www.wikidata.de-de.nina.az
Eine Darstellung einer Lie Algebra ist ein mathematisches Konzept zur Untersuchung von Lie Algebren Eine solche Darstellung ist ein Homomorphismus einer vorgegebenen Lie Algebra in die Lie Algebra der Endomorphismen uber einem Vektorraum Abstrakt gegebene Lie Algebren werden auf diese Weise zu konkreten linearen Lie Algebren in Beziehung gesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Motivation und Definitionen 2 Moduln 3 Beispiele 3 1 Nulldarstellung 3 2 Lineare Lie Algebren 3 3 Von Lie Gruppen Darstellungen induzierte Darstellungen 3 4 Die adjungierte Darstellung 4 Konstruktionen von Darstellungen 4 1 Teildarstellung 4 2 Direkte Summe 4 3 Tensorprodukte 4 4 Duale Darstellung 5 Besondere Darstellungen 5 1 Treue Darstellungen 5 2 Irreduzible Darstellungen 5 3 Vollstandig reduzible Darstellungen 6 Siehe auch 7 LiteraturMotivation und Definitionen BearbeitenEs sei L displaystyle L nbsp eine Lie Algebra das heisst L displaystyle L nbsp ist ein K displaystyle K nbsp Vektorraum zusammen mit einer bilinearen Multiplikation L L L displaystyle cdot cdot L times L rightarrow L nbsp genannt Lie Produkt so dass x x 0 displaystyle x x 0 nbsp fur alle x L displaystyle x in L nbsp und x y z z x y y z x 0 displaystyle x y z z x y y z x 0 nbsp fur alle x y z L displaystyle x y z in L nbsp Jacobi Identitat Das Standardbeispiel einer solchen Lie Algebra ist der Vektorraum g l V displaystyle mathfrak gl V nbsp der linearen Abbildungen V V displaystyle V rightarrow V nbsp auf einem Vektorraum V displaystyle V nbsp wobei das Lie Produkt durch den Kommutator x y x y y x displaystyle x y xy yx nbsp definiert sei Leicht rechnet man nach dass tatsachlich eine Lie Algebra vorliegt die sogenannte allgemeine lineare Lie Algebra Unter Lie Algebren von g l V displaystyle mathfrak gl V nbsp heissen lineare Lie Algebren Es liegt nun nahe allgemeine Lie Algebren in Beziehung zu linearen Lie Algebren setzen zu wollen Das motiviert folgende Definition Eine Darstellung einer Lie Algebra L displaystyle L nbsp auf einem Vektorraum V displaystyle V nbsp ist ein Lie Algebren Homomorphismus f L g l V displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V nbsp das heisst f displaystyle varphi nbsp ist eine lineare Abbildung die zusatzlich f x y f x f y displaystyle varphi x y varphi x varphi y nbsp fur alle x y L displaystyle x y in L nbsp erfullt Man nennt V displaystyle V nbsp den Darstellungsraum seine Dimension heisst Dimension der Darstellung Zwei Darstellungen f L g l V 1 displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V 1 nbsp und ps L g l V 2 displaystyle psi L rightarrow mathfrak gl V 2 nbsp heissen aquivalent falls es einen Vektorraum Isomorphismus T V 1 V 2 displaystyle T V 1 rightarrow V 2 nbsp gibt so dass f x T 1 ps x T displaystyle varphi x T 1 circ psi x circ T nbsp fur alle x L displaystyle x in L nbsp Zwei aquivalente Darstellungen verhalten sich daher im Wesentlichen gleich lediglich die Vektoren auf denen die Bild Endomorphismen der Darstellung operieren sind mittels eines Vektorraum Isomorphismus ausgetauscht Moduln BearbeitenWie auch in der Darstellungstheorie von Gruppen oder Algebren kann man eine Lie Algebren Darstellung in eine Modulstruktur ubersetzen Ist L displaystyle L nbsp eine Lie Algebra so ist ein L displaystyle L nbsp Modul V displaystyle V nbsp ein Vektorraum zusammen mit einer bilinearen Abbildung L V V displaystyle cdot L times V rightarrow V nbsp so dass x y v x