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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem philosophischen Werk Fichtes Fur weitere Bedeutungen siehe Die Bestimmung des Menschen Begriffsklarung Die Bestimmung des Menschen Erstausgabe 1800 ist eine popularphilosophische Schrift von Johann Gottlieb Fichte Sie wendet sich ausdrucklich nicht an Fachgelehrte sondern an alle Leser die uberhaupt ein Buch zu verstehen vermochten Vorrede S IV 1 Diese Leser mochte Fichte zur Selbsterkenntnis fuhren indem sie sich in die Rolle des redenden Ich versetzen und dessen Gedankengange selbst nachvollziehen Vorrede S V u VI Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Hintergrund 1 1 Der Kontext der philosophischen Debatte im 18 Jahrhundert 1 2 Aufbau Vorlagen gegnerische Positionen 1 3 Der Atheismusstreit 1798 99 und Die Bestimmung des Menschen 1800 2 Inhalt 2 1 Erstes Buch Zweifel 2 2 Zweites Buch Wissen 2 3 Drittes Buch Glaube 2 3 1 Der Geist der Natur 2 3 2 Verbindung zum ewigen Willen 2 3 3 Das Unbegreifliche 2 3 4 Die Rolle des Bosen in der Natur 2 3 5 Die Freiheit des Menschen 2 3 6 Die Unsterblichkeit des Geistes 3 Analyse 4 Literatur 4 1 Quellen 4 2 Sekundarliteratur 5 Einzelnachweise 6 WeblinkAufbau und Hintergrund BearbeitenDer Kontext der philosophischen Debatte im 18 Jahrhundert Bearbeiten In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts wurde in Aufnahme von Shaftesburys Philosophie versucht die Doppelfrage nach der Bestimmung des Menschen und der Existenz Gottes allein durch vernunftige Selbstbetrachtung zu beantworten Schnell wurde die Frage im engeren oder weiteren Anschluss an den Deismus zu einem wesentlichen Thema theologischer und philosophischer Debatten 2 Ausgehend von der in vielen Auflagen und Nachdrucken erschienenen Schrift Betrachtung uber die Bestimmung des Menschen von Johann J Spalding ab der 7 Auflage 1763 abgekurzt zu Die Bestimmung des Menschen wurde das Thema mit direktem Bezug auf Spaldings Schrift von Thomas Abbt und Moses Mendelssohn behandelt Ihre Schriften richteten sich als allgemeinverstandliche Abhandlungen an das gebildete Publikum In der akademischen Philosophie wurde die Frage von Immanuel Kant weiter verfolgt 3 Fichtes Buch schliesst sich dieser Modeerscheinung an markiert zugleich aber auch ihr Ende 4 Ungewohnlich ist dass Fichte fur sein Werk den Titel von Spaldings Schrift wortlich ubernimmt und sich auch stilistisch und strukturell deutlich an ihm orientiert Im meditativen Duktus in der Abfolge von Stufen der Einsicht in die Bestimmung des Menschen aber auch in der Gesamtbewegung von der Sinnenwelt zur Geisterwelt sowie in der abschliessenden religiosen Orientierung nimmt sich Fichte s Bestimmung formlich wie eine nachkantianische Neubearbeitung von Spaldings Bestimmung aus 5 Inhaltlich geht Fichtes Schrift ganz andere Wege Es geht um die Frage was es heisst ein Subjekt zu sein 6 Aufbau Vorlagen gegnerische Positionen Bearbeiten Fichtes Schrift gliedert sich in drei Bucher mit den Titeln Zweifel Wissen und Glaube Das erste und letzte Buch sind in formaler Anlehnung an Spaldings Schrift in der Ich Form gehaltene Monologe das zweite ist ein Dialog zwischen dem Ich und dem Geist Damit erinnert das zweite Buch an die Soliloquia des Kirchenvaters Augustinus in