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Christian Heinrich Pander auch Heinz Christian Pander ab 1826 von Pander lettisch Kristians Heinrihs fon Panders 12 Julijul 23 Juli 1794greg 1 in Riga 10 Septemberjul 22 September 1865greg in St Petersburg war ein deutschbaltischer Mediziner Embryologe Zoologe und Palaontologe Er entwickelte das revolutionare Keimblattmodell als grundlegendes Modell in der Embryologie beschaftigte sich mit Evolution und interpretierte erstmals Conodonten ratselhafte Leitfossilien als Wirbeltiere Christian von Pander im Alter Nach einem verschollenen Olbild von Julie Wilhelmine Hagen Schwarz aus dem Dom Museum Riga Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Studienjahre 1 2 Forschungen zur Embryologie 1 3 Forschungen zur Vergleichenden Anatomie 1 4 Spate Jahre Forschungen zur Palaontologie und Geologie 1 5 Tod 2 Bedeutung 3 Nachleben 4 Ehrungen 5 Mitgliedschaften 6 Schriften 6 1 Embryologische Schriften 6 2 Vergleichend anatomische Schriften 6 3 Geologisch palaontologische Schriften 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Studienjahre Bearbeiten Christian Pander stammte aus einer deutschen Kaufmannsfamilie in Riga Sein Vater war der wohlhabende Banquier Johann Martin Pander 1765 1842 sein Grossvater ein bekannter Kaufmann Pander besuchte das deutschsprachige Gymnasium in Riga und studierte von 1812 bis 1814 Medizin an der deutschsprachigen Dorpater Universitat wo er den Anatomen und Physiologen Karl Friedrich Burdach horte und sich mit Karl Ernst von Baer befreundete Er promovierte nach Studienaufenthalten ab 1814 in Berlin und Gottingen 1817 an der Universitat Wurzburg bei Ignaz Dollinger wo er sich 1816 eingeschrieben hatte Forschungen zur Embryologie Bearbeiten Mit seiner Dissertation von 1817 begrundete Pander in Wurzburg das Keimblattkonzept das bis heute in der Embryologie verwendet wird Dieses Modell beschreibt die Embryogenese als Entwicklung dreier Keimblatter des Ekto Meso und Entoderms von Pander noch seroses Blatt Gefassblatt und Schleimblatt genannt Dazu hatte er gemeinsam mit Dollinger und dem bedeutenden Zeichner und Anatomen Joseph Eduard d Alton 2 000 Huhnereier in einem Brutkasten angebrutet systematisch in definierten Zeitabstanden geoffnet und beschrieben Panders Dissertation liegt in zwei ganz unterschiedlichen Fassungen vor die lateinische beschreibt die Entwicklung des gesamten Organismus in den ersten 5 bzw 7 Tagen Dissertatio inauguralis sistens historiam metamorphoseos quam ovum incubatum prioribus quinque diebus subit die deutsche die parallele Entwicklung der einzelnen Organe bzw Organsysteme Beitrage zur Entwicklungsgeschichte des Huhnchens im Eye Die lateinische Fassung hat keine Abbildungen die deutsche enthalt die auch kunstlerisch bedeutenden Kupferstiche d Altons Mit dem Nachweis einer Entwicklung aus Keimblattern gelang Pander der fur die embryologischen Forschung entscheidende wissenschaftliche Durchbruch Embryonalentwicklung war weder Ausfaltung von bereits Vorhandenem Praformation noch Formung aus Ungeformtem Epigenese sondern die Entwicklung von sich ausdifferenzierenden Membranen d h Metamorphose ein bewusst von Goethe entlehnter Begriff Panders Keimblattmodell bzw Keimblattertheorie 2 wurde von Baer in dessen bedeutender embryologischer Monographie Ueber Entwickelungsgeschichte der Thiere 2 Bde Konigsberg 1828 1837 weiter ausgebaut und auf andere Tiergruppen inkl den Menschen ubertragen Baers Buch war dem Jugendfreunde Pander gewidmet Forschungen zur Vergleichenden Anatomie Bearbeiten Gemeinsam mit Eduard d Alton unternahm Pander 1818 1819 eine Studienreise nach Sud und Westeuropa Spanien Portugal Niederlande Grossbritannien Frankreich Hier wurden Sammlungen und Museen besucht unter anderem in Madrid das ausgestorbene sudamerikanische Riesenfaultier Megatherium neu rekonstruiert und an