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Clostridium tyrobutyricum ist ein sporenbildendes Bakterium dessen Sporen hitzeresistent sind Es kommt in hoher Anzahl in der fur Kuhe als Futtermittel verwendeten Silage vor Es gehort zur Gattung Clostridium die zahlreiche Krankheitserreger umfasst gilt jedoch nicht als pathogen 1 Clostridium tyrobutyricumSystematikAbteilung FirmicutesKlasse ClostridiaOrdnung ClostridialesFamilie ClostridiaceaeGattung ClostridiumArt Clostridium tyrobutyricumWissenschaftlicher NameClostridium tyrobutyricumvan Beynum amp Pette 1935 Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Merkmale 2 1 Stoffwechsel 2 2 Nachweise 3 Industrielle Bedeutung 4 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenClostridium tyrobutyricum kommt im Boden vor von wo aus es mithilfe der Endosporen weiter verbreitet wird und so auf Pflanzen gelangt die zur Herstellung von Silage verwendet werden 2 Daraus lasst es sich isolieren und wurde auch in Molkereiprodukten wie Emmentaler Kase nachgewiesen in die es uber die Kuhmilch nach Gabe kontaminierten Futters gelangt war 1 Die Kontamination erfolgt dabei nicht im Korper der Kuh sondern ausserhalb durch verschmutzte Euter die Stallluft Gerate oder Hande an welchen die Sporen aus der Silage anhaften bzw in denen diese vorkommen konnen 3 Merkmale BearbeitenAls typische Vertreter der Clostridien wachsen die Bakterien obligat anaerob und sind somit Katalase negativ und Oxidase negativ Sie sind grampositiv zeigen im mikroskopischen Bild eine stabchenformige Gestalt und sind durch peritrich angeordnete Flagellen beweglich 4 Unter ungunstigen Umweltbedingungen sind sie in der Lage Endosporen zu bilden Diese sind grosser als die vegetative Zellen und fuhren zu einer Ausbuchtung der Mutterzelle Weiterhin zeichnen sich die Sporen durch Thermoresistenz aus Wahrend die meisten vegetativen Bakterienzellen durch kurzzeitiges Erhitzen auf Temperaturen von etwa 80 C Pasteurisierung abgetotet werden schadet diese Erhitzung den Endosporen nicht sie bleiben lebensfahig und konnen wieder keimen 4 Der Artname weist darauf hin dass diese Art durch Fermentation Buttersaure bildet als Butyrate werden die Salze der Buttersaure bezeichnet Das Genom von Clostridium tyrobutyricum Stamm DSM 2637 wird gegenwartig sequenziert 5 Das Temperaturoptimum zur Kultivierung von C tyrobutyricum liegt zwischen 40 2 und 43 3 C somit zahlt das Bakterium eher zu den thermophilen Organismen Bei 10 C zeigt es kein Wachstum mehr die Zellen uberleben diese Temperatur jedoch und beginnen bei etwas hoheren Temperaturen 12 15 C wieder mit der Vermehrung Der pH Wert fur das Wachstum der meisten untersuchten Stamme liegt im Bereich von pH 5 5 bis 7 5 C tyrobutyricum ist in der Lage massige Konzentrationen an Natriumchlorid zu tolerieren ein Gehalt von 2 0 verhindert nicht das Wachstum ein Gehalt von 3 0 erlaubt immerhin noch einigen der untersuchten Stammen die Vermehrung und erst ab einem Natriumchloridgehalt von 3 5 ist kein Wachstum mehr moglich Diese Ergebnisse erlauben eine Abschatzung daruber unter welchen Bedingungen mit dem unerwunschten Wachstum von Clostridium tyrobutyricum in der Kaseproduktion zu rechnen ist 6 Stoffwechsel Bearbeiten Clostridium tyrobutyricum verwertet Kohlenhydrate durch Fermentation Zunachst erfolgt ein schrittweiser Abbau von Monosacchariden Einfachzuckern wie D Glucose Traubenzucker in der Glykolyse zu Pyruvat Unter anaeroben Bedingungen muss das dabei verbrauchte NAD Nicotinamidadenindinukleotid regeneriert werden dies erfolgt durch Buttersauregarung 