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Das Chinesische Haus auch als Chinesisches Teehaus bekannt 1 ist ein Gartenpavillon im Park Sanssouci in Potsdam Friedrich der Grosse liess das Gebaude zur Ausschmuckung seines Zier und Nutzgartens ca 660 Meter sudwestlich des Sommerschlosses Sanssouci errichten Mit der Planung wurde der Baumeister Johann Gottfried Buring beauftragt der nach Skizzen des Konigs in den Jahren 1755 bis 1764 einen Pavillon im Zeitgeschmack der Chinoiserie schuf eine Mischung von ornamentalen Stilelementen des Rokokos und Teilen ostasiatischer Bauformen Chinesisches Haus Park Sanssouci Ansicht v NordwestenDas Chinesische Haus liegt im Park Sanssouci Die ehemalige Chinesische Kuche nach dem UmbauDie ungewohnlich lange Bauzeit von neun Jahren ist auf den Siebenjahrigen Krieg zuruckzufuhren unter dem die wirtschaftliche und finanzielle Lage Preussens erheblich litt Erst nach dem Ende des Krieges 1763 wurden die Kabinette im Innern des Gartenpavillons ausgestattet Da das Gebaude neben seiner Funktion als schmuckende Gartenarchitektur gelegentlich auch als exotische Kulisse fur kleinere Festlichkeiten diente gab Friedrich der Grosse Order zum Bau einer Chinesischen Kuche wenige Meter sudostlich des Chinesischen Hauses Nach einem Umbau 1789 erinnern nur noch die sechseckigen Fenster an den ostasiatischen Charakter des ehemaligen Wirtschaftsgebaudes Ebenfalls unter dem Einfluss der Chinoiserie entstand einige Jahre spater auf dem am nordlichen Rand des Parks Sanssouci angrenzenden Klausberg das Drachenhaus in der Form einer chinesischen Pagode Mit diesen Gebauden folgte Friedrich der Grosse der Chinamode des 18 Jahrhunderts die sich zuerst in Frankreich dann in England und Deutschland ausbreitete Inhaltsverzeichnis 1 Die Chinoiserie 2 Architektur 2 1 Aussere Gestaltung 2 2 Innenraumgestaltung 3 Rauchergefass 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie Chinoiserie Bearbeiten nbsp Figurengruppe am Chinesischen Haus nbsp Sitzender Mandarin auf der Kuppel des Chinesischen HausesDurch den Uberseehandel der Hollander mit China kamen Ende des 17 Jahrhunderts Kunsthandwerk aus Perlmutt und mit Lackmalerei Seidenstoffe und Porzellane nach Europa An den Furstenhofen des Barocks entwickelte sich ein Interesse an der ostasiatischen Kunst die in der Zeit des Rokokos eine wahre Chinamode die Chinoiserie entstehen liess Neben der Begeisterung fur asiatische Luxusguter die mit den subtilen Formen des Rokokos harmonierten wurde durch Reisebeschreibungen und Zeichnungen das Bild eines heiter verspielten Lebensstils der Menschen in China wiedergegeben das den Wertvorstellungen der gelockerten Lebensfuhrung an den europaischen Hofen entsprach Mit Wandbemalungen die eine romantisierende Welt der Chinesen darstellten Porzellan auf Wandkonsolen und kleinen Mobeln im chinesischen Stil wurden ganze Raume in den Schlossbauten ausgeschmuckt In den Gartenanlagen entstanden Pavillons und Pagoden die nicht unbedingt ein bestimmtes chinesisches Gebaude zum Vorbild hatten sondern oft nur durch geschwungene Dachformen und Figuren aus der chinesischen Kultur ostasiatische Bauweise suggerierten Architektur BearbeitenFur das Chinesische Haus nahm Friedrich der Grosse den kleeblattformigen Grundriss eines 1738 erbauten Gartenpavillons dem Maison du trefle im Schlosspark von Luneville Frankreich zum Vorbild Dieses Gebaude entwarf der franzosische Architekt Emmanuel Here fur den Herzog von Lothringen Stanislaus I Leszczynski den Konig von Polen der in Frankreich im Exil lebte Ein Exemplar eines von Here 1753 veroffentlichten Kupferstichwerks uber dessen Bauten war im Besitz Friedrichs des Grossen Aussere Gestaltung Bearbeiten Das Chinesische Haus hat den Grundriss eines Kleeblatts An den kreisrunden Zentralbau schliessen sich in regelmassigen Abstanden drei Kabinette im Wechsel mit Freiraumen an Fast bodentiefe rundbogige Fenster und Fensterturen lassen viel Licht in das Innere des Pavillons Das geschwungene zeltartige Kupferdach wird in den Freiraumen von je vier vergoldeten Palmsaulen aus Sandstein gestutzt Sie sind Arbeiten des Schweizer Zierratenbildhauers Johann Melchior Kambly der ab 1745 im Auftrag Friedrichs des Grossen in Sanssouci tatig war Die vergoldeten Sandsteinplastiken am Fuss der Saulen sitzend und an den Wanden der Kabinette stehend stammen aus den Werkstatten der Bildhauer Johann Gottlieb Heymuller und Johann Peter Benkert Den Entwurfen fur das Figurenensemble der essenden trinkenden