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Das Dickwurzel Loffelkraut Cochlearia macrorrhiza zahlt zu den am starksten vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten Mitteleuropas Sie kommt nur mehr in wenigen Exemplaren an einem Standort bei Moosbrunn im Wiener Becken vor Dickwurzel LoffelkrautSystematikEurosiden IIOrdnung Kreuzblutlerartige Brassicales Familie Kreuzblutler Brassicaceae Tribus CochlearieaeGattung Loffelkrauter Cochlearia Art Dickwurzel LoffelkrautWissenschaftlicher NameCochlearia macrorrhiza Schur Pobed Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Standorte 3 Systematik 4 Gefahrdung und Schutz 5 Belege 5 1 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenDas Dickwurzel Loffelkraut ist eine zweijahrige bis ausdauernde krautige Pflanze mit immergruner Halbrosette Es besitzt ein Rhizom mit dickem Wurzelfilz Zur Blutezeit erreicht es eine Wuchshohe von 25 bis 35 cm selten bis zu 40 cm Die Grundblatter sind an der Basis gestutzt bis schwach herzformig Die Blattform der Grundblatter ist eiformig die Spreiten sind meist 1 bis 2 3 cm 0 4 bis 3 5 cm lang und 1 bis 2 5 cm breit Die Bluten sind rein weiss Die Fruchtstiele sind 1 bis 1 5 mal so lang wie die Frucht und stehen in einem Winkel von 60 bis 90 von der Traubenachse ab Die Frucht ist ellipsoidisch bis kugelig die grosste Frucht pro Pflanze wird meist 4 bis 6 5 mm 3 8 bis 8 mm lang Die Samen sind 2 bis 2 2 mm lang Blutezeit ist im April und Mai selten auch Marz und Juni Die Art weist ein hohes Mass an Auskreuzung auf ist aber auch potentiell selbstbestaubend 1 Der Ausbreitungsmechanismus der Samen ist unbekannt Es gibt keine Samenbank im Boden die Samen sind zur Keimung auf kleine vegetationslose Stellen angewiesen Die Chromosomenzahl ist 2n 2x 12 die Art ist also diploid Verbreitung und Standorte BearbeitenDas Dickwurzel Loffelkraut ist ein Lokal Endemit und kommt nur im nordlichen Teil der Wiener Neustadter Bucht der sogenannten Feuchten Ebene vor Mitte des 19 Jahrhunderts wurde ihr Verbreitungsgebiet noch als von Moosbrunn bis Mitterndorf angegeben Sie war einst haufig in mehreren Flachmooren bei Moosbrunn Munchendorf und Mitterndorf 2006 gab es nur mehr drei Exemplare an einem Standort im Naturschutzgebiet Brunnlust Die Standorte liegen in der collinen Hohenstufe zwischen 185 und 190 Meter uber Adria Es wachst in Quellfluren und Kleinseggenrieden an kalkreichen Wasseraustritten Die Niedermoorvegetation besteht vorwiegend aus Schoenus nigricans Allium schoenoprasum Gladiolus palustris Parnassia palustris Primula farinosa und Tofieldia calyculata Fruher gab es auch Bestande in verschilfter hochwuchsiger Vegetation Systematik BearbeitenCochlearia macrorrhiza wurde von Schur 1877 ursprunglich als Varietat des Echten Loffelkrauts als Cochlearia officinalis var macrorrhiza beschrieben 2 Typuslokalitat ist Moosbrunn E G Pobedimova 3 hat diese Varietat 1971 in den Rang einer Art erhoben ihr allerdings alle nicht alpinen Sippen von Cochlearia pyrenaica zugeordnet Genetische Untersuchungen zeigten jedoch dass Cochlearia macrorrhiza und Cochlearia pyrenaica zwar eng miteinander verwandt sind die Population im Wiener Becken aber alleine die Art Cochlearia macrorrhiza bildet 4 Die nachsten Verwandten sind die beiden ebenfalls diploiden Arten Cochlearia pyrenaica die aufgrund ihres grossen Areals die Ausgangssippe