2 Aus Pyruvat entstehen dabei in der Garung von C tyrobutyricum Butyrat Salz der Buttersaure Acetat Salz der Essigsaure Kohlendioxid CO2 und elementarer Wasserstoff H2 4 Die Buttersauregarung lauft in vielen Clostridien ab als Besonderheit kann C tyrobutyricum jedoch statt Glucose auch Lactat Salz der Milchsaure als Substrat nutzen Milchsaure wird von Vertretern der Lactobacteriaceae in der Milchsauregarung produziert und senkt den pH Wert der Umgebung Die meisten Clostridien wachsen nur in neutralen oder alkalischen Medien die Anwesenheit von Milchsaurebakterien unterdruckt ihr Wachstum Clostridium tyrobutyricum hingegen toleriert ein leicht saures Milieu bis etwa pH 5 0 und ist zusatzlich in der Lage aus dem Abbauprodukt der Milchsaurebakterien selbst Energie zu gewinnen 4 Nachweise Bearbeiten Das Bakterium lasst sich in einem Nahrmedium kultivieren das Fleischextrakt Hefeextrakt Pepton aus Casein Glucose und weitere Bestandteile enthalt Wichtig dabei ist dass das Medium vor der Beimpfung anoxisch ist da Sauerstoff fur die Zellen von C tyrobutyricum toxisch ist Dies wird durch Aufkochen und Abkuhlen unter Stickstoffatmosphare erreicht dadurch wird die Anwesenheit von Sauerstoff aus der Luft ausgeschlossen Auch bei der Beimpfung und Inkubation muss auf strikte Einhaltung der Anaerobentechnik geachtet werden Inkubiert wird bei einer Temperatur von 37 C 1 Im VDLUFA Methodenbuch wird es zu den kasereischadlichen Clostridien gezahlt die nach Erhitzungsschritt auf pH modifiziertem RCM Agar nachweisbar sind 7 Biochemische Tests zur Identifizierung umfassen wie bereits beschrieben den Katalase und Oxidase Test sowie typische Tests aus einer Bunten Reihe wobei unter anderem auf die Verwertbarkeit verschiedener Kohlenhydrate und anderer Substrate untersucht wird Ein darauf basierendes Schnellbestimmungssystem im Miniaturformat Analytical Profile Index zur Bestimmung von Anaerobiern ist kommerziell verfugbar und umfasst auch den Nachweis von Clostridium Arten 8 Diese klassischen mikrobiologischen und biochemischen Nachweismethoden sind recht zeitaufwendig sodass es mittlerweile auch einen direkten Nachweis von Clostridium tyrobutyricum mithilfe des Multiplex PCR Verfahrens gibt Es gewahrleistet die Unterscheidung von anderen Clostridium Arten 9 Industrielle Bedeutung BearbeitenClostridium tyrobutyricum ist als Verursacher einer Fehlgarung in der Kaseherstellung gefurchtet Der Keim kann uber Silage als Futter der Kuhe in das Tier eingetragen werden und gelangt uber die Milch in den Kase Bei der Herstellung von Silage werden die geeigneten Pflanzenteile zerkleinert im Silo verdichtet und luftdicht abgeschlossen Nun wird eine schnelle Absenkung des pH Wertes angestrebt wie dies durch die Milchsauregarung der Fall ist unter Beibehaltung der anaeroben Atmosphare Der niedrige pH Wert und die Abwesenheit von Sauerstoff hindern zahlreiche fur die Herstellung der Silage schadliche Mikroorganismen am Wachstum Das trifft auch auf die meisten Clostridien zu nicht aber auf C tyrobutyricum der schwach saure pH Werte toleriert und zudem noch Milchsaure als Substrat verstoffwechseln kann 10 Die Silage enthalt somit entweder noch vegetative Zellen oder die Sporen des Bakteriums Die Sporen gelangen uber das Futter in den Organismus der Kuh und von dort direkt in die Milch oder dies geschieht uber eine Kontamination des Euters mit sporenhaltigem Material 11 Auch bei einer Pasteurisierung der Milch vor der Kaseherstellung werden zumindest die Sporen nicht abgetotet sodass sie im Kase enthalten sind und im Inneren des Kaselaibs