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Das brennende Braunschweig auch als Der Brand von Braunschweig bezeichnet ist der Titel eines Olgemaldes des nationalsozialistischen deutschen Kunstlers Walther Hoeck Das Gemalde von dem sieben Versionen bekannt sind stellt den in der Stadt durch den Bombenangriff auf Braunschweig am 15 Oktober 1944 ausgelosten Feuersturm dar Das Bild gilt vielen Braunschweigern als kunstlerischer Inbegriff des Untergangs des alten Braunschweig 1 Das brennende BraunschweigWalther Hoeck 1944Ol auf Leinwand124 5 cm max 204 4 cm max cmBraunschweigische Landessparkasse BraunschweigLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Walther Hoeck 1 2 Bildentstehung und beschreibung 1 3 Unterschiedliche Versionen 1 4 Rezeption 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenWalther Hoeck Bearbeiten Hoeck wurde 1885 im 90 km sudwestlich von Braunschweig gelegenen Holzminden geboren das damals noch zum Herzogtum Braunschweig gehorte Er kam 1920 nach Braunschweig wo er wahrend der Weimarer Republik Bekanntheit erlangte aber erst in der Zeit des Nationalsozialismus schnell Karriere machte und in der lokalen Kunstszene eine fuhrende Rolle einnahm 2 aber die einzige uberregional bedeutsame Person der braunschweigischen NS Kunstszene blieb 3 1932 trat er in die NSDAP ein und war anschliessend in fuhrenden nationalsozialistischen Kunstorganisationen aktiv 4 In der NS Zeit erhielt er zahlreiche staatliche und private Auftrage 5 So z B fur ein monumentales aufdringliches 3 NS Propagandawerk Das junge Deutschland das Ende November 1935 in der zentralen Halle des damaligen Braunschweiger Hauptbahnhofs enthullt wurde 6 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb er zunachst in Braunschweig wurde 1948 entnazifiziert und zog schliesslich 1954 mit seiner Ehefrau nach Eglofs im Allgau wo er 1956 starb 7 Bildentstehung und beschreibung Bearbeiten Zum Zeitpunkt des Bombenangriffes wohnte Hoeck in Lehndorf einem Vorort von Braunschweig etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum Burgplatz entfernt Wahrscheinlich war Hoeck Augenzeuge des Angriffs und seiner Folgen und hat den Feuersturm entweder direkt von dort beobachtet oder von einem Ort zwischen Lehndorf und Lamme einem anderen Vorort der zwei Kilometer sudwestlich von Lehndorf liegt 1 Alle Versionen zeigen die Stadt im Vollbrand unmittelbar nach dem verheerenden Angriff von 233 Lancaster Bombern der 5 Bombergruppe der Royal Air Force 8 9 Die Stadt an ihrer Silhouette eindeutig als Braunschweig erkennbar liegt einige Kilometer ostlich vom Betrachter in einer Ebene Der Standpunkt des Betrachters ist etwas erhoht sodass die gesamte Stadt weit unten am Bildrand in ihrer ganzen Ausdehnung sichtbar ist Der Himmel uber der Stadt nimmt den weitaus grossten Teil des Bildes ein etwa im Verhaltnis 1 6 Die gesamte Stadt ist zum abgebildeten Zeitpunkt ein einziges Flammenmeer was u a durch den Farbverlauf deutlich wird Direkt am Boden kann man einzelne Bauwerke identifizieren so die Turme der Andreas Katharinen und Michaeliskirche sowie des Braunschweiger Doms Sie stehen wie die gesamte Stadt grell hellgelb bis leuchtend orangerot bis dunkelrot in Flammen sie gluhen geradezu wodurch die Vorstellung umfassender Zerstorung 10 entsteht Eine im Vergleich zur flach daliegenden Stadt gewaltige Feuer und Rauchsaule steigt bogenformig in der linken Bildhalfte in den nachtlichen durch sie aber hell erleuchteten Himmel wobei sie nach