sein durfte und die in den Ostalpen endemische Cochlearia excelsa 4 Damit vermittelt die Art nicht zwischen den alpinen und den karpatischen Cochlearia Sippen wie lange angenommen wurde sondern entwickelte sich aus Cochlearia pyrenaica oder einer dieser ahnlichen Vorlaufersippe Zeitlich durfte dies wahrend der pleistozanen Eiszeit geschehen sein Gefahrdung und Schutz BearbeitenDie Art ist mit im Jahre 2006 nur mehr drei Exemplaren am naturlichen Standort vom Aussterben bedroht Erhaltungskulturen gibt es in den Botanischen Garten von Berlin Dahlem 5 Heidelberg 6 sowie privat 5 Die Population in Berlin Dahlem die dort seit 1980 kultiviert wird ist allerdings genetisch gegenuber der wesentlich kleineren Population am naturlichen Standort deutlich verarmt 1 Der Ruckgang der Art ist vor allem durch die Senkung des Grundwasserspiegels in der Feuchten Ebene bedingt der auf Wasserentnahme fur Trinkwasser und landwirtschaftliche Bewasserung zuruckzufuhren ist Ein weiterer Grund ist die zunehmende Sukzession an diesen extensiv genutzten Standorten Eine weitere Verdrangung der letzten Exemplare wird durch Freihalten und Ausschneiden verhindert 5 Im Jahr 2009 existierte nur mehr eine kummerliche Pflanze mit wenigen Laubblattern Durch starke Wasserstandschwankungen am Standort der letzten Pflanze starb diese im Winter 2009 2010 ab Somit war das Dickwurzel Loffelkraut in freier Wildbahn ausgestorben Ein erster Wiederansiedlungsversuch mit Pflanzen aus den Erhaltungskulturen an offenen Stellen am Gewasserrand war aufgrund der anhaltenden Wasserstandsschwankungen nicht erfolgreich 7 Belege BearbeitenManfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 M Staudinger Cochlearia macrorrhiza In Wolfgang Rabitsch Franz Essl Endemiten Kostbarkeiten in Osterreichs Pflanzen und Tierwelt Naturwissenschaftlicher Verein fur Karnten und Umweltbundesamt GmbH Klagenfurt und Wien 2009 ISBN 978 3 85328 049 2 S 111f Einzelnachweise Bearbeiten a b Marcus Koch Karl Georg Bernhardt Cochlearia macrorrhiza a highly endangered lowland species from Eastern Austria Conservation genetics ex situ and in situ conservation efforts Scripta Botanica Belgica 2004 Band 29 S 157 164 ISSN 0779 2387 F Schur Phytogeographische Mitteilungen uber Pflanzenformen aus verschiedenen Florengebieten des Osterreichischen Kaiserstaates Verhandlungen des Naturforschenden Vereins Brunn 1877 Band 15 S 3 200 E G Pobedimova Species novae generis Cochlearia L Novitates Systematicae Plantarum Vascularium 1968 Band 5 S 130 139 a b M Koch C Dobes K G Bernhardt J Kochjarova Cochlearia macrorrhiza Brassicaceae A bridging species between Cochlearia taxa from the Eastern Alps and the Carpathians Plant Systematics and Evolution 2003 Band 242 S 137 147 doi 10 1007 s00606 003 0048 4 a b c M Staudinger Cochlearia macrorrhiza In Wolfgang Rabitsch Franz Essl Endemiten Kostbarkeiten in Osterreichs Pflanzen und Tierwelt 2009 Marcus Koch Andreas Franzke Hans Peter Janz Gartenfuhrer Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Heidelberger Institut fur Pflanzenwissenschaften Heidelberg 2007 pdf 1 45 MB http www bcbea at wp content uploads 2015 12 BCBEA 1 2 252 261 Mrkvicka et al 20151221 pdfWeblinks BearbeitenBilder und Beschreibung des Dickwurzel Loffelkrauts bei Botanik im Bild 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dickwurzel Loffelkraut amp oldid 229652677