wieder keimen konnen Bei der nun ablaufenden Buttersauregarung wird die ebenfalls im Kase vorhandene Milchsaure zu Buttersaure Kohlendioxid und Wasserstoff abgebaut 6 Die Gase Kohlendioxid und Wasserstoff fuhren im Kase zu einer starken Blahung Spatblahung im Englischen als late blowing bezeichnet die sich als Risse und Spalten in der Kasekrume bemerkbar macht und nichts mit den bei manchen Kasesorten wie z B Emmentaler erwunschten Lochern im Kase zu tun hat 11 Die Buttersaure verursacht daruber hinaus einen unangenehmen Geruch Diese Kase sind ungeniessbar nicht mehr verwertbar und fuhren zu hohen finanziellen Verlusten bei der Kaseproduktion 6 Milch von Kuhen die mit Silage gefuttert werden ist fur die Kaseproduktion wegen der Gefahr einer moglichen Fehlgarung nicht geeignet In der Schweiz wird deshalb bei Kasereimilch auf den Einsatz von Silage verzichtet In der EU ist Lysozym ein aus Huhnereiweiss gewonnenes Enzym als antibakterieller Wirkstoff in der Kaseindustrie zugelassen Als Lebensmittelzusatzstoff mit der Nummer E 1105 darf es ausschliesslich fur gereiften Kase verwendet werden um Schaden durch eine Fehlgarung von Clostridium tyrobutyricum zu verhindern 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Catalogue of microorganisms Leibniz Institute DSMZ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures abgerufen am 3 Marz 2013 a b Michael T Madigan John M Martinko Jack Parker Brock Mikrobiologie Deutsche Ubersetzung herausgegeben von Werner Goebel 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg Berlin 2000 ISBN 978 3 8274 0566 1 Johannes Kramer Lebensmittelmikrobiologie 3 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1997 ISBN 3 8252 1421 4 a b c d Hans G Schlegel Allgemeine Mikrobiologie 7 Auflage Thieme Verlag Stuttgart New York 1992 ISBN 3 13 444607 3 Clostridium tyrobutyricum DSM 2637 auf der Website der Genoms Online Database GOLD Abgerufen am 3 Marz 2013 a b c M Ruusunen A Surakka H Korkeala M Lindstrom Clostridium tyrobutyricum strains show wide variation in growth at different NaCl pH and temperature conditions In Journal of food protection Band 75 Nummer 10 Oktober 2012 S 1791 1795 ISSN 1944 9097 PMID 23043827 Bestimmung von kasereischadlichen Clostridien Verfahren mit pH modifiziertem RCM Agar Methodenbuch Band VI VDLUFA M 7 18 3 1 Darmstadt 1996 ID 32 biochemische Identifizierung rapid ID 32 A Anaerobier auf der Website der bioMerieux Deutschland GmbH Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 4 Januar 2014 abgerufen am 3 Marz 2013 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www biomerieux de P Cremonesi L Vanoni u a Identification of Clostridium beijerinckii Cl butyricum Cl sporogenes Cl tyrobutyricum isolated from silage raw milk and hard cheese by a multiplex PCR assay In The Journal of dairy research Band 79 Nummer 3 August 2012 S 318 323 ISSN 1469 7629 PMID 22850580 F Driehuis S J Oude Elferink The impact of the quality of silage on animal health and food safety a review In The Veterinary quarterly Band 22 Nummer 4 Oktober 2000 S 212 216 ISSN 0165 2176 PMID 11087133 Review a b Product information inovapure Lysozyme auf der Website der Neova Technologies Inc Kanada Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 16 Februar 2013 abgerufen am 3 Marz 2013 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www neovatech com P Kuhnert B Muermann U J Salzer Hrsg Handbuch Lebensmittelzusatzstoffe Band 3 Loseblattsammlung Behr s Verlag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clostridium tyrobutyricum amp oldid 236446032