den Meereskusten die vergleichende Anatomie von Wirbellosen Cephalopoden studiert Zweck der Reise war die Erforschung der vergleichenden Anatomie insbesondere der Saugetiere und Vogel eine Arbeit die in der 14 bandigen Vergleichenden Osteologie mundete Neben der minutiosen Beschreibung sind die theoretischen Passagen von interesse in denen Pander und d Alton uber die unbeschrankte Veranderlichkeit der Arten hervorgerufen durch veranderte Nahrungsgewohnheiten Klimawandel usw reflektieren Fur die Rekonstruktion des Verhaltens ausgestorbener Tiere zogen sie ihre rezenten nachsten Verwandten heran Zu unterscheiden welche Textpassagen dabei von Pander welche von d Alton stammen ist heute nicht mehr sicher moglich Einzelne Bande der Vergleichenden Osteologie wurde von Goethe der mit d Alton personlich befreundet war lobend rezensiert Auch Charles Darwin erwahnte den 1 Band des Werks als Vorlaufer in seiner Origin of Species 1820 nahm Pander gemeinsam mit Georg von Meyendorff und Eduard Friedrich Eversmann als naturwissenschaftlicher Begleiter an einer russischen Expedition von Orenburg nach Buchara in Mittelasien teil 1825 heiratete er Amalie Wilhelmine von Scherer 1805 1861 1826 wurde er zum Kollegienrat ernannt Spate Jahre Forschungen zur Palaontologie und Geologie Bearbeiten 1827 trat Pander aus der Akademie aus und wurde Privatgelehrter in St Petersburg Zwischen 1833 und 1844 erforschte Pander von seinem livlandischen Gut in Carnikava Koivemunde aus die Fossilien in den Ufersedimenten der Gauja Livlandische Aa 3 Ab 1844 war er als Beamter fur besondere Forschungsauftrage beim Bergbaudepartement in St Petersburg tatig 4 1856 beschrieb Pander die fur die Stratigraphie als Leitfossil wichtige Gruppe der fossilen Conodonten erstmals wissenschaftlich Die Natur dieser ratselhaften Fossilien die auch als Wurmer interpretiert wurden war lange Zeit umstritten und konnte bis heute trotz neuer Funde die zumindest den Umriss des Weichkorpers andeutungsweise erkennen lassen nicht abschliessend geklart werden Es handelt sich dabei jedenfalls nicht entgegen der Annahme von Pander um Zahne Kieferstrukturen von Fischen Chordatieren 5 Tod Bearbeiten Christian Heinrich von Pander litt bereits seit den fruhen 1820er Jahren an einer schweren fiebrigen nicht weiter bekannten Krankheit vielleicht an Malaria Er starb im September 1865 in St Petersburg Bedeutung BearbeitenDer heute nur noch wenig bekannte Christian Heinrich von Pander zahlt zu den innovativsten Naturwissenschaftlern des fruhen 19 Jahrhunderts Er formulierte ein bis heute gultiges embryologisches Modell hielt bereits in den 20er Jahren des 19 Jahrhunderts unbeschrankten Artwandel fur gegeben und legte grundlegende Arbeiten zu palaozoischen Fischen und Panzerfischen vor Durch seine Erstbeschreibung der Conodonten vor allem aber sein Keimblattkonzept hat er eine uber sein Jahrhundert herausragende Bedeutung An Christian Heinrich von Pander erinnern einige wissenschaftliche Eponyme die oberdevonische Quastenflosser Gattung Panderichthys eine Ubergangsform zwischen Fischen und Landwirbeltieren die Gattung Panderia Gansefussgewachse Chenopodiaceae der Armfusser Panderina und die Panderschen Organe bei Trilobiten Nachleben BearbeitenDie britische Pander Society die sich der Erforschung von Conodonten widmet ist nach dem Erstbeschreiber benannt Sie vergibt fur eine Lebensleistung in der Conodonten Forschung die Pander Medal Ihre Mitglieder pflegen sich selbstironisch als the Panderers zu bezeichnen Ehrungen Bearbeiten1826 erhielt er den St Wladimirorden IV Klasse 1857 wurde Pander der Demidow Preis verliehen eine der bedeutendsten und altesten russischen wissenschaftlichen Auszeichnungen 6 Mitgliedschaften Bearbeiten1818 Kaiserlich Leopoldinisch Carolinische Akademie der Naturforscher Leopoldina Mitglied Zoologie 1820 Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St