y v y x v displaystyle x y cdot v x cdot y cdot v y cdot x cdot v nbsp fur alle x y L displaystyle x y in L nbsp und v V displaystyle v in V nbsp Ist nun f L g l V displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V nbsp eine Lie Algebren Darstellung auf V displaystyle V nbsp so wird durch x v f x v displaystyle x cdot v varphi x v nbsp eine L displaystyle L nbsp Modul Struktur auf V displaystyle V nbsp definiert Ist umgekehrt V displaystyle V nbsp ein L displaystyle L nbsp Modul so erhalt man eine Darstellung f L g l V displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V nbsp indem man f x g l V displaystyle varphi x in mathfrak gl V nbsp durch f x v x v displaystyle varphi x v x cdot v nbsp definiert Mittels dieser Beziehung kann man Aussagen uber Darstellungen in Aussagen uber Moduln ubersetzen und umgekehrt das heisst Darstellungen von L displaystyle L nbsp und L displaystyle L nbsp Moduln sind aquivalente Begriffe Beispiele BearbeitenNulldarstellung Bearbeiten Ein erstes sehr einfaches Beispiel einer Darstellung einer Lie Algebra ist der Homomorphismus der jedes Element auf den Endomorphismus 0 abbildet Eine solche Darstellung heisst Nulldarstellung und es gibt eine solche Nulldarstellung auf jedem Vektorraum Auf dem Nullvektorraum gibt es nur diese Darstellung Lineare Lie Algebren Bearbeiten Es sei L g l V displaystyle L subset mathfrak gl V nbsp eine lineare Lie Algebra Dann ist die Inklusionsabbildung i L g l V i x x displaystyle i L rightarrow mathfrak gl V quad i x x nbsp offenbar eine Darstellung von L displaystyle L nbsp auf V displaystyle V nbsp Von Lie Gruppen Darstellungen induzierte Darstellungen Bearbeiten Ist f G G L V displaystyle f G rightarrow GL V nbsp eine Darstellung einer Lie Gruppe so induziert das Differential von f displaystyle f nbsp am neutralen Element e displaystyle e nbsp bekanntlich einen Lie Algebren Homomorphismus D e f g g l V displaystyle D e f mathfrak g rightarrow mathfrak gl V nbsp zwischen den zugehorigen Lie Algebren das heisst wir erhalten eine Lie Algebren Darstellung von g displaystyle mathfrak g nbsp auf V displaystyle V nbsp Dieses Zusammenspiel von Lie Gruppen Darstellungen und Lie Algebren Darstellungen ist ein wichtiges Instrument in der Untersuchung von Lie Gruppen Die adjungierte Darstellung Bearbeiten Ist L displaystyle L nbsp eine Lie Algebra so heisst eine lineare Abbildung d L L displaystyle delta L rightarrow L nbsp eine Derivation auf L displaystyle L nbsp falls d y z d y z y d z displaystyle delta y z delta y z y delta z nbsp fur alle y z L displaystyle y z in L nbsp Die Menge aller Derivationen auf L displaystyle L nbsp genannt D e r L displaystyle mathrm Der L nbsp ist eine Unter Lie Algebra von g l L displaystyle mathfrak gl L nbsp Mittels x y y x displaystyle x y y x nbsp und der Jacobi Identitat rechnet man muhelos nach dass a d x L L y x y displaystyle mathrm ad x L rightarrow L quad y mapsto x y nbsp eine Derivation ist und mit denselben Mitteln dass a d L D e r L g l L x a d x displaystyle mathrm ad L rightarrow mathrm Der L subset mathfrak gl L quad x mapsto mathrm ad x nbsp ein Lie Algebren Homomorphismus ist Damit ist a d L g l L displaystyle mathrm ad L rightarrow mathfrak gl L nbsp eine Darstellung von L displaystyle L nbsp auf L displaystyle L nbsp die man die adjungierte Darstellung nennt a d x displaystyle mathrm ad x nbsp heisst die Adjungierte von x displaystyle x nbsp Die adjungierte Darstellung spielt eine wichtige