denen es zu einem Dialog zwischen einem Ich und der Vernunft ratio kommt Inhaltlich konnen Fichtes Ansichten als Auseinandersetzung mit Baruch de Spinoza im ersten und Immanuel Kant im zweiten Buch gelesen werden Der Atheismusstreit 1798 99 und Die Bestimmung des Menschen 1800 Bearbeiten Als unmittelbarer Entstehungshintergrund der Bestimmung des Menschen ist der direkt vorangehende Atheismusstreit 1798 99 relevant 7 Fichte war aufgrund eines Aufsatzes Uber den Grund unseres Glaubens an eine gottliche Weltregierung 8 von verschiedener Seite vorgeworfen worden er leugne mit seiner Philosophie Gott Gegen diesen Vorwurf verteidigt sich Fichte in seiner Appellation an das Publikum 2 Auflage 1799 Bereits dort stellt Fichte zu Beginn seine Gedanken zur Bestimmung des Menschen ausfuhrlich dar und skizziert sogar den dreiteiligen Aufriss der Bestimmung des Menschen als er sein eigenes philosophisches System beschreibt Es zeigt gegen diejenigen welche unsere gesamte Erkenntnis aus der Beschaffenheit unabhangig von uns vorhandener Dinge erklaren wollen vgl 1 Buch dass es nur insofern Dinge fur uns gibt als wir uns derselben bewusst sind vgl 2 Buch S 73 122 und wir sonach mit unserer Erklarung des Bewusstseins zu den von uns unabhangig vorhandenen Dingen nie gelangen konnen vgl 2 Buch S 122 178 Es behauptet und darin besteht sein Wesen dass durch den Grundcharakter und die ursprungliche Anlage der Menschheit uberhaupt eine bestimmte Denkart festgesetzt sei vgl 3 Buch 9 Die Form der Bestimmung den Leser mit einer Identifikationsfigur zum Nachvollzug bestimmter Satze zu animieren ist ebenfalls an einer Stelle in der Appellation bereits vorgeformt Es drangt sich ofters unter den Geschaften und Freuden des Lebens aus der Brust eines jeden nur nicht ganz unedlen Menschen der Seufzer unmoglich kann ein solches Leben meine wahre Bestimmung seyn es muss o es muss noch einen ganz andern Zustand fur mich geben 10 Auch die Gottesvorstellung wird ungebrochen ubernommen In der Bestimmung wird das Absolute wie in der Appellation an das Publikum als Implikat von Fichtes Philosophie dargelegt Dieses Absolute kann Gott genannt werden im dritten Buch spricht das redende Ich es sogar als Gott direkt an S 304 312 Dieses angesprochene Du wird aber wie schon im Atheismusstreit ausdrucklich apersonal gedacht In dem Begriffe der Personlichkeit liegen Schranken Wie konnte ich jenen auf dich ubertragen ohne diese S 306 Fichte nimmt unverandert die Kritik seines beanstandeten Aufsatzes an einer anthropomorphen Gottesvorstellung auf Dieses Wesen soll Personlichkeit haben Dass ihr aber dieses den Begriff Personlichkeit ohne Beschrankung und Endlichkeit schlechterdings nicht denkt noch denken konnt kann euch die geringste Aufmerksamkeit auf eure Konstruktion dieses Begriffs lehren Ihr macht sonach dieses Wesen durch die Beilegung jenes Pradikats zu einem Endlichen zu einem Wesen euresgleichen und ihr habt nicht wie ihr wolltet Gott gedacht sondern nur euch selbst im Denken vervielfaltigt 11 Am Ende der Appellation uberlegt Fichte schliesslich ob es einen des Atheismus ganz unverdachtigen Theologen 12 gibt den er als meinen Gewahrsmann 13 und Unterstutzer seiner Ansichten nennen kann und wendet sich direkt an den Verfasser der Bestimmung des Menschen Mochtest