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Christian Friedrich von Kahlbutz auch Christian Friedrich von Kalebuz 1651 3 November 1702 Kampehl war ein markischer Edelmann der vor allem dadurch Beruhmtheit erlangte dass sein Leichnam nicht verwest ist ohne dass kunstliche Mumifizierungsverfahren angewendet wurden Der mumifizierte Leichnam ist eine Touristenattraktion in der Dorfkirche Kampehl Mumie des Ritters Christian Friedrich von Kahlbutz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familiarer Hintergrund 3 Naturliche Mumifizierung 4 Forschungsstand 5 Sagen und Erzahlungen 6 Sonstiges 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Komplettansicht der Mumie des Kahlbutz nbsp Dorfkirche KampehlEr war Kornett und Erbherr auf Kampehl Die oftmals irrefuhrende Bezeichnung Ritter bezieht sich auf seine Angehorigkeit zur markischen Ritterschaft Ritter Kahlbutz starb im Alter von 51 Jahren und wurde in einem Doppelsarg in der Patronatsgruft beigesetzt 1784 starb der letzte von Kahlbutz deshalb wechselte das Gut im Folgenden mehrfach den Eigentumer 1794 wurde die Kirche von Kampehl renoviert und man wollte wie ublich die Sarge im Gruftanbau beisetzen Beim Offnen der Sarge stellte sich heraus dass nur die eine Leiche des Ritters Kahlbutz nicht verwest war Familiarer Hintergrund BearbeitenSeine Mutter war Rixa von der Schulenburg der Vater Balzer von Kalebutz Kahlbutz war seit 1682 mit Margarete von Rohr 1724 Angehorige des alteingesessenen markischen Adelsgeschlechts von Rohr verheiratet mit der er zwolf Kinder hatte Funftes Kind Christian Ludwig von Kahlbutz 1748 Elisabeth Hedwig von Flotow 1 2 Sohn Friedrich Christian Heinrich von Kahlbutz 1724 1784 preussischer Oberst zuletzt im Regiment zu Fuss von Rohr Nr 54 beschliesst den Mannesstamm seines Geschlechts Neuntes Kind Christian Friederich von KahlbutzIn der Geburtsreihenfolge nicht einzuordnen sind derzeit Kaspar Friedrich von Kahlbutz 1688 1745 preussischer Oberst in der Schlacht bei Hohenfriedeberg gefallen 3 Baltzer Julius von Kahlbutz 1752 preussischer Oberst zuletzt Chef des Landregiments Nr 4 Stettin 4 Gottliebe Sophie von Kahlbutz 1795 als Stiftsdame im Stift Heiligengrabe 1 2 wohl eine Tochter des o g Christian Ludwig von Kahlbutz 1748 Elisabeth Hedwig von Kahlbutz 1708 Ehestiftung in Hohe von 1500 Talern 5 Daniel Friedrich von Rathenow 1727 preussischer Major Erbherr auf Planitz 6 Naturliche Mumifizierung BearbeitenDer naturliche Verwesungsprozess einer Leiche kann durch einige Umstande aufgehalten oder verzogert werden wodurch die Leiche austrocknet und verledert sie wird zur Mumie In erster Linie sind bei einem solchen naturlichen Mumifizierungsprozess die Luft sowie die Bodenbeschaffenheit zu beobachten Absolute Trockenheit leichte Radioaktivitat oder bestimmte Ausdunstungen des Bodens konnen hier forderlich wirken ebenso wie hermetisch abgeschlossene Sarge oder standig bewegte sehr trockene Luft Ebenso kann die konstante Einnahme giftiger Medikamente zu Lebzeiten in sehr kleinen fur den Patienten unschadlichen Mengen eine naturliche Mumifizierung begunstigen Zahlreiche solcher Gifte und Wirkstoffe sind im Nachhinein kaum noch nachweisbar da sich viele Fettstoffe einer Mumie im Laufe der Zeit verandern oder verfluchtigen Ein Abschluss durch Feuchtigkeit fuhrt zur Wachsleiche Ahnliche mumifizierte menschliche Uberreste finden sich mehrfach So ist der lederne Franzl in Oberosterreich in seiner Gruft mumifiziert verblieben und gab Anlass zu unterschiedlichen Auslegungen In der Kirche St Peter in Sinzig sind die mumifizierten sterblichen Uberreste des Heiligen Vogts aufbewahrt In der Stiftskirche von Waldhausen in Oberosterreich befinden sich die drei Waldhausener Mumien Der wohl beruhmteste Ort mit Hunderten mumifizierter Leichen welche nicht nur in Sargen liegen sondern auch an den Wanden hangen ist die Kapuzinergruft Palermo Forschungsstand BearbeitenMit der allem Anschein nach nicht einbalsamierten Leiche des Ritters wurden bereits zahlreiche Untersuchungen durchgefuhrt die klaren sollten warum der naturliche Verwesungsprozess speziell bei dieser Leiche nicht einsetzte Sowohl Rudolf Virchow als auch Ferdinand Sauerbruch beschaftigten sich mit der Leiche des Ritters und auch die Berliner Charite untersuchte