Rolle in der Untersuchung der Lie Algebren unter anderem wegen ihres Auftretens in der Killing Form Konstruktionen von Darstellungen BearbeitenHier werden Methoden beschrieben wie man aus gegebenen Darstellungen von Lie Algebren neue Darstellungen konstruieren kann Die Konstruktionen konnen leicht in entsprechende Konstruktionen fur Moduln ubersetzt werden Teildarstellung Bearbeiten Ist f L g l V displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V nbsp eine Darstellung der Lie Algebra L displaystyle L nbsp so heisst ein Untervektorraum W V displaystyle W subset V nbsp invariant genauer f displaystyle varphi nbsp invariant falls jedes f x displaystyle varphi x nbsp den Untervektorraum in sich abbildet das heisst falls f x w W displaystyle varphi x w in W nbsp fur alle x L w W displaystyle x in L w in W nbsp Dann ist die Abbildung L g l W x f x W displaystyle L rightarrow mathfrak gl W quad x mapsto varphi x W nbsp offenbar eine Darstellung auf W displaystyle W nbsp wobei mit W displaystyle W nbsp die Einschrankung auf W displaystyle W nbsp bezeichnet sei Diese Darstellung wird in naheliegender Weise mit f W displaystyle varphi W nbsp bezeichnet auch wenn das nicht ganz korrekt ist denn die Abbildung f displaystyle varphi nbsp selbst wird ja nicht auf W displaystyle W nbsp eingeschrankt Die invarianten Unterraume entsprechen offenbar genau den Untermoduln des zugehorigen L displaystyle L nbsp Moduls V displaystyle V nbsp Man hat stets 0 displaystyle 0 nbsp und V displaystyle V nbsp selbst als invariante Unterraume bzw Untermoduln diese heissen trivial da sie nur zu einer Nulldarstellung oder zur gegebenen Darstellung fuhren Neue von 0 verschiedene Darstellungen erhalt man also nur fur nicht triviale invariante Unterraume Die invarianten Unterraume der adjungierten Darstellung sind genau die Ideale der Lie Algebra Direkte Summe Bearbeiten Sind f L g l V 1 displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V 1 nbsp und ps L g l V 2 displaystyle psi L rightarrow mathfrak gl V 2 nbsp Darstellungen der Lie Algebra L displaystyle L nbsp auf V 1 displaystyle V 1 nbsp bzw V 2 displaystyle V 2 nbsp so definiert L g l V 1 V 2 x f x ps x displaystyle L rightarrow mathfrak gl V 1 oplus V 2 x mapsto varphi x oplus psi x nbsp eine Lie Algebren Darstellung auf der direkten Summe V 1 V 2 displaystyle V 1 oplus V 2 nbsp Diese Darstellung wird in naheliegender Weise mit f ps displaystyle varphi oplus psi nbsp bezeichnet und heisst direkte Summe der Darstellungen auch wenn das nicht ganz korrekt ist denn sie ist ja nicht auf L L displaystyle L oplus L nbsp definiert Tensorprodukte Bearbeiten Sind f L g l V 1 displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V 1 nbsp und ps L g l V 2 displaystyle psi L rightarrow mathfrak gl V 2 nbsp Darstellungen der Lie Algebra L displaystyle L nbsp auf V 1 displaystyle V 1 nbsp bzw V 2 displaystyle V 2 nbsp so kann man auf dem Tensorprodukt V 1 V 2 displaystyle V 1 otimes V 2 nbsp wie folgt eine Darstellung erklaren r L g l V 1 V 2 r x v 1 v 2 f x v 1 v 2 v 1 ps x v 2 displaystyle rho L rightarrow mathfrak gl V 1 otimes V 2 quad rho x v 1 otimes v 2 varphi x v 1 otimes v 2 v 1 otimes psi x v 2 nbsp Damit ist die Wirkung von r x displaystyle rho x nbsp zunachst nur auf elementaren Tensoren v 1 v 2 displaystyle v 1 otimes v 2 nbsp erklart diese lasst sich aber mittels der universellen Eigenschaft des Tensorproduktes linear auf V 1 V 2 displaystyle V 1 otimes V 2 nbsp ausdehnen