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Christian Lothary 22 Dezember 1814 in Mainz 8 Dezember 1868 in Weisenau bei Mainz war ein deutscher Unternehmer Grunder des Zementwerks Weisenau und von 1862 bis 1866 Abgeordneter der 2 Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen Christian Lothary um 1860 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLothary war die Personifizierung dessen was man heute einen Selfmademan nennen wurde Er entstammte einer einfachen Bauhandwerkerfamilie die 1749 nach Mainz zugezogen war und war der Sohn des Geometers Georg Joseph Lothary und Margarete Walburge geb Bauer Als einfacher Bauhandwerker grundete Lothary 1838 schon mit 24 Jahren ein Bauunternehmen welches 1839 bei den stadtischen Behorden eingetragen war Im gleichen Jahr beteiligte er sich an der Grundung des Mainzer Carneval Vereins wie schon zuvor der Mainzer Ranzengarde 1 Akzente setzte er als Auftraggeber und Erbauer der Stadtviertel um die Schonbornstrasse und den Kastrich in Mainz Daruber hinaus fuhrte er mit seiner Firma auch Zimmer Schreiner und Schlosserarbeiten aus weshalb er trotz des aufgehobenen Zunftzwanges von vielen Mainzer Handwerkern angefeindet worden ist 2 Zudem engagierte er sich in den Revolutionsjahren 1847 1848 auch in der Politik und wurde Mitglied im liberalen Demokratischen Verein der im weitesten Sinne sozialistische Ziele verfolgte Im April des Jahres wurde er in das Burgerkomitee der Stadt Mainz gewahlt Nach dem Scheitern der Revolution zog er sich wieder in die Bauwirtschaft zuruck Werk BearbeitenDen Durchbruch zum Industriellen schaffte Lothary aber trotz der Wirren im Revolutionsjahr als er 1847 von der Hessischen Ludwigsbahn einen grosseren Auftrag fur den Bau der Bahnstrecke Mainz Worms im Bereich Weisenaus erhalten hatte Fur die Vergabe des Auftrags durfte die Tatsache massgebend gewesen sein dass sein Unternehmen damals schon als Grossbetrieb zu gelten hatte Lothary erwarb aus naheliegenden Grunden 1849 1850 sudlich von Weisenau ein Gelande in der Nahe der spateren Trasse auf der die Schienen fur die Strecke nach Worms verlegt werden sollten Das Mainzer Becken der ostliche Abbruch des rheinhessischen Hugellandes in Richtung des Rheins ist von substanzreichen kalkhaltigen Boden gekennzeichnet und war fur die Bauarbeiten Lotharys fur die Bahntrasse hervorragend geeignet Es war die Keimzelle des spateren Zementwerks Auf dem erworbenen Terrain wurde zu dieser Zeit noch Weinbau betrieben und so wurde Lothary nebenbei auch noch Winzer mit einer Weinhandlung in Mainz in der Strasse Graben 3 Es zeugt von der Vielseitigkeit Lotharys dass er sich obendrein auch noch der chemischen Herstellung von blausaurem Kali Berliner Blau und Wascheblau widmete und eine Steinmetzwerkstatt betrieb wobei dies aber nur eine kurze Periode seiner unternehmerischen Tatigkeit ausmachte Lotharys Hauptaugenmerk lag naturlich an der Herstellung der Baustoffe fur die zu erschaffende Bahnstrecke Dazu errichtete er 1850 51 zwei Kalkofen ein Wohnhaus das als Burogebaude und Unterkunft fur den Bruchaufseher diente dazu Pferdestalle und Remisen fur die Fuhrwerke Nach der Fertigstellung der Bahnstrecke suchte sich Lothary neue Betatigungsfelder zudem ihm der Raum fur die im Steinbruch uberschussigen Schutt und Abraummassen fehlten Ihm kam der Gedanke das Gelande zwischen der Niederterrasse des Rheins und dem Bahnkorper damit aufzufullen das regelmassig uberflutet war Lothary kaufte schon 1852 das Schwemmgebiet von der hessischen Kameralbehorde 3 zu einem gunstigen Preis und wurde bis 1855 durch Aufschuttung zu einem hochwasserfreien 35 Hektar grossen Areal auf dem spater der Weisenauer Guterbahnhof und das Zementwerk den endgultigen Standort gefunden hatte Lothary plante ab 1856 ein Eisenwerk mit funf Hochofen und einer Giesserei Obwohl er 1858 den Eisenhuttentechniker Julius Romheld zur Unterstutzung gewinnen konnte kam es nicht zur Inbetriebnahme da sich die Erzvorkommen eines zwischen Oppenheim und Monzernheim von Lothary erworbenen Gelandes als nicht abbauwurdig erwiesen hatte Romheld verlegte daraufhin seine Eisengiesserei an die Peripherie des nordlichen Stadtgebietes von Mainz und grundete die noch heute florierende Eisengiesserei