du ehrwurdiger Vater Spalding dessen Bestimmung des Menschen es war die den ersten Keim der hoheren Spekulation in meine jugendliche Seele warf und dessen Schriften alle so wie die genannte das Streben nach dem Ubersinnlichen und Unverganglichen so trefflich charakterisieren mochtest du in meiner Sache stimmen konnen und wollen 14 Dieser von Fichte wahrgenommenen Kontinuitat gibt seine eigene Bestimmung des Menschen deutlich Ausdruck 15 Inhalt BearbeitenErstes Buch Zweifel Bearbeiten Im ersten Buch Zweifel will Fichte die Folgen einer als naturalistischer oder als metaphysischer 16 Determinismus verstandenen spinozitischen Philosophie aufzeigen vielleicht handelt es sich auch schon um einen ersten Reflex auf die Naturphilosophie Schellings 17 Wenn der Mensch ganz von aussen bestimmt ist und sich selbst nur als von fremden Kraften bewegt wahrnehmen kann dann wird so etwas Zentrales wie die eigene Liebe Mein Heiligstes S 66 zur Illusion denn Willensfreiheit gibt es nicht Der Gegenstand meiner innigsten Zuneigung ist ein Hirngespinnst eine greiflich nachzuweisende grobe Tauschung Statt meiner ist und handelt eine fremde mir ganz unbekannte Kraft S 65 Die Alternative diese unerwunschte Erkenntnis der Liebe unterzuordnen ist allerdings nicht weniger problematisch S 69 Angesichts zweier nicht zu empfehlender Wege bleibt das Ich zunachst ratlos zuruck Zweites Buch Wissen Bearbeiten Im zweiten Buch Wissen versucht Fichte den Leser in die Grundlagen von Kants Transzendentalphilosophie einzufuhren und ihm anschliessend deren Aporien vor Augen zu fuhren Dazu gibt er dem durch den Spinozismus vor einer schlechten Alternative stehenden Ich ein Gegenuber das ihn aus dieser Lage zu befreien verspricht Den Geist S 72 Zur Befreiung von allen Schreckbildern sei nur der Entschluss den eigenen Verstand zu gebrauchen notwendig verspricht dieser In seinem Zuruf Ermanne dich S 74 klingt deutlich die beruhmte Ubersetzung des Sapere aude durch Kant an Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen Im Zwiegesprach fuhrt der Geist das Ich nun in die Grundlagen der Erkenntnistheorie Kants ein Dann jedoch wird das Postulat eines Ding an sich als irrig erwiesen S 148 161 Damit losen sich das Ich und seine Wahrnehmungen in einen bedeutungslosen Wechsel ohne jeden realen Bezug auf das Denken wird zu einem Traum von einem Traum Die bittere Erkenntnis des Ich lautet Es giebt kein Dauerndes we der ausser mir noch in mir sondern nur einen unaufhorlichen Wechsel Bilder sind sie sind das Einzige was da ist Bilder ohne etwas in ihnen Abgebildetes ohne Bedeutung und Zweck Ich selbst bin eins dieser Bilder ja ich bin selbst dies nicht sondern nur ein verworrenes Bild von den Bildern S 172 u 173 Als das Ich dem Geist vorwirft es getauscht zu haben antwortet dieser nur ihm sei schon vor dem Ich vollstandig bewusst gewesen wie durch jene Grundsatze alle Realitat durchaus vernichtet und in einen Traum verwandelt wurde Ich wollte dich von deinem falschen Wissen befreien keinesweges aber dir das wahre beibringen S 175 u 176 Nach diesem zweiten Erkenntnisgang sind damit sowohl ein Primat der ausseren Welt im Sinne Spinozas wie ein Primat des subjektiven Bewusstseins im Sinne Kants als erkenntnistheoretische Irrwege erwiesen Deshalb wendet sich Fichte nun im