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Der Bronzespiegel von Volterra ist ein etruskisches Artefakt aus dem spaten 4 Jahrhundert v Chr und befindet sich heute im Archaologischen Nationalmuseum von Florenz Der Spiegel wurde in Volterra etruskisch Velathri gefunden und zeigt Uni Hera die hochste Gottin der Etrusker wie sie Hercle Herakles saugt Der Bronzespiegel ist ein Beispiel dafur wie die Etrusker griechische Mythen in der bildenden Kunst abgewandelt und neu interpretiert haben Der Bronzespiegel von Volterra 325 300 v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Inschrift 3 Deutung 4 LiteraturBeschreibung Bearbeiten nbsp Fotografie des BronzespiegelsDer Spiegel besteht aus Bronze einer Legierung aus Kupfer und Zinn die in der Antike weit verbreitet war Der Durchmesser der nahezu kreisrunden Scheibe betragt 29 5 cm Die Vorderseite war poliert die dargestellte Gravur befindet sich auf der Ruckseite Der Spiegel besitzt einen Fuss an dem wahrscheinlich ein Griff befestigt war Bronzespiegel dieser Art wurden zwischen dem 6 und 3 Jahrhundert v Chr angefertigt mit einer Hauptproduktionszeit im 4 Jahrhundert v Chr Auf dem Spiegel sieht man wie eine Frau einem erwachsenen bartigen Mann die Brust gibt Aufgrund der Inschrift lassen sich diese beiden Personen identifizieren als Uni die hochste Gottin der Etrusker und Hercle den die Etrusker aus der griechischen Mythologie ubernommen hatten Uni sitzt auf einem reichverzierten Thron Ihre Fusse ruhen auf einem kleinen Schemel Sie ist bekleidet mit einem knochellangen Kleid und tragt auf dem Kopf ein Diadem Rucken und Kopf sind mit einem Schleier oder Umhang bedeckt Hercle hat das linke Bein abgewinkelt vor das rechte gestreckte Bein gesetzt und stutzt sich mit der rechten Hand auf eine Keule Er tragt einen Lendenschurz eine Stirnbinde und einen um den Hals gebundenen Umhang Mehrere Personen sind als Zeugen der Szene anwesend Ganz links steht ein nackter Mann dem von hinten ein Umhang um die linke Schulter und den rechten Unterarm fallt In der linken Hand tragt er einen langen Lorbeerzweig und auf dem Kopf einen Lorbeerkranz Es konnte sich daher um Apulu Apollon handeln eine der griechischen Gotterwelt entlehnte Gottheit Neben Apulu steht eine weitere anscheinend unbekleidete Person die bisher nicht identifiziert werden konnte Es durfte sich ebenfalls um eine Gottheit handeln da die heroische Nacktheit Gottlichkeit versinnbildlicht In der Mitte nach hinten versetzt sieht man eine weibliche Person mit Diadem und Schleier Es konnte die Gottin Hebe dargestellt sein eine Tochter von Hera die dem Herakles nach seiner Erhebung in den Olymp zur Frau gegeben wurde Sie scheint mit ihrer rechten Hand schutzend einen Umhang uber Uni zu legen Auf der rechten Seite sieht man einen bartigen Mann dessen Korper mit einem langen Umhang mit Borte bedeckt ist In der linken Hand halt er eine Lanze oder einen Dreizack Daher konnte es sich um Nethuns Neptun handeln einen etruskischen Wassergott der dem griechischen Poseidon entspricht Die herrschende Meinung nimmt dagegen an dass Tinia der oberste Gott der Etrusker und Ehemann von Uni dargestellt ist Mit der rechten Hand lenkt er den Blick aller Anwesenden ausser Uni und Hercle auf eine Inschrift die in Stein gemeisselt auf einer Saule ruht Die gesamte Bildszene wird oben und unten durch Streifen mit verschiedenen Zickzack Mustern begrenzt Die dadurch entstehenden Felder sind ebenfalls mit Bildmotiven gefullt Im oberen Kreissegment blickt ein Satyr mit nacktem Oberkorper in eine Schale Im unteren Feld erscheint ein nacktes mannliches Flugelwesen das mit der linken Hand ein Ei emporhebt In der rechten Hand halt es ein weiteres Ei Inschrift Bearbeiten nbsp Tinia deutet auf die InschriftDie Schriftzeichen sind entsprechend den etruskischen Schreibgewohnheiten von rechts nach links geschrieben wobei die einzelnen Worter durch Doppelpunkte voneinander getrennt sind sich aber uber den Zeilenumbruch erstrecken konnen Die Inschrift lautet ECA SREN TVA ICHNAC HERCLE UNIAL CLAN THRA SCEECA SREN steht fur dieses Bild TVA konnte ein Verb in der dritten Person Singular sein und zeigt bedeuten ICHNAC entspricht wie HERCLE steht im Nominativ und UNIAL ist der Genitiv von UNI CLAN bedeutet Sohn THRA konnte eine Form von saugen sein und SCE fur Milch stehen