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Carlo Battisti geboren 10 Oktober 1882 in Trient Osterreich Ungarn gestorben 6 Marz 1977 in Empoli war ein italienischer Romanist Italianist Toponomastiker und Politiker des Irredentismus 1951 spielte er in einem Film von Vittorio de Sica Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Karriere als Hochschullehrer 1 2 Rolle in der Sudtirolfrage 1 3 Rolle im Filmschaffen 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenKarriere als Hochschullehrer Bearbeiten Carlo Battistis Eltern kamen ursprunglich aus Fondo im Nonstal sein Vater war Gymnasiallehrer in Trient 1 Er studierte ab 1900 an der Universitat Wien bei Wilhelm Meyer Lubke Adolf Mussafia Karl von Ettmayer und Elise Richter Er promovierte uber die alt trentinische Komodie La Catinia 1419 von Sicco Polenton erschienen in Archivio trentino 19 21 1904 1906 insgesamt 157 Seiten und habilitierte sich mit der Schrift Die Nonsberger Mundart Lautlehre Wien 1908 Er wurde zuerst Bibliothekar 1914 konnte er der erfolgten Ernennung zum Professor wegen seines Kriegsdienstes nicht nachkommen Er wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Leutnant der Reserve der Kaiserjager einberufen und geriet 1914 bei Uhnow in russische Kriegsgefangenschaft Er lehrte zeitweise an der Universitat Tomsk Nach Kriegsende kehrte er nach Italien zuruck und leitete ab 1919 den Wiederaufbau der Bibliothek im kriegszerstorten Gorizia das nun zu Italien gehorte Von 1925 bis zu seiner Emeritierung 1952 lehrte Battisti Romanische Philologie an der Universitat Florenz In Florenz bildete er Bibliothekare und Archivare aus und war Direktor des Instituts fur Glottologie und Mitdirektor des Istituto Internazionale Etrusco Nach seiner Emeritierung war er weiterhin wissenschaftlich tatig und hielt noch Vorlesungen an der Universitat Lecce heute Universita del Salento In der Reihe Dizionario toponomastico atesino Ortsnamenworterbuch des Etschtals war er zwischen 1936 und 1978 Autor oder Mitautor von 13 Banden Er war ferner der Grundungsherausgeber der Reihe Dizionario toponomastico trentino Florenz 1974 ff Seit 1910 war er Mitglied der Accademia degli Agiati in Rovereto 2 Rolle in der Sudtirolfrage Bearbeiten Battisti schrieb bereits im Jahr 1906 in dem soeben von Ettore Tolomei gegrundeten Jahrbuch Archivio per l Alto Adige wegen Meinungsverschiedenheiten in der Frage der ethnischen Zugehorigkeit der Ladiner gingen sie bis 1925 getrennte Wege 3 An der Wiener Universitat hatte Battisti mehrere Auftrage zur Sprachforschung in den Alpentalern erhalten und auch deren Ergebnisse veroffentlichen konnen Schon in Wien war seine linguistische Forschung an den Aktivitaten des politischen Irredentismus ausgerichtet Nach Kriegsende stand dieser vor der Aufgabe die im Vertrag von Saint Germain hinzugewonnenen Gebiete und deren deutsche und ladinische Bevolkerung zu italianisieren In der Auseinandersetzung um die Questione Ladina ergab sich aus den sprachwissenschaftlichen Forschungen der sogenannten Battistini auch noch ein italienischer Gebietsanspruch auf die ratoromanischen Teile der Schweiz 4 Ebenfalls einen politischen Hintergrund hatte die in den 1930er Jahren gefuhrte Polemik uber die Herkunft der Etruskischen Sprache an der Battisti teilhatte Die wiederaufgenommene Zusammenarbeit mit Tolomei sorgte 1928 dafur dass Battisti an der Neuauflage des 1923 durch konigliches Dekret amtlich gewordenen Namenbuches der Sudtiroler Ortsnamen mitarbeitete 5 1936 wurde Battisti in die Leitung des Istituto di Studi und des Archivio per l Alto Adige aufgenommen 6 In den Jahren bis 1942 schaffte Battisti es in einem organisatorischen Kraftakt in seinem Fiorentiner Institut zehn Bande des Dizionario Toponomastico Atesino erstellen zu lassen wofur ihm ein Etat uber 100 000 Lire zur Verfugung stand In der faschistisch propagandistischen