dritten Buch der Losung der erkenntnistheoretischen Problematik zu Drittes Buch Glaube Bearbeiten Im dritten Buch Glaube kommt das Ich schliesslich zur Einsicht dass das selbstbestimmte Handeln fur das Bewusstsein entscheidend ist Nicht blosses Wissen sondern nach deinem Wissen Tun ist deine Bestimmung so ertont es laut im innersten meiner Seele Es ist in mir ein Trieb zu absoluter unabhangiger Selbsttatigkeit er ist unzertrennlich vereinigt mit dem Bewusstsein meiner selbst Wer bin ich Subject und Object in Einem das allgegenwartig Bewusstseiende und Bewusste Anschauende und Angeschaute Denkende und Gedachte zugleich S 182 185 Auf mein Tun muss alles mein Denken sich beziehen S 202 Der Geist der Natur Bearbeiten Aber Fichte verlangt etwas ausser der blossen Vorstellung Liegendes das da ist und war und sein wird wenn auch die Vorstellung nicht ware 3 1 Die innere Stimme sage ihm dass der Mensch im Kern ein ubersinnliches Wesen ist und dies dem Geist der Natur entspricht Die Natur in der er zu handeln habe sei nicht ein fremdes ohne Rucksicht auf sich zu Stande gebrachtes Wesen in welches er nie eindringen konne Sie sei durch s eine eigne Denkgesetze gebildet und musse wohl mit denselben ubereinstimmen sie musse wohl ihm uberall durchaus durchsichtig und erkennbar und durchdringbar sein bis in ihr Inneres Sie druck e uberall nichts aus als Verhaltnisse und Beziehungen s einer selbst zu ihm selbst und so gewiss er hoffen konne s ich selbst zu erkennen so gewiss durfe er sich versprechen sie zu erforschen 3 3 Dies geschieht in den vier Teilen I IV des 3 Buches Verbindung zum ewigen Willen Bearbeiten In Teil IV fasst Fichte die Ergebnisse seiner Uberlegungen zusammen Er stellt in seinem Modell den Menschen in einen transzendenten ubersinnlichen ewigen Zusammenhang und setzt ein Gesetz einer geistigen Welt voraus unter dem der Wille aller endlichen Wesen selbst steht 3 IV 1 Die sinnliche endliche Welt sieht er als das Resultat des ewigen Willens in uns an 3 IV 2 Die Welt bedurfe jedoch der endlichen Vernunft und dieser dem Menschen von Gott anvertraute Teil der Schopfung sei die Wurzel seiner Erkenntnisse Sein Gemut und seine Gedanken wenn sie nur wahr und gut sind 3 IV 2 seien die Verbindung zum ewigen Willen denn er sei nicht von ihm getrennt Deine Stimme ertont in mir die meinige tont in dir wieder 3 IV 2 In den Gemutern der Menschen bilde er diese Welt fort und greife in sie ein und lasse fortdauernd aus unseren Zustanden andere Zustande entstehen 3 IV 2 Und diese Stimme rufe den Menschen zur Pflicht auf Darin sieht der Autor seine Bestimmung in der Reihe der vernunftigen Wesen 3 IV 2 zur Erfullung der Verordnung des geistigen Weltplans 3 IV 3 Mit ihm mochte sich der ewige Geist verwirklichen und zwar durch die Menschen Durch alle solle Eine grosse freie moralische Gemeine hervorgebracht werde n 3 IV 3 Das Unbegreifliche Bearbeiten Am Ende seiner Untersuchung gesteht Fichte allerdings ein dass er die Folgen dieses Willens und damit die Bestimmung des Menschen im System nicht begreifen kann Was ich werden soll und was ich sein werde ubersteigt alles mein Denken 3 IV 5 Was ich begreife wird durch mein blosses Begreifen zum Endlichen und dieses lasst auch durch unendliche Steigerung und Erhohung sich nie ins Unendliche umwandeln 