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Der Gemeine Wirbeldost Clinopodium vulgare auch Gewohnlicher Wirbeldost genannt ist eine Pflanzenart der Gattung Bergminze in der Familie der Lippenblutler Lamiaceae Gemeiner WirbeldostGemeiner Wirbeldost Clinopodium vulgare SystematikEuasteriden IOrdnung Lippenblutlerartige Lamiales Familie Lippenblutler Lamiaceae Unterfamilie NepetoideaeGattung Bergminzen Clinopodium Art Gemeiner WirbeldostWissenschaftlicher NameClinopodium vulgareL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 1 3 Verwechslungsmoglichkeit 2 Okologie 2 1 Wirtspflanze 3 Vorkommen 4 Systematik 4 1 Trivialnamen 5 Nutzung 5 1 Geschichte und Etymologie 5 2 Medizinische Verwendung 5 3 Weitere Verwendungen 6 Illustrationen 7 Literatur 7 1 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration aus Flora Batava Volume 11 nbsp Scheinquirle mit lang bewimperten Hullblattern nbsp Habitus Laubblatter und Blutenstande nbsp Blutenstand mit letzten Bluten vor dem Verbluhen nbsp Einzelbluten FrontalansichtVegetative Merkmale Bearbeiten Der Gewohnliche Wirbeldost wachst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von 20 bis meist 30 bis 60 Zentimetern Vom holzigen Wurzelstock gehen Auslaufer aus Der Wirbeldost ist schwach aromatisch Der aufsteigende Stangel ist mehr oder minder astig und abstehend behaart Die Blatter sind kreuzgegenstandig kurz gestielt eiformig und schwach gekerbt bis ganzrandig Die ein bis vier Scheinquirle werden von einer Hulle umgeben die aus lang bewimperten borstigen Blattern besteht und von den tragenden Laubblattern uberragt wird Generative Merkmale Bearbeiten Die Blutezeit reicht von Juli bis Oktober 1 10 bis 20 Bluten stehen in dichten Scheinquirlen zusammen Meist bluhen nur wenige Bluten eines Quirls gleichzeitig Neben zwittrigen Bluten kommen auch kleinere weibliche Bluten oder auch rein weibliche Pflanzenexemplare vor 2 Die Bluten sind zygomorph mit doppelter Blutenhulle Der Kelch hat eine 5 bis 6 Millimeter lange Rohre und 13 etwas vortretende Nerven 3 Er ist zottig behaart 3 Die Oberlippe des Kelchs besteht aus drei kurzeren etwas aufwarts gekrummten stechend begrannten Zahnen die Unterlippe aus 2 langeren ebenfalls begrannten Zahnen 3 Die purpurfarbene oder gelegentlich weisse Blutenkrone ist 10 bis 15 Millimeter lang aussen flaumig behaart mit leicht gekrummter Kronrohre Die Oberlippe der Krone ist 2 bis 3 Millimeter lang flach und schwach ausgerandet 3 Die Unterlippe ist fast doppelt so lang und besteht aus 3 rundlichen am Rand welligen Lappen 3 Die Klausenfruchte zerfallen in Klausen Die kastanienbraunen Klausen sind kugelig und etwa 1 Millimeter lang 3 Die Chromosomenzahl aller drei Unterarten betragt 2n 20 4 Verwechslungsmoglichkeit Bearbeiten Nichtbluhende Pflanzen ahneln dem Oregano Origanum vulgare 5 Im Unterschied zum Oregano sind beim Wirbeldost die Laubblatter auf der Unterseite nicht punktiert nbsp Adulter Rostfarbiger Dickkopffalter auf Gemeinem Wirbeldost auf dem Hochplateau Bijela gora MontenegroOkologie BearbeitenDer Gewohnliche Wirbeldost ist ein Hemikryptophyt Schaftpflanze 2 Blutenokologisch handelt es sich um Eigentliche Lippenbluten Ihre Narben und Staubbeutel sind nur von oben bedeckt Nektar ist reichlich vorhanden aber wegen der langen Kronrohre ist er nur Hummeln Gattung Bombus und Schmetterlingen zuganglich auch Selbstbestaubung ist erfolgreich 2 Die Diasporen sind die Klausen die als Windstreuer und Klebhafter ausgebreitet werden 2 Wirtspflanze Bearbeiten Die Raupen der Grasminiermotte Stephensia brunnichella 6 leben nur am Wirbeldost Der Wirbeldost wird manchmal vom Pfefferminzrost Puccinia menthae befallen Vorkommen BearbeitenDer Gewohnliche Wirbeldost kommt in ganz Europa in Norwegen bis zum 66 Breitengrad in Nordafrika im gemassigten Asien sowie in Nordamerika vor Nach Gustav Hegi 3 hangt die zirkumpolare Verbreitung dieser Art mit ihren geringen Standortanspruchen und ihrem starken vegetativen Ausbreitungsvermogen zusammen Der Wirbeldost wachst in Staudenfluren und an Saumen trockener Standorte Klasse Trifolio Geranietea sanguinei 7 vom Meeresniveau bis