Die so definierte Darstellung heisst ebenfalls nicht ganz korrekt das Tensorprodukt der Darstellungen und wird mit f ps displaystyle varphi otimes psi nbsp bezeichnet Duale Darstellung Bearbeiten Ist f L g l V displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V nbsp eine Darstellung der Lie Algebra L displaystyle L nbsp so erhalt man durch folgende Definition eine mit f displaystyle varphi nbsp bezeichnete Darstellung auf dem Dualraum V displaystyle V nbsp f L g l V f x f v f f x v displaystyle varphi L rightarrow mathfrak gl V varphi x f v f varphi x v nbsp fur x L f V v V displaystyle x in L f in V v in V nbsp Zur Definition muss man erklaren welches lineare Funktional f x f displaystyle varphi x f nbsp sein soll das heisst wie f x f displaystyle varphi x f nbsp auf Vektoren aus V displaystyle V nbsp wirkt Genau das geschieht durch die angegebene Formel Das Minuszeichen ist fur die Gultigkeit von f x y f x f y displaystyle varphi x y varphi x varphi y nbsp erforderlich Man nennt f displaystyle varphi nbsp die duale oder kontragrediente Darstellung Auch diese Bezeichnung ist nicht ganz korrekt denn es handelt sich nicht um die zu f displaystyle varphi nbsp duale Abbildung Besondere Darstellungen BearbeitenTreue Darstellungen Bearbeiten Ein L displaystyle L nbsp Modul V displaystyle V nbsp heisst treu wenn aus x v 0 displaystyle x cdot v 0 nbsp fur alle v V displaystyle v in V nbsp auf x 0 displaystyle x 0 nbsp geschlossen werden kann Das ist aquivalent dazu dass die zugehorige Darstellung injektiv ist Daher nennt man injektive Darstellungen ebenfalls treu Das Vorliegen einer treuen Darstellung von L displaystyle L nbsp auf V displaystyle V nbsp bedeutet demnach dass L displaystyle L nbsp isomorph zu einer Unter Lie Algebra von g l V displaystyle mathfrak gl V nbsp und damit zu einer linearen Lie Algebra ist Irreduzible Darstellungen Bearbeiten Bei der Untersuchung von Darstellungen einer Lie Algebra versucht man diese in einfachere Darstellungen zu zerlegen Daher wird man sich fur solche Darstellungen interessieren die keine invarianten Teilraume haben denn diese konnen als kleinste Bausteine einer solchen Zerlegung angesehen werden Man nennt eine mindestens eindimensionale Darstellung L g l V displaystyle L rightarrow mathfrak gl V nbsp irreduzibel wenn sie keine nicht trivialen invarianten Teilraume besitzt Der Nullvektorraum der nur die Nulldarstellung zulasst ist damit explizit als Darstellungsraum einer irreduziblen Darstellung ausgenommen Die Klassifikation samtlicher irreduzibler Darstellungen einer Lie Algebra bis auf Aquivalenz ist ein wichtiges Ziel in der Darstellungstheorie Vollstandig reduzible Darstellungen Bearbeiten Eine Darstellung heisst vollstandig reduzibel wenn sie aquivalent zu einer direkten Summe irreduzibler Darstellungen ist So sind nach einem Satz von Weyl alle endlichdimensionen Darstellungen einer halbeinfachen Lie Algebra vollstandig reduzibel Mit Kenntnis aller irreduziblen Darstellungen einer halbeinfachen Lie Algebra kennt man dann bis auf Aquivalenz alle endlichdimensionalen Darstellungen Siehe auch BearbeitenDarstellungstheorie der Lorentz Gruppe Darstellungstheorie der sl 2 C Literatur BearbeitenJames E Humphreys Introduction to Lie Algebras and Representation Theory 2 uberarbeitete Auflage Graduate Texts in Mathematics 9 Springer Verlag New York 1978 ISBN 0 387 90053 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Darstellung Lie Algebra amp oldid 207908023