Zeitschrift Atesia Augusta legte er 1939 Rechenschaft uber die geleistete Arbeit mit den Worten ab La maggior soddisfazione di uno scienziato italiano e quella di veder riconosciuto ed apprezzato dal Duce il lavoro principale della propria vita Die grosste Befriedigung eines italienischen Wissenschaftlers ist es das eigene Hauptwerk von Mussolini anerkannt zu sehen Carlo Battisti Marz 1939 in Atesia Augusta 7 Als 1943 mit der Besetzung Italiens durch die deutsche Wehrmacht Sudtirol zur Operationszone Alpenvorland geschlagen wurde wurde Tolomei von der Gestapo verhaftet und nach Deutschland verschleppt Das Institut in Tolomeis Sudtiroler Wohnsitz in Montan wurde aufgelost und die Forschungsunterlagen geraubt sie blieben nach Kriegsende spurlos verschwunden Battisti konnte in der Italienischen Sozialrepublik RSI in Florenz noch den Jahresband 1944 des Archivio per l Alto Adige sowie eine weitere Zusammenstellung ladinischer Ortsnamen herausgeben Nach der Befreiung von Florenz durch die Alliierten wurde Battisti als kommissarischer Leiter des Istituto di Studi per l Alto Adige in Florenz eingesetzt Tolomei wurde bei der Sauberung vom Faschismus 8 wegen seiner Haft in Deutschland milde behandelt behielt seinen im Faschismus verliehenen Senatorentitel und arbeitete bei der Pariser Friedenskonferenz 1946 wieder dem italienischen Nationalismus zu indem er in gewohnter Weise Karten uber die Volkszugehorigkeit in Sudtirol erstellte Auch fur Battisti stand in den Arbeiten nach 1945 die Untermauerung des italienischen Anspruchs auf Sudtirol im Vordergrund seiner staatlich geforderten Veroffentlichungen Er hielt auch nach 1945 unbeirrt an der Berechtigung der Brennergrenze der Gultigkeit des Prinzips der naturlichen Grenzen und der Wasserscheidentheorie fest 9 Die Zugehorigkeit Sudtirols zu Italien legitimierte sich bei Battisti aus der vermeintlichen tiefen Romanitat des gesamten Gebiets das er prinzipiell als gemischtsprachige Region ansah In der heiklen Frage der Revision der Optionsbestimmungen wandte er sich vehement gegen die Ruckoption bzw Rucksiedelung ausgewanderter Sudtiroler 10 Battisti reagierte noch 1955 mit heftiger Polemik auf die Versuche des nun wieder souveranen Osterreichs in der Sudtirolfrage aktiv zu werden 11 Gleichwohl ging mit dem allmahlichen Verzicht der italienischen Politik auf die Tolomeische Entnationalisierung der Minderheiten eine auch wissenschaftliche Anerkennung des sprachlichen Status quo einher Das Pendant des muhsamen Wegs zur Autonomie Sudtirols in der Politik war in der von Battisti geleiteten Zeitschrift allmahliche Anerkenntnis von Minderheiten in der Region und die Aufnahme des bilinguismo in die wissenschaftliche Analyse Ab 1969 wurde in der Zeitschrift kein politischer Beitrag mehr veroffentlicht 12 Allerdings hat Battisti die von Tolomei vertretene und politisch gemunzte historische These Sudtirol sei im Mittelalter nur oberflachlich germanisiert gewesen 13 auch in den 1960er Jahren auch entgegen historischer Evidenz noch nicht verwerfen wollen 14 Rolle im Filmschaffen Bearbeiten Als Battisti zur Teilnahme an einer Prufungskommission nach Rom reiste sprach ihn Vittorio De Sica vor dem Unterrichtsministerium an um ihn fur seinen neorealistischen Film Umberto D zu engagieren Im Alter von 70 Jahren spielte er 1952 die Hauptrolle in diesem Film De Sicas Diese Erfahrung veranlasste Battisti sich als Linguist mit der Sprache des Films auseinanderzusetzen und einen wissenschaftlichen Dokumentarfilm uber ladinisches Brauchtum zu drehen Le Nozze Fassane fur den er von der Region Trentino Alto Adige zu den Produktionskosten von 500 000 Lire einen offentlichen Zuschuss erhielt 15 Schriften Auswahl BearbeitenBericht uber eine Forschungsreise zur Untersuchung der ladinisch trientinischen Mundarten Wien Holzhausen 1909 Die Nonsberger Mundart Lautlehre Wien Holder 1909 