www.wikidata.de-de.nina.az
Die Bravais Gitter sind eine Einteilung der moglichen Gittersysteme Translationsgruppen in der Kristallographie R n 1 a 1 n 2 a 2 n 3 a 3 displaystyle mathbf R n 1 mathbf a 1 n 2 mathbf a 2 n 3 mathbf a 3 mit ganzen Zahlen n i displaystyle n i und linear unabhangigen Vektoren a i i 1 2 3 displaystyle mathbf a i i 1 2 3 im Fall von drei Dimensionen die das Gitter aufspannen primitive Vektoren Bravais Gitter sind Teil der Klassifikation der Raumgruppen und die mathematische Ableitung der Klassifikation der Bravais Gitter findet sich in der zugehorigen Literatur 1 Die Bravais Gitter sind also eine Klassifikation der moglichen Translationsgruppen regelmassiger Punktgitter 2 In drei Dimensionen gibt es vierzehn Bravais Gitter 3 Bei der Darstellung der Bravais Gitter geht man traditionell von den Punktgruppen und deren Einteilung in sieben Kristallsysteme bzw 32 Kristallklassen Typen von Punktgruppen aus Aus der Basiszelle des Kristallsystems entstehen die Bravais Gitter durch Translation und sie werden durch Addition weiterer Gitterpunkte zur Basiszelle konstruiert Hierbei ist die Basiszelle der Symmetriegruppe des Kristallsystems angepasst vergleiche die Diskussion bei Elementarzelle und die Darstellung weiter unten Fur die Bravais Gitter mussen im Allgemeinen noch weitere Gitterpunkte hinzugefugt werden die als Ausgangspunkt gewahlte Basiszelle entspricht nicht der primitiven Elementarzelle des Gitters Das kann auf sechs mogliche Arten geschehen flachenzentriert in jeweils gegenuberliegende Seiten A B C oder in jeder Flache F raumzentriert I und primitiv P das heisst keine Addition von zusatzlichen Gitterpunkten 4 Wahrend die Punktgruppen Symmetrien in der ausseren Kristallform sichtbar sind und aus den Symmetrieelementen Drehung Spiegelung Inversion und Drehinversion bestehen kommen bei der Klassifizierung in den Bravais Gittern die Translationen hinzu die im Kristallgitter von mikroskopischer Grossenordnung Angstrom sind und nicht in der ausseren Kristallform sichtbar Dabei werden alle Gitterpunkte als gleichwertig betrachtet Bei der Beschreibung der Kristallstruktur kommt im Allgemeinen zum mathematischen Gitter definiert uber die moglichen Translationen noch die Beschreibung der Basis hinzu die auch aus mehreren Atomen bestehen kann Kristallstruktur ist gleich Gitter plus Basis Auguste Bravais klassifizierte um 1849 5 die verschiedenen moglichen Translationsgitter indem er gleiche parallelepipede Zellen in alle Richtungen aneinander legte Die Ecken der Zellen ergeben dann ein dreidimensionales Punktgitter die im realen Kristall die Schwerpunkte der Kristallbausteine z B Atome oder Molekule darstellen Im Allgemeinen ist das erzeugende Parallelepiped ein schiefes Prisma bei dem sich alle drei Seitenlangen und Winkel voneinander unterscheiden In diesem Fall handelt es sich um ein triklines Kristallsystem Genugen die Seitenlangen und oder Winkel weiteren Bedingungen so konnen sich hohere Symmetrien ergeben Das kubische Kristallsystem verlangt beispielsweise rechte Winkel und gleich lange Zellkanten Bravais fiel auf dass es Gittertypen gibt die eine Besonderheit aufweisen Ihre Symmetrie ist hoher als an der kleinsten moglichen Zelle ohne weiteres erkennbar ware Beim Halit ist es moglich die halbe Flachendiagonale eines Wurfels als Translation zu wahlen Das entstehende Gitter hat jedoch ein