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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur gleichnamigen Musikgruppe siehe Die Ladiner Die Ladiner bzw Dolomitenladiner sind eine Ethnie bzw Sprachgemeinschaft deren Selbstbewusstsein durch die Zugehorigkeit zur dolomitenladininischen Sprachgruppe bestimmt ist Ladinische Pfluger in den 1960er Jahren in Wengen unterhalb Cians Inhaltsverzeichnis 1 Sprachgebiet Bevolkerung 2 Genetik und Herkunft 3 Kultur und Kulturpflege 4 Wirtschaft 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSprachgebiet Bevolkerung Bearbeiten nbsp Die ladinischsprachigen Taler Fassatal Groden Gadertal Buchenstein und Ampezzo und ihre Lage in NorditalienLadiner leben grossteils im Norden Italiens in einem auch als Ladinien bekannten Gebiet das sich auf folgende Provinzen verteilt Sudtirol Gadertal und Groden Trentino Fassatal und Provinz Belluno Buchenstein und Ampezzo Von den ca 40 000 Personen die das ladinische Sprachgebiet in den Dolomiten bewohnen sind etwa 35 000 Ladiner 1 Die Ladiner stellen knapp vier Prozent der Bevolkerung Sudtirols Ob die ladinische Sprache Teil einer grosseren ratoromanischen Sprachengruppe ist wird unter dem Stichwort der Questione Ladina seit langem diskutiert Genetik und Herkunft BearbeitenIn jungerer Zeit wurden ladinische und anderssprachige Bergdorfer der Alpen als Forschungsobjekt fur die Populationsgenetik entdeckt da sich ihre Bewohner jahrhundertelang isoliert von ihren Nachbarn entwickelt haben Dabei wirkten insbesondere Sprachgrenzen zugleich als genetische Grenzen 2 2006 wurde in sechs ladinischen Talern in Sudtirol und den ostitalienischen Alpen ein signifikant erhohtes Kopplungsungleichgewicht linkage disequilibrium LD festgestellt das besonders in den Talern Stilfs und Groden stark ausgepragt war und auf eine verminderte genetische Diversitat hinweist Phylogenetische Analysen haben gezeigt dass sich die Bevolkerungen dieser beiden Taler sowohl untereinander als auch im Vergleich zu den deutschsprachigen Nachbarbevolkerungen genetisch stark unterscheiden obwohl sie in einem sehr ahnlichen Umfeld leben Diese Ausgangslage ermoglicht beispielsweise die bessere Erforschung genetischer Faktoren fur die Verbreitung von Erbkrankheiten 3 Bereits 1998 wurde die auffallige genetische Differenz zwischen Ladinern und ihren geografischen Nachbarn untersucht die nicht allein durch Isolation entstanden sein kann Denkbar schienen damals unter Bezugnahme auf Parallelen im Nahen Osten zwei Hypothesen Nach der mit den populationsgenetischen Forschungsergebnissen am ehesten kompatiblen Theorie hatten sich im Genom der heutigen ladinischen Bevolkerungen Reste des Erbguts von Alpenbewohnern aus der Altsteinzeit erhalten die in sonst keine moderne europaische Population vorgedrungen sind Einer anderen besser mit sprachgeschichtlichen Forschungsergebnissen korrelierenden Hypothese zufolge konnten Vorfahren heutiger Ladinischsprecher im Laufe der Jungsteinzeit in das Alpengebiet eingewandert sein 4 Kultur und Kulturpflege Bearbeiten nbsp Ladinische Gehofte in Wengen La ValDie Ladiner haben eine eigene Sprache die in verschiedenen Idiomen gesprochen und geschrieben wird Den ersten Versuch eine ladinische Schriftsprache zu entwickeln unternahm Micura de Ru Wie andere Volksgruppen der Region entwickelten die Ladiner im 19 Jahrhundert ein eigenes kulturelles Nationalbewusstsein Wichtige Einrichtungen der Kulturpflege im Sudtiroler Teil Ladiniens sind das Istitut Ladin Micura de Ru das Museum Ladin und das Museum Gherdeina Die Trentiner und Belluneser Ladiner unterhalten eigene Kulturinstitute Majon de Fascegn in Vigo di Fassa Cesa de Jan in Col Colle Santa Lucia und Istituto Ladin de la Dolomites in Borca di Cadore Viele Sudtiroler Sagen stammen aus dem ladinischen Raum so das Nationalepos der Ladiner vom Reich der Fanes Weitere Figuren aus der ladinischen Mythologie sind beispielsweise die Anguana Pavaruk Ondina Vivena Angana Salvan Orco Bregostan und Stria Bestandteil der ladinischen Kultur sind auch die verschiedenen ladinischen Haustypen Wirtschaft Bearbeiten nbsp World Cup Rennen in GrodenDer Tourismus ist seit den 1970er Jahren der Haupteinkommenszweig der Wirtschaft in den Ladinischen Talern Siehe auch BearbeitenRaterLiteratur BearbeitenPeter Hilpold Christoph Perathoner Hrsg Die Ladiner eine Minderheit in der Minderheit Athesia Bozen 2005 ISBN 88 8266 217 9 Tobia Moroder Hrsg Die Dolomitenladiner Mensch Landschaft Kultur Folio Wien 2016 ISBN 978 3 85256 691 7 Christoph Perathoner Die Dolomitenladiner 1848 1918 ethnisches Bewusstsein und politische Partizipation Folio Bozen Wien 1998 ISBN 3 85256 080 2 Weblinks BearbeitenOffizielle Seite des Istitut Cultural Ladin Majon di Fascegn Offizielle Seite des Istitut Cultural Ladin Cesa de Jan Offizielle Seite der Union di Ladins de Gherdeina Groden Figuren der Ladinischen Mythologie mit Bildern Einzelnachweise Bearbeiten Minderheiten in Europa 1 Die Dolomitenladiner PDF 65 kB Infomaterial des SRF Schulfernsehens Stand Februar 2018 Alice Riegler Das Erbe der Einsamkeit In Quart Heft fur Kultur Tirol Nr 10 2007 online Fabio Marroni Irene Pichler Alessandro De Grandi u a Population isolates in South tyrol and their value for genetic dissection of complex diseases In Annals of Human Genetics Band 70 2006 S 812 821 PMID 17044856 Michele Stenico Loredana Nigro Guido Barbujani Mitochondrial Lineages in Ladin Speaking Communities of the Eastern Alps In Proceedings of the Royal Society B Biological Sciences Band 265 1998 S 555 561 JSTOR 50951 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ladiner amp oldid 224189830