in den 1980er Jahren Ritter Kahlbutz erfolglos Warum Kahlbutz nicht verwest ist bleibt weiterhin ungeklart Dennoch gibt es einige wenige Falle bei denen der naturliche Verwesungsprozess ahnlich aussetzte Es wird angenommen dass Ritter Kahlbutz an einer Krankheit litt die eine starke Abzehrung seines Leibes verursachte Dafur kommen vor allem Krebs Muskelschwund oder Tuberkulose in Frage Fur Tuberkulose als Krankheit von Kahlbutz sprechen einige Tatsachen die uberliefert wurden und die das Krankheitsbild zu bestatigen scheinen Laut Uberlieferung soll Ritter Kahlbutz im eigenen Blut erstickt sein Dies deutet stark darauf hin dass Kahlbutz kurz vor seinem Tode einen Blutsturz hatte wie er infolge schwerer Lungenkrankheiten Lungenkrebs oder Tuberkulose auftreten kann Kahlbutz wurde in einem Eichendoppelsarg beigesetzt Die bereits begonnene Verwesung der Leiche wurde wahrscheinlich durch den abgeschlossenen Sarg seine eigenen Ausdunstungen sowie den mangelnden Nahrboden der extrem abgemagerten Leiche unterbunden Durch die Bauweise der Gruft und des Sarges konnten grosse Mengen Luft am Leichnam vorbei streichen und genugend Wasser von diesem wegtransportieren und so den Leichnam austrocknen 7 8 Dies fuhrte vermutlich zur naturlichen Mumifizierung durch Verlederung Daruber hinaus gelangten durch die trockene Umgebung und die Bauweise des Sarges kaum Insekten zum Leichnam die somit diesen nicht weiter zersetzen konnten 7 Sagen und Erzahlungen BearbeitenDer Volksmund fand eine Erklarung fur die Mumifizierung des Ritters Kahlbutz und sah darin Gottes gerechte Strafe fur einen Mord Der Sage nach wurde Kahlbutz im Jahre 1690 von seiner Dienstmagd Maria Leppin des Mordes an ihrem Verlobten dem Schafer Pickert aus dem Nachbarort Buckwitz bezichtigt Die Tat geschah am Buckwitzer See Die Begrundung lautete er habe den Schafer aus Rache erschlagen weil die Magd dem Ritter das Recht der ersten Nacht verweigert hatte Auch habe er sich mit Pickert um die Grosse des Weideplatzes gestritten Im folgenden Strafprozess in Dreetz bei Neustadt wurde Kahlbutz jedoch aufgrund seiner eigenen eidlichen Aussage freigesprochen da die Zeugen fehlten Ritter Kahlbutz soll dabei vor dem Gericht geschworen haben Wenn ich doch der Morder bin gewesen dann wolle Gott soll mein Leichnam nie verwesen Im Laufe der Jahre wurden der Mumie weitere Spuk und andere mysteriose Geschichten angedichtet Aus den Zeiten der Napoleonischen Besetzung im Jahre 1806 gibt es Erzahlungen uber Scherze der franzosischen Besatzer Die Mumie soll von franzosischen Soldaten als Nachtwache eingesetzt worden sein Theodor Fontane schreibt distanziert die Legende nieder dass Napoleons Soldaten die Mumie einst aus Spass auf den Altar der Kirche kreuzigen wollten Als sie versuchten die linke Hand festzunageln sprang diese zuruck in ihre Ausgangsposition und ohrfeigte dabei einen Soldaten der vor Schreck sofort starb An der Schwenzebrucke am Buckwitzer See soll Kahlbutz den Schafer Pickert erschlagen haben 9 Hierzu nimmt Fontane die folgende Geschichte auf Spazierganger wurden von einer unsichtbaren Last befallen als sie gegen Mitternacht die Schwenzebrucke uberquert haben Je mehr sie sich von der Last trennen wollten umso schwerer wurde sie Erst als sie sich der Gegend in der der Mord geschehen sein soll weit genug entfernt hatten liess diese Last los Hierzu wird auch erzahlt dass Pferde um Mitternacht am selben Ort aus unerklarlichen Grunden nur muhsam vorankamen scheuten oder einfach stehen blieben 1806 soll ein franzosischer Offizier die Mumie aus dem Sarg genommen ihn beschimpft und bespuckt und falsch herum in den Sarg zuruckgelegt haben Anschliessend habe er ihn aufgefordert falls er wirklich spuken sollte solle er ihn um Mitternacht in seinem Quartier besuchen Am nachsten Tag soll der Offizier tot in seinem Quartier gefunden worden sein das Genick um 180 verdreht Dabei sollen Turen und Fenster von innen verriegelt gewesen sein sodass ein Eindringen von aussen nicht moglich war Die franzosischen Soldaten liessen ihre Wut an den Dorfbewohnern aus die ihre Unschuld an diesem Mord beteuerten Kurze Zeit spater kam es in Neustadt zu einem Gerichtsverfahren bei dem der Prozess fallen gelassen wurde weil kein Tater wegen der verschlossenen Turen in Frage kame