Zur Sulzberger Mundart ein Reisebericht Wien Holzhausen 1911 Le dentali intervocaliche nei dialetti italiani Halle a S 1912 Die Mundart von Valvestino Ein Reisebericht Wien Holder 1913 Die Erforschung der Ortsnamen in Oberetsch wahrend der Jahre 1914 1924 1926 Karl R von Ettmayer Wilhelm Meyer Lubke Carlo Battisti Prinzipienfragen der romanischen Sprachwissenschaft Wilhelm Meyer Lubke zur Feier der Vollendung seines 50 Lehrsemesters und seines 50 Lebensjahres gewidmet Halle a S Niemeyer 1910 1912 Hrsg Testi dialettali italiani in trascrizione fonetica Halle a S 1914 1921 Sala Bolognese 1988 Studi di storia linguistica e nazionale del Trentino Florenz 1922 Sala Bolognese 1986 Filoni toponomastici prelatini nel bacino del Noce in Studi Trentini annata IX Trento 1928 Popoli e lingue dell Alto Adige Studi sulla latinita altoatesina Florenz 1931 Sammelschrift Polemica etrusca Florenz 1934 Der heutige Stand der etruskischen Sprachforschung Florenz R Universita degli Studi di Firenze Istituto di Glottologia Prof C Battisti 1939 Dizionario toponomastico atesino 1936 Storia della questione ladina F Le Monnier Florenz 1937 Fonetica generale Mailand 1938 1978 2000 I nomi locali della Pusteria 1940 Storia linguistica e nazionale delle valli dolomitiche atesine Florenz 1941 L Italianita dell Alto Adige Florenz 1945 Hrsg Essais sur le Haut Adige Florenz 1946 I nomi locali della comunita di Cortina d Ampezzo 1947 Avviamento allo studio del latino volgare 1949 Polemica Ampezzana Ampezzo Ladina e Cadore Terza lettera aperta al Comitato Esecutivo della Zent Ladina Dolomites Firenze 1949 mit Giovanni Alessio Dizionario etimologico italiano 5 Bde Florenz 1950 1957 1975 4132 Seiten Hrsg Atlante toponomastico della Venezia Tridentina Florenz 1951ff Hrsg Miscellanea di studi linguistici in ricordo di Ettore Tolomei Florenz 1953 Italiani e Tedeschi nell Alto Adige Osservazioni su una recente pubblicazione etnografica alto atesina estratto da L Universo 1953 Commento al foglio 2 Saggio di cartografia toponomastica atesina comune di Castelrotto 1953 Il confine italo austriaco al Brennero Firenze 1954 Opzioni riopzioni e separatismo nell Alto Adige Florenz 1954 L Italia e l Alto Adige dall accordo italo austriaco del 1946 alla nota austriaca del 1956 Esperienze d un decennio Florenz 1956 1957 Esperienze di un decennio Seconda edizione riveduta e ampliata Firenze Le Monnier 1957 Sostrati e parastrati nell Italia preistorica Florenz 1959 Vorlesungen an der Universitat Lecce 1956 1958 Le Valli Ladine dell Alto Adige e il pensiero dei linguisti italiani sulla unita dei dialetti ladini 1962 Hrsg L Alto Adige nel passato e nel presente Studi raccolti da Carlo Battisti Florenz Istituto di Studi per l Alto Adige 1963 La relazione della commissione dei XIX e l Alto Adige Firenze Barbera 1964 Il censimento del 1961 e il bilinguismo nell Alto Adige Firenze Istituto di studi per L Alto Adige ca 1965 Avviamento allo Studio del Latino Volgare Bari 1966 mit S Vacante e R Cajoli Alto Adige Addio Ed del Borghese Milano 1967 I nomi del Roveretano distribuiti per comuni 1968 I nomi locali del Burgraviato di Merano 1968 La distribuzione dei dialetti trentini Firenze Istituto di studi per L Alto Adige 1971 I nomi locali dell altopiano di Lavarone Luserna 1972 I nomi locali di Trento e dei suoi dintorni 1972 I nomi locali della media Venosta Val Senalese e Val Martello 1978 L Italia dialettale pubblicato da Arti Grafiche Pacini Mariotti 1999Literatur BearbeitenGiovan Battista Pellegrini Battisti Carlo In Massimiliano Pavan Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 34 Primo supplemento A C Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1988 Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol Ettore Tolomei 1865 1952 und das Archivio per l Alto Adige Tubingen M Niemeyer 1987 ISBN 3 484 82067 5 Rolf Steininger 1918 1919 Die