Rhomboeder mit dem Winkel von 70 31 44 als kleinstes Parallelepiped Aus Symmetriegrunden ist es viel zweckmassiger aus dem Gitter einen Wurfel als sogenannte Elementarzelle herauszugreifen Diese kubische Elementarzelle ist grosser als der Rhomboeder und enthalt in der Mitte jeder Flache einen weiteren Gitterpunkt Dieses Gitter wird kubisch flachenzentriert genannt Die kleinstmogliche Zelle im Gitter des Halits ist ein Rhomboeder blau Erst die flachenzentrierte Elementarzelle schwarz macht die kubische Symmetrie des Gitters deutlich Inhaltsverzeichnis 1 Verwendung 2 Klassifikation 2 1 Rechtwinklige orthogonale Achsensysteme 2 1 1 Kubisches Kristallsystem 2 1 2 Tetragonales Kristallsystem 2 1 3 Orthorhombisches Kristallsystem 2 2 Schiefwinklige Achsensysteme 2 2 1 Hexagonales Kristallsystem 2 2 2 Trigonales Kristallsystem 2 2 3 Monoklines Kristallsystem 2 2 4 Triklines Kristallsystem 3 Hermann Mauguin Symbolik 4 Bravais Gitter in nicht dreidimensionalen Raumen 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerwendung BearbeitenDer eigentlich rein mathematische Begriff des Bravais Gitters findet oft Verwendung in den Naturwissenschaften wie etwa der Kristallographie Mineralogie Materialwissenschaft Festkorperchemie oder der Festkorperphysik da sich so die Anordnung der Atome innerhalb eines Kristalls systematisch beschreiben lasst Hierbei ist jedoch nicht notwendigerweise jeder Gitterpunkt durch ein Atom reprasentiert Das Bravais Gitter liefert ausschliesslich das mathematische Gerust das in einer Kristallstruktur durch Atome die Basis aufgefullt wird Die Kristallstruktur besteht somit aus dem Gitter und der Basis welche sich an jedem Gitterpunkt wiederholt und wird in der Kristallographie als fundamentales Prinzip verstanden So ergibt sich z B die NaCl Struktur aus einem kubisch flachenzentrierten Gitter und einer zweiatomigen Basis je eines Na Kations und Cl Anions Eine besondere Bedeutung hat es bei der Strukturaufklarung von Kristallen insbesondere Rontgenkristallographie Anhand der Metrik der Reflexe im reziproken Raum und deren systematischer integraler Ausloschung kann das Bravais Gitter des Kristalls bestimmt werden Klassifikation BearbeitenDie Bravais Gitter werden anhand ihrer Punktgruppe den sieben Kristallsystemen zugeordnet Entspricht die Basiszelle des Bravais Gitters einer primitiven Elementarzelle des Kristallgitters sie hat dann das kleinstmogliche Volumen die Zelle enthalt einen Punkt spricht man von einem primitiven Gitter Die weitere Differenzierung der sieben Kristallsysteme zu den 14 Bravais Gittern erfolgt durch Anordnung weiterer Gitterpunkte entweder in der Raummitte raumzentriert oder innenzentriert auf den Mittelpunkten aller Begrenzungsflachen flachenzentriert oder auf den Mittelpunkten der zwei Basisflachen basiszentriert der Elementarzelle Im Folgenden sind die Bravais Gitter nach den Kristallsystemen mit abnehmender Symmetrie geordnet Rechtwinklige orthogonale Achsensysteme Bearbeiten Kubisches Kristallsystem Bearbeiten hochste Symmetrie drei gleich lange Achsen im 90 Winkelkubisch primitiv raumzentriert flachenzentriert nbsp nbsp nbsp sc simple cubic bcc body centered cubic fcc face centered cubic Tetragonales Kristallsystem Bearbeiten zwei gleich lange Achsen drei 90 Winkeltetragonal primitiv raumzentriert nbsp nbsp Orthorhombisches Kristallsystem Bearbeiten auch Rhombisches Kristallsystem