Europaer nicht nur Deutsche sondern auch Kelten Slawen Griechen und Latiner der arischen Rasse angehoren einem Erben der alten proto indogermanischen Kultur Die Germanen bzw Nordlander durch Fleiss und Unternehmungsgeist gekennzeichnet 4 stunden demnach an der Spitze dieser Rasse und somit aller anderen Rassen Fast die Halfte seiner Grundlagen widmet Chamberlain dem Studium der Antike wobei Griechenland mit seiner Bedeutung fur Philosophie und Kunst Rom als Begrunder von Gesetz und Reichsgedanken sowie die Juden in langatmigen Ausfuhrungen in volkischem Sinne neu interpretiert werden Dabei werden die alten Griechen und Romer mit den Germanen bzw der weltbeherrschenden arischen Rasse gleichgesetzt denen die Juden als negatives Gegenbild gegenubergestellt werden 5 Arier und Juden Bearbeiten Ohne den bei Nietzsche auftretenden Begriff Ubermensch oder den nationalsozialistischen Gegenbegriff Untermensch zu verwenden und ohne selbst zur Vernichtung der Juden aufzurufen prasentiert Chamberlain den Juden als negatives Gegenbild zum verklarten Deutschtum 6 Auf zahlreichen Seiten finden sich ausgedehnte pseudowissenschaftliche Ausfuhrungen uber Schadel und Nasenformen insbesondere die Judennase bei Amoritern Kanaanitern Syrern und Juden 7 Es wird geschildert dass Kinder die noch keine Ahnung haben was ein Jude ist noch dass es uberhaupt so etwas gibt zu heulen anheben sobald ein echter Rassenjude oder eine Judin in ihre Nahe tritt 8 Der moderne Jude erscheint als Produkt einer Mischung 9 zwischen Hethitern einem Stamm des Homo syriacus 10 und dem wahren Semiten d h dem arabischen Beduinen Jesus Christus habe zwar der judischen Religion angehort entstamme jedoch wahrscheinlich nicht dem judischen Volk 11 Chamberlain gesteht gewissen Juden Adel im vollsten Sinne des Wortes zu 12 Auch der Widmungstrager Julius Wiesner Rektor der Universitat Wien war judisch 13 Gleichzeitig betonen Die Grundlagen jedoch die Unfahigkeit der Juden bzw Semiten zu staatlichem Aufbau und ihre Unterlegenheit gegenuber der arischen Rasse Gewisse Anthropologen hatten uns belehren wollen alle Menschenrassen seien gleichbegabt wir wiesen auf das Buch der Geschichte hin und antworteten das lugt ihr Korperlich und seelisch ragen die Arier unter allen Menschen empor darum sind sie von Rechts wegen die Herren der Welt Erzahlen uns nicht alle Historiker dass die Semiten und Halbsemiten trotz ihrer grossen Intelligenz niemals einen dauernden Staat zu bilden vermochten und zwar weil stets Jeder die ganze Macht an sich zu reissen bestrebt war somit zeigend dass sie nur fur Despotie und Anarchie die beiden Gegensatze der Freiheit Befahigung besassen H S Chamberlain 14 Weiteres Bearbeiten Im funften Kapitel des zweiten Teils Politik und Kirche kritisiert Chamberlain den jahrhundertealten von der katholischen Kirche ausgeubten Beichtzwang vermisst eine vollstandige Trennung von Kirche und Staat und schildert den russischen Minister und Vorsitzenden des Heiligsten Synods Pobedonoszew als vollendeten Typus eines Reaktionars 15 Im Kapitel Fortschritt und Entartung stellt sich der Autor gegen den Darwinismus Im Zusammenhang mit dem zu seiner Zeit popularen Sozialdarwinismus spricht er von Entwickelungsmanie und pseudowissenschaftliche m Dogmatismus unseres Jahrhunderts 16 und bezeichnet die Evolutionstheorie von Herbert Spencer und den bei John Fiske beschriebenen Kampf ums Dasein als summarische Weltanschauung 17 Das Kapitel Bedeutung von Rasse beginnt wie folgt Wer einer ausgesprochenen reinen Rasse angehort empfindet es taglich H S Chamberlain 18 Rezeption im 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenDie Grundlagen wurden ein Bestseller das Buch fand 250 000 Kaufer Zu den ersten Bewunderern und Forderern von Chamberlains Werk gehorte Ludwig Woltmann 19 Ein begeisterter Leser war auch Kaiser Wilhelm II der Chamberlain 1915 das Eiserne Kreuz verlieh 20 21 Auf Wunsch des Kaisers erwarben sich die preussischen Schulbibliotheken ein Buchexemplar 22 Drei Jahre nach dem Erscheinen der Grundlagen musste die Frankfurter Zeitung einraumen das Werk habe mehr Garung verursacht als jede andere Erscheinung auf dem Buchmarkt in den letzten Jahren 23 In Meyers Konversations Lexikon 