oben hin durch Rauch allmahlich dunkler wird und schliesslich am oberen Bildrand nach rechts hin verweht verwirbelt und auseinandergezogen und gerissen wird Das Feuer leuchtet das Gemalde aus Dadurch dass das Feuer und die Feuer Rauchsaule so riesig und wie ubermachtig dargestellt sind entsteht der Eindruck einer Urgewalt die uber Braunschweig hereingebrochen ist 10 Im Vordergrund ist ein von Rand zu Rand verlaufendes dunkelgrunes Feld sichtbar durch das fast von der Mitte nach hinten rechts ein kleiner Feldweg zu einem Bauernhaus fuhrt Ein Teil dieses Gebaudes steht ebenfalls in Flammen Wiewohl Art und Form der Darstellung Hoecks eigene Interpretation sind so sind doch wesentliche dargestellte Details des Ereignisses wie z B die riesige Feuer Rauchsaule uber der Stadt von Augenzeugen verburgt 11 In keiner der Gemaldeversionen sind Menschen oder Tiere zu sehen 10 Unterschiedliche Versionen Bearbeiten Die erste von sieben bekannten Versionen entstand wohl unmittelbar nach dem Bombardement das Hoeck nachhaltig beeindruckt haben soll Die anderen funf Versionen waren alle Auftragsarbeiten die er 1945 und in den Jahren unmittelbar nach Kriegsende anfertigte Keines der Olgemalde ist datiert Komposition und Motiv sind jeweils identisch nur das Format ist unterschiedlich und einige Details variieren so z B die Form der Feuer Rauchsaule uber der brennenden Stadt oder Repoussoirs wie Gebaude und deren Anordnung im Bild Das mit Abstand grosste Gemalde misst 124 5 cm 204 4 cm 12 und war eine Auftragsarbeit fur den damaligen Prasidenten der Braunschweigischen Staatsbank Josef Lammers 13 Es hing nach dem Krieg bis in die 1970er Jahre im Foyer der Filiale in der Dankwardstrasse wo es Kundschaft und Mitarbeiter sehen konnten 1 Nach dem Umbau der Filiale hing es in der 1 Etage Seit einem erneuten Umbau in den 1990er Jahren befindet es sich nicht mehr in der Dankwardstrasse sondern in einem Besprechungsraum der Braunschweigischen Landessparkasse am Alten Bahnhof 14 Eine weitere Version des Werkes ist in der Aussenstelle des Stadtischen Museums Braunschweig im Altstadtrathaus offentlich zuganglich Rezeption Bearbeiten nbsp FEUER Karikatur von Achim Mohrenberg erschienen in der Braunschweiger Zeitung vom 18 Februar 2012 in einem Bericht zum Streit uber Hoecks Gemalde Im Katalog zur Ausstellung Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus die im Jahre 2000 im Stadtischen Museum Braunschweig stattfand schrieb Heino R Moller damaliger Professor an der Hochschule fur Bildende Kunste Braunschweig Offenbar entsprach die Darstellung Hoecks eindrucklich den Erfahrungen und Empfindungen der Braunschweiger die das Ereignis miterlebten oder sich mit dem in der Bombennacht Zerstorten und unrettbar Verlorenen identifizierten Man darf annehmen dass Zeitgenossen in Hoecks Darstellung den gultigen Ausdruck individuell und kollektiv erfahrenen Leides sahen und ein Denkmal fur das was in dieser Katastrophe untergegangen war Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus S 170 171 So sehen die einen Das brennende Braunschweig als stete Mahnung 15 16 andere hingegen sehen darin ein gefahrliches Bild denn es stilisiere die Zerstorung Braunschweigs zur asthetischen Vorstellung eines ubermachtigen Schicksals das weder Fragen nach Ursachen Raum gibt noch Fragen nach den Folgen notig hat 17 Das menschliche Leid der Bombennacht werde dargestellt als eine in mythischer Ferne entruckte und schicksalhaft aufsteigende Feuersaule womit Hoeck