3 IV 2 Auch sei es unmoglich auf Feigheit Niedertrachtigkeit und gegenseitiges Misstrauen der Menschen untereinander 3 IV 3 beruhende weltgeschichtliche Entwicklungen und damit den Plan der uber das Ganze sich erstreckt 3 IV 5 der dem Menschlichen nicht ahnlich sein konne zu begreifen Denn Natur und Naturerfolg in den Schicksalen und Wirkungen freier Wesen wird dir gegenuber zu einem leeren nichts bedeutenden Worte 3 IV 3 Die Rolle des Bosen in der Natur Bearbeiten S ogar das in der Welt was wir bose nennen die Folge des Missbrauchs der Freiheit sei nur durch ihn 3 IV 3 Fichte greift hier die oft diskutierte Frage nach der Herrschaft des Bosen in der Welt auf Aus guten Vorsatzen entstanden oft Unheil und umgekehrt bewirkten ungerechte Zustande einen Widerstand und eine Verbesserung der Situation Er erklart dies mit der Ambivalenz der Natur Der Tugendhafte sei eine edle der Lasterhafte eine unedle und verwerfliche jedoch aus dem Zusammenhange des Universums notwendig erfolgende Natur 1 IV 7 Fichte glaubt an eine schmerzliche Heilung in dessen Verlauf Feigheit und Sklavensinn ausgerottet werden und Verzweiflung den verlorenen Mut wieder weckt 3 IV 3 Dann werden die beiden entgegengesetzten Laster einander vernichtet haben und das Edelste in allen menschlichen Verhaltnissen dauernde Freiheit wird aus ihnen hervorgegangen sein 3 IV 3 Die Natur fuhret den Menschen durch Mangel zum Fleisse durch die Ubel der Allgemeinen Unordnung zu einer rechtlichen Verfassung durch die Drangsale ihrer unaufhorlichen Kriege zum endlichen ewigen Frieden 3 IV 3 Ergebnis der Untersuchung ist dass der Mensch nur fur sich selbst Verantwortung ubernehmen kann Es ist seine Pflicht sich selbst zu verbessern seinen Verstand auszubilden die ganze Menschheit in ihrer ganzen Fulle darstellen aber nicht um der Menschheit selbst willen diese sei an sich nicht von dem geringsten Werte sondern um hinwiederum in der Menschheit die Tugend welche allein Wert an sich hat in ihrer hochsten Vollkommenheit darzustellen 3 IV 5 Am besten fasse diese Bestimmung die kunstlose Einfalt wenn sie dieses Leben fur eine Prufungs und Bildungs Anstalt fur eine Schule zur Ewigkeit anerkennt wenn sie in allen Schicksalen deine Fugungen erblickt die zum Guten fuhren sollen wenn sie fest glaubt dass denen die ihre Pflicht lieben und dich kennen alle Dinge zum Besten dienen mussen 3 IV 3 Die Hoffnung auf den Fortschritt in der Entwicklung fuhrt zu einer gelassenen Lebenshaltung Nur Eins ist das ich wissen mag was ich tun soll und das weiss ich stets unfehlbar Uber alles anderes weiss ich nichts und enthalte mich zu meinen zu mutmassen Kein Ereignis in der Welt kann durch Freude keins durch Betrubnis mich in Bewegung setzen denn ich weiss dass ich kein einziges zu deuten noch seinen Zusammenhang mit dem woran mir gelegen ist einzusehen vermag 3 IV 6 Aus dieser Einsicht leitet Fichte eine Haltung der Ruhe bei allen Ereignissen in der Welt 3 IV 3 ab Die Freiheit des Menschen Bearbeiten Aus der Freiheit des Menschen ergebe sich allerdings dass auch freie zur Vernunft und Sittlichkeit bestimmte Wesen sind welche gegen die Vernunft streiten und ihre Krafte zur Beforderung der Unvernunft und des Lasters aufbieten 3 IV 6 Fichte entlastet diese Menschen teilweise Eine Liebe zum Bosen