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Wascheblau auch Waschblau Neublau sind Farbemittel zum Kompensieren von Vergilben aus unterschiedlichen Ursachen hauptsachlich fur weisse Textilien Sie sind Vorganger der optischen Aufheller Wascheblau Victoria Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Chemie 3 Physik 3 1 Wirkung 4 Rezepturen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeit dem 18 19 Jahrhundert bis in die 1950er Jahre wurde beim Waschen sogenanntes Waschblau in Form von Tabletten Pulver Papierstreifen oder Paste 5 10 g auf 5 kg Wasche in das Wasser des letzten Spulgangs gegeben Wascheblau wurde seit seiner industriellen Herstellung um das Jahr 1840 in grossen Mengen zur Waschepflege genutzt In der Zeit von 1911 bis ca 1930 wurde empfohlen zur Desinfektion 2 Phenol zuzusetzen In modernen Waschmitteln sind optische Aufheller fur den Weissgrad der Wasche zugesetzt Da diese den fehlenden blauen Lichtanteil durch Fluoreszenz ersetzen ist ihre Wirkung naturgemass wesentlich effektiver Chemie BearbeitenDie Tabletten und Pulver bestanden im Wesentlichen aus gepresstem Starkemehl das mit dem mineralischen Pigment Ultramarin seltener auch Indigocarmin mit anderen blauen Teerfarbstoffen oder mit Berliner Blau gemischt war Diese Farbstoffe sind gut wasserloslich im Falle der Pigmente mussten sie feinteilig sein und sind so gut dispergierbar und konnen gut ausgewaschen werden Zu hohe Konzentrationen fuhren zu einer blauen Verfarbung die mit Zitronensaure jedoch wieder beseitigt wurde Der Vorteil dieser Farbmittel ist es dass sie Stofffasern nicht angreifen Kalkseife ist ein Umsetzungsprodukt von Natrium und Kaliumseifen im Waschmittel mit der Calciumharte des Wassers Sie hat einen schmutzigen gelben bis braunen Farbton Der sog Gilb sind abgebaute Faserbestandteile oder zersetzte Faserhilfsmittel die vorwiegend im kurzwelligen Bereich bis ins Ultraviolette hinein ein sehr breites unspezifisches Absorptionsmaximum haben Physik BearbeitenDie Anlagerung von verschiedenen Stoffen organischen und anorganischen Ursprungs jedoch auch Veranderungen im Textilmaterial selbst verursachen zumeist eine dem menschlichen Auge je nach Intensitat als leicht gelblich bis braunlich erscheinende Verfarbung Als Ursache kommen in Frage Ablagerungen von Kalkseife Rost aus Wasser Gestein eisernem Zubehor Huminstoffen aus Erde Substanzen aus Nahrungsmitteln Pflanzen Tieren oder auch vom Menschen selbst Zersetzung der Faser selbst durch Oxidation Uberhitzung beim Bugeln Tritt eine Verfarbung nicht in Form von Flecken sondern eher grossflachig auf wird sie als Vergilben bezeichnet Ursache fur das Erscheinen eines Gelb Tons ist die Absorption kurzwelliger blauer Anteile des Spektrums weissen Lichts Die blauen Farbstoffe des Wascheblau absorbieren hingegen Licht im mittleren und langwelligen Bereich des Spektrums also Rot und Gelb Gelblich verfarbte weisse Wasche kann so mit einer passenden Dosis Wascheblau der Komplementarfarbe wieder auf Weiss getrimmt werden Aus gemeinsamer Sicht der drei farbempfindlichen Rezeptorsorten im menschlichen Auge ist das von der Wasche reflektierte Licht wieder ausgewogen also Weiss Von der Wasche werden nun in allen drei Spektralbereichen im Mittel gleich grosse Anteile absorbiert Die Farbung ist neutral Die