5 Auflage von 1905 werden neben anderen Werken Chamberlains auch die Grundlagen an prominenter Stelle erwahnt 24 In der zweiten Auflage des Musik Lexikons von Hans Joachim Moser 1943 findet sich folgende Beschreibung des Autors Ch war in einem grossartigen Sinne Dilettant anregungsreicher Polyhistor originell in der Blickart aber auch durch den weiteren Abstand von den Objekten geneigt sie einem starken Deutungswillen zu unterwerfen Seine Weltanschauung wirkte befruchtend auf die deutsche Musikpolitik der Gegenwart 25 Mit dem Zerfall religioser Gewissheiten im Gefolge der Aufklarung und mit der schwindenden Plausibilitat rein philosophisch begrundeter Geschichtstheorien war der Orientierungsbedarf des Bildungsburgertums im Verlauf des 19 Jahrhunderts kontinuierlich gewachsen Dies erklart den immensen Verkaufserfolg eines Buches mit dem Titel Die Grundlagen des 19 Jahrhunderts 26 Alfred Rosenbergs Hauptwerk Der Mythus des 20 Jahrhunderts war als Fortsetzung von Chamberlains Grundlagen konzipiert 1928 ein Jahr nach dem Tod Chamberlains veroffentlichte Rosenberg ein Buch unter dem Titel Houston Stewart Chamberlain als Verkunder und Begrunder einer deutschen Zukunft Bis 1944 erlebten die Grundlagen 24 Neuauflagen die in fast jahrlichem Rhythmus erschienen 27 Der mexikanische Anthropologe Juan Comas 1900 1979 wies 1951 in einem Bericht der UNESCO darauf hin dass die rassistischen Thesen Gobineaus in Chamberlains Werk eine offen nationalistische Wendung erfahren und dass europaische Zivilisation auch in slawischen und lateinischen Landern das Werk der teutonischen Rasse sei 28 Zum herausragenden Erfolg des Buches konstatiert Wanda Kampmann Man war am Ende des positivistischen Jahrhunderts der Detailforschung und ihrer widerspruchlichen Ergebnisse mude und dann war es wohl der Kulturenthusiasmus die Verklarung von Kunst Kultur und Religion als schopferische Leistung des germanischen Geistes die der Bildungschwarmerei einer breiten Leserschicht entgegenkam ferner die Rassentheorie die eine unsicher gewordene Generation in ihrem Selbstgefuhl starkte und nicht zuletzt die Uberredungskraft die von Simplifikation jederzeit ausgeht 29 Die judische Herkunft des Widmungstragers Rektor Julius Wiesner wird teilweise bis heute bestritten Sie ist zwar aufgrund der Aktenlage nicht zweifelsfrei zu klaren ist jedoch mehr als wahrscheinlich In den Neuauflagen der Grundlagen ab 1933 findet sich Chamberlains Widmung nicht mehr an der gewohnten Stelle Sie wurde von der bis dahin ersten Seite nach dem Titel hinter das Inhaltsverzeichnis geruckt wo sie leicht ubersehen werden konnte Dies kann nur auf Wunsch der nationalsozialistischen Zensur erfolgt sein Als zusatzliches Indiz sei dazu angemerkt dass das Judische Museum Wien Julius Wiesner als Juden fuhrt 30 Als besondere Schwache galt im Dritten Reich Humanitatsduselei also schwarmerische ubertriebene Humanitatsanforderungen was als Begriff schon bei Chamberlain auftaucht 31 Himmler betonte in seiner ersten Posener Rede am 4 Oktober 1943 Man wird nach dem Krieg einmal feststellen konnen welcher Segen es fur Deutschland war dass wir allen Humanitatsduseleien zum Trotz diese ganze kriminelle Unterschicht des deutschen Volkes in die Konzentrationslager einsperrten 32 In England erschien das Buch 1910 in einer englischen Ubersetzung versehen mit einer Einleitung und einer privat gedruckten positiven Besprechung von Lord Redesdale Grossvater von Unity Mitford die zu einer Verehrerin Hitlers wurde Stolz berichtete Redesdale Chamberlain dass Winston Churchill das Buch offen auf seinem Schreibtisch liegen hatte und es ihm gegenuber uberschwanglich lobte In einer Ausgabe von The Fabian News von 1911 erklarte George Bernard Shaw das Buch sei wirklich ein grossartiges Manifest das alle Fabier lesen sollten 33 Das fast Paradoxe an diesem Ablauf ist dass Chamberlains Werk selbst keineswegs barbarisch anmutet es zeugt von vielseitigem Wissen der Autor argumentiert in den historischen Einzelpunkten meist sorgfaltig und polemisiert fast durchweg in vornehmer unpersonlicher Weise gegen das was er als einen anderen kontraren und nicht alle menschlichen Moglichkeiten erschopfenden Weltanschauungs und Rassentyp sieht