drei 90 Winkel keine gleich langen Achsenorthorhombisch primitiv basiszentriert raumzentriert flachenzentriert nbsp nbsp nbsp nbsp Schiefwinklige Achsensysteme Bearbeiten Hexagonales Kristallsystem Bearbeiten zwei gleich lange Achsen in einer Ebene im 120 Winkel die dritte Achse senkrecht dazuhexagonal primitiv nbsp dd Trigonales Kristallsystem Bearbeiten Trigonale Kristallstrukturen konnen ebenfalls im hexagonalen Gitter beschrieben werden hexagonale Aufstellung a b c a b 90 g 120 siehe Abbildung oben Als Spezialfall kann eine rhomboedrische Zentrierung auftreten drei gleich lange Achsen drei gleiche Winkel ungleich 90 siehe Abbildung unten nicht mit dem orthorhombischen Kristallsystem zu verwechselnrhomboedrisch nbsp dd Monoklines Kristallsystem Bearbeiten zwei 90 Winkel keine gleich langen Achsenmonoklin primitiv basiszentriert nbsp nbsp dd Triklines Kristallsystem Bearbeiten geringste Symmetrie aller Gitter keine gleichen Winkel keine gleich langen Achsentriklin nbsp dd Hermann Mauguin Symbolik BearbeitenIn der Hermann Mauguin Symbolik siehe auch Punktlage Triklin P1 Monoklin primitiv P2 m basis flachenzentriert C2 m Orthorhombisch primitiv Pmmm innenzentriert Immm basisflachenzentriert Cmmm flachenzentriert Fmmm Hexagonal P6 mmm Rhomboedrisch R3 m Tetragonal primitiv P4 mmm innenzentriert I4 mmm Kubisch primitiv Pm3 m innenzentriert Im3 m flachenzentriert Fm3 mBravais Gitter in nicht dreidimensionalen Raumen BearbeitenIm Zweidimensionalen gibt es funf Bravais Gitter davon vier primitive 6 das schiefwinklige Gitter sowie vier spezielle Typen das quadratische das rechteckige das hexagonale sowie das zentriert rechteckige Gitter welches als einziges nicht primitiv ist Die Oberflache aller dreidimensionalen Gittertypen besteht aus diesen zweidimensionalen Gittertypen Sie haben daher in der Oberflachenphysik sowie der Nanotechnologie eine grosse Bedeutung nbsp Die funf zweidimensionalen Bravais Gitter 1 schiefwinklig 2 rechtwinklig 3 zentriert rechteckig 4 hexagonal 5 quadratisch Die Einheitszellen sind grun hinterlegt wahrend die reduzierten Zellen durch die Basisvektoren aufgespannt werden und mit durchgezogener Linie dargestellt sind Im Vierdimensionalen gibt es 64 Bravais Gitter 10 davon zerfallen in enantiomorphe Paare zahlt man dies nicht mit sind es 54 7 Siehe auch BearbeitenKristallfamilie Pearson SymbolikWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Bravais Gitter Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten z B Johann Jakob Burckhardt Die Bewegungsgruppen der Kristallographie 2 Auflage Birkhauser 1966 Okrusch Matthes Mineralogie Springer Verlag 2005 S 9f Helmut G F Winkler 1950 Hundert Jahre Bravais Gitter In Die Naturwissenschaften Band 37 Nummer 17 Seiten 385 390 doi 10 1007 BF00738360 Sanat Chatterjee Crystallography and the World of Symmetry Springer Verlag 2008 S 28f Abschnitt Bravais Gitter Bravais Abhandlung uber die Systeme von regelmassig auf einer Ebene oder im Raum vertheilten Punkten Leipzig 1897 franzosisches Original J Ecole Polytechnique Band 19 1850 S 1 128 Martin Henzler Wolfgang Gopel Oberflachenphysik des Festkorpers Teubner Stuttgart 1994 ISBN 3 519 13047 5 Harold Brown J Neubuser H Wondratschek R Bulow Hans Zassenhaus Crystallographic groups of four dimensional space Wiley 1978 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bravais Gitter amp oldid 232954093