in die subalpine Hohenstufe Er kommt in Hohenlagen bis zu beispielsweise im Wallis von 2030 Metern in der Turkei von 2500 Metern 8 vor und in den Allgauer Alpen steigt er an den Ochsenhofener Kopfen in Vorarlberg bis in eine Hohenlage von 1900 Meter auf 9 In Mitteleuropa ist er eine Charakterart der Ordnung Origanetalia 10 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 2 frisch Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 4 kollin Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental 11 Systematik BearbeitenClinopodium vulgare wurde 1753 von Carl von Linne in Species Plantarum 12 erstveroffentlicht Wichtige Synonyme fur Clinopodium vulgare L sind Calamintha clinopodium Spenner und Satureja vulgaris L Fritsch Von Clinopodium vulgare sind etwa drei 4 13 Unterarten anerkannt Clinopodium vulgare L subsp vulgare Der Kelch ist 7 bis 9 5 mm lang die unteren Kelchzahne sind bis 4 0 mm die oberen Kelchzahne bis 2 5 mm lang Das Langenverhaltnis der unteren zu den oberen Kelchzahnen liegt um 2 0 Die Blatter sind bis 40 mm lang und besitzen eine Langen Breitenverhaltnis von etwa 1 5 Diese Unterart ist im gemassigten und submediterranen Europa heimisch und reicht ostwarts bis Indien und Sibirien Sie kommt auch als Neophyt in der Osthalfte Nordamerikas vor 4 13 Clinopodium vulgare subsp arundanum Boiss Nyman Syn Clinopodium vulgare subsp villosum De Noe Bothmer Der Kelch ist 9 5 bis 12 mm lang die unteren Kelchzahne sind 4 0 bis 5 5 mm die oberen Kelchzahne 2 5 bis 4 0 mm lang Das Langenverhaltnis der unteren zu den oberen Kelchzahnen liegt um 1 5 Die Pflanze ist stark behaart Die Blatter sind 40 bis 65 mm lang und besitzen eine Langen Breitenverhaltnis von etwa 2 0 Diese Unterart besiedelt die sudliche Iberische Halbinsel den Maghreb die Azoren und Madeira 4 13 Clinopodium vulgare subsp orientale Bothmer Der Kelch ist wie bei subsp arundanum Die Blatter sind mit bis zu 45 mm nur etwas langer als bei subsp vulgare und besitzen mit etwa 1 5 ein ahnliches Langen Breitenverhaltnis Diese Unterart ist zentral und ostmediterran verbreitet und reicht vom sudlichen Frankreich bis in den Iran 4 Trivialnamen Bearbeiten Fur den Gemeinen Wirbeldost bestehen bzw bestanden zum Teil auch nur regional auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Wild Basilien Hauptdost Schlesien Wilde Nessel Eifel bei Kerpen Werbeldost Wilddost Schlesien Wirbeldost und Klein Wohlgemut 14 Nutzung BearbeitenGeschichte und Etymologie Bearbeiten nbsp Pedanios Dioscurides Autorenportrat im Kodex Medicina antiqua um 1250 Eine Pflanze Clinopodium wird bereits im 1 Jahrhundert nach Christus vom romischen Arzt und beruhmtesten Pharmakologen des Altertums Pedanios Dioscurides im 99 109 Kapitel Perὶ klinopodioy Uber Clinopodium des III Buches beschrieben Dioscurides schreibt Das Klinopodium hat Blatter ahnlich denen des Quendels und Bluten die Bettfussen in gewisser Weise gleichen Das Kraut und die Abkochung davon wird gegen die Bisse giftiger Tiere gegen Krampfe innere Rupturen und Harnzwang genommen Einige Tage hindurch genommen befordert es die Monatsblutung treibt den Embryo hinaus und vertreibt auch gestielte Warzen Der Name Clinopodium leitet sich daher von griechisch klinh das Lager Bett und poys podos Fuss ab Die Form der Bluten des Wirbeldostes ahnelt den Knaufen antiker Bettfusse Medizinische Verwendung Bearbeiten Der Wirbeldost wird in der Volksmedizin als stopfendes herzstarkendes wind und schweisstreibendes schleimlosendes Mittel eingesetzt 15 In der bulgarischen Volksmedizin wurde der Wirbeldost zur Wundheilung verwendet Opalchenova und Opreshkova 16 untersuchten seine antibakteriellen Wirkungen Ein anderes bulgarisches Team Dzhambazov Daskalova Monteva und Popov 17 untersuchte die Wirkungen eines Clinopodium vulgare Extraktes zur Hemmung des Tumorwachstums Junge Triebe vom Wirbeldost enthalten Betulin 18 Betulin ist antientzundlich antibakteriell antiviral hepatoprotektiv und antitumoral Damit wird der Wirbeldost zu einer interessanten Heilpflanze Weitere Verwendungen Bearbeiten Die frischen oder getrockneten Blatter konnen als Gewurz Speisen zugegeben