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Die in Latein Cotini genannten Kotiner auch Gotini und Gothini altgriechisch Kotinoi Kotinoi oder altgriechisch Kῶgnoi Kougnoi waren ein antiker Volksstamm mit Wohnsitzen im Sudosten der Germania magna der von mehreren antiken Autoren uberliefert ist Sie siedelten in enger Nachbarschaft zu den Osi an der Scheide zwischen dem quadisch bastarnischen Gebiet und dem Dakerreich in den nordwestungarischen Bergen Die Inschrift des Vicinius ist das fruheste Zeugnis fur die Cotini 1 Cassius Dio 2 berichtet dann in seiner Romischen Geschichte noch einmal von den Cotini da sie wahrend der Markomannenkriege dem Kaiser Marcus Aurelius die Heeresfolge versprachen 3 Gebiet der Cotini nach PtolemaiosAntike Quellen BearbeitenDieser Stammesname weist einige Varianten auf In Tacitus Germania 4 und in Inschriften darunter vor allem die Vinicius Inschrift 5 und CIL 3 2831 6 auch CIL 6 8805 7 steht Cotini wobei die Vinicius Inschrift in der zweiten Silbe ein i longa aufweist 8 Die anderen Tacitus Handschriften bieten im Anlaut G das heisst die Cotini tauchen dort als Gotini auf Die Romische Geschichte des Cassius Dio enthalt Kotinoi 9 Die Handschriften des Ptolemaios bieten Kougnoi 10 Koognoi was Kotinoi oder Kotnoi zu lesen ist 11 doch handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Uberlieferungsfehler 12 Etymologie BearbeitenUber die Sprache der Cotini trifft Tacitus eine eindeutige Aussage Cotinos Gallica lingua coarguit non esse Germanos 13 Auch fur den Volksnamen wird man am ehesten im Keltischen nach einer Etymologie suchen Sie ist noch nicht gefunden doch liegt es nahe an die im Gallischen haufigen Personennamen und Ortsnamen mit einem Element cot zu erinnern 14 Dagegen wollte Ernst Schwarz 15 den Volksnamen der venetischen Sprache zuordnen wozu die Forschung aktuell eher von einer sonst unbezeugten westindogermanischen Sprache spricht Im Venetischen Norditaliens dem eigentlichen Venetischen findet Cotini bisher auch keinen Anschluss Weder aus Sprachresten der Vorbevolkerung noch bezuglich des Vorgermanischen oder Vorindogermanischen oder einer Superstratsprache oder Spracheinflussen wahrend der Volkerwanderung lassen sich verwandte Sprachbeziehungen rekonstruieren die Cotini mit dem Venetischen knupfen 12 Lokalisierung BearbeitenPtolemaios notiert in seiner Geographike die Cotini als einen Stamm in der Germania magna 10 Die Cotini den Quaden benachbart sassen nach Ptolemaios im Sudosten der Germania magna uber den Quellen der Weichsel nahe den Siedlungsplatzen der Visburgier in einem Gebiet das auch Tacitus in der Germania 13 den Gothini 16 zuschrieb Tacitus berichtet von dem Gebiet der Cotini im Rucken der Markomannen und Quaden Zudem berichtet er vom Gebiet der Cotini dass es denen der Marsignern Osen und Buren benachbart sei 13 Ptolemaios berichtet von ihrem Gebiet dass es zwischen dem der Sidonen und dem der Visburgier gelegen habe 10 Heute wird von der Forschung im Allgemeinen als ihr Siedlungsraum das obere Tal der Gran angenommen 12 Geschichte Bearbeiten nbsp Die romische GegenoffensiveNach den Kriegsereignissen des Jahres 170 im ersten Markomannenkrieg bereitete Kaiser Markus Aurelius die romische Gegenoffensive vor Der ersten Kampfe der Romer auf germanischen Gebiet endeten jedoch mit einer Niederlage Durch diesen Erfolg ermutigt fielen germanische Stamme in die Donauprovinzen und in Oberitalien ein die Kostoboken stiessen uber die Provinzen Mosien und Thrakien bis in die Provinz Achaea vor 17 Im Laufe des Jahres 171 wurden die Eindringlinge aus den Provinzen vertrieben Marcus Aurelius uberquerte dazu die Donau bei Carnuntum und unterwarf zunachst die Quaden in Mahren Gegen Ende des Jahres folgten umfangreiche diplomatische