welche allein s einen gerechten Zorn reizen konnte liege nicht in der menschlichen Natur 3 IV 6 Fur sie gebe es uberhaupt kein Boses oder Gutes sondern lediglich ein Angenehmes oder Unangenehmes Sie stande nicht unter ihrer eigenen Botmassigkeit sondern unter der Gewalt der Natur in ihr die das erstere das Angenehme mit aller Macht sucht und das letztere das Unangenehme flieht 3 IV 6 Viele Menschen konnten nicht um das Mindeste anders handeln als sie handeln Darin liege jedoch ihre Schuld und ihre Unwurde dass sie sind was sie sind und dass sie anstatt frei und etwas fur sich zu sein sich dem Strome der blinden Natur hingeben Denn sie handelten nur wirklich frei wenn sie sich der blinden und willenlosen Natur widersetzten 3 IV 6 Aus diesen Einsichten fallt Fichte nie ein statt Seiner die Welt regieren zu wollen 3 IV 5 Er sei nur das Werkzeug des Vernunftzwecks 3 IV 6 Deshalb musse der Mensch auch bei seinen Aktionen die eigene Verantwortung und Freiheit anderer Wesen ausser ihm in seinem Handeln ehren 3 IV 5 indem er unmittelbar nur auf ihre Uberzeugungen und auf ihren Willen wirken wolle soweit die Ordnung der Gesellschaft und ihre eigene Einwilligung es verstattet keineswegs aber ohne ihre Uberzeugung und ohne ihren Willen auf ihre Krafte und Verhaltnisse 3 IV 5 denn sie tun auf ihre eigene Verantwortung was sie tun was ich nicht andern kann oder nicht darf und der ewige Wille wird alles zu Besten lenken 3 IV 5 Die Unsterblichkeit des Geistes Bearbeiten Aus seiner eigenen individuellen Geistigkeit die nicht mit dem materiellen Ende zusammenfallen konne schliesst Fichte auf die Unsterblichkeit des Geistes Das Universum trage das Geprage des Geistes stetes Fortschreiten zum Vollkommeneren in einer geraden Linie die in die Unendlichkeit geht 3 IV 6 Aller Tod in der Natur sei Geburt Es sei kein totendes Princip in der Natur denn die Natur sei durchaus lauter Leben Selbst mein naturliches Leben selbst diese blosse Darstellung des innern unsichtbaren Lebens vor dem Blicke des Endlichen kann sie nicht vernichten weil sie sonst sich selbst musste vernichten konnen sie die bloss fur mich und um meinetwillen da ist und nicht ist wenn ich nicht bin Gerade darum weil sie mich totet muss sie mich neu beleben es kann nur mein in ihr sich entwickelndes hoheres Leben sein vor welchem mein gegenwartiges verschwindet und das was der Sterbliche Tod nennt ist die sichtbare Erscheinung einer zweiten Belebung 3 IV 6 Die Welt sei nur der Vorhang durch den eine unendlich vollkommenere verdeckt werde und der Keim aus dem diese sich entwickeln soll 3 IV 6 Analyse BearbeitenAhnlich wie Rene Descartes in seinen Meditationes findet Fichte im Wissen cogitatio Zuflucht vor dem Zweifel Er will aber bei diesem Wissen nicht stehen bleiben weil es den Menschen als Naturwesen vollig determiniere 18 vgl den Dogmatismus des Spinoza und nur den Verstand zu befriedigen vermoge und dabei die Forderung des Herzens nach Freiheit und Verantwortlichkeit unerfullt bleibe Diese Freiheit konne sich der Einzelne nur durch sein Tun durch sittliches Handeln und Selbsterkenntnis erwerben 19 vgl Kants Sapere aude die sokratische Philosophie Wahres Wissen konne das Ich nur in sich selbst finden denn ein Ding ausserhalb von mir gebe es nicht Alles was mich umgibt sei