Gelegentlich wird THRASCE als ein Wort gelesen in der Bedeutung er hat gesaugt Insgesamt ergibt sich die Lesung Dieses Bild zeigt wie Hercle Unis Sohn Milch gesaugt hat Der griechische Herakles hat tatsachlich an der Brust von Hera gesaugt allerdings im Sauglingsalter und nicht als erwachsener Mann Inschriften auf etruskischen Kunstwerken dienten nicht nur der Beschreibung sondern gaben der Darstellung auch einen sakralen Charakter Das Schreiben selbst war ein ritueller Akt mit magischer Wirkung Deutung Bearbeiten nbsp Uni gibt Hercle die BrustIn der griechischen Mythologie hatte Zeus mit Alkmene Herakles gezeugt weshalb Hera aus Eifersucht zur lebenslangen Verfolgerin desselben wurde Aus Angst vor Heras Hass setzte Alkmene den Saugling aus Athene fand ihn und brachte ihn zu Hera die Herakles nicht erkannte und ihn aus Mitleid saugte Mit der gottlichen Milch erhielt Herakles ubernaturliche Krafte aber keine Unsterblichkeit In seiner Kindheit musste Herakles einen Mordanschlag von Hera uberstehen Spater uberzog sie ihn mit Wahnsinn so dass er Frau und Kinder erschlug Als Herakles qualvoll im Sterben lag wurde er unter die olympischen Gotter erhoben und erlangte Unsterblichkeit Die erlittenen Qualen begutigten Hera so dass sie Herakles adoptierte und mit ihrer Tochter Hebe der Gottin der Jugend vermahlte In der etruskischen Mythologie wird der Hass von Hera auf Herakles auf nur wenigen Denkmalern thematisiert Es uberwiegt eindeutig die Darstellung einer freundschaftlichen und sogar liebevollen Beziehung zwischen Uni und Hercle die der theophoren Bedeutung des Namens Herakles besser entspricht Ruhm von Hera In den auf Vasen oder Spiegeln dargestellten Szenen wird Hera oftmals von Herakles beschutzt oder gerettet nbsp Bronzespiegel aus Tarquinia mit Uni und Hercle 4 Jahrhundert v Chr Das Motiv des Saugens eines erwachsenen Herakles ist nur auf italischen und etruskischen Artefakten zu finden und erscheint auf vier etruskischen Bronzespiegeln und einer suditalienischen Vase Das Saugen ist offenbar als rituelle Handlung zu verstehen durch die Herakles einerseits von Hera adoptiert und andererseits fur den Eintritt in den Olymp vorbereitet wird da ihm nach etruskischer Auffassung erst die Milch Unsterblichkeit verleiht Die Apotheose des Herakles ist zwar ein griechischer Mythos ihn aber mit dem Saugen in Verbindung zu setzen ist eine italische bzw etruskische Besonderheit Da Hercle durch das vorgenommene Ritual nun zum Gott werden wird und somit der Familie von Tinia und Uni wurdig ist wird die weibliche Person im Hintergrund seine zukunftige Braut Hebe sein die Tochter von Uni und Tinia Die Darstellung zeigt also nicht nur die Adoption und Apotheose des Hercle sondern auch die Zeremonie der Eheschliessung von der Uni die Patronin ist Durch das Saugen verwandelt also die Gottin den Helden und verleiht ihm Gluck und Unsterblichkeit Der Satyr betreibt offenbar Leconomantie eine Form der Divination bei der man anhand von Wasser in einer Schale die Zukunft vorhersagte Vielleicht sieht der Satyr in der Schale die bevorstehende Apotheose des Hercle Literatur BearbeitenGiuliano Bonfante Larissa Bonfante The Etruscan Language An Introduction 2 Auflage Manchester University Press Manchester New York 2002 ISBN 0719055407 S 155 Larissa Bonfante Nursing Mothers in Classical Art In Ann Olga Koloski Ostrow Claire L Lyons Hrsg Naked Truths Women Sexuality and Gender in Classical Art and Archaeology Routledge London u a 1997 ISBN 0415159954 S 174 196 hier S 180 181 Larissa Bonfante Etruscan mirrors and the grave In Marie Laurence Haack Hrsg L ecriture et l espace de la mort Epigraphie et necropoles a l epoque preromaine Publications de l Ecole francaise de Rome Rom 2016 ISBN 9782728310951 S 284 308 hier S 298 299 online Nancy Thomson de Grummond Hrsg A Guide to Etruscan mirrors Archaeological News Tallahassee FL 1982 ISBN 0943254000 S 76 Nancy Thomson de Grummond Etruscan Myth Sacred History and Legend University of Pennsylvania Philadelphia PA 2006 ISBN 9781931707862 S 82 84 Ambros Josef Pfiffig Herakles in der Bilderwelt der etruskischen Spiegel Umzeichnungen von Johannes Thomas Ambrozy Akademische Druck u Verlagsanstalt Graz 1980 ISBN 3201011428 S 14 15 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bronzespiegel von Volterra amp oldid 225193689