und musizierenden Chinesen standen den Bildhauern Menschen aus der Region Modell woraus sich die europaischen Gesichtszuge der Figuren erklaren Der Tambour der dem Dach aufgesetzt wurde wird von der vergoldeten Figur eines Mandarin mit aufgespanntem Schirm und Caduceus bekront Nach einem Entwurf des Bildhauers Benjamin Giese erstellte sie Friedrich Jury in Kupfer Durch die langsovalen Fensteroffnungen des Tambours fallt wie durch die Fenster in der Fassade Licht in den Zentralraum Innenraumgestaltung Bearbeiten nbsp Deckenmalerei im Innern nbsp SeitenkabinettDie Wand des kreisrunden Hauptraums der von der Nordseite betreten wird ist mit grunem Stuckmarmor uberzogen In Stuck gearbeitete Affen mit Musikinstrumenten uber den Fensterturen Konsolen auf denen Porzellan platziert ist und Kerzenhalter so genannte Wandbranchen zwischen den Fenstern sind allesamt mit Blattgold uberzogen Ebenfalls vergoldet ist ein reich verzierter mit Kerzen bestuckter Kronleuchter der von der Kuppel herabhangt Das Deckenbild im oberen Rund des Raums wurde 1756 von Thomas Huber geschaffen Von ihm stammen auch die Deckenmalereien uber den Freiraumen im Aussenbereich Als Vorlage im Innern diente eine Entwurfszeichnung des franzosischen Kunstlers Blaise Nicolas Le Sueur der als Zeichenlehrer an der Berliner Kunstakademie unterrichtete Die Deckenmalerei zeigt hinter einer Balustrade teils in den Raum schauende teils miteinander plaudernde asiatische Menschen Sie sind umgeben von Papageien Affen und auf Pfosten sitzenden Buddhafiguren Die Wande der an den Hauptraum angrenzenden Kabinette erhielten hellgrundige seidene Wandbespannungen mit gemalten Blumenmustern eine in dieser Zeit beliebte und preiswerte Wandtextilie aus einheimischer Produktion die sogenannten Pekings Wie auch hier verwendete Friedrich der Grosse fur die Raumausstattung seiner Gebaude fast nur Stoffe verschiedener Qualitat aus preussischen Seidenfabriken Kleine erhaltene Reste dieser Wandbespannung dienten bei der Restaurierung 1990 bis 1993 als Vorlage fur eine Rekonstruktion des Originals Rauchergefass Bearbeiten nbsp Das RauchergefassNeben dem Chinesischen Haus steht auf der Wiese ein hohes Rauchergefass mit der Inschrift 製年元正雍清大 Von rechts nach links zu lesen ergibt das Daqing Yongzheng yuannian zhi ubersetzt Hergestellt im 1 Regierungsjahr des Kaisers Yongzheng also im Jahr 1723 Da in Ostasien Kunstobjekte oft zuruckdatiert wurden um sie wertvoller zu machen konnte das Gefass jedoch auch spater hergestellt worden sein Im Amtlichen Fuhrer zum Chinesischen Haus heisst es dass das Rauchergefass als Geschenk des Konigs von Siam Chulalongkorn 1897 nach Potsdam kam und bis 1955 im ehemaligen Rosengarten am Neuen Palais gestanden hat 2 Literatur Bearbeitennach Autoren alphabetisch geordnet Adrian von Buttlar Sanssouci und der Ewige Osten Teil II Zur Deutung des Chinesischen Teehauses In Die Gartenkunst 8 1 1996 S 1 10 Generaldirektion der Stiftung Schlosser und Garten Potsdam Sanssouci Hrsg Potsdamer Schlosser und Garten Bau und Gartenkunst vom 17 bis 20 Jahrhundert Potsdam 1993 ISBN 3 910196 14 4 S 116ff Gert Streidt Klaus Frahm Potsdam Die Schlosser und Garten der Hohenzollern Konemann Koln 1996 ISBN 3 89508 238 4 S 78ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chinesisches Haus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156918 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Galerie chinesischer Pavillons in DeutschlandEinzelnachweise Bearbeiten Die zeitgenossischen Bezeichnungen Chinesisches Sinesisches oder Japanisches Palais Haus Tempel Pagode wechselten einander ab Die bekannteste Bezeichnung Teehaus ist historisch nicht belegbar Vgl Marion Dreger Das Chinesische Haus In Generaldirektion der Stiftung Schlosser und Garten Potsdam Sanssouci Potsdamer Schlosser und Garten Bau und Gartenkunst vom 17 bis 20 Jahrhundert Potsdam 1993 S 119 Anmerkung 2 Als Chinesisches Teehaus wurde der Pavillon lediglich in den 1940er Jahren bis zur Restaurierung Anfang der 1990er Jahre bezeichnet Vgl Gerhild Komander China in Sanssouci Die Chinamode in friderizianischer Zeit und deren Rezeption durch Friedrich II digital abgerufen am 3 Dezember 2015 Amtlicher Fuhrer hrsg von Staatliche Schlosser und Garten Potsdam Sanssouci Das Chinesische Haus im Park Sanssouci 1 Auflage 1994 52 400172 13 03207 Koordinaten 52 24 0 6 N 13 1 55 5 O Normdaten Geografikum GND 4331548 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chinesisches Haus Potsdam amp oldid 225318687