lediglich das Produkt meines Vorstellungsvermogens 20 Die Natur habe keinen Zweck an sich sondern sie sei nur fur mich da dass ich namlich durch sie zu meiner wahren Bestimmung gelange 21 Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Band 2 S 165 319 der Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Hrsg von Reinhard Lauth Erich Fuchs und Hans Gliwitzky Stuttgart Bad Cannstatt 1962 ff ISBN 3 7728 0138 2 Band 1 S 219 376 der Werke in 2 Banden Hrsg Wilhelm G Jacobs Peter L Oesterreich Frankfurt a M 1997 ISBN 3 618 63073 5 Die Bestimmung des Menschen Auf der Grundlage der Ausgabe von Fritz Medicus revidiert von Horst D Brandt Mit einer Einleitung von Hansjurgen Verweyen Hamburg 2000 ISBN 3 7873 1449 0 Die Bestimmung des Menschen Hrsg und Nachw von Theodor Ballauff und Ignaz Klein Philipp Reclam jun Stuttgart 1997 ISBN 3 15 001201 5 Sekundarliteratur Bearbeiten Harald Munster Fichte trifft Darwin Luhmann und Derrida Die Bestimmung des Menschen in differenztheoretischer Rekonstruktion und im Kontext der Wissenschaftslehre nova methodo Amsterdam New York Rodopi 2011 Fichte Studien Supplementa Band 28 ISBN 978 90 420 3434 1 Bernhard Pansch Fichtes Bestimmung des Menschen und Schleiermachers Monologen Vetterli Buxtehude 1885 Digitalisat Peter L Oesterreich amp Hartmut Traub Der ganze Fichte Die populare wissenschaftliche und metaphilosophische Erschliessung der Welt Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 018749 X S 267 Laura Anna Macor Die Bestimmung des Menschen 1748 1800 Eine Begriffsgeschichte Stuttgart Bad Cannstatt 2013 FMDA II 25 ISBN 978 3 7728 2615 3Einzelnachweise Bearbeiten Die Bestimmung des Menschen wird zitiert mit den Seitenzahlen der Originalausgabe von 1800 https archive org stream bub gb vF8AAAAAMAAJ page n11 mode 2up abgerufen am 13 April 2020 Vgl Norbert Hinske Hg Die Bestimmung des Menschen Hamburg 1999 Aufklarung Band 11 Ausgabe 1 Umfassende Darstellung bei Laura Anna Macor Die Bestimmung des Menschen 1748 1800 Eine Begriffsgeschichte Stuttgart Bad Cannstatt 2013 FMDA II 25 ISBN 978 3 7728 2615 3 Vgl Gunter Zoller Die Bestimmung der Bestimmung des Menschen bei Mendelssohn und Kant In Volker Gerhard Rolf Peter Horstmann Ralph Schumacher Hgg Kant und die Berliner Aufklarung Akten des IX Internationalen Kant Kongresses Bd 4 Berlin 2001 ISBN 978 3 11 016979 9 Reinhard Brandt Die Bestimmung des Menschen bei Kant Hamburg 2007 ISBN 978 3 7873 1844 5 Vgl 41 Zum letzten Mal die Bestimmung des Menschen 1800 in Laura Anna Macor Die Bestimmung des Menschen 1748 1800 Eine Begriffsgeschichte Stuttgart Bad Cannstatt 2013 FMDA II 25 ISBN 978 3 7728 2615 3 S 317ff Gunter Zoller Die Bestimmung der Bestimmung des Menschen bei Mendelssohn und Kant In Volker Gerhard Rolf Peter Horstmann Ralph Schumacher Hgg Kant und die Berliner Aufklarung Akten des IX Internationalen Kant Kongresses Bd 4 Berlin 2001 ISBN 978 3 11 016979 9 S 482 Gunnar Hindrichs Der Standpunkt des naturlichen Denkens Fichtes Bestimmung des Menschen in der Auseinandersetzung mit der Unphilosophie Jacobis In Birgit Sandkaulen Hg System und Systemkritik Beitrage zu einem Grundproblem der klassischen deutschen Philosophie Kritisches Jahrbuch der Philosophie Band 11 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2006 S 109 129 ISBN 978 3 