werden sie helfen bei der Verdauung Die frischen Blatter konnen Salaten beigefugt werden Ausserdem kann das Kraut als Teeersatz und zur Gewinnung von gelben und braunen Farbstoffen verwendet werden 3 Illustrationen Bearbeiten nbsp Illustration des Wirbeldosts links und des Feld Steinquendels rechts in Billeder af nordens floraLiteratur BearbeitenDavid Aeschimann Konrad Lauber Daniel Martin Moser Jean Paul Theurillat Flora Alpina Band 2 Haupt Bern Stuttgart Wien 2004 ISBN 3 258 06600 0 Dietmar Aichele Heinz Werner Schwegler Die Blutenpflanzen Mitteleuropas 2 Auflage Band 4 Nachtschattengewachse bis Korbblutengewachse Franckh Kosmos Stuttgart 2000 ISBN 3 440 08048 X S 256 257 Pedanios Dioscurides De materia medica ed M Wellmann 3 Bande Berlin 1906 14 Neudruck 1958 Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 S 794 Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Pteridophyta Spermatophyta 2 Auflage Band V Teil 4 Angiospermae Dicotyledones 3 4 Labiatae Solanaceae Carl Hanser bzw Paul Parey Munchen bzw Berlin Hamburg 1964 ISBN 3 489 78021 3 S 2295 2297 2628 unveranderter Nachdruck von 1927 mit Nachtrag P W Ball F Getliffe Clinopodium In T G Tutin V H Heywood N A Burges D M Moore D H Valentine S M Walters D A Webb Hrsg Flora Europaea Volume 3 Diapensiaceae to Myoporaceae Cambridge University Press Cambridge 1972 ISBN 0 521 08489 X S 167 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten Aichele amp Schwegler 2000 S 256 257 a b c d Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrat 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 S 227 228 a b c d e f g h Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 1 Auflage unveranderter Textnachdruck Band V Teil 4 Verlag Carl Hanser Munchen 1964 S 2295 2297 a b c d e Roland von Bothmer Intraspecific variation in Clinopodium vulgare L Labiatae In Botaniska Notiser Band 120 Nr 2 S 202 208 Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 S 794 Grasminiermotte Stephensia brunnichella Flora Alpina Band 2 S 142 E Leblebici Clinopodium In Peter Hadland Davis Hrsg Flora of Turkey and the East Aegean Islands Vol 7 Orobanchaceae to Rubiaceae Edinburgh University Press Edinburgh 1982 ISBN 0 85224 396 0 S 329 englisch Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 2 IHW Eching 2004 ISBN 3 930167 61 1 S 409 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 811 Clinopodium vulgareL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 11 Januar 2023 Carl von Linne Species Plantarum Band 2 Lars Salvius Stockholm 1753 S 587 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww biodiversitylibrary org 2Fopenurl 3Fpid 3Dtitle 3A669 26volume 3D2 26issue 3D 26spage 3D587 26date 3D1753 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D a b c R Govaerts A Paton Y Harvey T Navarro M del Rosario Garcia Pena World Checklist of Lamiaceae The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens Kew 2011 Clinopodium online Zugriff am 24 Februar 2016 Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 S 72 online Clinopodium vulgare bei Plants For A Future G Opralchenova D Opreshkova Antibacterial action of extracts of Clinopodium vulgare L curative plant In Drug Development and Industrial Pharmacy Band 25 Nr 3 1999 S 323 328 ISSN 0363 9045 DOI 10 1081 DDC 100102177 B Dzhambazov S Daskalova A Monteva N Popov In vitro screening for antitumor activity of Clinopodium vulgare L Lamiaceae Extracts In Biological and Pharmaceutical Bulletin Band 25 Nr 4 2002 S 499 504 DOI 10 1248 bpb 25 499 Clinopodium vulgare Lamiaceae engl PDF In Dr Duke s Phytochemical and Ethnobotanical Database Hrsg U S Department of Agriculture abgerufen am 17 Juli 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeiner Wirbeldost Clinopodium vulgare Album mit Bildern Videos und Audiodateien Clinopodium vulgare L Gewohnlicher Wirbeldost FloraWeb de Clinopodium vulgare subsp vulgare L Wirbeldost Unterart FloraWeb de Gemeiner Wirbeldost In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Wirbeldost bei Encyclopedia of Life Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeiner Wirbeldost amp oldid 229744886