Helligkeit hat jedoch weiter abgenommen Helligkeit kann vom Sehsinn nur sehr ungenau absolut wahrgenommen werden im Vergleich zweier direkt nebeneinander liegenden Wascheproben wurde die helle als weiss und die blau eingefarbte vergilbte als dunkler also grau empfunden Tritt ein noch helleres Muster hinzu erscheinen die zwei ursprunglichen Stoffmuster als helleres und etwas dunkleres Grau Wirkung Bearbeiten Weiss wird als Korperfarbe wahrgenommen wenn der Farbreiz auf alle drei Zapfen im Auge gleichmassig wirkt Geringere Intensitat also ein dunkles mithin graues Weiss wird subjektiv als reiner und sauberer angesehen als ein Farbstich ins Gelbe Gelbe Abbauprodukte aus dem Herstellungsprozess oder bei der Alterung absorbieren im Blau Solche Storstoffe entstehen bei Baumwolle durch Faserbegleitstoffe oder durch Alterung Bei der Leinengewinnung stort der Faserleim vom Flachs Durch Kalkseife vergilbt die Wasche Bei der Papierherstellung ist die Weisse durch die Ligninanteile oder durch das Vergilben beim Liegen am Licht gestort Der Gilb ist ein Farbstich ins Gelb oder Braun Dies bedeutet einen Uberschuss an Intensitat am langwelligen Ende Zum anderen fehlt Intensitat im blauen Spektralbereich am kurzwelligen Ende Der einfache Trick des Wascheblaus besteht darin einen blauen Farbstoff zuzusetzen der den storenden Gelbstich kompensiert Auf diese Weise werden alle Wellenlangen des Lichts wieder gleichmassig reflektiert sodass der Farbeindruck Weiss entsteht Allerdings wird die Intensitat des reflektierten Lichts geringer was unter Umstanden als Vergrauen wahrgenommen werden kann Rezepturen Bearbeiten nbsp Musterstuck von 1950 Hersteller unbekannt 17 mm Durchmesser 3 mm Dicke 1 5 g Gewicht Farbe schwarzblau In den Niederlanden wurde fruher Lackmus als Wascheblau eingesetzt Auszuge aus Herstellungsanleitungen fur Drogisten Waschblaupapier W Stein Polyt Zentralblatt 1868 S 190 dd Bestreichen von Papierstreifen mit Indigocarmin oder Ultramarin in einer Losung von 1 Teil Carrageen und 40 Teilen Wasser als Bindemittel Waschblaukugeln Zeitschrift Farbe und Lack 1912 S 378 dd 100 kg Ultramarin mit einer Losung aus 6 kg Gummi arabicum 6 kg Traubenzucker 7 kg Dextrin und 20 kg Kartoffelstarke verreiben bis man eine kittartige Masse bekommt die in Kugeln oder Staben geformt in den Trockenschrank kommt und soweit getrocknet wird dass die Stucke beim Aneinanderschlagen klingen Waschblautabletten schaumend D R P 12 810 1 amp F P 457 884 dd Man presst ein Gemenge von Ultramarin mit Natriumcarbonat und Weinsteinsaure unter Zusatz von Talkum in Formen Anm Auflosung mit dem Mechanismus von Brausetabletten Literatur BearbeitenG A Buchheister Handbuch der Drogisten Praxis Band I Verlag von Julius Springer Berlin 1895 Buchheister Ottersbach Vorschriftenbuch fur Drogisten Band II Springer Verlag Berlin 1933 Dr O Lange Chemisch Technische Vorschriften Verlag Spamer Leipzig 1916 Weblinks BearbeitenMuseum historische Waschtechnik im Munsterland Waschepflegemuseum Osterreich Webseite der Schindlerswerk GmbH amp Co KGEinzelnachweise Bearbeiten Patent DE12810C Verfahren zur Herstellung von Ultramarin Waschblau Angemeldet am 9 Marz 1880 veroffentlicht am 4 Marz 1881 Erfinder Aug Egestorff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wascheblau amp oldid 237717810