Petersburg Adjunkt fur Zoologie 1823 Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St Petersburg ausserordentliches Mitglied 1826 Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St Petersburg ordentliches Mitglied fur Zoologie Austritt 1827 Schriften Bearbeiten nbsp Zeichnung des Huhnerembryos aus Beitrage zur Entwicklungsgeschichte des Huhnchens im Eye Tafel VIII Embryologische Schriften Bearbeiten Dissertatio inauguralis sistens historiam metamorphoseos quam ovum incubatum prioribus quinque diebus subit Wurzburg 1817 lateinische Dissertation Panders Archive Beitrage zur Entwickelungsgeschichte des Huhnchens im Eye Wurzburg 1817 deutsche Dissertation Panders mit Stichen d Altons Archive Les textes embryologiques de Christian Heinrich Pander 1794 1865 herausgegeben und kommentiert von Stephane Schmitt Brepols Turnhout 2003 ISBN 2 503 52180 0 dreisprachige Neuausgabe der embryologischen Texte Dissertatio inauguralis sistens historiam metamorphoseos quam ovum incubatum prioribus quinque diebus subit und Beitrage zur Entwickelungsgeschichte des Huhnchens jeweils im lateinischen bzw deutschen Original mit franzosischer Ubersetzung Vergleichend anatomische Schriften Bearbeiten mit Eduard Joseph d Alton Vergleichende Osteologie 14 Bande Bonn Weber 1821 1838 Archive Band I 1 Das Riesen Faulthier Bradypus giganteus abgebildet beschrieben und mit den verwandten Geschlechtern verglichen Bonn 1821 gem mit E J d Alton Band I 2 Die Skelete der Pachydermata Bonn 1821 gem mit E J d Alton Band I 3 Die Skelete der Raubthiere Bonn 1822 gem mit E J d Alton Band I 4 Die Skelete der Wiederkauer Bonn 1823 gem mit E J d Alton Bande I 5 und I 6 Die Skelete der Nagethiere Teil 1 und 2 Bonn 1823 1824 gem mit E J d Alton Band I 7 Die Skelete der Vierhander Bonn 1824 gem mit E J d Alton Band I 8 Die Skelete der zahnlosen Thiere Bonn 1825 gem mit E J d Alton Band I 9 Die Skelete der Robben und Lamantine Bonn 1826 gem mit E J d Alton Band I 10 Die Skelete der Cetaceen Bonn 1827 gem mit E J d Alton Band I 11 Die Skelete der Beutelthiere Bonn 1828 gem mit E J d Alton Band I 12 Die Skelete der Chiropteren und Insectivoren Bonn 1831 nur von den beiden d Altons Vater und Sohn Band II 1 Die Skelete der Straussartigen Vogel Bonn 1827 nur von Eduard d Alton d J Band II 2 Die Skelete der Raubvogel Bonn 1838 nur von den beiden d Altons Geologisch palaontologische Schriften Bearbeiten Beitrage zur Naturkunde aus den Ostseeprovinzen Russlands Dorpat 1820 Archive Beitrage zur Geognosie des Russischen Reiches St Petersburg 1830 Fossile Fische der Russisch Baltischen Gouvernements mehrere Bande Sankt Petersburg Akademie der Wissenschaften 1856 1860 Band 1 Monographie der fossilen Fische des Silurischen Systems des russisch baltischen Gouvernements St Petersburg 1856 Band 2 Ueber die Placodermen des Devonischen Systems St Petersburg 1857 Band 3 Uber die Ctenodipterinen des devonischen Systems St Petersburg 1858 Archive Band 4 Uber die Saurodipterinen Dendrodonten Glyptolepiden und Cheirolepiden des Devonischen Systems St Petersburg 1860Literatur BearbeitenAdolf Erman Ueber Herrn Doctor C H Pander s palaeographische und geologische Arbeiten In Archiv fur die wissenschaftlichen Kunde von Russland Bd 18 Berlin 1859 S 384 445 Wilhelm Lubosch Uber Pander und D Altons vergleichende Osteologie der Saugetiere Ein Kapitel aus der Naturphilosophie In Flora oder allgemeine botanische Zeitung NF 11 12 1918 S 668 702 Ernst Loesch Heinrich Christian Pander sein Leben und seine Werke Eine biographische Studie In Biologisches Zentralblatt Bd 40 1920 Nr 11 12 S 481 502 Heinrich von Knorre 17 Briefe von Christian Heinrich Pander 1794 1865 an Karl Ernst von Baer 1792 1876 In Giessener Abhandlungen zur Agrar und Wirtschaftsforschung des europaischen Ostens Bd 59 1973 S 89 116 Boris Jewgenjewitsch Raikow Christian