Romheld amp Moelle Die fur die Giesserei schon errichteten Gebaude nutzte Lothary dann ab 1863 als Dampfziegelei zur Herstellung von maschinell gepressten und scharf gebrannten Ziegeln deren Qualitat normale Feldziegeln weit ubertrafen Fur den Bau der Eisenbahnbrucke zwischen Mainz und Gustavsburg 1860 erhielt Lothary den Auftrag zur Errichtung der Pfeiler die fur den Uberbau des extra dafur gegrundeten MAN Werks Gustavsburg vorgesehen waren Ebenso lieferte er Kalkmauersteine fur die Mainzer Festungsbauten und die Uferbefestigungen fur die damalige Rheinkorrektion Sein Vorschlag zu einer noch weitgreifenderen Ufererweiterung wurde 1863 vom Stadtrat angenommen aus Kostengrunden jedoch nicht realisiert 4 Der Start zum Bau einer Zementfabrik kann auf den 22 Juli 1864 datiert werden als Lothary fur die Genehmigung zur Errichtung einer Portland Zement Fabrik bei der Burgermeisterei in Weisenau nachsuchte Geplant waren zwei Schachtofen nach englischem Muster welche die Klinker brennen sollten Lothary hatte unterdessen mit Carl Brentano einen Techniker und Ingenieur als Teilhaber seiner Fabrik gewinnen konnen Brentano verfugte uber grosse Erfahrungen zur Herstellung von Portlandzement die er bei der Zusammenarbeit mit Wilhelm Gustav Dyckerhoff gesammelt von dem er sich aber wegen unuberbruckbaren Meinungsverschiedenheiten getrennt hatte Von nun an entwickelten sich die Geschafte Lotharys insbesondere durch den Eintritt Brentanos in die Leitung des Werkes so vorteilhaft dass sich Lothary wieder der Politik zuwenden konnte Als Mitglied der Hessischen Fortschrittspartei kandidierte er fur den Wahlkreis Mainz Land fur die Landstande des Grossherzogtums Hessen des Landtags des Grossherzogtums Hessen dessen Mitglied er als Abgeordneter von 1862 bis 1866 war Zudem gehorte er auch dem Mainzer Stadtrat an 5 Am 8 Dezember 1868 starb Lothary nach kurzer schwerer Krankheit Er hinterliess seiner Frau Catharina Rosina Lothary geb Jung seinem erst zwanzigjahrigen Sohn Christian und seinen beiden Tochtern Margarete Marie und Susanne ein florierendes Unternehmen Sein Sohn Christian fuhrte die Zementfabrik weiter Literatur BearbeitenWolfgang Balzer Mainz Personlichkeiten der Stadtgeschichte Band 3 Geschaftsleute epochale Wegbereiter Baumeister Fastnachter Sonderlinge Originale Verlag Kugler Ingelheim 1989 ISBN 3 924124 05 1 Max Bruckner Weisenaus Erde schenkte Christian Lothary einen Schatz vom Bauarbeiter zum Unternehmer und Zementfabrikanten Aufstieg und Fall des traditionsreichen Portland Werkes in Allgemeine Zeitung Ausg Mainz 154 2004 101 vom 30 4 S 14 Festschrift zum 150jahrigen Jubilaum des Zementwerks Weisenau Die Geschichte des Zementwerks Mainz Weisenau Hrsg HeidelbergerCement AG Dietmar Cramer 2014 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 248 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 554 Rainer Wahl Christian Lothary Bauunternehmer 1814 1868 in Mainzer Geschichtsblatter 3 1986 S 109Weblinks BearbeitenLothary Christian I Hessische Biografie Stand 18 Juli 2019 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Christian Lothary in der Rheinland Pfalzischen PersonendatenbankEinzelnachweise Bearbeiten Michael Klager Mainz auf dem Weg zur Grossstadt 1866 1914 In Mainz Die Geschichte der Stadt Verlag von Zabern Mainz 1998 S 459 Friedrich Schutz Provinzialhauptstadt und Festung des Deutschen Bundes 1814 16 1866 in Franz Dumont Ferdinand Scherf Friedrich Schutz Hrsg Mainz Die Geschichte der Stadt Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998 Erstauflage S 400 409 Deutsches Rechtsworterbuch DRW Michael Klager Mainz auf dem Weg zur Grossstadt 1866 1914 In Mainz Die Geschichte der Stadt Verlag von Zabern Mainz 1998 S 450 Michael Klager Mainz auf dem Weg zur Grossstadt 1866 1914 In Mainz Die Geschichte der Stadt Verlag von Zabern Mainz 1998 S 443Normdaten Person GND 1051204526 lobid OGND AKS VIAF 308714975 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lothary ChristianKURZBESCHREIBUNG deutscher Unternehmer FirmengrunderGEBURTSDATUM 22 Dezember 1814GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM 8 Dezember 1868STERBEORT Mainz Weisenau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian Lothary amp oldid 222653219