Verhandlungen in Carnuntum zur Vorbereitung des Feldzuges Die Quaden verpflichteten sich zur Neutralitat Die Romer versuchten germanische Stamme zum Kampf gegen die Markomannen zu bewegen Die vandalischen Asdingen unter Rhaus und Rhaptus kamen zum romischen Statthalter Cornelius Clemens nach Dakien der mit ihnen aushandelte dass sie als romische Bundesgenossen in das Gebiet der Kostoboken ziehen und diese unterwerfen 17 Auch die Cotini die bislang die Vasallen der vom Kaiser bereits unterworfenen Quaden waren schickten ihre Gesandte zum Kaiser und boten sich an gegen die Feinde der Romer ins Feld zu ziehen Unter Publius Taruttienus Paternus welcher dem Kaiser den lateinischen Schriftverkehr zu besorgen hatte zogen sie gegen die Markomannen ins Feld Sie hielten sich jedoch nicht an ihr Versprechen sondern blieben gegenuber ihrem romischen Anfuhrer sehr feindselig und wurden kurze Zeit spater wieder abtrunnig dafur wurden sie nachher vollig aufgerieben 17 Bruno Bleckmann nimmt an 18 dass die so genannte Puchov Kultur wohl eher den Cotini als den Buri zuzuschreiben ist die archaologische Kultur verschwand vollig und das Gebiet blieb fast zwei Jahrhunderte unbesiedelt 19 Eisenverhuttung Bearbeiten nbsp Rekonstruktion eines Rennofens zur EisengewinnungDa Tacitus bemerkt die Cotini hatten Eisenabbau 20 getrieben 21 legt die Forschung 22 ihr Siedlungsgebiet bei den Eisengruben an der oberen Gran dem alten Granua fest 19 Die Eisenminen die Ptolemaios 10 sudlich von den Quaden nennt sind wahrscheinlich die der Cotini 3 Fur die romische Kaiserzeit wurden zahlreiche Spuren der Eisenmetallurgie in kleinem Ausmass zu den Siedlungsgebieten innerhalb der Germania magna gefunden Auch in den Siedlungen Bohmens und Mahrens gibt es Funde von Rennofen aus dieser Zeit Zu der einfachen weitverbreiteten Technologie der Eisenverhuttung der Kelten und Germanen wurden Hunderte von Eisenschmelzen mit Tausenden von Ofenresten freigelegt Bei diesen Ofenfunden handelt sich es um Schmelzofen mit eingetieften Herden Ofenfelder und Tiefbau auf Eisenerz in Rudki Selbst grosse Verhuttungsreviere mit Tausenden von Schlackengrubenofen die das lokale Raseneisenerz verarbeiteten wurden gefunden 23 Die Eisenverhuttung so Radomir Pleiner war vor allem ein Hofgewerbe das wenn auch spezialisiert seine Produkte kleinen Verbraucherkreisen lieferte Den Romern musste diese Eisenwirtschaft primitiv vorkommen Doch der archaologische Befund zeigt auf dass in der Germania magna auch Eisenhuttenzentren bestanden die uber die Hofgrenzen hinaus breitere Kreise versorgen mussten 23 Von solchen Gebieten unterscheiden sich grundsatzlich solche Eisenhuttenzentren wie in Gory Swietokrzyske 24 und Masowien Die Produktion in diesen Zentren war offensichtlich so umfangreich dass mit bedeutenden Exporten gerechnet werden muss 23 Anmerkungen Bearbeiten Zweifellos ist in Zeile 6 nach Cotinos der Name des auch bei Tacitus mit ihnen eng verbundenen Volkes Osos zu erganzen Von beiden berichtet Tacitus in der Germania 43 vgl Anton von Premerstein Ein Elogium des M Vinicius Cos 19 v Chr In Jahreshefte des Osterreichischen Archaologischen Institutes in Wien Band 7 1904 S 228 Cassius Dio Romische Geschichte 71 12 a b Maximilian Ihm Cotini In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 1676 Tacitus Germania c 43 Handschriften C c Editio Teuberiana Onnerfors p 28 Vgl Anton von Premerstein Ein Elogium des M Vinicius Cos 19 v Chr In Jahreshefte des Osterreichischen Archaologischen Institutes in Wien Band 7 1904 S 228 Cives Cotini ex provincia M auf der stadtromischen Inschrift CIL 3 2831 Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Altgermanische Ethnonyme Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma Herausgegeben von Hermann