einer zentralen NS Kunstmaxime der Erhabenheit Genuge getan habe 3 Hoeck selbst scheint das Erlebte nachhaltig beeindruckt zu haben so findet sich auf der Ruckseite einer seiner Gemaldeversionen sein handschriftlicher Vermerk Die sterbende Stadt Liebet Euch untereinander 16 Das brennende Braunschweig wurde seither mehrfach ausgestellt und 1994 zum 50 Jahrestag des Bombenangriffes auch als Titelbild fur Gunter K P Starkes Buch Das Inferno von Braunschweig und die Zeit danach verwendet 18 Bei der Ausstellung Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus im Jahre 2000 war es bereits zu heftigen Diskussionen sowohl um Bild und Maler als auch um die Ausstellung an sich gekommen Den Machern der Ausstellung wurde seinerzeit vorgeworfen zu nachlassig und oberflachlich mit den ausgestellten NS Kunstlern deren Werken und der moglicherweise zugrundeliegenden nationalsozialistischen Ideologie umgegangen zu sein 19 2012 wiederum hangte die Braunschweigische Landessparkasse Das brennende Braunschweig kommentarlos wieder in ihrer Hauptniederlassung auf was umgehend erhebliche Proteste nach sich zog 20 21 2019 anlasslich des 75 Jahrestages der Bombardierung Braunschweigs am 15 Oktober 1944 wurde im September die Ausstellung 15 Oktober Die Zerstorung der Stadt Braunschweig 22 23 eroffnet Sie zeigt Radierungen Aquarelle Grafiken Olgemalde und Zeichnungen zahlreicher bekannter aber auch anonymer Kunstler deren Werke zum Teil noch wahrend des Krieges entstanden waren oder aber mehrheitlich in der fruhen Nachkriegszeit Obwohl sich etliche wenn nicht alle Versionen von Hoecks Bild in der Stadt befinden war es jedoch absichtlich nicht in der Ausstellung aufgenommen worden da so die Argumentation der Kuratoren von Stiftung und Museum Hoeck bekennender Nazi gewesen und das Bild als solches faschistisch gepragt sei Jahre zuvor bereits hatte Heino O Moller geurteilt das Bild hatte eine nationalsozialistische Asthetik und sei nicht ein Bild des Untergangs sondern im nationalsozialistischen Geist ein Bild der Auferstehung in neuer Blutezeit die Begrundung eines neuen 1000jahrigen Reiches 24 Dass Hoecks Das brennende Braunschweig unter Hinweis auf die bekannte NS Gesinnung des Kunstlers und die tatsachliche oder vermeintliche NS Botschaft des Werkes nicht gezeigt wurde fuhrte zu einer u a mit Leserbriefen und journalistischen Kommentaren in der Braunschweiger Zeitung gefuhrten kontroversen Diskussion 25 So wurde u a kritisiert dass man es nach 75 Jahren als Bevormundung bzw Entmundigung 24 betrachte wenn der Bevolkerung das Gemalde mit derartigen Argumenten vorenthalten werde wohl aber gleichzeitig Werke anderer bekennender NS Kunstler wie z B Herman Flesche Wilhelm Frantzen Hedwig Hornburg Bruno Muller Linow 24 oder Ernst Strassner ausgestellt wurden 26 Literatur BearbeitenErika Eschebach Red Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus Vortrage zur Ausstellung 1998 2000 Reihe Braunschweiger Werkstucke 105 Braunschweig Stadt Braunschweig 2001 ISBN 3 927288 32 2 Heino R Moller Das brennende Braunschweig ein Bild von Walther Hoeck In Stadtisches Museum Braunschweig und Hochschule fur Bildende Kunste Hrsg Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus Katalog der Ausstellung vom 16 April 2 Juli 2000 Hildesheim u a Olms 2000 ISBN 3 487 10914 X S 170 178 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Stadtisches Museum Braunschweig und Hochschule fur Bildende Kunste Hrsg Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus