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Der Atheismusstreit war eine religionsphilosophische Auseinandersetzung im Herzogtum Sachsen Weimar Eisenach in den Jahren 1798 und 1799 die von dem Philosophen Friedrich Karl Forberg und dem damals an der Universitat Jena lehrenden Philosophieprofessor Johann Gottlieb Fichte ausgelost wurde und zur Entlassung bzw zum erzwungenen Rucktritt Fichtes von seiner Professur fuhrte Der Streit drehte sich um das Verhaltnis Gottes zur Welt bzw die Moglichkeit einer moralischen Weltordnung ohne die Notwendigkeit der Existenz Gottes Letztere Moglichkeit hatte dabei Forberg in einem Artikel in dem von Fichte und Friedrich Immanuel Niethammer herausgegebenen Philosophischen Journal vom Dezember 1798 postuliert In der gleichen Ausgabe verteidigte Fichte diese Position Forbergs Die Bezeichnung der Kontroverse erscheint irrefuhrend da Fichte gar keine atheistische Position vertrat Er wehrte sich nur gegen eine anthropomorphe auf menschlichen Vorstellungen beruhende Gottesvorstellung da diese seines Erachtens zwingend dazu fuhre Gott kleiner und sogar endlich zu denken Gott sei vielmehr grosser als die Vorstellungskraft des Menschen weshalb man ihn auch nicht als Person denken durfe 1 Im Jahr 1799 wurden Forberg und Fichte gleichwohl wegen der Verbreitung atheistischer Ideen und Gottlosigkeit Asebie angeklagt Fichte wurde vom Herzog von Sachsen Weimar Eisenach Carl August zum Rucktritt gezwungen Doch Fichte schrieb spater dazu Es ist nicht mein Atheismus den sie gerichtlich verfolgen es ist mein Demokratismus Der erstere hat nur die Veranlassung hergegeben 2 Die Dokumente bestatigen das Der Weimarische Geheimrat Christian Gottlob Voigt bestatigte in einem Schreiben an seinen Ratskollegen Johann Wolfgang von Goethe der Brief in dem Fichte mit seinem Rucktritt gedroht hatte habe den Anlass gegeben den die Rate gesucht hatten Fichte wieder loszuwerden 3 Das Kurfurstentum Sachsen und das Konigreich Preussen hatten der Universitat Jena mit einer Immatrikulationssperre fur ihre Landeskinder gedroht sollte Fichte in seinem Lehramt bleiben Russland und Osterreich hatten einen Boykott schon verhangt Der eigentliche Stein des Anstosses waren die 1793 anonym publizierten revolutionsfreundlichen Schriften Fichtes Zuruckforderung der Denkfreiheit von den Fursten Europens die sie bisher unterdruckten und Beitrage zur Berichtigung der Urteile des Publikums uber die Franzosische Revolution Goethe forderte seine Briefe an Voigt in der Entlassungs Affare zuruck und vernichtete sie 4 Die Entlassung Fichtes loste den Abgang vieler Studenten und einiger Dozenten von der Universitat Jena aus Einzelnachweise Bearbeiten Jorg Lauster Die Verzauberung der Welt Eine Kulturgeschichte des Christentums C H Beck Munchen 2014 S 467 J G Fichte Gesamtausgabe der bayerischen Akademie der Wissenschaften Hrsg von Reinhard Lauth Hans Jacob Stuttgart 1964ff Abt 1 Werke Bd 6 S 72f vgl zum Folgenden Karl Heinz Fallbacher Fichtes Entlassung Ein Beitrag zur Weimar Jenaischen Institutionengeschichte In Archiv fur Kulturgeschichte 67 1985 S 111 135 W Daniel Wilson Das Goethe Tabu Protest und Menschenrechte im klassischen Weimar Munchen 1999 S 243 248 Voigt an Goethe 7 April 1799 zit nach Fallbacher S 115f zu anderen Quellen vgl Wilson S 378 Anm 154 Hans Tummler Goethes Anteil an der Entlassung Fichtes von seinem Jenaer Lehramt 1799 In Tummler Goethe in Staat und Politik Gesammelte Aufsatze Koln Graz 1964 S 132 166 hier S 163 Literatur BearbeitenWerner Rohr Hrsg Appellation an das Publikum Dokumente zum Atheismusstreit Jena 1798 99 Reclam Verlag 2 Auflage Leipzig 1991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atheismusstreit amp oldid 214713467