www.wikidata.de-de.nina.az
Das Catch englisch Fang oder Beute war in England im spaten 16 Jahrhundert bis etwa zum Jahr 1800 ein Rundgesang oder Zirkelkanon fur drei oder mehr Mannerstimmen verwandt mit dem Round der sich damals grosser Beliebtheit erfreute 1 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff des Catch 2 Geschichte des Catch 3 Ausgaben Auswahl 4 Literatur Auswahl 5 QuellenBegriff des Catch BearbeitenDer Ursprung des Begriffs Catch liegt im Dunklen Es gibt moglicherweise einen gewissen Zusammenhang mit dem italienischen caccia obwohl sich die beiden Gesangsarten deutlich voneinander unterscheiden mit Ausnahme von wenigen Catches die wie caccia die Jagd zum Thema haben Nach einer anderen Version die bei englischen Musikern viele Anhanger hat bezieht sich der Begriff auf die Technik die Textworte so anzuordnen dass die jeweils neuen Bedeutungen in den ubereinander stehenden Zeilen eingeordnet werden wahrend sie gleichzeitig gesungen werden Geschichte des Catch BearbeitenIn der europaischen mehrstimmigen Musik des 14 Jahrhunderts ist eine Caccia eine Form der Musik fur Singstimmen in der die imitierenden Stimmen in spezieller Weise angeordnet sind Verwandt mit der Caccia ist der Rondellus der von zyklischen Formen bestimmt wird die sich der Methode des Kanons bedienen Der vierstimmige Kanon uber einen zweistimmigen Rondellus liegt in der fur das spate Mittelalter typischen Nahe zwischen geistlicher und weltlicher Musik Dieses im Mittelalter verbreitete Nebeneinander von Gelehrtem und Popularem ist in England bis ins 17 Jahrhundert erhalten geblieben Weil die Sanger der Koniglichen Kapelle Chapel Royal sowie der Kathedralchore auch in ihrer Freizeit gesungen haben sind ausserdem Bearbeitungen von beliebten Liedern fur Mannerstimmen Altus Tenor und Bass entstanden Erstmals erwahnt wird der Begriff des Catch in einer Handschrift aus dem Jahr 1580 Typisch fur diese Gattung sind die Verwendung von Wortspielen und die absichtlichen Zweideutigkeiten Allgemein verbreitet waren Catches am Anfang des 17 Jahrhunderts Von Schriftstellern und Dramatikern werden sie zwar unterschiedlich beschrieben stimmen jedoch in der Anordnung der Singstimmen uberein Bei Shakespeare gibt es in dem Schauspiel Twelfth Night or What you will deutscher Titel Was ihr wollt aus dem Jahr 1602 zu Anfang ein dreistimmiges Vokalstuck beschrieben als a catch that will draw three souls out of one weaver in dem eine Stimmung derben Humors erzeugt wird Allgemein bekannt war damals der Zusammenhang zwischen Trinken und Singen hierfur waren die englischen Kathedralsanger geradezu beruchtigt Samuel Harsnett ein Anfang des 17 Jahrhunderts bekannter englischer Geistlicher schrieb in seiner Veroffentlichung A Declaration of Egregious Popish Impostures London 1603 dass Rounds und Catches gesungen wurden by tinkers as they sit by the fire with a pot of good ale between their legs von Kesselflickern wie sie am Feuer sitzen mit einem Topf guten Biers zwischen ihren Beinen Von Thomas Ravenscroft erschienen im fruhen 17 Jahrhundert in London drei namhafte Sammlungen mit popularen Dichtungen in denen auch Catches enthalten waren Pammelia 1609 eine Sammlung von 100 anonymen Catches Deuteromelia 1609 und Melismata 1611 in seiner Vorbemerkung zu der ersten dieser drei heisst es Catches so generally affected I take it quia non superant captum because so consonant to all ordinary musical capacity Pammelia enthalt nicht nur Stucke in Englisch sondern auch Texte in Kuchenlatein oder in schlechtem Franzosisch auch Dichtung in schlechtem Latein makkaronische Dichtung sie beziehen sich auf politische Zusammenhange mit gelegentlichen Anzuglichkeiten Die