Im Ubrigen wurde mit dieser Mumie im Ort allerlei Schabernack betrieben so wurde diese bei Hochzeiten zu diversen Streichen genutzt 1913 wurde sie in das Brautbett einer frischvermahlten Braut gelegt Anfang des 20 Jahrhunderts war sie mehrere Jahre in einem Wartezimmer eines Neustadter Arztes ausgestellt und loste Ohnmachtsanfalle bei den Patienten aus Sie soll von Schuljungen auf das Dach der Schule gelegt worden sein Von der Kleidung in der Kahlbutz bestattet wurde blieb kaum etwas erhalten Lediglich seine Stiefel eine Totenmutze und einige Fetzen von Ordensbandern waren erhalten geblieben In den 1930er Jahren brachen Studenten in die Gruft ein stahlen die Stiefel und seinen Harnisch der dort ausgestellt war Einige Wochen spater schickten sie einen Stiefel zuruck und teilten mit dass das Bier das sie aus dem Stiefel tranken vorzuglich geschmeckt hat Sonstiges BearbeitenDie Geschichte des ledernen Ritters wurde kunstlerisch aufgegriffen und liegt der vierteiligen Fernsehserie Spuk aus der Gruft von 1997 als Thema zugrunde Die ebenfalls in Brandenburg liegenden Mumien von Illmersdorf entstanden ohne kunstliche Mumifizierungsverfahren Literatur BearbeitenDer nackte Ritter In Simon Marsden Geistersuche Eulen Verlag Frankfurt a M 1998 S 90 92 Der unverweste Ritter In Wilhelm Ruprecht Frieling Killer Kunstfurzer Kastraten Internet Buchverlag Berlin 2011 ISBN 978 3 941286 69 6 George Adalbert von Mulverstedt Hrsg Sammlung von Ehestiftungen und Leibgedingsbriefen ritterschaftlicher Geschlechter der Provinzen Sachsen Brandenburg Pommern und Preussen 360 S Magdeburg 1863 S 90 Online bei Google Books Karl Heinz Otto Ritter Kalebuz Deutschlands legendarste Mumie Kornett des Prinzen von Homburg Kleists tragischer Fehrbellin Held Potsdam Markische Reisebilder 2012 ISBN 978 3 934232 56 3 Klaus Przybilla Der Prozess um Christian Friedrich von Kahlbutz Hintergrunde Fakten Beweise Recherchen Das Urteil Pusch Neuruppin 1993 Gerd Schulze Vom Geschlecht derer von Kahlbutz auf Kampehl in Jahrbuch Menschen Bilder Geschichten hrsg vom Landkreis Ostprignitz Ruppin Bd 22 2013 S 44 45 Die Geschichte des ledernen Ritters diente als Vorlage fur das Kinderbuch von Dorothea Flechsig Ritter Kahlbutz Gluckschuh Verlag ISBN 978 3 943030 40 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christian Friedrich von Kahlbutz Sammlung von Bildern Der lederne Ritter Kahlbutz in Kampehl Die Legende uber den Ritter Christian Friedrich von Kahlbutz 6 Marz 1651 3 November 1702 Literatur von und uber Christian Friedrich von Kahlbutz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Heinrich Kneschke Neues allgemeines deutsches Adels Lexicon Band 4 Leipzig 1863 S 621 a b Verein fur Geschichte der Mark Brandenburg hrsg Markische Forschungen Band 2 Berlin 1843 S 382 Anton Balthasar Konig Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen Band 2 Arnold Wever Berlin 1789 S 219 Nachdruck LTR Starnberg 1989 ISBN 3 88706 305 8 Anton Balthasar Konig Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen Band 2 Arnold Wever Berlin 1789 S 220 Nachdruck LTR Starnberg 1989 ISBN 3 88706 305 8 George Adalbert von Mulverstedt Hrsg Sammlung von Ehestiftungen und Leibgedingsbriefen ritterschaftlicher Geschlechter der Provinzen Sachsen Brandenburg Pommern und Preussen 360 S Magdeburg 1863 S 90 Online bei Google Books Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser A Justus Perthes Gotha 1904 S 699 a b Mark Benecke Dem Tater auf der Spur So arbeitet die moderne Kriminalbiologie ISBN 3 404 60562 4 A C Aufderheide The geography of mummies In A C Aufderheide Hrsg The Scientific Study of Mummies Cambridge University Press Cambridge 2003 S 170 Doch eine Mumie alleine macht noch keine Legende Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive Normdaten Person GND 120640937 lobid OGND AKS VIAF 27906947 Wikipedia Personensuche 52 865944444444 12 458861111111 Koordinaten 52 51 57 4 N 12 27 31 9 O PersonendatenNAME Kahlbutz Christian Friedrich vonALTERNATIVNAMEN Ritter Kahlbutz Ritter von KahlbutzKURZBESCHREIBUNG preussischer RitterGEBURTSDATUM 6 Marz 1651GEBURTSORT Kampehl BrandenburgSTERBEDATUM 3 November 1702STERBEORT Kampehl Brandenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian Friedrich von Kahlbutz amp oldid 236129267