S 170 Ramona Myrrhe Hrsg Geschichte als Beruf Festschrift zum 65 Geburtstag von Klaus Erich Pollmann Demokratie und Diktatur Protestantismus und politische Kultur Stekovics Dossel 2005 ISBN 3 89923 101 5 S 73 a b c Dieter Lent Rezension zu Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus Katalog der Ausstellung vom 16 April 2 Juli 2000 In Braunschweigisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 82 Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins Braunschweig 2001 S 248 Nicole C Karafyllis Willy Moog 1888 1935 Ein Philosophenleben Alber Freiburg 2015 ISBN 978 3 495 48697 9 FN 385 S 285 Hinrich Bergmeier Gunter Katzenberger Hrsg Kulturaustreibung Die Einflussnahme des Nationalsozialismus auf Kunst und Kultur in Niedersachsen Eine Dokumentation zur gleichnamigen Ausstellung Dolling und Galitz Hamburg 1993 ISBN 3 926174 70 6 S 83 Das junge Deutschland auf vernetztes gedaechtnis de Regina Blume Walther Hoeck In Reinhard Bein Hitlers Braunschweiger Personal doringDRUCK Braunschweig 2017 ISBN 978 3 925268 56 4 S 60 67 Rudolf Prescher Der rote Hahn uber Braunschweig Luftschutzmassnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945 Braunschweiger Werkstucke Band 18 Waisenhaus Buchdruckerei Braunschweig 1955 Eckart Grote Target Brunswick 1943 1945 Luftangriffsziel Braunschweig Dokumente der Zerstorung Braunschweig 1994 ISBN 3 9803243 2 X a b c Stadtisches Museum Braunschweig und Hochschule fur Bildende Kunste Hrsg Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus S 171 Eckart Grote Target Brunswick 1943 1945 Luftangriffsziel Braunschweig Dokumente der Zerstorung Verlag Dieter Heitefuss Braunschweig 1994 ISBN 3 9803243 2 X S 136 Abbildung mit Titel Der Brand von Braunschweig in Erich Achterberg Braunschweigische Staatsbank Braunschweig 1965 S 185 Chronik der Stadt Braunschweig fur 1976 auf braunschweig de Stadtisches Museum Braunschweig und Hochschule fur Bildende Kunste Hrsg Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus FN 2 S 178 Gunter K P Starke Das Inferno von Braunschweig und die Zeit danach 4 erweiterte Auflage Appelhans Verlag Braunschweig 2002 ISBN 3 930292 58 0 S 121 a b Stadtisches Museum Braunschweig und Hochschule fur Bildende Kunste Hrsg Deutsche Kunst 1933 1945 in Braunschweig Kunst im Nationalsozialismus S 172 Reinhard Bein Zeitzeichen Stadt und Land Braunschweig 1930 1945 Braunschweig 2000 ISBN 3 925268 21 9 FN S 89 Gunter K P Starke Das Inferno von Braunschweig und die Zeit danach Appelhans Verlag Braunschweig 1994 Ulrike Knofel Mief aus dem Giftschrank In DER SPIEGEL 17 2000 S 273 274 Martin Jasper Ein ganz und gar inhumanes Bild In Braunschweiger Zeitung vom 10 Februar 2012 Ann Claire Richter Bank diskutierte mit Kritikern uber Maler Hoeck In Braunschweiger Zeitung vom 18 Februar 2012 Stadtisches Museum Braunschweig Stiftung Prusse Hrsg 15 Oktober Die Zerstorung der Stadt Braunschweig 1944 Hinz und Kunst Braunschweig 2019 ISBN 978 3 922618 34 8 Florian Arnold Beeindruckende Bilder von der Zerstorung Braunschweigs In Braunschweiger Zeitung vom 31 August 2019 a b c Eckhard Schimpf Brennendes Braunschweig Das Bild das nicht gezeigt werden darf In Braunschweiger Zeitung vom 7 September 2019 Martin Jasper Das brennende Braunschweig Zynismus in Ol In Braunschweiger Zeitung vom 14 September 2019 Florian Arnold Und der Zukunft zugewandt In Braunschweiger Zeitung vom 21 September 2019 nbsp Dieser 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