Vertonungen aus Ravencrofts Sammlungen erfreuten sich lange Zeit einer ungebrochenen Beliebtheit Einige Kompositionen davon sind auch in dem namhaften schottischen Manuskript Ane buick of roundells quhilks ar an hundredth in number collected and notted by dauid mehuill uberliefert worden nach dem Namen des Zusammenstellers auch Melville Manuskript genannt Die Komponisten dieser Catches waren unter anderen Thomas Brewer 1611 Henry Lawes Edmund Nelham 1646 und John Hilton der Jungere Letzterer hinterliess auch die beruhmte Sammlung Cath that Catch Can A Voice Collection of Cathes Rounds and Canons for Three or Four Voices London 1652 die mehrere Auflagen erreichte Henry Purcell Catch 4 stimmiger Kanon aus The Catch Club or Merry Companions um 1731 Part 1 nbsp In der Regierungszeit von Konig Charles II 1660 1685 hat der beruhmte Komponist Henry Purcell zum Catch Repertoire etwa 60 Stucke beigetragen sie sind weitgehend im musikalischen Stil seiner weltlichen Buhnenwerke gehalten Viele seiner Catches handeln vom Trinken als Zeitvertreib sie zeigen aber auch die moralische Freizugigkeit zur Zeit der letzten Stuart Konige In diesen Catches gab es daruber hinaus die Moglichkeit Aussagen uber bestimmte Personlichkeiten Komponisten soziale Gebrauche und volksnahe Sitten zu machen Der Baumeister Theologe und Komponist Henry Aldrich preist in einem seiner Catches den Tabak John Stafford Smith schrieb Catches in der Nachahmung traditioneller Strassenrufe und schuf Parodien auf Debatten des englischen Parlaments Der besonders produktive Catch Komponist Benjamin Cooke 1734 1793 Schuler von Johann Christoph Pepusch schrieb Catches uber so unterschiedliche Texte wie Inschriften auf Urnen Grabinschriften Passagen aus dem Worterbuch von Johnson und Textausschnitte aus Zeitungen oder antiken Dichtungen In einem Stich mit dem Titel The Catch Singers sind die drei Sanger John Stafford Smith Thomas Warren und John Winder bildlich festgehalten Die fortwahrende Veroffentlichung von Catches in England deutet darauf hin dass auch im 18 Jahrhundert an dieser Art des Zeitvertreibs weiterhin ein lebhaftes Interesse bestand Insbesondere die Chorsanger einer Kathedrale lay clercs wirkten an dieser Musik regelmassig mit dies ist belegt fur die lay clerks der Christ Church Kathedrale in Oxford die in den Raumen des erwahnten Henry Aldrich Oxforder Dekan 1689 1710 zusammenkamen Aldrich war als Architekt Gelehrter Komponist und Herausgeber Alter Musik bekannt und machte sich einen besonderen Namen mit dem Catch Hark the Bonny Christ Church Bells in dem das Glockengelaut dieser Oxforder Kirche besonders deutlich nachgeahmt wurde Maurice Greene Organist an der Londoner St Paul s Cathedral brachte im Jahr 1747 die Sammlung Catches and Canons of Three and Four Voices heraus mit der hinzugefugten Bemerkung to revive a practice undeservedly growing obsolete eine Praxis zu beleben die es nicht verdient unterzugehen Eine Gruppe von musikbegeisterten Adeligen grundete am 6 November 1761 in London den Noblemen s and Gentlemen s Catch Club der sich als dining club regelmassig in der Thatched House Tavern in der St James Street traf und Preise fur die Komposition von Catches Kanons und Glees ausschrieb die Preise wurden nach Auffuhrung der Werke durch Abstimmung unter den Mitgliedern vergeben Anschliessend hatte der Sekretar des Clubs Thomas Warren die Aufgabe die eingesandten Werke abzuschreiben Ein herausragendes Mitglied dieses Clubs war der Komponist Thomas Augustin Arne der wegen seines ungezwungenen Auftretens besonders beliebt war Die Sammlung Social Harmony von Thomas Hale aus dem Jahr 1763 enthalt ausser Catches auch andere mehrstimmige Werke