Heinrich Pander ein bedeutender Biologe und Evolutionist Frankfurt am Main Kramer 1984 Senckenberg Buch 62 ISBN 3 7829 1097 4 russ Hristian Pander vydayushijsya biolog evolyucionist Moskva 1964 Stephane Schmitt Christian Heinrich Pander 1794 1865 du developpement a l evolution In Bulletin d histoire et d epistemologie des sciences de la vie Bd 9 2002 Nr 2 S 133 146 Stephane Schmitt From eggs to fossils epigenesis and transformation of species in Pander s biology The International Journal of Developmental Biology Bd 49 2005 S 1 8 Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen III I Z In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 22 2003 S 269 305 hier S 283 Thomas Schmuck Baltische Genesis Die Grundlegung der Embryologie im 19 Jahrhundert Aachen 2009 Relationes Bd 2 uber Pander S 84 114 Thomas Schmuck Metamorphosen Christian Heinrich Pander 1794 1865 und die Evolution In O Riha M Fischer Hgg Naturwissenschaften als Kommunikationsraum Aachen 2011 Relationes Bd 6 S 369 398 Ortrun Riha Thomas Schmuck Of Bones and Beasts Christian Heinrich von Pander 1794 1865 on Transformation of Species online http shb nw ru ru readers archive ru D1 82 D0 BE D0 BC 4 2 of bones and beasts christian heinrich von pander 1794 1865 on transformation of species Sarah Feisel Die Begrundung der Keimblatttheorie durch Christian Heinrich Pander 1817 in Wurzburg Der Weg naturphilosophisch gepragter Embryologieforschung zur rationalen Wissenschaft med Diss Wurzburg 2022 online https opus bibliothek uni wuerzburg de opus4 wuerzburg frontdoor deliver index docId 25681 file Feisel Sarah Dissertation pdf Weblinks BearbeitenThe Pander Society In le ac uk Abgerufen am 27 September 2011 englisch Artikel Christian Heinrich Pander in der Grossen Sowjetischen Enzyklopadie BSE 3 Auflage 1969 1978 russisch http vorlage gse test 1 3D086569 2a 3D 2b 3DChristian 20Heinrich 20Pander Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Pander Christian Heinrich v In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Liste biografischer Daten Bewegung 17 Marz russisch Mitgliedseintrag von Christian Heinrich Pander bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 23 Januar 2017 Pander Hristian Ivanovich Hristian Genrih Eintrag bei der Russischen Akademie der Wissenschaften russisch Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag im Taufregister des Doms zu Riga Nicht mehr online verfugbar In Staatliches Historisches Archiv Lettlands Raduraksti Archiviert vom Original am 29 Oktober 2019 abgerufen am 27 September 2011 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lvva raduraksti lv Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 31 The Quarterly Journal of the Geological Society of London Geological Society of London The Society 1866 S XXXVII Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen III I Z In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 22 2003 S 269 305 hier S 283 Alain Blieck Susan Turner Carole Burrow Hans Peter Schultze Carl Rexroad u a Fossils histology and phylogeny Why conodonts are not vertebrates In Episodes Journal of international geosciences Jg 33 2010 Nr 4 S 234 241 Demidowpreistrager russisch Laureaty Demidovskoj premii In Website der Uraler Niederlassung der Russischen Akademie der Wissenschaften Abgerufen am 27 September 2011 russisch 1857 Pander H G Geografiya Normdaten Person GND 116021985 lobid OGND AKS LCCN n85065433 VIAF 12533384 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pander Christian HeinrichALTERNATIVNAMEN Pander Christian Heinrich von vollstandiger Name Panders Kristians Heinrihs fon lettisch KURZBESCHREIBUNG baltendeutscher Zoologe und PalaontologeGEBURTSDATUM 23 Juli 1794GEBURTSORT RigaSTERBEDATUM 22 September 1865STERBEORT St Petersburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian Heinrich Pander amp oldid 233915229