Auch ist sein Rassenbegriff selbst durchaus nicht plump biologisch Gobineau beispielsweise der reine Rasse als etwas Gegebenes betrachtet nicht als etwas Aufgegebenes zu Erkampfendes wird scharf kritisiert Die Frage ist wie dieses romantisch schwarmerische Buch eine Haltung inaugurieren konnte die bald darauf in Bestialitat endete Harald Landry 34 Einzelnachweise Bearbeiten S VII S 378 S 144 S 695 Johann Chapoutot From Humanism to Nazism Antiquity in the Work of Houston Stewart Chamberlain Abschnitt 4 Houston Stewart Chamberlain und Richard Wagner NZZ 23 Januar 2015 S 413 in der Erstfassung im Jardin du Luxembourg S 521 S 370 S 362 S 219 S 275 Interview mit Udo Bermbach S 503 S 839 S 132 S 716 S 271 272 Boasian Critiques of Race in The Nation S 30 Es war ein Englander der Hitlers Judenhass pragte Die Welt 10 April 2012 Transactions of the Royal Historical Society Volume 7 Sixth Series S 86 Klaus Peter Lehmann Antijudaismus im 20 Jahrhundert Der Rasseantisemitismus ImDialog Evangelischer Arbeitskreis fur das christlich judische Gesprach in Hessen und Nassau Dezember 2014 Saul Friedlander Das Dritte Reich und die Juden C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 56681 3 S 105 Chamberlain in Meyers Konversations Lexikon 5 Auflage 1905 S 867 868 Zeno org Musik Lexikon von H J Moser Max Hesses Verlag Berlin 1943 S 138 archive org Der letzte Satz fehlt in der Erstausgabe von 1935 Verfuhrer der Deutschen Die Zeit 17 September 2015 U Bermbach Houston Stewart Chamberlain Wagners Schwiegersohn Hitlers Vordenker S 172 Juan Comas Racial Myths S 36 Wanda Kampmann Deutsche und Juden Studien zur Geschichte des deutschen Judentums S 317 f Udo Bermbach Houston Stewart Chamberlain Wagners Schwiegersohn Hitlers Vordenker S 115 S 324 Matthias Heine Verbrannte Worter Wo wir noch reden wie die Nazis und wo nicht Bibliographisches Institut 2019 Online Teilansicht Simon Goldhill Who Needs Greek Contests in the cultural history of Hellenism S 95 Kindlers Literatur Lexikon dtv Munchen 1974 Band 10 S 4165 Literatur BearbeitenUdo Bermbach Houston Stewart Chamberlain Wagners Schwiegersohn Hitlers Vordenker Springer Verlag 2015 ISBN 978 3 476 02565 4 Ruth Benedict Race and Racism Vorwort von John Rex Routledge amp Kegan PLC Neuauflage 1983 ISBN 978 0 710 09970 9 Johann Chapoutot From Humanism to Nazism Antiquity in the Work of Houston Stewart Chamberlain Miranda November 2015 Online Teilansicht Albert Ehrhard H Stewart Chamberlain s Grundlagen des 19 Jahrhunderts Vortrage und Abhandlungen der Osterreichischen Leo Gesellschaft Wien 1901 Geoffrey Field Evangelist of Race The Germanic Vision of Houston Stewart Chamberlain Columbia University Press 1981 ISBN 978 0 231 04860 6 Simon Goldhill Who Needs Greek Contests in the cultural history of Hellenism Cambridge University Press Cambridge 2002 ISBN 0 521 01176 0 Wanda Kampmann Deutsche und Juden Studien zur Geschichte des deutschen Judentums Verlag Lambert Schneider Heidelberg 1963 450 Seiten Gerd Fuchs Die gescheiterte Emanzipation Rezension in Die Zeit 24 April 1964 Leopold von Schroeder Houston Stewart Chamberlain Ein Abriss seines Lebens auf Grund eigener Mitteilungen J F Lehmanns Verlag Munchen 1918 Ernest Seilliere Houston Stewart Chamberlain le plus recent philosophe du pangermanisme mystique La Renaissance du Livre Paris 1917 Ernst von Unruh Herr Houston Stewart Chamberlain und die Weltgeschichte C L Hirschfeld Leipzig 1908 Boasian Critiques of Race in The Nation Edited by Alex Golub and Angela Chen with an introduction by Richard Handler Savage Minds Occasional Papers No 12 August 2014 OnlineWeblinks Bearbeiten1 Halfte deutschestextarchiv de 2 Halfte deutschestextarchiv de Manuel Opitz Es war ein Englander der Hitlers Judenhass pragte Die Welt 10 April 2012 Herfried Munkler Verfuhrer der Deutschen Die Zeit 17 September 2015 Sven Bromsel Eine Lange Nacht uber Houston Stewart Chamberlain Bruckenschlag von Wagner zu Hitler Robert Jungwirth Houston Stewart Chamberlain und Richard Wagner NZZ 23 Januar 2015 Der Todestag des Schriftstellers Houston Stewart ChamberlainNormdaten Werk GND 7852336 9 lobid OGND AKS VIAF 245922825 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts amp oldid 211537986