8260 3381 0 S 111 Ausfuhrlich zum Atheismusstreit Harald Munster Fichte trifft Darwin Luhmann und Derrida Die Bestimmung des Menschen in differenztheoretischer Rekonstruktion und im Kontext der Wissenschaftslehre nova methodo Amsterdam New York Rodopi 2011 Fichte Studien Supplementa Band 28 ISBN 978 90 420 3434 1 S 12ff Vgl Peter L Oesterreich amp Hartmut Traub Der ganze Fichte Die populare wissenschaftliche und metaphilosophische Erschliessung der Welt Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 018749 X S 267 m Anm 34 Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrter hg von Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Immanuel Niethammer Bd VIII Erstes Heft Jena und Leipzig 1798 S 1 20 http anthroposophie byu edu mystik grund pdf abgerufen am 13 April 2020 Appellation an das Publikum in Werner Rohr Hg Appellation an das Publikum Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte Forberg Niethammer Jena 1798 99 Leipzig 1987 ISBN 3 379 00074 4 S 93 vgl Rohr 1987 S 93f Uber den Grund unseres Glaubens an eine gottliche Weltregierung in Werner Rohr Hg Appellation an das Publikum Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte Forberg Niethammer Jena 1798 99 Leipzig 1987 ISBN 3 379 00074 4 S 20 Appellation an das Publikum in Werner Rohr Hg Appellation an das Publikum Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte Forberg Niethammer Jena 1798 99 Leipzig 1987 ISBN 3 379 00074 4 S 119 Appellation an das Publikum in Werner Rohr Hg Appellation an das Publikum Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte Forberg Niethammer Jena 1798 99 Leipzig 1987 ISBN 3 379 00074 4 S 119 Appellation an das Publikum in Werner Rohr Hg Appellation an das Publikum Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte Forberg Niethammer Jena 1798 99 Leipzig 1987 ISBN 3 379 00074 4 S 119 u 120 Vgl Albrecht Beutel Aufklarer hoherer Ordnung Die Bestimmung der Religion bei Schleiermacher 1799 und Spalding 1797 in Albrecht Beutel Reflektierte Religion Beitrage zur Geschichte des Protestantismus Tubingen 2007 S 266 290 ISBN 978 3 16 149219 8 S 272 m Anm 46 Vgl Peter L Oesterreich amp Hartmut Traub Der ganze Fichte Die populare wissenschaftliche und metaphilosophische Erschliessung der Welt Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 018749 X S 270f Vgl Peter L Oesterreich amp Hartmut Traub Der ganze Fichte Die populare wissenschaftliche und metaphilosophische Erschliessung der Welt Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 018749 X S 271 m Anm 38 Kernsatz Ich bin eine durch das Universum bestimmte Ausserung einer durch sich selbst bestimmten Naturkraft S 243 Band 1 Werke in 2 Banden s o Erkuhne dich wahrhaft weise zu werden Ich sc der Geist bringe dir keine neuen Offenbarungen Was ich dich lehren kann das weisst du langst und du sollst dich jetzt desselben nur erinnern S 254 Band 1 Werke in 2 Banden s o siehe auch unter Arbeit hier im philosophischen Sinn gemeint als Synonym fur das Tun S 294 Band 1 Werke in 2 Banden s o Meine Welt sei Objekt und Sphare meiner Pflichten und absolut nichts anderes S 316 Band 1 Werke in 2 Banden s o Weblink BearbeitenDie Bestimmung des Menschen bei Zeno org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Bestimmung des Menschen amp oldid 242074701