Teilung Tirols In Georg Grote Hannes Obermair Hrsg A Land on the Threshold South Tyrolean Transformations 1915 2015 Peter Lang Oxford Bern New York 2017 ISBN 978 3 0343 2240 9 S 3 25 Francesco Pironti Il Deciframento della lingua etrusca attraverso la traduzione completa libera e letterale italiana e latina dei testi etruschi maggiori con esteso commento critico e grammaticale Volume I Lanciano 1933 Der Gymnasiallehrer Pironti der es mit seiner These vom griechischen Ursprung des Etruskischen bis auf die Titelseite des Osservatore Romano gebracht hatte nahm die vernichtende Kritik durch Battisti 1934 so ernst dass er am 6 Oktober 1935 Selbstmord beging Carlo Battisti Come divenni Umberto D Rom 1955 Autobibliografia hrsg von Giovan Battista Pellegrini Florenz 1970 Studi offerti a Carlo Battisti e Gerhard Rohlfs in Bollettino dell Atlante linguistico mediterraneo 13 15 1971 1973 A Carlo Battisti per i suoi novanta anni in Archivio per l Alto Adige 66 1972 Studi in memoria di Carlo Battisti in Archivio per l Alto Adige 72 1978 Mit Wurdigung durch Giulia Mastrelli Anzilotti und Schriftenverzeichnis Atti del Convegno Commemorativo di Carlo Battisti Trient 1978 Emanuele Banfi Carlo Battisti Glottologo e attore neorealista Trient 1993 Yakov Malkiel 144 Das etymologische Worterbuch von Informanten und Korpussprachen in Worterbucher Dictionaries Dictionnaires Ein internationales Handbuch zur Lexikographie Zweiter Teilband hrsg von Franz Josef Hausmann Oskar Reichmann Herbert Ernst Wiegand und Ladislav Zgusta Berlin New York 1990 S 1323 1334 hier 1325 Studi in memoria di Carlo Battisti in Bollettino dell Atlante linguistico mediterraneo 29 35 1987 1993 Weblinks BearbeitenVeroffentlichungen von Carlo Battisti im Opac der Regesta Imperii Literatur von und uber Carlo Battisti im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Literatur von und uber Carlo Battisti im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Carlo Battisti in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 126f Eintrag in der Mitgliederdatenbank der Akademie Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 64 und S 106 Auch auf das Munstertal hatte Tolomei es abgesehen und wollte die Schweiz dafur im Vorarlberg schadlos stellen Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 164 Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 121 Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 111 Carlo Battisti Il Dizionario Toponomastico Atesino In Atesia Augusta Rassegna mensile dell Alto Adige Jg 1 H 1 Marz 1939 S 27 34 hier S 34 Zur Entnazifizierung in Italien siehe Commissione di epurazione in der italienischen Wikipedia Nationalismus bei Carlo Battisti Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 211 217 Hannes Obermair Nation Building facendo edizioni Il Tiroler Urkundenbuch Richard Heuberger Franz Huter e Otto Stolz In Giuseppe Albertoni et al Hrsg La storia va alla guerra Storici dell area trentino tirolese tra polemiche nazionali e primo conflitto mondiale Studi e Ricerche 18 Universita degli Studi di Trento Trento 2018 ISBN 978 88 8443 825 6 S 285 300 Bezug S 298 299 italienisch Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 132f Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 140 Unter der Oberflache wartete die italienische Bevolkerung auf den Irredentismus Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 156 Steininger 1918 1919 Die Teilung Tirols S 9 Gisela Framke Im Kampf um Sudtirol S 128 Normdaten Person GND 119324512 lobid OGND AKS LCCN n80158742 VIAF 110497168 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Battisti CarloKURZBESCHREIBUNG italienischer Romanist Italianist und ToponomastikerGEBURTSDATUM 10 Oktober 1882GEBURTSORT TrientSTERBEDATUM 6 Marz 1977STERBEORT Empoli Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carlo Battisti Romanist amp oldid 237330414