herausgegeben zur Verwendung in Freimaurer Logen William Hayes Musikprofessor an der University of Oxford brachte im Jahr 1765 eine Sammlung mit Catches Glees and Canons heraus die aus den allwochentlichen Singubungen an der Universitat stammten im gleichen Jahr erschien hierzu noch ein Erganzungsband der dem Oxforder Catch Club gewidmet war Daruber hinaus haben die meisten englischen Komponisten des 18 Jahrhunderts zum Catch Repertoire beigetragen Als deutsche Verfasser von Catches sind Johann Friedrich Lampe und Georg Berg um 1725 1775 bekannt geworden Nach dem grossen Erfolg des Londoner Catch Clubs entstanden in vielen Stadten Englands weitere derartige Vereinigungen Im Jahr 1790 kam es zur Grundung des Londoner Clubs Graduate Meeting hier wurde der fordernde Effekt des Singens von Catches und Kanons fur die kontrapunktischen Fahigkeiten von Komponisten hervorgehoben In dessen Grundungsjahr wurde Joseph Haydn zu einem der Treffen eingeladen Haydn hatte zuvor schon den Catch Club Anacreontic Society besucht sein Interesse an Catches geht auch aus seiner Werkgruppe Twelve Sentimental Catches and Glees hervor Das Singen von Catches erfolgte auch seitens englischer Soldaten und Verwaltungsbeamten in Indien Der Publizist William Hickey berichtet von prominenten Mitgliedern eines Catch Clubs in Kalkutta 1785 In einigen englischen Catch Clubs wurde nach Aussage des Musikhistorikers Charles Burney das Singen von Madrigalen wiederbelebt Gegen Ende des 18 Jahrhunderts verschwand das Catch allmahlich aus dem offentlichen Leben Englands und wurde durch das Glee abgelost Ausgaben Auswahl BearbeitenR Clark The Words of the Most Favorite Pieces performed at Glee Clubs the Catch Club and other Public Societies London 1814 H E Wooldridge Hrsg Old english Popular Music a New Edition London 1893 Henry Purcell Secular Songs and Catches In The Works of Henry Purcell hrsg von The Purcell Society London 1922 Musica Britannica Nr 22 Joseph Haydn 12 Sentimental Catches and Glees hrsg vom Joseph Haydn Institut Koln 1959 Gesamtausgabe Nr 31 c 16 P Hillier Hrsg The Catch Book Oxford 1987 B W Robinson R F Hale Hrsg The Aldrich Book of Catches London 1989 Literatur Auswahl BearbeitenW Cooke Biographical Memoirs of the Custos and Vicars admitted into the College at Hereford from 1660 to 1823 Collected from Public Records and Private Researches by a Former Member of that Society 2 Bande J Collier d J Musical Travels through England London 1785 J Montagu 4th Earl of Sandwich A Voyage by the Late Earl of Sandwich 1738 1739 Written by himself with Memories of the Noble Authot s Life by J Cooke London 1799 J Warren Some Account of the Origin of Catches Glees and Rounds In The Musical World 18 Nr 2 Januar 1843 S 18 ff und 36 ff A Spencer Hrsg Memoirs of William Hickey 1749 1809 London 1923 E F Hart The Restoration Catch In Music and Letters Nr 34 1943 S 288 305 W G Hiscock A Christ Church Miscellany Oxford 1944 P M Young The Aldrich Book of Catches Rezension In Music and Letters Nr 72 1991 S 654 657 R J S Stevens Recollections an Organist in Gregorian London hrsg von M Argent London 1992 Quellen Bearbeiten Percy M Young Catch In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Sachteil Band 2 Bolero Encyclopedie Barenreiter Metzler Kassel u a 1995 ISBN 3 7618 1103 9 Sp 468 472 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 2 Herder Freiburg im Breisgau 1979 ISBN 3 451 18052 9 S 62 The New Grove Dictionary of Music and Musicians hrsg von Stanley Sadie 2nd Edition Band 5 McMillan Publishers London 2001 ISBN 0 333 60800 3 Normdaten Sachbegriff GND 7573208 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Catch Musik amp oldid 224379412