Reichert Philologica Germanica 29 Fassbaender Wien 2008 ISBN 978 3 902575 07 4 S 105 Anton von Premerstein Ein Elogium des M Vinicius Cos 19 v Chr In Jahreshefte des Osterreichischen Archaologischen Institutes in Wien Band 7 1904 S 217 Cassius Dio Romische Geschichte 71 S 11 12 a b c d Ptolemaios Geographike 2 11 10 Palin ὑpὸ mὲn toὺs Semnonas oἰkoῦsi Siliggai ὑpὸ dὲ toὺs Boyrgoyntas Aoῦgoi oἱ Ὀmanoὶ ὑf oὓs Loῦgoi oἱ Didoῦnoi mexri toῦ Ἀskiboyrgioy ὂroys ὑpὸ dὲ toὺs Siliggas Kaloykwnes ἐf ἑkatera toῦ Ἅlbios potamoῦ ὑf oὓs Xairoyskoὶ kaὶ Kamayoὶ mexri toῦ Mhlibokoy ὄroys ὧn prὸs ἀnatolὰs perὶ tὸn Ἄlbin potamὸn Bainoxaῖmai ὑpὲr oὓs Bateinoὶ kaὶ ἔti ὑpὲr toytoyss ὑpὸ tῷ ἀskiboyrgiῳ ὄpei Korkontoὶ kaὶ Loῦgoi oἱ Boῦpoi mexri tῆs kefalῆs toῦ Oὐistoyla potamoῦ ὑpὸ dὲ toytoys prῶtoi Sidwnes eὶta Kῶgnoi eὶta Oὐisboyrgioi ὑpὲr tὸn Ὀpkynion Drymon Maximilian Ihm Cotini In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 1676 a b c Gunter Neumann Cotini In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 5 Walter de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 3 11 009635 8 S 100 books google de a b c Tacitus Germania 43 Vgl Alfred Holder Alt celtischer Sprachschatz Band 1 1896 Sp 1142 Nachdruck 1961 Personennamen Cotinius CIL 3 5625 Cotus CIL 3 4366 Ortsnamen Cotinacum Vgl Ernst Schwarz Deutsche Namenforschung Band 2 1950 S 101 Johann Kaspar Zeuss Die Deutschen und die Nachbarstamme Munchen 1837 S 123 books google co uk a b c Gerhard Langmann Die Markomannenkriege 166 167 bis 180 Militarhistorische Schriftenreihe 43 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1981 ISBN 3 215 04086 7 Bruno Bleckmann Die Germanen Von Ariovist zu den Wikingern Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58476 3 S 165 166 a b Anton von Premerstein Ein Elogium des M Vinicius Cos 19 v Chr In Jahreshefte des Osterreichischen Archaologischen Institutes in Wien Band 7 1904 S 215 243 Radomlr Pleiner Eisenverhuttung In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 7 Walter de Gruyter Berlin New York 1989 ISBN 3 11 011445 3 S 61 66 Tacitus Germania 43 cotinin ferrum effodiunt Vor allem Eduard Suess Vgl Anton von Premerstein Ein Elogium des M Vinicius Cos 19 v Chr In Jahreshefte des Osterreichischen Archaologischen Institutes in Wien Band 7 1904 S 228 a b c Vgl Radomir Pleiner Eisenverhuttung In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 7 Walter de Gruyter Berlin New York 1989 ISBN 3 11 011445 3 S 63 f Das Eisenhuttenzentrum den Cotini zuzuschreiben wurde auch schon versucht Literatur BearbeitenLutz Richter Bemburg Dieter Timpe Entdeckungsgeschichte In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 7 Walter de Gruyter Berlin New York 1989 ISBN 3 11 011445 3 S 307 391 Karte zur Germania magna des Ptolemaus S 386 Alfred von Domaszewski Der Volkerbund des Marcomanenkrieges In Serta Harteliana Wien 1896 S 10 11 archive org Maximilian Ihm Cotini In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 1676 Rudolf Much Deutsche Stammsitze ein Beitrag zur altesten Geschichte Deutschlands Niemeyer Halle an der Saale 1892 S 108 ff Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde Band 2 1906 S 324 ff Gunter Neumann Cotini In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 5 Walter de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 3 11 009635 8 S 100 Anton von Premerstein Ein Elogium des M Vinicius Cos 19 v Chr In Jahreshefte des Osterreichischen Archaologischen Institutes in Wien Band 7 1904 S 215 243 archive org Hermann Reichert Kognoi In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 17 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016907 X S 161 f books google de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cotini amp oldid 205041070